American Dream

Mimi77

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Hallo,
kann mir jemand erklären, wieso der der Traum wichtig ist für das Verständnis der amerikanischen Kultur und Geschichte?

Ist damit gemeint das, dass Land als das Land der unbegrenzten Möglichkeiten gilt und jeder dahin auswandern wollte. Das Streben diesesZiel zu erreichen beeinflusste dich sicher die Kultur und Geschichte. Sogar die Religion pries es ja als Paradies an.

Stimmt das so oder was könnte man diesbezüglich antworten?
 
Was meinst du mit „die Religion pries es als Paradies an“?
In der Tat gab es im Mittelalter Vorstellungen, dass das Paradies im Osten zu finden sei und unter den spanischen Conquistadoren gab es solche, welche meinten, in den Amerikas das Paradies finden zu können, das aber hat nicht mit den Versprechen des American Dream („vom Tellerwäscher zum Millionär“) zu tun. Hier spielt eher calvinistische Arbeitsmoral eine Rolle.
 
Soweit mir bekannt ist hat der Schriftsteller und Historiker >James Truslow Adams< (1878 – 1949, siehe auch Wikipedia -> https://de.wikipedia.org/wiki/James_Truslow_Adams) diesen Begriff als erster geprägt.

Siehe hierüber sein Buch von 1931: „The Epic of America".

Ein Zitat aus diesem Buch – als Definition des American Dream:

„Der amerikanische Traum ist der Traum von einem Land, in dem das Leben für alle besser und voller sein sollte, mit Möglichkeiten für jeden nach Fähigkeit oder Leistung. Es ist ein schwieriger Traum für die europäischen Oberschicht, angemessen zu interpretieren, und zu viele von uns selbst sind müde und misstrauisch geworden. Es ist kein Traum von Autos und hohen Löhnen, sondern ein Traum von der sozialen Ordnung, in dem jeder Mann und jede Frau in der Lage sein wird, die ganze Größe zu erreichen, von der sie von Natur aus fähig sind, und von anderen für das, was sie sind, anerkannt werden, unabhängig von den zufälligen Umständen der Geburt oder Position.“

Im Original heißt dies:

"The American Dream is that dream of a land in which life should ble better and richer and fuller for everyone, with opportunity for each according to ability or achievement. It is a difficult dream for the European upper classes to interpret adequately, and too many of us ourselves have grown weary and mistrustful of it. It is not a dream of motor cars and high wages merely, but a dream of social order in which each man and each woman shall be able to attain to the fullest stature of which they are innately capable, and be recognized by others for what they are, regardless of the fortuitous circumstances of birth or position".
 
Hallo,
kann mir jemand erklären, wieso der der Traum wichtig ist für das Verständnis der amerikanischen Kultur und Geschichte?

Ist damit gemeint das, dass Land als das Land der unbegrenzten Möglichkeiten gilt und jeder dahin auswandern wollte. Das Streben diesesZiel zu erreichen beeinflusste dich sicher die Kultur und Geschichte. Sogar die Religion pries es ja als Paradies an.

Stimmt das so oder was könnte man diesbezüglich antworten?
M.E: hat der 'American Dream' mehrere Facetten.

Eine Facette ist sicherlich der 'Manifest Destiny',
die offenkundige Vorstellung die eigenen kulturellen Vorstellungen auszubreiten (Richtung Pazifik, aber auch Richtung Norden und Kanada).

Allerdings kann den Amerikanischen Traum auch noch weiter fassen.
Viele Europäer usw. flohen Diskriminierung und Armut.
Amerika versprach ihnen alle Möglichkeiten (Pursuit of Happiness)

siehe auch:
Manifest Destiny – Wikipedia
 
M.E: hat der 'American Dream' mehrere Facetten.
Ich seh es - definitorisch - eher andersherum:
Das, um das es dir - meiner Interpretation nach - geht, würde ich als US-Amerikanische "Ideologie", "Selbstidentifikation" , "Mythos" und/oder - neudeutsch/modern - auch als "Narrativ" bezeichnen.

Der von dir angesprochene "American Dream" ist mMn. ein wesentlicher Teilaspekt dieses Selbstverständnisses - und auch der für Menschen aus anderen Ländern wohl ansprechenste. Ebenso Teil dieses Komplexes sind auch andere Teilaspekte, ich ich hier nur kurz und sicher unvollständig anhand einiger Stichworte ansprechen will: "Manifest Destiny", "Push Frontiers Forward", "City on the Hill", "Gods own Country", "Indispensable Nation"...
 
M.E: hat der 'American Dream' mehrere Facetten.

Eine Facette ist sicherlich der 'Manifest Destiny',
die offenkundige Vorstellung die eigenen kulturellen Vorstellungen auszubreiten (Richtung Pazifik, aber auch Richtung Norden und Kanada).

Allerdings kann den Amerikanischen Traum auch noch weiter fassen.
Viele Europäer usw. flohen Diskriminierung und Armut.
Amerika versprach ihnen alle Möglichkeiten (Pursuit of Happiness)

siehe auch:
Manifest Destiny – Wikipedia
 
Aber wieso hat der amerikanische Traum denn die Geschichte und Kultur verändert? Wieso ist der Traum wichtig für das Verständnis von Geschichte und Kultur?

Nur weil die Menschen nach Amerika ausgewandert sind, mit der Hoffnung auf ein besseres Leben… was hat das mit der Kultur und Geschichte zu tun? Ich verstehe die Frage irgendwie nicht…
 
Aber wieso hat der amerikanische Traum denn die Geschichte und Kultur verändert? Wieso ist der Traum wichtig für das Verständnis von Geschichte und Kultur?

Nur weil die Menschen nach Amerika ausgewandert sind, mit der Hoffnung auf ein besseres Leben… was hat das mit der Kultur und Geschichte zu tun? Ich verstehe die Frage irgendwie nicht…
Du sprichst ein großes Wort gelassen aus.

Die Auswanderung in die amerikanischen Kolonien bzw. die Vereinigten Staaten ist im Prinzip mit dem zu vergleichen, was Migranten, die heute nach Europa kommen, machen. Aber ohne Telefon, Internet oder ein funktionierendes Postwesen.

Frag auch mal die Indianer was der stetige Zuzug von Europäern mit Geschichte zu tun hat.

Frag dich auch, wer auswanderte und warum.
 

Die Auswanderung in die amerikanischen Kolonien bzw. die Vereinigten Staaten ist im Prinzip mit dem zu vergleichen, was Migranten, die heute nach Europa kommen, machen.
Eben. Allein aus den deutschen Ländern wanderten zwischen 1820 und 1930 ca. 7 Millionen Menschen aus. Einer der Gründe war die Überbevölkerung aufgrund der verbesserten Medizin: Es wurden laufend Kinder geboren, von denen aber, anders als in den Jahrhunderten zuvor, die meisten Erwachsenenalter erreichten.

Das Gleiche passiert seit den 1960er Jahren in Afrika, d.h. seitdem Ärzte wie Albert Schweitzer (seit 1913 in Lambarene in Gabun) die moderne Medizin hingebracht haben. Er tat das als eine Art Wiedergutmachung für das Leid, das der europäische Kolonialismus in Afrika verursacht hatte.

Und nun zur eigentlichen Frage, warum USA: Das Land dort war zwar bewohnt, aber im Vergleich zu Europa war es fast leer. Jetzt noch leben in den USA nur 34 Einwohner pro km² und in Deutschland 236.

Und nicht zu vergessen: In der Unabhängigkeitserklärung der USA steht der Satz:

We hold these truths to be self-evident, that all men are created equal, that they are endowed by their Creator with certain unalienable Rights, that among these are Life, Liberty and the pursuit of Happiness.

Also zu unveräußerlichen Rechten gehört neben das Recht auf Leben und Freiheit auch das Streben nach Glück (dieses hat schon von @Little_Tiger oben erwähnt). Aber das Wichtigste war die Aussage, dass alle Menschen gleich geboren sind und ein Recht haben, frei zu leben. Man darf nicht vergessen, dass zu diesem Zeitpunkt (1776) noch Grundherrschaften mit ihren Fronen und Naturalabgabenpflichten das Leben in Europa bestimmten.
 
Allein aus den deutschen Ländern wanderten zwischen 1820 und 1930 ca. 7 Millionen Menschen aus. Einer der Gründe war die Überbevölkerung

Dion, muss es sein, dass du andauernd so einen Unsinn postest?
Von Überbevölkerung kann gerade im Hiblick auf die werdende Industriegesellschaft überhaupt keine Rede sein.
Gerade die industriellen Boom-Regionen Europas zogen in nicht geringem Maße Menschen aus den ländlicheren Gegenden an und entlasteten dise im Hinblick auf Bevölkerungszuwachs.
Die aufkommende Dampfschiffahrt und Eisenbahn sorgten seit spätestens Mitte des 19. Jahrhunderts auch dafür, dass einzelne Regionen von der eigenen Lebensmittelproduktion zunehmend unabhängiger wurden.

Im Übrigen war gerade die Epoche der Revolutions- und Napoléonischen Kriege zu Ende gegangen, die die europäische Bevölkerung eher ausgedünnt haben dürften.

Die deutschen Staaten sind bis weit ins 19. Jahrhundert hinein Exporteure von Agrarüberschüssen nach Westeuropa.
Hier von "Überbevölkerung" zu sprechen, wo jedenfalls hinreichend Nahrungsmittel produziert wurden und durch die aufkommende Industrie auch stets Bedarf an Arbeitskräften vorhanden war, passt nicht zu den gegebenen Tatsachen.

Es wurden laufend Kinder geboren, von denen aber, anders als in den Jahrhunderten zuvor, die meisten Erwachsenenalter erreichten.

Wirklich drastisch wird der Rückgang der Kindersterblichkeit in Europa erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, da allerdings gibt es bereits eine einigermaßen entwickelte Industrie, die Arbeitsplätze unter zunehmend besseren Bedingungen bot, es kamen künstliche Düngemittel auf, die Ernteerträge erhöhten und durch die Vernetzung durch die fortschreitende Ausdehnung der Eisenbahn, des Kanalbaus und der Dampfschiffahrt sanken durch Importmöglichkeiten auch die Lebenserhaltungskosten.

Und nun zur eigentlichen Frage, warum USA: Das Land dort war zwar bewohnt, aber im Vergleich zu Europa war es fast leer.

Das Land in den USA war genau so wenig leer, wie anderswo. Die geringe Besidelungsdichte betraf schon damals vorwiegend die Gebiete der Rocky Mountains und der Great Plains, die sich nicht wirklich gut für Ackerbau eignen, jedenfalls nicht ohne großen Aufwand.
Östlich des Missisippi wird man davon kaum reden können.

Und nicht zu vergessen: In der Unabhängigkeitserklärung der USA steht der Satz:

We hold these truths to be self-evident, that all men are created equal, that they are endowed by their Creator with certain unalienable Rights, that among these are Life, Liberty and the pursuit of Happiness.

Also zu unveräußerlichen Rechten gehört neben das Recht auf Leben und Freiheit auch das Streben nach Glück.......

...... nur dass diesen Satz im 19. Jahrhundert ja niemand ernst nehmen konnte.

Eine Gesellschaft, die jedem die Freiheit garantiert und gleichzeitig aber die Sklaverei erlaubt.......... naja, ich führe das mal nicht weiter aus.

Warum du allerdings mit dem unter diesen Verhältnissen nicht ernszunehmenden Geblubber aus der US-Verfassung ankommst, dafür aber den Homestead-Act, der Einwanderern Land zu Schleuderpreisen garantierte (aus dem freilich vorher noch die vormaligen Bewohner vertrieben werden mussten) nicht erwähnst, ist mir ein Rätsel.

Man darf nicht vergessen, dass zu diesem Zeitpunkt (1776) noch Grundherrschaften mit ihren Fronen und Naturalabgabenpflichten das Leben in Europa bestimmten.

Die übrigens in der Regel die Schollenbindung der bäuerlichen Bevölkerung festlegte und damit deren Auswanderung verhinderten, während vor allem in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts (nachdem Lincoln den Homestead-Act auf den Weg gebracht und der Bürgerkrieg zu Ende war), als die größten Wellen der Einwanderung kamen, die Feudallasten in Europa schon längst nicht mehr existierten.
 
Allein aus den deutschen Ländern wanderten zwischen 1820 und 1930 ca. 7 Millionen Menschen aus. Einer der Gründe war die Überbevölkerung aufgrund der verbesserten Medizin: Es wurden laufend Kinder geboren, von denen aber, anders als in den Jahrhunderten zuvor, die meisten Erwachsenenalter erreichten.
Dion, muss es sein, dass du andauernd so einen Unsinn postest?
Das ist kein Unsinn, sondern gesicherte Erkenntnis. Aber weil ich weiß, dass eine Diskussion mit dir zu nichts führt, verzichte ich darauf, deine Einwände, sofern sie sich überhaupt auf meinen Beitrag beziehen, Punkt für Punkt zu widerlegen, zumal du nicht einmal zwischen der Unabhängigkeitserklärung, vor der ich schrieb, und der Verfassung der USA, die du als Entgegnung ins Spiel brachtest, zu unterscheiden weißt.
 
Das ist kein Unsinn....
Selbstredend ist es das.

Du erzählst was von "Überbevölkerung".

Wenn es an Überbevölkerung gelegen hätte, sollte man ja meinen, dass Binnenmigration innerhalb der deutschen Gebiete von den Bevölkerungsreichen Gebieten, wie etwa dem Rheinland, in Richtung bevölkerungsarmer Regionen, wie etwa Pommern oder die preußischen Gebiete verlaufen wäre, wie man das etwa aus dem Mittelalter kennt.

Tatsächlich lief die Binnenmigration aber genau in die andere Richtung, raus aus den dünnbesiedelten Argragebieten rein in die aufstrebenden Industriezonen.
Das wäre bei einer "Überbevölkerung" die sich dann in Platzmangel und Versorgungsproblemen/Problemen Arbeit zu finden, niederschlagen würde, offensichtlich nicht der Fall.

Übermäßiger Bevölkerungsdruck, wegen einer zu schnell wachsenden Gesamtbevölkerung war offensichtlich nicht der Grund für die Migration.


Die Hauptgründe für die Migration in die USA dürften eher in anderen Brecheichen zu finden sein:

1. Mitunter politische Repression während des "Vormärz" und im Nachgang von 1848. (bis etwa in die 1850er Jahre hinein.
2. Der Transofrmationsprozess von einer Agrargesellschaft zu einer aufsteigenden Industriegesellschaft unter Ablösung der verbliebenen Feudallasten, die durch die Modalitäten des Prozesses, viele Kleinbauern in den Ruin trieb und zur Aufgabe zwang, wodurch neben der Konsolidierung der Großlandwirtschaft en masse Personen, die in der Landwirtschaft tätig waren proletarisiert und freigesetzt wurden, die nicht umhin kamen, sich entweder ein neues Betätigungsfeld in den aufkommendenn Industriestädten zu suchen, sich zu mieeserablen Konditionen als abhängige Landarbeiter zu verdingen oder auszuwandern. Viele taten letzteres.
3. Der Umstand, dass die US-Regierung, nachdem Lincoln 1862 den "Homestead Act" auf den Weg gebracht hatte, nachdem die US-Regierung Land (dass auf in der Regel unrechtmäßige Weise der indigenen bevölkerung abgenommen worden war), an jeden, der bereit war es unter den Pflug zu nehmen mehr oder minder verschenkte, bzw. zu wirklich lächerlichen Preisen verschleuderte.



Die Volkszählung von 1871 in Deutschland hatte eine Bevölkerungsgröße von ca. 41 Millionen Einwohnern ergeben, Elsass-Lothringen und den ganzen preußischen Osten inbegriffen.

Der krasse Anwuchs der Bevölkerung Deutschlands auf an die 65 Millionen Einwohner um 1910 herum (64,9 Millionen nach dem Zensus vom Dezember 1910) infolge höherer Lebenserwartung durch geringere Kindersterblichkeit, besserer Lebensbedingungen, besserer medizinischer Möglichkeiten etc. vollzieht sich erst im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts.
Das hat mit mit der Auswanderung seit den 1820er Jahren offensichtlich nichts, aber auch gar nichts zu tun.

Genau so wenig, wie irgendwelche überkommenen Feudalrechte, mit denen du herumhantierst, die waren als in den 1850er Jahren die Massenauswanderung in die USA anfing und mit dem Homestad-Act und dem Ende des amerikanische Bürgerkrieges wirklich fahrt aufnahm, längst passé.

Aber weil ich weiß, dass eine Diskussion mit dir zu nichts führt
Ist komisch. Du scheinst in diesem Forum das einzige Mitglied zu sein, dass der Meinung ist, dass man mit mir partout nicht diskutiren könnte.

verzichte ich darauf, deine Einwände, sofern sie sich überhaupt auf meinen Beitrag beziehen, Punkt für Punkt zu widerlegen
.......... mit anderen Worten du kannst es nicht.

zumal du nicht einmal zwischen der Unabhängigkeitserklärung, vor der ich schrieb, und der Verfassung der USA, die du als Entgegnung ins Spiel brachtest, zu unterscheiden weißt.
Ja, pardon Flüchtigkeitsfehler.

Was nichts daran ändert, dass dein Bezug auf die US-Verfassung insofern Unfug ist, als dass diese Verfassung und darin enthaltene halberzige Absichtserklärungen eben nicht zur Masseneinwanderung aus den deutschen Gebieten geführt hatten, denn sonst hätte massenhafte Migration in die USA bereits seit dem letzten Drittel des 18. Jahrhunderts stattfinden müssen.
Tat sie aber nicht.
1850 (heißt fast 70 Jahre nach der Unabhängigkeit) waren in die USA weniger als 600.000 in Deutschland geborene und eingewanderte Personen registriert.

1880 sind es es an die 2 Millionen.
1890 fast 2,8 Millionen.

Was diese Leute glockt hat, waren die wirtschaftlichen Möglichkeiten, die sich aus der Industrialisierung ergaben und der Homestead-Act von 1862.
Die Einwanderung vor diesen Neuerungen nahm sich eher bescheiden aus.


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Wenn du für dich Unfug annehmen möchtest kannst du das ja gerne tun, wäre allerdings schön, du würdest darauf verzichten selbigen öffentlich breitzutreten und zu versuchen ihn als "gesicherte Erkenntnisse" zu verkaufen.
Deine "gesicherten Erkenntnisse" stellen sich bekannntlich in der Regel als oberflächliche Lektüren von Wikipedia-Einträgen heraus.
 
Weil du keine Ruhe gibst und dich damit nicht scheust, dich zu blamieren:
Übermäßiger Bevölkerungsdruck, wegen einer zu schnell wachsenden Gesamtbevölkerung war offensichtlich nicht der Grund für die Migration.
Offensichtlich war der Bevölkerungsdruck, wie ich schrieb, doch einer der Grunde der Migration – Zitat aus Jürgen Bährs „Bevölkerungsgeographie“, Seite 265, Kapitel 4.3.1, Auswanderungen nach Übersee im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert:

Der demographische Übergang in Europa erhält seine Sonderstellung und historische Einmaligkeit nicht zuletzt dadurch, dass er untrennbar mit den großen von Europa ausgehenden und vorwiegend auf die Neue Welt gerichteten Überseewanderungen verknüpft ist. Die ozeanischen Wanderungen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts vollzogen sich somit „in einer Übergangsphase der europäischen Entwicklung, die zwischen dem Zusammenbruch der alten agrarischen Gesellschaft und dem Anbruch des modernen Industriezeitalters lag“ (Thistlethwaite1972, S.346). Die Öffnung der Bevölkerungsschere, eingeleitet durch den Rückgang der Sterblichkeit ohne eine gleichzeitige Verminderung der Geburtenzahlen, führte trotz einer allmählichen Verbesserung der Ernährungsbasis zu einem wachsenden Bevölkerungsdruck und zu einer latenten Auswanderungsbereitschaft, die bisweilen, wenn auch sehr unregelmäßig, in eine wirkliche Auswanderung umschlug. Dieser Prozess setzte im nordwestlichen Europa ein und breitete sich von dort nach Osten und Süden aus. Ein Land nachdem anderen, von Irland bis Italien und Griechenland, zeigt eine direkte Korrelation zwischen den Auswanderungsquoten und den etwa 20 bis 25 Jahre früher liegenden natürlichen Zuwachsraten. Darin spiegelt sich die Wanderung derjenigen Menschen wider, die nach Kindheit, Lehr- und Wanderjahren in das Alter der Ehe eintraten und auf der Suche nach einem Arbeitsplatz waren, der ihnen ein eigenes Familienleben ermöglichte. Das Ventil der Auswanderung hat zeitweilig etwa 40% des natürlichen Bevölkerungszuwachses in Europa absorbiert (Thistlethwaite1972, S.342f.).
 
Das ist kein Unsinn, sondern gesicherte Erkenntnis. Aber weil ich weiß, dass eine Diskussion mit dir zu nichts führt, verzichte ich darauf, deine Einwände, sofern sie sich überhaupt auf meinen Beitrag beziehen, Punkt für Punkt zu widerlegen, zumal du nicht einmal zwischen der Unabhängigkeitserklärung, vor der ich schrieb, und der Verfassung der USA, die du als Entgegnung ins Spiel brachtest, zu unterscheiden weißt.

Was ist gesicherte Erkenntnis? Die Zahl von 7 deutschen Millionen Auswanderern in die USA kommt mir etwas hoch gegriffen. Erst nach 1855 wurden die USA vorrangiges Ziel für deutsche Auswanderer, und Russland und Österreich waren ebenfalls wichtige Auswanderungsziele.

Friedrich Naumann schätzte die Zahl der deutschen Auswanderer in die USA auf zwischen 1820 und 1916 auf 5, 65 Millionen.
Der Grund für die Auswanderung war im 19. Jahrhundert vor allem der Pauperismus und eine lang anhaltende Wirtschaftskrise, aber nicht Überbevölkerung. Es gab manche Landstriche in Deutschland, die erst im 19. Jahrhundert schafften, die Verluste des 30 Jährigen Krieges auszugleichen.

Dass sich im 19. Jahrhundert weitaus mehr zur Auswanderung entschlossen, als im 18. hing damit zusammen, dass zur Auswanderung im 18. Jahrhundert in der Regel die Erlaubnis eines Landesherren nötig war. Wegen der Peuplierungspolitik waren absolutistische Fürsten in der Regel zurückhaltend mit solchen Erlaubnissen. Die Auswanderungsbewegungen von 1820- 1890 waren vor allem auf den Pauperismus und eine lang anhaltende Wirtschaftskrise nicht aber auf Überbevölkerung. Nicht dass die Bevölkerung drastisch anwuchs, sondern dass es für einen Großteil der Bevölkerung aufgrund einer Wirtschaftskrise keine Perspektive gab, war verantwortlich für Auswanderung, es gab Gemeinden, die langjährige Unterstützung von Armen scheuten und lieber einmalig die Kosten für die Passage zahlten.

Im 18. und auch noch im 19. Jahrhundert war die Kindersterblichkeit hoch, nicht nur in den Hütten, sondern auch in den Palästen.

Noch 1870 starben in Deutschland 250 von 1000 Kindern. Es gab regional große Schwankungen bei der Kindersterblichkeit zwischen 35-20 % . Bis 1910 sank die Kindersterblichkeit auf 160 von 1000 Kindern. Bis zum Jahre 1930 sank die Kindersterblichkeit auf weniger als 100 und bis 1970 auf 25 von 1000 Kindern. Für das Sinken der Kindersterblichkeit waren vor allem die Steigerung des Lebensstandards, die Verbesserung der Medizin und staatliche Maßnahmen wie Schutz-Impfungen verantwortlich. Krankheiten wie Tuberkulose forderten aber noch im 20. Jahrhundert zahlreiche Opfer.
 
Die Auswanderungsbewegungen von 1820- 1890 waren vor allem auf den Pauperismus und eine lang anhaltende Wirtschaftskrise nicht aber auf Überbevölkerung.

Und hier wichtig fstzuhalten: Der Pauperismus war nicht das Ergebnis größeren Bevölkerungszuwachses, sondern der Auflösung der reste der feudalen Ordnung, weil Kosten für die Bauernbefreiung auf die bäuerliche Bevölkerung abgewälzt wurden, dass Klein- und Subsistenzbauern an den Rand des Existenzminimums brachte und kleine bäuerliche Betriebe schlicht überforderte, weil sie überhaupt nicht in der Lage waren nach kommerziellen Gesichtspunkten für den Markt zu produzieren, weswegen sie dem Preisdruck der sich konsolidierenden Großlandwirtschaft nicht standhalten konnten.
Mit dem Aufkommen der Dampfschiffahrt und der Eisenbahn, kommt dann zusätzliche Konkurrenz durch Agrarprodukte aus Russland, den USA und den Kolonien auf, die den Preisdruck zusätzlich erhöht, verstärkt durch die liberale Freihandelspolitik in der Mitte des 19. Jahrhunderts.

Noch 1870 starben in Deutschland 250 von 1000 Kindern. Es gab regional große Schwankungen bei der Kindersterblichkeit zwischen 35-20 % . Bis 1910 sank die Kindersterblichkeit auf 160 von 1000 Kindern. Bis zum Jahre 1930 sank die Kindersterblichkeit auf weniger als 100 und bis 1970 auf 25 von 1000 Kindern. Für das Sinken der Kindersterblichkeit waren vor allem die Steigerung des Lebensstandards, die Verbesserung der Medizin und staatliche Maßnahmen wie Schutz-Impfungen verantwortlich. Krankheiten wie Tuberkulose forderten aber noch im 20. Jahrhundert zahlreiche Opfer.

Vor allen Dingen hat man es im 19. Jahrhundert ja auch gerade in den Städten noch mit himmelschreiend fürchterlichern hygienischen Bedingungen zu tun.

Städte wie London, Berlin und Hamburg, haben bis weit ins 19. Jahrhundert hinein keine der Größe der wachsenden Städte angemessene Abwasserentsorgung etc.
 
Der Grund für die Auswanderung war im 19. Jahrhundert vor allem der Pauperismus und eine lang anhaltende Wirtschaftskrise, aber nicht Überbevölkerung.
Und woher kam der Pauperismus? Wenn zu viele in einem Land leben, das sie nicht alle ernähren kann. Und genau das habe ich gesagt, aber auch Bähr, wenn er von Bevölkerungsdruck spricht – ich zitiere ihn noch einmal:

Die Öffnung der Bevölkerungsschere, eingeleitet durch den Rückgang der Sterblichkeit ohne eine gleichzeitige Verminderung der Geburtenzahlen, führte trotz einer allmählichen Verbesserung der Ernährungsbasis zu einem wachsenden Bevölkerungsdruck und zu einer latenten Auswanderungsbereitschaft, die bisweilen, wenn auch sehr unregelmäßig, in eine wirkliche Auswanderung umschlug.
(…)
Das Ventil der Auswanderung hat zeitweilig etwa 40% des natürlichen Bevölkerungszuwachses in Europa absorbiert (Thistlethwaite1972, S.342f.).
 
Einer der Gründe war die Überbevölkerung aufgrund der verbesserten Medizin: Es wurden laufend Kinder geboren, von denen aber, anders als in den Jahrhunderten zuvor, die meisten Erwachsenenalter erreichten.
Leibeigenschaft – Wikipedia
Sie durften auch nur mit Genehmigung des Leibherrn heiraten[3]
Heiratserlaubnis – Wikipedia
Im Norddeutschen Bund wurde 1868[3] grundsätzlich die Eheschließungsfreiheit eingeführt, die zum 1. Januar 1871 auf die meisten süddeutschen Staaten ausgedehnt wurde.
 
Und woher kam der Pauperismus? Wenn zu viele in einem Land leben, das sie nicht alle ernähren kann. Und genau das habe ich gesagt, aber auch Bähr, wenn er von Bevölkerungsdruck spricht – ich zitiere ihn noch einmal:

Unfug.

Ich wiederhole mich nochmal: bis weit ins ausgehende 19. Jahrhundert ist Deutschland, bzw. sind die deutschen Staaten ein großer Exporteur von Agrarerzeugnissen.
Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein haben gerade die Agrarexporte aus Ostelbien eine starke Rolle bei der Lebensmittelversorgung Westeuropas, im Besonderen der extrem dicht besiedelten Niederlande und Belgiens gespielt, bevor im Zuge des Aufkommens der Dampfschiffahrt, der Eisenbahn und künstlicher Düngemittel Importe aus den USA, Russland und den europäischen Kolonien günstiger wurden, als aus Ostelbien, weil man hier nicht zu so geringen Gestehungskosten produzieren konnte, da in Russland und den Kolonien die Löhne niedriger und in den USA durch Einsatz von Düngemitteln und Industrialisierung der Landwirtschaft die Produktion weit effizienter war.

Zum tatsächlichen Nettoimporteur von Lebensmitteln wird Deutschland erst um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert herum.

Der Pauperismus ist vor allem eine Folge Umstäde:

a) Das Bauernbefreiung und der Aufhebung der Feudallasten.
Aufhebung von Leibeigenschaft/Grunduntertänigkeit wurden gewährt, aber nur gegen immense Ablösezahlungen, die die Bauern ihren vormaligen Grundherren als "Entschädigung" zu leisten hatten.
Die Hand- und Spanndienste wurde im Zuge der Durchdringung der Gesellschaft durch den Staat sukzessive erst durch Natural/Geldleistungen gegenüber dem Grundherren und mit der Aufhebung der Feudalstrukturen durch Steuerlasten gegenüber dem Staat ersätzt.
Sowohl die Ablösungszahlungen an die ehemaligen Grundherren, als auch die monetären Abgabenlasten, die die traditionellen Hand- und Spanndienste ersetzten mussten in Geldbeträgen erbracht werden und die waren im Gegensatz zu den Hand- und Spanndiensten, die auch ohne kommerziellen Erfolg erbracht werden konnten, für die Klein- und Subsistenzbauern oftmals nicht aufzubringen, was dazu führte, dass sehr viele Kleinbauern darüber in die Schuldenfalle gerieten und ihnen oft am Ende nichts anderes übrig blieb, als das wenige Land, was sie hatten zu verkaufen, um aus den Schulden heraus zu kommen und die bisherige bäuerliche Existenz aufzugeben.

Das hat nichts mit Überbevölkerung zu tun, sondern damit, dass das alte Feudalsystem, das Arbeitskraft und Naturalien als Abgabenleistungen akzeptierte und in dem der Grundherr auch grundsätzliche Führsorgepflichten für die grunduntertänigen Bauern hatte dafür gesorgt hatte dass viele Bauernstellen, die zu klein waren um in einem auf Märkte und profite orientierten System erfolgreich sein zu können, erhalten blieben.
Und genau diese Betriebe brachen in dem Moment zusammen, in dem kapitalistische Logiken das Feudalsystem ablösten.
Die Schaffung eines großen Agrarproletariats am Anfang des 19. Jahrhunderts hat nichts mit übermäßigem Bevölkerungswachstum zu tun.
Die Revolutions- und Napoléonischen Kriege mit allen ihren Begleiterscheinungen hatten dafür gesorgt, dass es Europa in der Zeit nicht übermäßig gut ging und sie hatten auch das demographische Wachstum abgeflacht.

b) Die Untrdrucksetzung der bäuerlichen Bevölkerung durch bisher nicht vorhandene Konkurrenz.

Zunächst mal kommen mit der allmählichen Industrialisierung die traditionellen bäuerlichen Nebenerwerbstätigkeiten massiv unter Druck.
Heimarbeit in Form von Weberei oder anderen Tätigkeiten, die Jahrhundertelang einen Teil des Lebensunterhalts der kleinbäuerlichen Bevölkerung mit erbracht hatten, verloren vor dem Hintergrund der aufkommenden Massenproduktion einen Großteil ihres Wertes und brachten kaum noch etwas ein.
Gerade für die Kleinbauern, die mit dem landwirtschaftlichen Betrieb mehr so an der Subsistenzgrenze kratzten, bedeutete der Wegfall dieses zusätzlichen Einkommens aber eine Katastrophe.

Weiterhin sorgte der Umstand, dass wegen der zunehmenden Verschuldung, durch Ablösungszahlungen (Aufhebung der Grundherrschaft) und monetären Abgabenlasten (Steuersystem, dass die alten Hand- und Spanndienste so wie die Naturalabgaben ersetzte) bei gleichzeitigem Wegfall der Nebenerwerbsmöglichkeiten, immer mehr Kleinbauern aufgeben mussten für 2 Effekte.
Zum einen Sorgte das für einen Verfall der Bodenpreise, zum anderen, dadurch bedingt, dazu, dass größere Grundbesitzer relativ billig das Land der verarmten Kleinbauern aufkaufen und ihre Betriebe arrondieren, entsprechend im größeren Stil zu günstigeren Preisen produzieren konnten, was für die verbliebenen Kleinbauern weiteren Druck bedeutete.

Das Aufkommen der Eisenbahn und der Dampfschiffahrt sorgte dafür, dass auf einmal Agrarüberschüsse aus weiter entfernten Gegenden auf den europäischen Markt geworfen wurden, die diesen früher nicht erreichen konnten, da der transport verderblicher Waren schlicht zu lange gedauert hätte oder wegen der beschaffenheit der Wege die Transportkosten für Massengüter schlicht zu teuer gewsen wären.
Im frühen 19. Jahrhundert ist das noch weniger die Eisenbahn, als mehr die Dampfschiffahrt (in Teilen noch als Hybrid aus Dampf- und Segelschiffen) aber mit dem Aufkommen und der zunehmenden Unabhängigkeit vom Wind, der planbaren Geschwindigkeit etc. kommen damit dann Agrarprodukte aus anderen Weltregionen auf den europäischen Markt, die deutlich auf die Lebensmittelpreise drücken, was gerade für die kleinbäuerliche Bevölkerung zusätzliche Probleme bedeutete.

Das alles passiert, bevor in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts die Lebensbedingungen deutlich besser werden und die Bevölkerung tatsächlich anfängt stark zuzunehmen.

Pauperismus ist nicht die Folge hoherer Lebenserwartung und steigender Bevölkerungsgröße, Papuerismus ist die gesellschaftliche Konsequenz der Ablösung einer feudalen durch eine kapitalistische Wirtschaftsordnung, die für die Kleinbauern ruinöse Folgen hatte, weil die Form der Abgaben, die sie erbringen mussten umgestellt worden war, weil durch die Industrialisierung ihr Nebenerwerb entfiel und weil man ihnen die Kosten für die Ablösung der Feudallasten aufbürdete um es sich mit den Grundbesitzern nicht zu verscherzen während gleichzeitig der Konkurrenzdruck durch die verbesserten Transportmöglichkeiten und die sich arrondierende Großlandwirtschaft stieg.
 
Zuletzt bearbeitet:
Sogar die Religion pries es ja als Paradies an.

Die ersten großen Einwanderungsbewegungen waren nicht zuletzt wegen der Religionsfreiheit gekommen. Die Pilgerväter, die 1620 nach Massachusetts kamen, waren in der alten Heimat verfolgt worden.

Die Einwanderer, die im Zuge der pietistischen Erweckungsbewegung vor allem nach Pennsylvania kamen, war bis dahin die größte nicht angelsächsische Einwandererwelle.

Einige der Salzburger Emigranten, die u. a. in Preußen Aufnahme fanden, emigrierten nach Pennsylvania.

Die Amish-People, Mennoniten oder Hutterer waren vielfach in Europa Verfolgungen ausgesetzt. Nordamerika bot im 17. Jahrhundert in religiöser Hinsicht eine Glaubens- und Gewissensfreiheit wie sie kaum irgendwo existierte.
 
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