Bedeutung Napoleons

Schwer zuerklären. Mitsolchen urteilen bin ich persönlich immer vorsichtig, weil wir eben nie genau wissen, was aus der Welt geworden wäre, wenn ... wie ja hier in einem anderen Thread schon ausgeführt wurde, besteht eine Verbindung zwischen Napoleon (bzw. den Befreiungskriegen gegen seine Besatzung) und der national-liberalen Bewegung in Deutschland. Ohne Napoleon wäre das Heilige Römische Reich deutscher Nation wohl später zerbrochen, der Weiner Kongress als direkte Folge ...

Für mein Empfinden nur schwer oder hypothetisch zu entscheidend ... aber sein Erbe ist ja bis heute spürbar. Man denke da an seinen Code Civil ... wer weiß, wie dessen Fehlen sich ausgewirkt hätte. Oder wer weiß,wie lange sich in Frankreich das Direktorium gehalten hätte, oder was danach gekommen wäre. Vielleicht eine Rückkehr der Bourbonen?

Aber ich bin gespannt andere Meinungen hier zu lesen. Vielleicht hängt damit auch ein wenig die persönliche Wertung von Napoleons Tun und Schaffen zusammen.
 
Wenn man das heutige Modewort "nachhaltig" benutzt, dann hat Napoleon Europa vorangebracht. Schliesslich hat er den liberalen Freiheitsgedanken (und somit den sozialistischen Freiheitsgedanken ab 1840 langsam reifen lassend) exportiert, wenn auch mit Gewalt und vielen Todesopfern auf allen Seiten.
 
Wenn man das heutige Modewort "nachhaltig" benutzt, dann hat Napoleon Europa vorangebracht. Schliesslich hat er den liberalen Freiheitsgedanken (und somit den sozialistischen Freiheitsgedanken ab 1840 langsam reifen lassend) exportiert, wenn auch mit Gewalt und vielen Todesopfern auf allen Seiten.
Hm, hatten das Augreau, Moreau, Hoche und all die anderen Revolutionsgenerale nicht auch gemacht. (Stichwort: Batavische, Mainzer, Helvetische und Cisrhenaische Republik) Man könnte aber auch sagen, dass das französische Hegemonialstreben und die Besetzung weiter Teile Deutschlands bis nach Hamburg durch das napoleonische Frankreich einen Freiheitsgedanken auslöste, freilich war dieser dann gegen Frankreich gerichtet.:grübel:

Da man nicht weiß, wie es ohne den Putsch von 1799 ausgegangen wäre, ist natürlich auch eine Bewertung der Leistungen etwas schwierig. Viel von dem Positiven, das unter seiner Herrschaft geschah, war schließlich ein Kind der Revolution, manches von dem Negativen wie Zensur und Verfolgung politischer Gegner, war schon während der Revolution in ungeahntem Ausmaß praktiziert worden (vor allem während des Terreur)...
 
... sein Erbe ist ja bis heute spürbar. Man denke da an seinen Code Civil ... wer weiß, wie dessen Fehlen sich ausgewirkt hätte. Oder wer weiß,wie lange sich in Frankreich das Direktorium gehalten hätte, oder was danach gekommen wäre. Vielleicht eine Rückkehr der Bourbonen?

Ich schließe mich hierin an, was Napoleon alles an schlechtem hinterlassen bzw. getan hat liegt ja auf der Hand.

Er hat beispielsweise auch einen Schritt zurück gemacht, indem er sich selbst krönte und damit (in meinen Augen) die ursprücnglichen revolutionären Ideen verriet.
Gelassen hat er eigentlich nur einiges, was in sein Konzept passte und die Vorstellung der Verbreitung der freiheitlichen Ideen durch die französischen Truppen aufrechterhalten konnte.
 
Ja, ein "Revolutionär" und "Republikaner" im Sinne der französischen Revolution war er dadurch nicht mehr. Auf mich wirkt das irgendwie noch am Ehesten als "Zurechtstutzung" der republikanischen Ideen, und zwar soweit, dass sie seiner Macht (und seinen Zielen) dienlich waren. Ob man das als Verrat wertet, bleibt Ansichtssache (ich stimme da allerdings mit deiner Ansicht überein).
 
Mann kann sagen, daß Napolen der Vollstrecker der französischen Revolution in Europa war. Vielleicht war er ein ein egoistischer Machtmensch, doch war es Ihm immer ein Bedürfnis seine Herrschaft durch
legetimation des Volkes zu rechtfertigen. Hätte er es sonst 1815 abgelehnt sich selbst zum Diktator zu ernennen und die niederen Schichten zum Kampf aufzurufen ? Das wäre auf einen Bürgerkrieg hinausgelaufen und danach stand Ihm nicht der Sinn.
Ohne Bonaparte hätten die Werte der franz. Revolution auch Verbreitung in Europa gefunden -denn revolutionäre Ideen sind nicht aufzuhalten - aber nicht so schnell.
Aber dies ist meine eigene, subjektive Meinung.
 
Ich schließe mich hierin an, was Napoleon alles an schlechtem hinterlassen bzw. getan hat liegt ja auf der Hand.

Er hat beispielsweise auch einen Schritt zurück gemacht, indem er sich selbst krönte und damit (in meinen Augen) die ursprücnglichen revolutionären Ideen verriet.
Gelassen hat er eigentlich nur einiges, was in sein Konzept passte und die Vorstellung der Verbreitung der freiheitlichen Ideen durch die französischen Truppen aufrechterhalten konnte.

Der Export des Gedankens der Freiheit und Gleichheit ist nicht durch einen Mann zu bewerkstelligen gewesen. Zumal Napoleon von einem Vereinten Europa unter seiner Kaiserschaft träumte.
Aber mit seinem Expansionswillen schleppte er unwissend den Freiheitsgedanken weiter nach Osten. Man darf nicht vergessen, dass die franz. Revolution z.T. auf Voltaire sowie der gerade entstandenen USA aufbaute.
 
Der Export des Gedankens der Freiheit und Gleichheit ist nicht durch einen Mann zu bewerkstelligen gewesen. Zumal Napoleon von einem Vereinten Europa unter seiner Kaiserschaft träumte.
Aber mit seinem Expansionswillen schleppte er unwissend den Freiheitsgedanken weiter nach Osten. Man darf nicht vergessen, dass die franz. Revolution z.T. auf Voltaire sowie der gerade entstandenen USA aufbaute.

Nun, so ganz ohne Einfluss war Napoléon für die Verbreitung revolutionärer Gedanken in Europa auch nicht.

Code Civil - Wikipedia

EDIT: Oh wurde ja schon mehrfach genannt. Nein wo bin ich nur.
 
Zuletzt bearbeitet:
Bedeutung Napoleon

Hallo zusammen!

Ich habe eine kleine Frage:

Welches ist die Bedeutung von Napoleon für die Französische Revolution und die europäischen Staaten bis 1814?

Stimmt dies?:¨

Napoleon schaffte Förderalismus ab

Mit Napoleons Machtübernahme war die Revolution vorbei..

danke für eure antworten!
 
"Mit Napoleons Machtübernahme war die Revolution vorbei.."
< die These stimmt auf jeden Fall. Die Ära Napoleons wird als Phase der Restauration bezeichnet. Beleg hierfür ist, dass sich Napoleon zum Kaiser krönte. Diese Verwendung von Bezeichnungen und Ämtern gegen die man zur Zeit der Revolution ja noch angekämpft hatte zeigt deutlich, dass die revolutionäre Phase beendet war.

" Napoleon schaffte Förderalismus ab"
hierzu habe ich noch nichts gelesen.
 
"Mit Napoleons Machtübernahme war die Revolution vorbei.."
< die These stimmt auf jeden Fall. Die Ära Napoleons wird als Phase der Restauration bezeichnet. Beleg hierfür ist, dass sich Napoleon zum Kaiser krönte. Diese Verwendung von Bezeichnungen und Ämtern gegen die man zur Zeit der Revolution ja noch angekämpft hatte zeigt deutlich, dass die revolutionäre Phase beendet war.


NEIN!!! Die Restauration ist die Phase nach Leipzig (1813), bzw. sogar nach Waterloo (1815), die Restauration wird durch den Wiener Kongress eingeleitet und sie versucht (natürlich zu Gunsten einiger und zu Lasten anderer) die Verhältnisse vor der Frz. Revolution bzw. vor den napoleonischen Kriegen wiederherzustellen. So wurde z.B. in Frankreich, nachdem die französische Hauptlinie der Bourbonen durch die Revolution ausgefallen war, mit Ludwig XVIII. eine Nebenlinie der Boubonen auf den Thron gebracht.
 
NEIN!!! Die Restauration ist die Phase nach Leipzig (1813), bzw. sogar nach Waterloo (1815), die Restauration wird durch den Wiener Kongress eingeleitet und sie versucht (natürlich zu Gunsten einiger und zu Lasten anderer) die Verhältnisse vor der Frz. Revolution bzw. vor den napoleonischen Kriegen wiederherzustellen. So wurde z.B. in Frankreich, nachdem die französische Hauptlinie der Bourbonen durch die Revolution ausgefallen war, mit Ludwig XVIII. eine Nebenlinie der Boubonen auf den Thron gebracht.
Vielleicht sollte man es so präzesieren, dass die Zeit nach dem Wiener Kongress mit "Restauration" bezeichnet wird.

Restauration an sich gab es auch schon zuvor, ohne jetzt damit den Fragesteller verwirren zu wollen. Aber es liegt auf der Hand, dass die Revolution neben einem Reformschub oder einem positiven Eindruck auch eben zu restaurativen Bemühungen von Seiten der Obrigkeit führte und das schon zur Zeit der Revolution und nicht erst zur Zeit Napoleons.
 
NEIN!!! Die Restauration ist die Phase nach Leipzig (1813), bzw. sogar nach Waterloo (1815), die Restauration wird durch den Wiener Kongress eingeleitet und sie versucht (natürlich zu Gunsten einiger und zu Lasten anderer) die Verhältnisse vor der Frz. Revolution bzw. vor den napoleonischen Kriegen wiederherzustellen. So wurde z.B. in Frankreich, nachdem die französische Hauptlinie der Bourbonen durch die Revolution ausgefallen war, mit Ludwig XVIII. eine Nebenlinie der Boubonen auf den Thron gebracht.

Ich muss dir widersprechen:
Ludwig XVIII. und der ihm als König 1824 folgende Karl X. waren Brüder des auf dem Schafott geendeten Ludwig XVI. Die Seitenlinie der Borbonen (Orleans) kam erst mit "Bürgerkönig" Louis Philippe nach der Julirevolution 1830 an die Macht.

Die Restauration in Frankreich begann nach Abschluss des 1. Pariser Friedensvertrages und der Übergabe der Macht an die Bourbonen also einige Monate vor dem Wiener Kongress.
Die Restauration in Europa nach meinen Verständnis mit den Ergebnissen des Wiener Kongresses, spätestens aber mit der Bildung der heiligen Allianz.

Grüße
excideuil
 
@all

In #6 hat exedideuil die dynastische Problematik m.E. geklärt. Hinsichtlich der Kategorie "Restauration" möchte ich auf K.L. von Haller hinweisen, wissend, daß zwischen der historischen Epochenbezeichnung, der Ereignisgeschichte und der Rezeption dieser Ereignisgeschichte in der Ideengeschichte zeitliche Diskrepanzen auftreten können.

@Brissotin

Zu Deinem Beitrag #4, ich denke, hier muß sich der Threadersteller äußern, letztlich war der Rheinbund auch "föderalistisch" aufgestellt.

M.
 
Aber es liegt auf der Hand, dass die Revolution neben einem Reformschub oder einem positiven Eindruck auch eben zu restaurativen Bemühungen von Seiten der Obrigkeit führte und das schon zur Zeit der Revolution und nicht erst zur Zeit Napoleons.

Sehe ich genauso. Ich denke, dass das Ende der Revolution irgendwo zwischen dem Sturz Robespierres und der Einrichtung des Direktoriums zu suchen ist. Im Grunde ist das fünf-köpfige Direktorium bei aller republikanischer Verbrämung wohl schon eine Vorstufe zu einer konstitutionellen Monarchie.

Grüße
excideuil
 
Sehe ich genauso. Ich denke, dass das Ende der Revolution irgendwo zwischen dem Sturz Robespierres und der Einrichtung des Direktoriums zu suchen ist. Im Grunde ist das fünf-köpfige Direktorium bei aller republikanischer Verbrämung wohl schon eine Vorstufe zu einer konstitutionellen Monarchie.

Grüße
excideuil
Ich meinte aber doch die "Restauration" eigentlich eben nicht bezogen auf Frankreich, sondern auf die anderen Staaten v.a. in Deutschland.

UND ICH bin eben nicht der Meinung, dass das Ende der Revolution vor dem Direktorium zu suchen ist, sondern danach, also 1799.:fs:
http://www.geschichtsforum.de/f16/w...volution-beendet-1799-oder-doch-1795-a-10041/

Den Teil mit der Hauptlinie in ElQuijotes Beitrag habe ich scheinbar garnicht mehr bewusst gelesen. Peinlich, peinlich (meinerseits).
 
Ich meinte aber doch die "Restauration" eigentlich eben nicht bezogen auf Frankreich, sondern auf die anderen Staaten v.a. in Deutschland.

UND ICH bin eben nicht der Meinung, dass das Ende der Revolution vor dem Direktorium zu suchen ist, sondern danach, also 1799.:fs:
http://www.geschichtsforum.de/f16/w...volution-beendet-1799-oder-doch-1795-a-10041/

Den Teil mit der Hauptlinie in ElQuijotes Beitrag habe ich scheinbar garnicht mehr bewusst gelesen. Peinlich, peinlich (meinerseits).

Nicht doch, Briso, du brauchst dein Licht nun wahrlich nicht unter den Scheffel stellen, ich bin immer wieder von deinem Wissen beeindruckt!

Peinlich mag es für mich sein, deinen Beitrag falsch gedeutet und den älteren Thread nicht gekannt zu haben!

Das ändert aber nichts daran, dass ich in diesem Punkt nicht deiner Meinung bin. Und das liegt nicht nur daran, dass es mich immer wieder verwundert, sogar ärgert, welche "Verdienste" Napoleon an die Brust geheftet werden sollen. Seine Aussage, dass er die Revolution beendet hätte ist m.E. nach wie alle Aussagen des Mannes zu werten, der viel gesagt hat, (wenn der Tag lang war) mit Sicherheit wohl nicht als Autoritätsbeweis zulässig.

Robespierre und die Jakobiner wurden nicht umsonst gestürzt. Ihre Ziele gingen über das bereits gewollt Erreichte hinaus. Mit dem Directoire wurde dann das System errichtet, das die Ergebnisse der Revolution sichern sollte. Man kann sicher darüber streiten, ob die agierenden Personen dieser Rolle gerecht werden konnten, sicher ist, die Ausarbeitung des Code Civil wurde begonnen, um ein Beispiel zu nennen. Und das Manifestieren der Ergebnisse der Revolution stellt für mich das Ende derselben dar, auch wenn das Ergebnis erst unter Bonaparte fertig wurde.

Grüße
excideuil
 
Zuletzt bearbeitet:
Also wenn du so argumentierst dann hat die Französische Revolution schon dreimal vorher geendet mit den Verfassungen von 1791/93/95.
Jeder hat halt seinen Teil mit eingebracht. Die NV die Rechtsgleichheit, die Jakobiner die Zentralisierung und das Direktorium den Imperialismus(um charakterisierende Beispiele zu nennen).
Nappi hat das ganze übernommen und nochmal cäsarische Mythologisierung seiner Person draufgeklatscht. Erst mit Ludwig XIII. hat das ganze geendet.

Das Ende bei 1814 anzusetzen erscheint mir durchaus legitim.
 
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