Wulfnoth schrieb:
Tja wie gesagt das verbleibt wirklich nur die Frage nach Ungeziefer in römischen Quellen. Bedauerlich das über sowas nur wenig geschrieben wurde. Im Prinzip hätte sich Tacitus seine Ausführungen über die Germanen spraren können und dafür lieber einen Band zur römischen Insekten- und Ungezieferkunde schreiben können. Dann wüssten wir wenigstens mit was sich die durchschnittsrömer so rumschlagen musste.
Bin leider auch kein erfahrener Kammerjäger, habe aber während der letzten Tage die Briefe von Plinius dem Jüngeren überflogen - allerdings nicht um konkret nach Kakerlaken zu forschen. :zunge:
Werde aber künftig nach Asseln und anderem Krauchendem Ausschau halten. :yes:
Plinius schreibt während seiner Zeit als Statthalter von Pontus und Bythinien, wenn auch in dem Adressaten Trajan geziemenden Ton, auch schon mal von unsäglichen hygienischen Zuständen, vorwiegend bezüglich der Wasserversorgung und -entsorgung, aber auch dem Müll (präziser kann ich es gerade nicht widergeben). Es riecht jedoch förmlich nach nahezu idealen Lebensbedingungen für Ungeziefer!
Generell halte ich es für mehr als wahrscheinlich, dass die Römer, egal zu welcher Epoche, ohne weiteres einen Epos mit dem Titel "Das große Krabbeln" hätten schreiben können. Das dies nicht geschehen ist, liegt wohl nur daran, dass aus dem Alltagsleben der Unter- und Mittelschicht salopp gesagt kaum was schriftlich überliefert ist. Die Oberschicht hatte entweder ausreichend Handlanger für die Beseitigung des Ungeziefers oder war sich vielleicht auch zu fein darüber zu schreiben.
Und ob die Archäologie ihr Augenmerk schon den Trittspuren von antiken Kakerlaken schenkt, halte ich noch für unwahrscheinlich. Wenngleich ja vor kurzem publiziert wurde, dass die Freier in Pompeji nicht mal die Schuhe ausgezogen haben sollen.
Wenn ich aber den Erfahrungstransfer vom Jetzt ins damals wage, kann ich mir nicht vorstellen, dass römische Kammerjäger - ob nun lustlose Sklaven oder passionierte Profis - erfolgreicher zu Werke gegangen sein sollen als unsere Zeitgenossen.
Die Neuzeit-Kakerlake ist die Herrin über nahezu jeden mir bekannten Keller in Berlin, und damit meine ich nicht nur vergammelte Sperrmüllhaufen des Privatbereichs sondern auch wöchentlich desinzifierte Untergeschosse wie beispielsweise in der Gastronomie.
Wenn also nicht eine verlorengegangene Gottheit dem Wuseln damals Einhalt geboten hat, war die Kakerlake mindestens ebenso erfolgreich wie im Zeitalter der chemischen Keule.
rost: