Alexanderfeldzug-Hannibalfeldzug

A

Alexandre

Gast
Hallo Community,

zu meiner Fragestellung:

Warum führten die wiederholten Niederlagen der persischen Armee(Alexanderfeldzug) zum Untergang des Perserreiches und die wiederholten Niederlagen der römischen Armee(Hannibalfeldzug) zum letztendlichen Aufstieg des römischen Reiches zur Supermacht oder Weltmacht?

Genauer gefragt wieso führte ersteres zum Fall der herrschenden Weltmacht und warum kennzeichnete letzteres den Beginn einer Imperialen Weltmacht noch nie gekannten Ausmaßes?

1. Meine Frage zielt nicht auf Militärtheoretische Antworten ab wie z.B.:
'Die unterschiedlichen Strategien welche den Feldzügen zugrunde liegen
können als Begründung herangezogen werden um...'
Vielmehr habe ich andere Faktoren im Sinn, welche auch immer.
War es z.B. ausgemachte Sache, dass die Perser nach der Niederlage bei
Gaugamela nicht mehr weiter Krieg hätten führen können?

2. Es ist eigentlich auch nicht mein Bestreben, eine klare direkte Antwort zu
bekommen(was nicht heissen soll, dass ich gegen eine Diskussion bin).
Vielmehr würde es mich interessieren, ob generell wissenschaftliche
Literatur zu genau dieser Fragestellung existiert. Ich würde mich sehr über
Literaturangaben freuen und natürlich auch gerne über dieses Thema
diskutieren.

Gruß Alexandre
 
die wiederholten Niederlagen der römischen Armee(Hannibalfeldzug) zum letztendlichen Aufstieg des römischen Reiches zur Supermacht oder Weltmacht?

Die römische Armee war letzlich siegreich. Unterlegen hat logischerweise Karthago.
Und eben diese Niederlage Karthagos war ausschlaggebend für die Machtgewinnungen Roms.
zuvor war Karthago der einzige "ebenbürtige" Rivale des aufblühenden römischen Reiches. Mit der Vernichtung / Eroberung Karthagos erhielt Rom die Macht über das gesammte westliche Mittelmeer und konnte somit einen großen Teil des Handels kontrollieren.
Weiterhin hatte die römische Flotte keinen wirklichen Rivalen mehr, wodurch die Seehoheit relativ einfach auf das gesamte Mittelmeer ausgeweitet werden konnte.
Ebenso standen Rom viele Gebiete zur Eroberung "frei", da es etliche kleine Staaten gab (so zum Beispiel Südfrankreich, die Ostküste Spaniens, die Küstenregionen östlich der Adria, Teile Nordafrikas...) und nur wenige andere größere Staaten, die ihnen wirklich gefährlich werden konnten.
Durch die Kontrolle des Seehandels erlangte Rom zusätzlich einigen Reichtum, welcher natürlich auch in militärische Aufrüstung investiert werden konnte.

Auf der anderen Seite hatte Alexander der Große Probleme, die Rom nicht hatte.
Auch wenn die militärische Taktik überlegen war bestanden noch viele andere Mächte, die ihm zusammen mehr als ebenbürtig waren. Da diese vor allem in mehreren größeren Staaten gebündelt war kamen etliche Probleme auf Alexander zu. (Wenn z.B. einem land, welches 500km ins Landesinnere reicht der Krieg erklärt wurde, so musste er gezwungenermaßen dieses bis ins Hinterland erobern oder wieder Frieden schliessen, da sonst ein Gegenangriff erfolgt wäre. Ebenso waren größere militärische Stärken von Nöten, da prinzipiell größeres Reich -> größeres Heer gilt.)
Ebenso hatte er nur selten die Vorteile eines Seeweges zur Verfügung, Rom konnte seite Truppen deutlich schneller entlang der Küste verteilen und verschieben, Alexander war auf Märsche angewiesen, welche bekanntlich mehr Zeit beanspruchen.


Weiterhin ist zu beachten, dass Alexander eine sehr ausschlaggebende Position hatte, er war _der_ Herrscher. Mit seinem Tod wollten natürlich einige Leute die Macht an sich reissen, was im Endeffekt das riesige Reich wieder zerriss.
Rom hingegen hatte ein stärkeres "Zusammenhaltsgefühl", war zu diesem Zeitpunkt noch Königreich und hatte mehr demokratische Züge.



Schon bei Wiki gesucht?
 
macabre schrieb:
Rom hingegen hatte ein stärkeres "Zusammenhaltsgefühl", war zu diesem Zeitpunkt noch Königreich und hatte mehr demokratische Züge.

Rom war zum Zeitpunkt der Punischen Kriege (der 1. ging von 264 bis 241 v. Chr., der 2. mit Hannibal von 218 bis 201 v. Chr.) schon längst eine Republik. Ob das der Grund ist, weshalb sie den Krieg gegen Hannibal letztendlich gewonnen habe, weiß ich nicht, ist wahrscheinlich auch Spekulation.

Um die von Alexandre gestellte Frage zu beantworten, kommt man um die Militärtheorie auch nicht herum. Trotz der vielen, z. T. auch sehr verheerenden Niederlagen u. a. am Trasimenischen See und bei Cannae, hat Rom es immer wieder geschafft, genug Legionen wieder aufzustellen, um sich weiterhin Hannibal zu stellen. Allerdings fehlte es irgendwann auch an Rekruten von römischen Bürgern und Verbündeten, so daß auf selbst auf freiwillige Sklaven und Gladiatoren zurückgegriffen werden mußte.

Einige der Niederlagen sind auch sicherlich auf die Zögerlichkeit der römischen Feldherren zurückzuführen, bzw. darauf, daß einer der Konsuln, zögerlich war, während der andere die Offensive suchen wollte.

Wenn's genauer gewünscht wird, schau ich es gerne alles nochmal nach. Hab, wie schon im anderen Thread gesagt, den Conolly nicht neben mir liegen, und mein Gedächtnis ist da nicht so genau. :autsch: Ansonsten hilft uns Tib. Gabinius sicherlich gerne aus auch ohne in einem Buch nachgucken zu müssen :yes:
 
Allerdings fehlte es irgendwann auch an Rekruten von römischen Bürgern und Verbündeten, so daß auf selbst auf freiwillige Sklaven und Gladiatoren zurückgegriffen werden mußte.

Das ist Propaganda in dem Sinn, daß Rom selbst nach Cannae noch genug National Römische Truppen hatte. 2 Legionen standen in Rom, 2 Legionen im Appenin, 1 Legion in Sardinien, 2 Legionen in Sizilien und mehrere Legionen in Spanien.

Dazu kamen 2 weitere Legionen die man zu diesem Zeitpunkt wieder aufstellte.

Man ergänzte zwar die Verluste dann mit Freiwilligen Sklaven, aber das war nicht entscheidend, es wird nur als Beispiel für die Entschlossenheit propagandistisch genannt.

z.B. unterschlugen die römischen Geschichtsschreiber ebenso die entscheidende Hilfe der Bundesgenossen und stellten nur die römische Leistung in den Vordergrund, was das Bild auch verzerrt.

War es z.B. ausgemachte Sache, dass die Perser nach der Niederlage bei
Gaugamela nicht mehr weiter Krieg hätten führen können?

Die Perser haben nach Gaugamela weiter Krieg geführt, der Krieg war da noch nicht aus, aber verloren.

Genauer gefragt wieso führte ersteres zum Fall der herrschenden Weltmacht und warum kennzeichnete letzteres den Beginn einer Imperialen Weltmacht noch nie gekannten Ausmaßes?

Das hat 1 gesellschaftliche Gründe (unterschiedlicher Aufbau des Persischen Staates und des Römischen – die Persischen Adligen schlossen sich Alexander an, ebenso die Truppen der Satrapien, man lief einfach über, die Truppen Alexanders bestanden in der Folge immer mehr aus Persern was sogar massive Spannungen zwischen Alexander und den Makedonen hervorrief. Das wäre in Rom undenkbar gewesen, sich Hannibal anzuschließen, aus Sozialkulturellen Gründen) und

2 (entscheidender) waren die Niederlagen Roms nur scheinbar vernichtend, sie waren eben nie Entscheidend, Rom erlitt keine Entscheidenden Niederlagen, daß ist der Unterschied, weder wurde das Kernland erobert (auch die entscheidenden Etruskischen Bundesgenossen blieben bei Rom und frei von karthagischer Truppenpräsenz) noch Roms Führungsschicht ausgeschaltet. Selbst Cannae war nur eine Schlacht, keine Entscheidungsschlacht wie Gaugamela.
 
1. Meine Frage zielt nicht auf Militärtheoretische Antworten ab wie z.B.:
'Die unterschiedlichen Strategien welche den Feldzügen zugrunde liegen
können als Begründung herangezogen werden um...'
Vielmehr habe ich andere Faktoren im Sinn, welche auch immer.
War es z.B. ausgemachte Sache, dass die Perser nach der Niederlage bei
Gaugamela nicht mehr weiter Krieg hätten führen können?
Wie Aelia so richtig sagte, ohne Militärtheorie kommst du hier nicht rum, aber wie auch Quintus hier richtig anführt, deine exemplarische Frage kann nur zur Antwort haben:
Eine Niederlage der persischen Armee kann, je nach schwere und den Vorbedingungen, zur Folge haben, dass der Anführer seinen Anspruch verliert, was die innere Stabilität auseinander bringt und die Koalition zerstört.
In diesem Fall führt Quintus das übergehen zur Feindseite an, das ist nicht unbedingt die einzige Variante und wird auch nicht immer als Lösung angesehen.

Auch ohne dieses Überlaufen war mit dem Sturz des Dareios das Perserreich erledigt, da ein Feind im Land stand und die Nachfolge durch z.B. einen Bürgerkrieg und / oder politische Intrigen hätte geklärt werden müssen.
Es bestand allerdings eine Restwahrscheinlichkeit, dass dies gelungen wäre, hätte mans versucht. Nur ist diese sehr gering, darum spricht man von einem "muss".

Nicht viel anderes wäre bei wiederholten schweren Niederlagen oder dem Tod des Alexanders passiert. Er hatte den Herrscheranspruch und war Heerführer, wäre das vertrauen erschüttert worden hätte sich seine "Koalition" zersetzt, so wie sie es ja letztlich nach seinem natürlichen Ableben auch tat.

In Rom war dies nicht möglich. Versagte ein Feldherr wurde er abgesägt. Politisch oder physisch. Da aber diese Wechsellei sowieso im System vorgesehen war, hatte es keine gravierenden Folgen, es war also nicht personenbezogen.

2. Es ist eigentlich auch nicht mein Bestreben, eine klare direkte Antwort zu
bekommen(was nicht heissen soll, dass ich gegen eine Diskussion bin).
Vielmehr würde es mich interessieren, ob generell wissenschaftliche
Literatur zu genau dieser Fragestellung existiert. Ich würde mich sehr über
Literaturangaben freuen und natürlich auch gerne über dieses Thema
diskutieren.

Zu genau diesem Vergleich bin ich mir unsicher, aber in verschiedenen, englischsprachigen Büchern die sich mit frühzeitlicher und antiker Kriegsführung beschäftigen werden die Aspekte der persönlichen Bindung der Heere erläutert.
Da ich momentan etwas geschlaucht bin, muß ich leider Aelia auch enttäuschen, ich müßte wirklich nachschlagen um dir da konkrete Tipps zu geben...



Und was Hannibal angeht: wer siegt ohne zu verstehen wie man seine Siege nutzt muß sich nicht wundern wenn der Gegner sich immer wieder erholt und zurückschlägt...es ist nicht immer nur römische Stärke, manchmal ists auch die Dummheit der Gegner.
 
Zuletzt bearbeitet:
Und was Hannibal angeht: wer siegt ohne zu verstehen wie man seine Siege nutzt muß sich nicht wundern wenn der Gegner sich immer wieder erholt und zurückschlägt..

Es ist mMn viel mehr eine Frage der Strategie, Hannibals Strategie für den Krieg war falsch von Anfang an.

Er ließ ja z.B. systematisch nach jeder Schlacht die Gefangenen Bundesgenossen laufen, selbst wenn er in der nächsten Schlacht wieder exakt diesen Leuten gegenüberstand, (auf diese Weise rettete Rom übrigens numerisch 2 Legionen Bundesgenossen von Schlacht zu Schlacht, die wurden nach jeder Schlacht frei gelassen und traten trotzdem jedes mal wieder ihren Dienst in Rom an)

Selbst dann ließ er die wieder laufen.

Nach Cannae wirkte er diplomatisch auf die Bundesgenossen ein und tatsächlich liefen sie nun Stück für Stück über, darunter die zweitgrößte Stadt Italiens Capua.

Das scheinbare Aufgehen seiner Strategie : das Bundesgenossen System zu zerschlagen um dann danach !! mit den Bundesgenossen zusammen Rom selbst anzugreifen, schien kurzzeitig zu funktionieren.

Aber die entscheidenden Bundesgenossen (Etrusker) blieben bei Rom und stellten weitere Truppen, und die Römer machten militärisch keine größeren Fehler mehr.

Den Sieg nutzen ist leicht geschrieben, aber wie hätte Hannibal den Sieg nutzen sollen ?!

Ein Angriff auf Rom selbst war ein viel zu hohes Risiko, eventuell sogar unmöglich. Die Eingeschlagene Strategie war bedingt durch die Ausgangsgrundlagen (Truppenstärke und Zusammensetzung mit der er nach Italien gekommen war) die einzig mögliche, sie scheiterte aber aus Sozialkulturellen und Kulturellen Gründen, die Hannibal vorher nicht vorhergesehen hatte.

Daher ist der Fehler Hannibals nicht das Nicht-Nutzen seiner Siege, sondern eine von Anfang an falsche Strategie !!
 
Quintus Fabius schrieb:
Es ist mMn viel mehr eine Frage der Strategie, Hannibals Strategie für den Krieg war falsch von Anfang an.

(...)
Den Sieg nutzen ist leicht geschrieben, aber wie hätte Hannibal den Sieg nutzen sollen ?!
Du schreibst es doch selbst... Seine Siege hätte er mit einer anderen oder einer lebendigen Strategie durchaus besser nutzen können. Wie genau diese auszusehen hat, ist glaube ich unnütz zu diskutieren, hierbei handelt es sich um "was wäre wenn".


Er ließ ja z.B. systematisch nach jeder Schlacht die Gefangenen Bundesgenossen laufen, selbst wenn er in der nächsten Schlacht wieder exakt diesen Leuten gegenüberstand, (auf diese Weise rettete Rom übrigens numerisch 2 Legionen Bundesgenossen von Schlacht zu Schlacht, die wurden nach jeder Schlacht frei gelassen und traten trotzdem jedes mal wieder ihren Dienst in Rom an)

Selbst dann ließ er die wieder laufen.

Nach Cannae wirkte er diplomatisch auf die Bundesgenossen ein und tatsächlich liefen sie nun Stück für Stück über, darunter die zweitgrößte Stadt Italiens Capua.
Im Nachhinein leicht gesagt. Wir steckten nicht in seiner Haut. Diese Stratgie hätte aufgehen können, er hätte sie variieren können oder ein Risikospiel beginnen.
Wer weiß wie eine erfolgreich angesetzte Belagerung Roms hätte wirken können, zumal nach einem vernichtenden Sieg wie Canne oder dem Trasimenischen See...

Letztlich hat er gesiegt und doch verloren, wie sonst ist dies zu beschreiben als "die Siege nicht zu nutzen verstanden"?
Da hilft es auch nicht das ganze umzuformulieren und zu sagen "seine Strategie war falsch", was sie, wie du oben lesbar ja selbst widerlegst.
 
Wer weiß wie eine erfolgreich angesetzte Belagerung Roms hätte wirken können,

Er wäre zur höheren Wahrscheinlichkeit gar nicht nach Rom gekommen. Ganz Latium, vor allem die Grenzgebiete nach Kampanien waren ein einziger Festungsgürtel, dort stationierten die Römer ja auch nach Cannae ihre Truppen und Hannibal machte, als er in Kampanien war nicht einmal den Versuch, die dort stehenden römischen Truppen anzugreifen oder durchzubrechen, obwohl er doch z.b. im Appenin vor der Trasimeno Schlacht schon einmal waghalsig durchgebrochen war.

Das läßt mMn auf eine sehr starke römische Position schließen. Es gelang Hannibal ja nicht einmal, römische Festungen in Kampanien einzunehmen, selbst mit Hilfe von Capua nicht.

Bevor er in Rom gewesen wäre, hätten die Römer um die 6 Legionen in der Stadt und um die Stadt herum gehabt, dazu noch die Aufgebote der Latiner. Hannibal wäre vor Rom von jedem Nachschub abgeschnitten gewesen und hätte sein Heer nicht ernähren können. Der Kontakt zu seinen Italienischen Verbündeten im Süden wäre abgerissen.

Insgesamt scheint mir einfach eine Belagerung von Rom durch Hannibal als unmöglich, was mMn auch der Grund war, warum Hannibal das gar nicht erst versucht hat. Es geht mir dabei nicht um ein was wäre wenn, sondern eben nur um die Frage, warum Hannibal nicht nach Cannae nach Rom gezogen ist. (die Geschichte mit Maharbal ist z.b. ja eine römische Erfindung)

Letztlich hat er gesiegt und doch verloren, wie sonst ist dies zu beschreiben als "die Siege nicht zu nutzen verstanden"?

Da hast du natürlich vollkommen recht, wenn du das So meinst, ich hatte es anders verstanden, in dieser Form natürlich 100% Zustimmung.
 
Hallo Community,

zu aller erst möchte ich mich für die vielen und vor allem ausführlichen sowie hilfreichen Antworten bedanken.
Des Weiteren meine ich, dass der Thread vielleicht verlegt werden sollte, da durch meine Antwort sicherlich eine Diskussion entstehen wird. Wenn jemand so nett wäre. Danke!

Im Folgenden möchte ich auf die verschiedenen Antworten eingehen und danach wieder zu meinem Hauptpunkt zurückkommen.
Ich habe in chronologischer Reihenfolge geantwortet.

macabre schrieb:
Die römische Armee war letzlich siegreich.
Richtig. Mein Satz, auf den Sie eingegangen sind, war schlecht formuliert! Danke für die Korrektur.

macabre schrieb:
Mit der Vernichtung / Eroberung Karthagos erhielt Rom die Macht über das gesammte westliche Mittelmeer (…)
Ich kann mich auch schrecklich irren, aber wurde Karthago nicht im 3.Punischen Krieg vernichtet?

macabre schrieb:
Auf der anderen Seite hatte Alexander der Große Probleme, die Rom nicht hatte.
Auch wenn die militärische Taktik überlegen war bestanden noch viele andere Mächte, die ihm zusammen mehr als ebenbürtig waren.
Könnten Sie vielleicht eine Auflistung dieser Mächte hierzu schreiben. Danke.

macabre schrieb:
Ebenso hatte er nur selten die Vorteile eines Seeweges zur Verfügung, Rom konnte seite Truppen deutlich schneller entlang der Küste verteilen und verschieben, Alexander war auf Märsche angewiesen, welche bekanntlich mehr Zeit beanspruchen.
Für die 2. Phase von Alexanders Feldzug stimme ich Ihnen voll und ganz zu. In der 1. Phase seines Feldzuges nahm Alexander jedoch die Mittelmeerbasen der Perser oder persischen Verbündeten ein. Arbeitete er da nicht auch mit Flottenteilen zusammen?

Cleopatra Aelia schrieb:
Rom war zum Zeitpunkt der Punischen Kriege (der 1. ging von 264 bis 241 v. Chr., der 2. mit Hannibal von 218 bis 201 v. Chr.) schon längst eine Republik. Ob das der Grund ist, weshalb sie den Krieg gegen Hannibal letztendlich gewonnen habe, weiß ich nicht, ist wahrscheinlich auch Spekulation.
Würden Sie es für unangebracht halten hier zu spekulieren? Und meinen Sie, es könnten sich nicht auch Argumente für solch eine ‚Spekulation’ finden lassen?

Cleopatra Aelia schrieb:
Um die von Alexandre gestellte Frage zu beantworten, kommt man um die Militärtheorie auch nicht herum.
Sicherlich. Ich stimme Ihnen zu, dass die Militärtheorie(MT) auch einen wichtigen Erklärungsgehalt besitzt. Persönlich bezweifle ich jedoch ihren Haupterklärungscharakter. Soll heißen, die grundlegenden Fragen bleiben trotz MT unbeantwortet. Wie denken Sie darüber?

Quintus Fabius schrieb:
Die Perser haben nach Gaugamela weiter Krieg geführt, der Krieg war da noch nicht aus, aber verloren.
Danke für diesen Hinweis / Korrektur! Das war mir vorher nicht bewusst.

Quintus Fabius schrieb:
Das wäre in Rom undenkbar gewesen, sich Hannibal anzuschließen, aus Sozialkulturellen Gründen(…)
Warum wäre es undenkbar gewesen sich Hannibal anzuschließen? Und welche sozialkulturelle Gründe meinen Sie?

Quintus Fabius schrieb:
2 (entscheidender) waren die Niederlagen Roms nur scheinbar vernichtend, sie waren eben nie Entscheidend, Rom erlitt keine Entscheidenden Niederlagen, daß ist der Unterschied, weder wurde das Kernland erobert (auch die entscheidenden Etruskischen Bundesgenossen blieben bei Rom und frei von karthagischer Truppenpräsenz) noch Roms Führungsschicht ausgeschaltet. Selbst Cannae war nur eine Schlacht, keine Entscheidungsschlacht wie Gaugamela.
Ein kurzer Gedankengang zum Terminus ‚Entscheidungsschlacht’ sei mir erlaubt.
Eine Schlacht selbst kann meines Erachtens nach, streng für sich selbst genommen, niemals eine Entscheidung bringen. Eine Schlacht wird erst durch die ihr nachfolgenden Handlungen zu einer Entscheidungsschlacht gemacht. Das, was auch hier mehrmals mit den Worten ‚den Sieg ausnützen’ bezeichnet wurde. Demnach kann ein Urteil darüber immer nur a posteriori gefällt werden. Jede denkbare Schlacht, sogar jene, welche mit der eigenen Niederlage endet, kann für den Verlierer eine positive Entscheidung bringen. Nämlich jene, dass der Gegner zu hohe Verluste erlitt, so dass eine Fortführung des Krieges nicht mehr möglich ist (siehe Pyrrossieg).

Lassen Sie mich ein Zitat einbringen: “So kam es – um auf Schlieffen zurückzugreifen – auch 1940 zu keinem >>Cannae<< an der Kanalküste. Doch es bleibt zweifelhaft, ob selbst eine vollständige Gefangennahme aller bei Dünkirchen entkommenen 340.000 alliierten Soldaten bereits eine Entscheidung des Krieges bedeutet hätte.[Highlight] Schlieffen und seine Nachfolger starrten derart gebannt auf die Umfassungsbewegung bei Cannae, daß sie völlig übersahen, daß dies nur ein operativer Erfolg Hannibals gegen die Seemacht Rom gewesen war.[/highlight] Denn die Sieger von Cannae waren die Verlierer des 2. Punischen Krieges. Und so sollten auch die Sieger des Blitzkrieges von 1940 die Verlierer des Weltkrieges von 1945 werden. So betrachtet war der Westfeldzug nichts anderes als – um es mit General von Manstein auszudrücken – [highlight]einer von vielen >>verlorenen Siegen<<.[/highlight]“(1)
[Hervorhebung von mir]

Der Terminus ‚verlorene Siege’ passt wie ich finde sehr gut, um das a posteriori Moment zu verdeutlichen.

Tib.Gabinius schrieb:
Eine Niederlage der persischen Armee kann, je nach schwere und den Vorbedingungen, zur Folge haben, dass der Anführer seinen Anspruch verliert, was die innere Stabilität auseinander bringt und die Koalition zerstört.
Dem kann ich mich nur anschließen.

Tib.Gabinius schrieb:
In Rom war dies nicht möglich. Versagte ein Feldherr wurde er abgesägt. Politisch oder physisch. Da aber diese Wechsellei sowieso im System vorgesehen war, hatte es keine gravierenden Folgen, es war also nicht personenbezogen.
Für Rom selbst kann ich diesen Gedankengang nachvollziehen. Setzt man jedoch Rom [highlight]und[/highlight] seine Bundesgenossen in seinen Fokus, stellt sich die Frage, warum die Hegemonialstellung Roms scheinbar unberührt blieb. Die wichtigsten Bundesgenossen blieben Rom treu. Warum?

Tib.Gabinius schrieb:
(…)es ist nicht immer nur römische Stärke, manchmal ists auch die Dummheit der Gegner.
Ich gebe zu, Hannibals Feldzug erweckt den Anschein von zu Hauff versäumten Chancen, die taktischen Siege strategisch auszunützen. Insofern kann ich das vorgetragene Argument verstehen. Von diesem Anschein jedoch direkt auf Dummheit zurückzuschließen, halte ich jedoch für sehr vereinfachend und für nicht nachvollziehbar. Von strategisch verpassten Chancen zu reden, halte ich für annehmbar. Wobei ich auch hierzu sagen muss, dass mir Hannibals strategische Möglichkeiten doch sehr beengt gewesen zu sein scheinen.

Quintus Fabius schrieb:
Ein Angriff auf Rom selbst war ein viel zu hohes Risiko, eventuell sogar unmöglich. Die Eingeschlagene Strategie war bedingt durch die Ausgangsgrundlagen (Truppenstärke und Zusammensetzung mit der er nach Italien gekommen war) die einzig mögliche, sie scheiterte aber aus Sozialkulturellen und Kulturellen Gründen, die Hannibal vorher nicht vorhergesehen hatte.
Hier noch einmal, welche sozialkulturelle Gründe meinen Sie?

Quintus Fabius schrieb:
Daher ist der Fehler Hannibals nicht das Nicht-Nutzen seiner Siege, sondern eine von Anfang an falsche Strategie !!
Auch wenn ich gegenüber der hier geäußerten These etwas Behagen habe, muss ich doch zugeben, dass sie etwas für sich hat, wenn folgende Punkte bedacht werden oder besser gesagt akzeptiert werden:

1. Hannibals strategische Möglichkeiten waren begrenzt. Später noch schlimmer durch Quintus Fabius Maximus Verrucos Cunctator
2. Hannibals diplomatische Bemühungen brachten nicht den erwarteten Erfolg, den Abfall der wichtigsten Verbündeten Roms
3. Hannibal verfügte nicht über die Seehoheit, womit großräumige Strategien mit Truppenverlegungen über das Mittelmeer, wie Rom es praktizierte, gar nicht möglich waren

Man möchte fast meinen, Hannibals Strategie war naiv. Aus der 1. Phase des Alexanderfeldzuges ist minimal eine Lehre zu ziehen: „Entziehe dem Gegner, wenn möglich, seine navalen Kräfte. Durch Vernichtung der Flotte oder der Einnahme ihrer Stützpunkte.“

Tib.Gabinius schrieb:
(…)Seine Siege hätte er mit einer anderen oder einer lebendigen Strategie durchaus besser nutzen können(…)
Das vorgebrachte Argument kann ich nur insoweit nachvollziehen, als dass andere Ausgangsbedingungen für Karthago / Hannibal mitbedacht werden, so z.B. navale Streitkräfte, welche jenen der Römer ebenbürtig gewesen wären. Bei Betrachtung der historischen Ausgangsbedingungen für Karthago / Hannibal, kann ich die obigen Ausführungen nicht nachvollziehen.
Die Strategie Hannibals war und musste auch durch die Ausgangsbedingungen gerahmt, d.h. determiniert werden. Jede militärische Strategie ist durch ihre politischen, geographischen etc. Ausgangsbedingungen determiniert.
Eine lebendige Strategie hätte ein flexibles Repertoire von Seiten der Karthagener erfordert, welches ihnen scheinbar nicht zur Verfügung stand.
Ich zweifle keinen Moment daran, dass Hannibal eine flexiblere Strategie gefahren wäre, hätte er dies machen können.
Vielleicht ist es schwer sich mit folgendem Gedanken anzufreunden, aber möglicherweise wusste Hannibal selbst, dass seine Strategie mit mehr Risiko behaftet war als mit Sicherheit.
Im Nachhinein kommt schleichend das Gefühl auf, dass Hannibal derart von Rache beseelt war, dass er lieber eine sehr fehlerbehaftete Strategie einschlug als gar keine. Auch wenn er den Krieg gegen Rom in seinem tiefsten Innern für nicht gewinnbar hielt.
Als Feldherr war er sich durchaus des ‚Do or Die’ Charakters seiner Strategie bewusst. So meine ich zumindest darf man es ihm unterstellen, er war ja studiert in der Kriegstheorie.

Tib.Gabinius schrieb:
Da hilft es auch nicht das ganze umzuformulieren und zu sagen "seine Strategie war falsch", was sie, wie du oben lesbar ja selbst widerlegst.
Die These, dass Hannibals Strategie von Grund auf falsch war, halte ich für diskussionswürdig. Bestimmte Punkte sind dabei eindeutig zu beachten:

1. Hannibal begann Krieg ohne eine Flotte, welche Rom ebenbürtig war
2. Hannibal war sich dieses Nachteils bewusst und zog über die Alpen
3. Hannibal schlug einen diplomatischen Weg ein (Bundesgenossen Roms abspenstig machen etc.), was zumindest vermuten lässt, dass er nicht in der Lage war Land einzunehmen oder dies gar nicht wollte. Hannibal kam nicht als Eroberer, sondern vielmehr als ‚Diplomat’. Wohingegen Alexander der Große als Eroberer kam.


Wenn ich also die bisherigen Hauptaussagen auf meine Fragestellung zusammenfassen müsste, würde ich dies wie folgt wiedergeben:

- Rom war letztlich siegreich; ausgebliebene Entscheidungsschlacht von Seiten Karthagos
- Unterschiedliche Herrschaftskonstellation; Republik / Königreich
- Sozialkulturelle Gründe

Zu dem sozialkulturellen Argument würde ich gerne näheres erfahren und darüber weiter diskutieren.

Ich möchte zum Schluss noch ein Zitat anbringen und davon ausgehend eine Schlussfolgerung ziehen.

„Der Sieg Roms im Zweiten Punischen Krieg ist die Standhaftigkeit der Römer nach der Katastrophe von Cannae 216, auf ihre Überlegenheit zur See und die Strategie Scipios zurückzuführen.“(2)

Ich habe längere Zeit über die von Montgomery gewählte Reihenfolge nachgedacht. Mir scheint folgender Argumentationsgang einleuchtend.
Ohne Scipios Genie hätte Rom Hannibal nicht letztendlich besiegen können.
Ohne die Überlegenheit zur See hätte selbst das Genie Scipio gegen Karthago nicht gewinnen können.
Ohne die Standhaftigkeit der Römer wäre ihre Überlegenheit zur See unnütz gewesen und auch Scipios Genie wäre nicht gebraucht worden.
Allem voran, so scheint es mir, stellt Montgomery hier die [highlight]Standhaftigkeit[/highlight] der Römer heraus.
Und daher bleibt eine Frage, trotz aller MT Argumentationen, bezüglich meiner Fragestellung offen. Warum blieb Rom nach den Schlägen Hannibals standhaft und warum blieb es Persien nach den Schlägen Alexanders nicht?

Sicherlich ist der Hinweis auf die differrenten Herrschaftssysteme angebracht, ich persönlich halte diesen jedoch nicht für erschöpfend.



In diesem Sinne und auf eine rege und vor allem fruchtbare Diskussion hoffend
Mit freundlichen Grüßen und hochachtungsvoll
Alexandre



(1) Frieser, Karl-Heinz, Die Durchführung des >>Sichelschnittplans<< am Beispiel der Panzergruppe Kleist, in: Operatives Denken bei Clausewitz, Moltke, Schlieffen und Manstein. Militärgeschichtliches Forschungsamt im Breisgau (ohne Datum), S.89
(2) Viscount of Alamein, Montgomery, Rom wird zum Weltreich, in: Kriegsgeschichte – Weltgeschichte der Schlachten und Kriegszüge. Isington Mill, Alton, Hampshire 1968, S.97
 
Warum wäre es undenkbar gewesen sich Hannibal anzuschließen?

Ja.

Und welche sozialkulturelle Gründe meinen Sie?

Ich meine damit die Sieg oder Tod Mentalität die damals in Rom vorherrschte, desweiteren die allgemeine Verbissenheit, Starrköpfigkeit und Beharrlichkeit der Römischen kultur zu diesem Zeitpunkt, ferner der ganze Aufbau des Staates und der Gesellschaft. Der Staat war ja in seiner Konstruktion und Kultur gerade eben durch permanente Krieg entstanden, die alle in Italien und häufig um alles, also um die Existenz Roms gingen.

Die Römische Kultur war zu diesem Zeitpunkt dergestalt, daß vieles denkbar war, aber kein Anschluß an den Feind und keine Kapitulation.

Hier noch einmal, welche sozialkulturelle Gründe meinen Sie?

In diesem Fall meine ich das Bundesgenossen System. Hannibals Strategie war ein Abfall der Bundesgenossen von Rom. Diese aber hielten eher zu den Römern. Der Grund dafür liegt in der gemeinsamen Kultur, Römer wie Italiker waren sich zu diesem Zeitpunkt kulturell sehr nahe, während die Karthager Fremdkörper waren. Desweiteren hatte man lange schon mit Rom zusammen agiert, man hatte gemeinsam Kriege ausgefochten und kannte den jeweilig anderen als Kriegskameraden. Für viele Italiker war Rom zudem seit diesem Zeitpunkt schon seit langem eine absolut zuverlässige Schutzmacht und ein hervorragender Verbündeter gewesen. Man profitierte häufig vom Bundesgenossenstatus mehr, als man damit verlor. Z.B. stellte man meist nur 1 : 1 Truppen und erhielt auch die Hälfte der Beute, von der Bevölkerungszahl her aber gab es sehr viel mehr Italiker als Römer, also stellten die Römer in fast allen Fällen Prozentual mehr Truppen.

Desweiteren garantierte Rom den Machthabern und der Oberschicht der Bundesgenossen ihren Status und ihre Stellung. D.h. daß für die Herrscher der Bundesgenossen der Verrat auch häufig ein Ende ihrer Machtstellung bedeutet hätte.

3. Hannibal verfügte nicht über die Seehoheit,

Die Seehoheit darf man damals nicht überschätzen. Es gab kein Radar, keine moderne Aufklärung, um die 200 Kriegsschiffe konnten nicht die Küsten Italiens dicht machen.

Tatsächlich kam ja auf dem Seeweg Verstärkung für Hannibal immer wieder durch, sogar Elefanten wurden nach Italien nachgeliefert.

Ohne Scipios Genie hätte Rom Hannibal nicht letztendlich besiegen können.

Falsch. Auch ohne Scipio wäre der Krieg mit einem Sieg Roms geendet. Es hätte vielleicht länger gedauert, aber selbst das ist nicht sicher. Desweiteren gab es auch noch andere gute Feldherren in Rom.

Ohne die Überlegenheit zur See hätte selbst das Genie Scipio gegen Karthago nicht gewinnen können.

Die Seeüberlegenheit wird überschätzt. Schiffe waren damals nicht derart den Seeraum beherschend wie sie es heute sind.

Und daher bleibt eine Frage, trotz aller MT Argumentationen, bezüglich meiner Fragestellung offen. Warum blieb Rom nach den Schlägen Hannibals standhaft und warum blieb es Persien nach den Schlägen Alexanders nicht?

Andere Kultur. Die Römer haben auch in anderen Fällen in der Zeit der Republik extem zäh gekämpft. Es ist eine, oder sogar die typische Eigenschaft der römischen Militärkultur, Verbissen zu agieren, und immer wieder anzugreifen und loszulegen, egal wie sehr man geschlagen wurde. Das war auch vorher schon in Italien das gleiche. Egal wie oft man Rom besiegte, die Römer kamen immer wieder, (Samniten, Phyrros)

In Rom wurden Feldherrn die versagten einfach durch andere ersetzt und neue Truppen ausgehoben. Rom hatte durch sein Milizsystem größere Reserven.

Das Perserreich hatte keine nationalen Truppen mehr bis auf den Adel. Man kämpfte vor allem mit Söldnern. Mit dem Zusammenbruch der Wirtschaft waren diese nicht mehr bezahlbar.

Rom war Homogen, auch die Italiker waren kulturell eng verwandt. Persien war sehr inhomogen und bestand aus sehr unterschiedlichen Völkern, zum Teil auch aus Völkern die sehr unzufrieden mit der persischen Herrschaft waren, und die viel größer und wichtiger waren, als unzufriedene Bundesgenossen.

Die Persischen Adligen gingen zu Alexander über, das war in Rom undenkbar.
Während man im Orient sich stets dem Sieger unterwarf, weigerte sich Rom, irgend jemanden untertan zu werden. Der Grund sind unterschiedliche Erfahrungen mit Unterwerfung und Niederlage. Rom hatte Jahrhundertelang erbittert um sein Überleben gekämpft und Niederlagen hätten den Tod bedeutet, es gab keine Möglichkeit zur Kapitulation. Die Lehre, daß der Verlierer keinerlei Rechte hat, war römische Grundüberzeugung. Vae Victis !!

In Persien und allgemein im Orient hatte man keine Probleme, einfach einem neuen Herrn zu dienen. Man verlor dadurch nichts und konnte weiter machen wie bisher, in der Erkenntnis dieser Sachlage akzeptierte Alexander daher die Perser die zu ihm überliefen.
 
Alexandre schrieb:
Ich kann mich auch schrecklich irren, aber wurde Karthago nicht im 3.Punischen Krieg vernichtet?
Stimmt zwar, aber selbst der Sieg über Karthago machte aus Rom die neue Macht im westlichen Mittelmeer

Für die 2. Phase von Alexanders Feldzug stimme ich Ihnen voll und ganz zu. In der 1. Phase seines Feldzuges nahm Alexander jedoch die Mittelmeerbasen der Perser oder persischen Verbündeten ein. Arbeitete er da nicht auch mit Flottenteilen zusammen?
zusammenarbeit ja, aber nur begrenzt, so verzichtete er zwischendurch sogar völlig auf seine Flotte bis er die wichtigsten Häfen eroberte, um den Persern keinen Angriffspunkt zu geben.
Auch setzte er die Flotte m.W.n. nicht zum Truppentransport ein.


Für Rom selbst kann ich diesen Gedankengang nachvollziehen. Setzt man jedoch Rom [highlight]und[/highlight] seine Bundesgenossen in seinen Fokus, stellt sich die Frage, warum die Hegemonialstellung Roms scheinbar unberührt blieb. Die wichtigsten Bundesgenossen blieben Rom treu. Warum?
Solange Rom noch siegen konnte wollte vermutlich niemand riskieren zusammen mit Hannibal den Krieg zu verlieren. Was hat Rom den mit abtrünnigen Bundesgenossen nach dem punischen Krieg gemacht?


- Rom war letztlich siegreich; ausgebliebene Entscheidungsschlacht von Seiten Karthagos
- Unterschiedliche Herrschaftskonstellation; Republik / Königreich
Ich weiß nicht unter welchen Oberbegriff Karthagos Verfassung fällt, aber eine Monarchie war durch die Makedonen und nicht Karthago vertreten.

„Der Sieg Roms im Zweiten Punischen Krieg ist die Standhaftigkeit der Römer nach der Katastrophe von Cannae 216, auf ihre Überlegenheit zur See und die Strategie Scipios zurückzuführen.“(2)
Die Eröffnung ständig neuer Kriegsschauplätze durhc Karthago sollte nicht außer acht gelassen werden, Rom hatte viele Legionen die überall eingesetz werden konnten. Karthago hatte nur einen Hannibal der es mit ihnen aufnehmen konnte. Insbesondere die Geschehnisse in Spanien sollten bedacht werden. da nicht in Italien sondern dort die Wende kam. In Italien war Hannibal zwar nciht auf Siegerkurs, aber Karthago war dort schwerer zu treffen.


PS: Du darfst uns duzen.
 
Es ist mMn viel mehr eine Frage der Strategie, Hannibals Strategie für den Krieg war falsch von Anfang an.

Er ließ ja z.B. systematisch nach jeder Schlacht die Gefangenen Bundesgenossen laufen, selbst wenn er in der nächsten Schlacht wieder exakt diesen Leuten gegenüberstand, (auf diese Weise rettete Rom übrigens numerisch 2 Legionen Bundesgenossen von Schlacht zu Schlacht, die wurden nach jeder Schlacht frei gelassen und traten trotzdem jedes mal wieder ihren Dienst in Rom an)

Selbst dann ließ er die wieder laufen.

Nach Cannae wirkte er diplomatisch auf die Bundesgenossen ein und tatsächlich liefen sie nun Stück für Stück über, darunter die zweitgrößte Stadt Italiens Capua.

Das scheinbare Aufgehen seiner Strategie : das Bundesgenossen System zu zerschlagen um dann danach !! mit den Bundesgenossen zusammen Rom selbst anzugreifen, schien kurzzeitig zu funktionieren.

Aber die entscheidenden Bundesgenossen (Etrusker) blieben bei Rom und stellten weitere Truppen, und die Römer machten militärisch keine größeren Fehler mehr.

Den Sieg nutzen ist leicht geschrieben, aber wie hätte Hannibal den Sieg nutzen sollen ?!

Ein Angriff auf Rom selbst war ein viel zu hohes Risiko, eventuell sogar unmöglich. Die Eingeschlagene Strategie war bedingt durch die Ausgangsgrundlagen (Truppenstärke und Zusammensetzung mit der er nach Italien gekommen war) die einzig mögliche, sie scheiterte aber aus Sozialkulturellen und Kulturellen Gründen, die Hannibal vorher nicht vorhergesehen hatte.

Daher ist der Fehler Hannibals nicht das Nicht-Nutzen seiner Siege, sondern eine von Anfang an falsche Strategie !!

Hallo Quintus,

ich stimme dir nicht zu. Hannibals Strategíe war eigentlich genial!
Welche Alternative hatte er dann? Keine!
Die Strategie den Krieg nach Italien zu tragen war vollkommen richtig. So mussten die Scipionen die Hälfte ihrer Legion schnellstens nach Italien zurückkehren, als sie davon Kenntnis bekamen, das Hannibal bereits die Rhone überquert hatte.

Dennoch schickte Publius seinen Bruder Gnaeus mit einem Teil des Heeres nach Spanien - eine für den ganzen Krieg sehr wichtige Grundentscheidung - und ging selbst mit dem anderen Teil der Armee nach Norditalien. Hannibal überschritt mit seinem Heer unter großen Strapazen und Verlusten die Alpen, hatte zunächst mit den Taurinern zu kämpfen und besiegte dann die römische Armee des Konsul Publius Cornelius Scipio in einem Reitergefecht am Ticinus.
Der Plan der Römer einer Landung in Nordafrika wurde aufgegeben. Der Konusul Tiberius Sempronius wurde mit seinen Legionen schnellstens aus Sizilien nach Norditalien gerufen.


Damit ist in der Eröffnungphasen des Krieges der Plan der Römer einer Invasion von Iberien und Karthgos abgewendet worden. Das war von Hannibal genauso auch geplant worden. Ärgerlich war nur das eine beachtliche Abteilung der Römer nach Spanien weitersegelte. Aber sie war nicht stark genug, um die Stellung Karthagos dort zu gefährden.

Der Gedanke die Bundesgenossen von Rom abspenstig zu machen, war sicher richtig. Die Bundesgenossen, haben waren aber abwartend und zögerlich und wollten die weitere Entwicklung des Krieges verlief. Das grausame Strafgericht Roms war bekannt und das spätere Schicksals Capuas bitter.

Durch seine beeindruckenden militärischen Erfolge gelang es Hannibal Philipp von Makedonien und kurze Zeit später Syrakus als Verbündete zu gewinnen. Das diese Verbündeten nur kurzsichtige egoistische Interessen verfolgten und das Große Ganze aus den Augen verloren, kann wohl kaum Hannibal angelastet werden. So ist es nicht gelungen eine einheitlich Strategie zu entwicklen und die Kräfte sinnvoll zu bündeln.

Bitter war für Hannibal auch, das es nicht gelungen ist die Hafenstadt Tarent vollständig unter karthagischer Kontrolle zu bringen, denn dann wäre der Nachschubweg zur See offen gewesen.
Meiner Meinung nach hätte Hannibal versuchen müssen Rom zu nehmen, denn zum Zeitpunkt nach Cannae stand keine einzige römische Legion mehr auf italienischen Boden.
Die Heimatstadt Karthago hat Hannibal aufgrund innerer Streitigkeiten nicht mit allen zur Verfügung steheden Mitteln unterstützt. So wurden vollkommen sinnlos wertvolle Kräfte bei militärischen Unternehmen in Sizilien oder Sardienen vergeudet. Hannibal hingegen bekam nur magere Unterstützung.
Schließlich hat Hannibal mit Sicherheit den sagenahften Durchhaltewillen der Römer unterschätzt, denn nach den sehr schweren Niederlagen der Römer in den Jahren 218 v.Chr, 217 v.Chr und 216 v.Chr. hätte nach damaligen geltenden Regeln Rom einfach kapitulieren müssen. Dies aber taten sie nicht; im Gegenteie Emissäre Hannibals zur Übergabe der Stadt Rom wurden sogar verhöhnt und wieder weggeschickt. Das war zu dem Zeitpunkt eine ungfassbare Arroganz.

Hannibal ist an der Kurzsichtigkeit seiner Heimatstadt Karthago und seiner Verbündeten gescheitert.

Nicht zu vergessen ist die Hinterhältigkeit des Überlaufens des Verbündeten Numidiers Fürsten Masinissa, der die Seiten wechselte. Damit ging wertvolle Resourcen für Hannibal verloren, denn die numidische Reiterei war vorzüglich.

Grüße
Amicus
 
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Das mit der fehlenden Unterstützung Hannibals - woher auch immer - halte ich für einen wesentlichen Punkt. Die Römer erlitten haarsträubende Verluste, hoben aber immer weiter Truppen aus, selbst wenn die Soldaten noch halbe Kinder oder Sklaven waren (mit Gladiatoren bin ich mir nicht sicher, daran erinnere ich mich nicht; ich glaube auch nicht, dass die Gladiatur im 3. Jh. v. Chr. schon einen so hohen Stellenwert hatte, dass man darauf hätte aufbauen können). Hannibal rekrutierte seinen Nachschub vor allem aus abgefallenen Stämmen (Gallier, Süditaliker), aber das war mager. Wie Amicus richtig schreib, hatte er nicht verhindern können, dass der Krieg von Anfang an auch in Iberien geführt wurde. Die Römer konnten dort die ersten Jahre nicht viel erreichen - wenn man "viel" in Siegen in Iberien oder gar komplette Niederlage der Karthager dort bemisst - aber sie banden notwendige Ressourcen, die Hannibal dringend gebraucht hätte und mit denen er sicher fest gerechnet hat. Politische Streitigkeiten in Karthago - wo er keine stabile politische Basis hatte, da er seit seinem 9. Lebensjahr nicht dort gewesen war - sorgten dafür, dass von dort auch nur wenig an Unterstützung kam. Dort war man eher der Meinung, die Barkiden sollten sich doch bei Bedarf bitte aus ihrem Privatimperium, Spanien, bedienen.

Deswegen wäre ein Seehafen so wichtig gewesen, und ein Hasdrubal in Spanien, der sich keine Sorgen um Scipio machen musste.

Der Nachschub kam dann nach der Niederlage Hasdrubals gegen Scipio; Hasdrubal kratzte alles zusammen, was er konnte, und zog damit - wie sein Bruder - über die Alpen, da der Seeweg ausgeschlossen war. Es war eine reine Verzweiflungstat und war vermutlich eher Plan C oder D als B.

Rom demonstrierte Geschlossenheit und einen verbissenen Willen zum Sieg, Karthago konnte mit nichts davon aufwarten. Es hatte in Hannibal einen genialen Strategen, aber ließ ihn, überspritzt ausgedrückt, am ausgestreckten Arm verhungern. In mancherlei Hinsicht habe ich Probleme, den 2. punischen Krieg als "Rom gegen Kartago" zu sehen. In Karthago hat ihn mancher sicher als "Hannibal und die Barkiden gegen Rom" gesehen.
 
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Ergäneznd ließe sich auch noch hinzufügen, das beispielsweise die mächtige Stadt Capua zu Hannibal übergelaufen war, aber, ganz wichtig, keinerlei militärische, bestenfalls logistische Unterstützung leistete. Den Schutz der Stadt musste Hannibal übernehmen. So wurde Capus eher zu Belastung, als zu einer wirksamen Unterstützung. Der wichtigste Effekt, was der propagandischte. Capua kam es darauf an, das "Joch" Roms loszuwerden; man war aber nicht bereit dafür etwas zu tun.
Grüße
Amicus
 
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