Eine kleine Randnotiz zu den maritimen Auswirkungen: Angeregt von
http://www.geschichtsforum.de/f51/die-bremer-kogge-von-1380-a-42269/index4.html#post634761
In dem Buch "Lisa von Lübeck. Das Hanseschiff des 15. Jahrhunderts" eines Herrn Burkhard Bange ist dann noch neben anderem Unsinn nachzulesen, daß das Unterwasserschiff nach gutem alten hansischen Brauch mit Kupferplatten beschlagen wurde, um den gefräßigen Schiffsbohrwurm fernzuhalten. Diese Methode kam allerdings erst im 18. Jhdt. bei der Royal Navy auf ...
Die Bemerkung liegt schon etwas länger zurück, aber das Problem der Kupferbeschlag gegen
teredo navalis hatten wir schon einige Male im Forum.
Bezüglich der Royal Navy ist es eine der wichtigen Innovationen während des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges, worauf wohl auch die Bemerkung zielt.
Dennoch gab es vorherige Anläufe, die dieses Problem des Bohrwurms und seine Lösung betrafen: Bleibeschläge wurden 1553 probiert und verworfen, erneut 1670 und verworfen. 1708 wurde die Verwendung von Kupferbeschlägen zurückgewiesen, allerdings wurde Kupferbeschlag 1717 für die Tore des Portsmouther Hafenbeckens verwandt. 1758 (1761?) wurden dann mit der HMS Alarm experimentiert. Einige der 1776 mit Kriegsausbruch nach Nordamerika entsandten Fregatten hatten ebenfalls den Kupferbeschlag.
Der Durchbruch kam 1778 mit dem neuen
Comptroller of the Navy, Charles
Middleton. Dieser setzte radikal die neue Technik um und ein, indem er ab August 1778 die Royal Navy komplett umzurüsten begann. Neben der "Haltbarkeit" sicherte der Kupferbeschlag Geschwindigkeitsvorteile, die wiederum der Navy wegen des globalen Mehrfrontenkrieges von Nordamerika über Westindien, Europa bis Indien wichtig erschien. Zahlenmäßig eigentlich unterlegene Flotteneinheiten sollten schneller und besser, und länger manöverieren können, wenn sie Kupferbeschläge erhalten würden.
Die Innovation wurde in größter Geschwindigkeit in die Flotte getragen, innerhalb von 6 Wochen waren 20 Schiffe mit Kupferbeschlägen ausgerüstet worden. Den angeblichen Rekord für den Umbau soll HMS Centaur (74) mit 7 Stunden gehalten haben.
Ende 1781 war quasi - bis auf einige Ausnahmen auf Auslandsstationen - die gesamte Royal Navy "coppered": 96 Linienschiffe, 115 Fregatten, 102 Sloops und Kutter (Sandwich's Memoranda, Papers IV, 285.
Der Unabhängigkeitskrieg ist dabei wohl der treibende Faktor für die schnelle Umsetzung gewesen. Sie verschaffte der Royal Navy einige Vorteile in den Auseinandersetzungen zur See, die eben nicht nur in Nordamerika stattfanden.
Maurer, Coppered Bottoms for the Royal Navy, A Factor in the Maritime War 1778-1783, MA 1950, S. 57-61.