Nun mal ehrlich: Piratenspielfilme oder -serien, die nicht sehr klischeebeladen sind, kann man doch mit der Lupe suchen. Ich wüsste jetzt spontan keinen.
Müssten ja duchaus nicht unbedingt Spielfilme sein.
Ich habe vor 1 oder 2 Jahren bei einem bekannten Streamingdienst eine Serie (halb Doku, halb Filmelemente) zum Thema karibische Piraterie gesehen, die ich eigentlich ganz gut gemacht fand.
Die Fluch der Karibik-Filme - zumindest die ersten drei - haben durchaus den Verdienst, das tote Genre des Piratenfilms wiederzubelebt zu haben.
Die Darstellung chinesischer, japanischer, indischer und afrikanischer Piraten kann man unterkomplex schimpfen, im Kern bleiben die Piraten „Briten“. Dennoch ist es ein Anflug von Diversität, eben dass die Piraten nicht bloß Europäer (oder befreite Sklaven) sind, sondern weitaus heterogener.
Dem kann ich mich durchaus anschließen.
Im übrigen möchte ich auch gar nichts gegen die besagten Filme - in ihrer Rolle als Unterhaltung - gesagt haben, jedenfalls nicht gegen die ersten drei, die mir persönlich als Unterhaltung sehr gut gefallen haben, über den vierten kann man meiner Meinung nach noch streiten, der fünte ist einfach nur der überflüssige Versuch aus einer erfolgreichen, aber abgschlossenen Reihe nochmal Gewinn heraus zu pressen.
Insofern das Ganze jedenfalls ursprünglich schon dem Namen nach in der Karibik spielt, habe ich auch nichts dagegen, dass Piraten aus anderen Weltgegenden im dritten Teil eher als unterkomplexe Randfiguren erscheinen, ich denke, wenn man das im Hinblick auf eine Geschichte in einem Raum monieren wollte, wo man Piraten aus asiatischen Kontxten entweder überhaupt nicht finden wird oder mit der Lupe suchen müsste und auch afrikanische oder arabische Piraten eher die Ausnahme gewesen sein dürften, dann hat man denke ich auch das Thema etwas verfehlt.
Mir ging es eben einfach nur darum, dass die überregionale Erinnerungskultur in Sachen Piraterie doch ziemlich einseitig auf den karibischen Raum festglegt ist.
Den sehr starken Fokus auf im Kern europäische Akteure, würde ich nicht einmal als eine Form von voreingenommenem Eurozentrismus betrachten wollen, sondern dass ist für mich einfach weitgehend logische Konsequenz aus dem Regionalen Bezug und dem Umstand, wer ab der FNZ diese Gewässer weitgehend kontrollierte.
Was mir dabei, im Hinblick auf die breite öffentliche Rezeption etwas hinten rüber fällt, ist eben, dass das ein übeerstarker Fokus auf eine Weltgegend ist, die um Hinblick auf den Gesamtkonplex Piraterie eher eine Randerscheinung ist, schon deswegen, weil ein wirklich hochfrquentietes Befahren der Karibik (Ich möchte jetzt nicht seefahrerische Traditionen der indigenen Bevölkrung grundsätzlich in Abrede stellen, aber die eher schwache Überlieferung spricht doch etwas dagegen, dass das abgesehen vielleicht vom Verkehr benachbarter Inseln miteinander, eher kein Massenphänomen war) und sehr stark ausgeprägte kommerzielle Seefahrt dort erst mit dem 16.-17 Jahrhundert aufkommen, während es mit der karibischen Piraterie im 18. Jahrhundert schon wieder steil bergab geht.
Das sind gerademal 200 bis vielleicht 250 Jahre.
Im Mittelmeer oder auch einfach auf anderen sehr stark frequentierten Seerouten, war das viel langlebiger und wahrscheinlich auch durchaus lukrativer.
An die großen Silberflotten, mit ihrer Edelmetall-Fracht traute sich ja kaum ein Pirat heran, auch die meisten Freibeuter nicht.
Besondere Profite waren mit kolonialen Handelswaren im karibischen Raum selbst wahrscheinlich auch eher nicht zu machen, wegen entsprechend großem regionalen Angebot und die meisten dezidierten Piraten (bei Freibeutern ist das sicherlich anders gewesen), hatten auch keine Möglichkeit, dass zu vergleichsweise hohen Gewinnen in Europa zu veräußern.
Der einzige für die meisten dezidierten Piraten wirklich extrem lukrative und einigermaßen realisierbare Weg größere Vermögen zusammen zu raffen, dürfte im Abfangen und Aufbringen von Sklavenschiffen bestanden haben, für deren Fracht es im karibischen Raum einen entsprechend großen Bedarf gab.
Da dürften sich Aktivitäten anderswo ähnlich lukrativ oder sogar noch interessanter gestaltet haben, wenn man darüber nachdenkt.