@Prinzip der assyrischen Belagerungstürme
in der "Geschichte der Kampfwagen" von Armin Halle und Carlo Demand wird die Vermutung aufgestellt, dass es sich um Hebelbäume zum Aufbrechen der Schalensteine der frühen Fortifikationen handelte.
Demnach interpretieren sie die Spitze der "Langen Stangen" als metallbeschlagene Spaltkeile. Sie führen hierzu eine von einem assyrischen Relief abgeleitete Skizze an, auf der der schwere Typ (drei Achsen) ein deutlich erkennbare axtförmige Spitze trägt. Googelt man besagtes Relief, so sieht man zwar die axtförmige Entausführung an der "Langen Stange", aber nicht die von den Autoren auf ihrer Skizze eingezeichnete Trennlinie zwischen Balken und Spitze.
Weiter ist auf dem Relief die Spitze in die Linie der zu berennenden Mauer gemeißelt. In annehmbaren 90° Schritten (Treppenzeichnung) ist hier der schon erfolgte Schaden in der Mauer aufgeführt, während die tiefer eingezeichneten Quader in der Mauer leicht schräg ausgeführt sind, was den Eindruck von fallenden Steinen erzeugt.
Angenommenes techn. Prinzip.
Die aufgehängte "Lange Stange" wird nach vorne geschwenkt und fährt jetzt, einen Halbkreis schwingend, idealerweise in eine Fuge/Spalt zwischen zwei Steinen oben in dem Mauerwerk. Danach wird die "Lange Stange" durch seitliches Rucken oder aber durch Seilziehen wie bei einem Drechsler (Torision) in dem Spalt bewegt, um Steine herauszubrechen.
Im Mittelalter gab es ebenfalls solche Ansätze, Befestigungen zu schwächen und niederzureißen. Einerseits um Brüstungen und damit den Schutz für die Schützen der Verteidiger herabzureißen aber auch metallene Keile, die in die Fugen getrieben wurden und durch Rucken/Drehen die Schalenmauern schädigen sollen.
@Bauprinzip von frühen Mauern
weit verbreitet waren getrocknete Lehmziegel, welche sich durch ihre einheitlichen Formen noch ordentlich zu Mauern aufschichten ließen. In zeitgenössischen Berichten werden auch gebrannte Ziegel (witterungsbeständiger) genannt. Hier wäre halt der Hohe Bedarf an Brennmitteln für die Öfen limitierend.
Behauene Steine und Lesesteine sind ebenfalls aufgetreten, wobei gerade behauene Steine durch die hohen Kosten was für Palastfestungen und ähnlich wichtige Zentren war.
Zwischen zwei Schalenmauern (innere schwächer als die Frontmauer) wurde mit lehmiger Erde und Geröll aufgefüllt und festgestammt. Was im ersten Moment sehr weich klingt, wird nach dem Trocknen ein solider (begehbarer) Baukörper.
Problematisch wird hier der Niederschlag. Lehmmauern verfallen im Lauf der Jahrzehnte durch Errosion. Je nach Regenhäufigkeit und Schutzputz muss hier immer mal wieder renoviert werden, was in den Annalen/Tätigkeitsberichten der Könige häufiger aufgeführt wird.
Wichtig wäre hier, dass stumper Schlag eines fallenden bzw. schwingenden Rammbocks bei Lehm einen Teil seiner Energie als Verdichtungsarbeit abgeben würde. Hier wäre die Hebelvariante als spaltendes Prinzip mit der axtförmig breiten Klinge zielführender.
Es gibt aber auch Reliefs der Kleinen Wagen (zwei Achsen), auf den die Spitze der "Langen Stangen" lanzettenförmig zuläuft.
Fazit:
Bei einer Dicke von mehreren Metern ergibt sich so eine Fortifikation mit breiter Kampfplattform für die Verteidiger oben und ein ordentliches Stück Arbeit für die Belagerer beim Durchbrechen. Der umfangreich anfallende Lehmschutt muss fortgeräumt bzw. beim infanteristischen Sturm überklettert werden.