Dann würde ich Dir bei diesem Thema einen Blick in weitere Literatur empfehlen, denn gerade populärwissenschaftliche Literatur fördert hier unterschwellig das unselige „...im Felde unbesiegt“.
Diese von Dir zitierte Darstellung der deutschen Flieger ergibt ein falsches Bild der alltäglichen Frontsituation.
Der Hinweis auf die „technische Überlegenheit“ (stimmt auch nur für einen bestimmten Zeitraum) verkleistert den Blick auf das tatsächliche Geschehen und die zahlenmäßige Überlegenheit der Alliierten Luftstreikräfte.
In fast allen Regimentsgeschichten insbesondere der Artillerie findest Du das Beklagen der gegnerischen Luftüberlegenheit, die dazu führte, das feindliche Auflärer in aller Ruhe das Artilleriefeuer auf unsere Batterien lenken konnte. Eigene Flieger waren zuwenig oder überhaupt nicht vorhanden.
2 Beispiele der März-Offensive 1918 – da diese gesondert erwähnt wird.
Regimentsgeschichte Garde-FAR 7:
27.3. Die fdl. Gegenwirkung während des Tages ist lebhaft. In den Morgenstunden heftige Art. Beschießung von Chuignes, starke Fliegerangriffe. Die sehr zahlreichen fdl. Flieger schießen aus geringer Höhe (50-60m) mit MG. Verluste sind erheblich. Abwehr durch eigene Flieger und Flaks ist nicht beobachtet, Abwehr durch heftiges MG-Feuer erscheint ziemlich wirkungslos-
Aus dem Tagebuch eines Artillerieleutnants:
17.3.18 Unsere Batteriestellung ist gezeichnet als Nr. 156 und befindet sich etwa 100m hinter dem 1. Graben. Sie ist nur durch ein Schild gezeichnet, der weitere notdürftige Ausbau soll erst kurz vor dem Einrücken der Batterie vorgenommen werden, in Anbetracht der regen feindlichen Fliegertätigkeit.- Dabei haben wir hier wenig Fliegerschutz. Abend für Abend kommen ungehindert die Bombengeschwader und bewerfen das Hintergelände mit Ihren explosiven Eiern...
18.3. Das Wetter ist blendend schön, feindliche Fliegertätigkeit naturgemäss entsprechend rege, sodass tagsüber an ein Arbeiten nicht zu denken ist...
23.3 Unser Aufenthalt auf der Beo wurde nur wieder durch ein verfl. Luder von Bombenflieger zeitweise etwas ungemütlich. Dieses Fliegerbiest hatte bereits vorher in unserer unmittelbaren Nähe auf vorbeifahrende einzelne Fahrzeuge aus geringer Höhe Bomben geworfen, gegen deren Splitterwirkung wir wiederholt Deckung nehmen mussten. Jetzt, nach dem er wahrscheinlich seine Eier sämtlich abgeworfen hatte, nahm er uns aufs Korn, wie eine Hornisse kam er direkt auf uns zu, indem er fortgesetzt uns mit seinem MG befunkte, sodass um uns herum der Boden von den ein einschlagenden Geschossen aufspritzt...
26.3. ... Wir sind gerade mit dem Richtkreis beschäftigt und ich selbst sollte gerade mit den Telefonisten weiter nach vorn um eine Beo auszusuchen, als eine Fliegerbombe (der Himmel war buchstäblich schwarz von feindlichen Fliegern, auf die schon keiner mehr Acht gab) mitten zwischen uns einhaute...
Das hört sich nun wirklich nicht nach „Luftherrschaft“ an...
Gruß
Cisco