Das britisch-indische Imperium
Aus dem Generalgouverneur wurden nun Vizekönige, die aber auch in einem Fünfjahreszyklus abgelöst wurden. Diese kurze Amtszeit erlaubte es dem Vizekönig kaum, einen Sachaverstand zu erwerben, der ihm ein wirksames Eingreifen ermöglichte. Der Beamtenapparat bereitete alle Entscheidungen soweit vor, dass dem Vizekönig allenfalls noch ein Vetorecht verblieb.
- Parlament in London beschäftigte sich nur selten mit Indien
- Das Budget des Indienministerium wurde vom indischen Steuerzahler getragen, deshalb interessierte sich das Parlament bei den Haushaltsdebatten nicht dafür
- Die Bürokratie in Indien hatte weitgehend freie Hand
Ab 1861 gab es neben der Exekutive auch noch eine Legislative.
Die Exekutive konnte sich selber Gesetzte geben, die den Erfordernissen der Verwaltung entsprachen. Das Unabhängige Oberlandesgericht in Bombay, Madras und Kalkutta, führten diese Gesetze durch ein unbequemes Urteil ins absurdum, so dass die Bürokratie ihre Arbeit noch einmal machen mussten. Die Richter handelten lieber nach englischer Sitte und wollten mit Präzedenzfällen arbeiten. Die Bürokraten liessen sich nicht entmutigen uns schufen ein imposantes Gebäude an britisch –indischer Gesetzgebung, das später auch in andere Kolonien exportiert wurde:
- Zivilprozessordnung
- Gesetz über die Beweisaufnahme
- Eigentumsübertragung
Die Gesetze wurden von Expertenkommissionen geschrieben.
Beim Pächterschutzgesetz und den Gesetzen zum Schutz verschuldeter Bauern gab es heftige Debatten. Hier wurde gegen die von den Briten selbst verteidigte Vertragsfreiheit verstossen, die als eine der Segnungen der britischen Herrschaft betrachtet wurde.
In der Legislative gab es keine Partein, deshalb gab letztlich die Meinung der höchsten Beamten den Ausschlag. Die Zentralregierung hatte kein eigenen Besamtenkorps.
Administration und Indian Civil Service
Die Herrschaft der EIC ging 1858 zu Ende.
Indien hatte die legislative Gewalt:
Gesetze entstanden in Zusammenarbeit zwischen Vizekönig und Indienminister.
Dem Indienminister stand ein India Council beratend zur Seite; alle offiziellen Schreiben an den Vizekönig bedurften dessen Zustimmung
Der Rat bestand aus ehemaligen Indienbeamten (Konservatives Gremium das Entscheide verzögert, Reformen verwässert und Vetos einlegte).
Innenpolitik wurde vor allem im persönlichen Briefwechsel zwischen Vizekönig und Indienminister festgelegt.
Bau einer Kabelverbindung London – Kalkutta 1865 – 1868.
Generalgouverneur und Vizekönig herrschten mit dem Prunk und Zeremoniell eines orientalischen Herrschers.
Der Vizekönig
Dies war nicht die Krönung einer Beamtenlaufbahn. Es waren meistens englisch-schottische Aristokraten mit geringen Indienkenntnissen.
Das Regierungssystem war nahe dem amerikanischen. Der Vizekönig war an keine Mehrheitsbeschlüsse gebunden. Rat bestätigte die Entscheidungen. An die Beschlüsse des Legislativ Councils war er nicht gebunden.
Die Verwaltung
Die Verwaltung war autokratisch und zentralistisch.
Verwaltungseinheiten:
240 Distrikte (Grenzen aus der Mogulzeit)
Distrikte
Subdistrikte
Tehsils (Nordindien)
Talkus (Bombay, Madras)
Beamtenlaufbahn
Anfang wird er Beamte in einer Provinz, die bleib er immer zugeordnet. Verschiedene Rangstufen bis zum Gouverneur einer anderen Provinz.
Arbeit der Zentralregierung
Ständige Vermittlung zwischen den verschiedenen Provinzen.
Der Sekretariatstyp
Beamte die Freude daran hatten gewichtige Meinungen zu Papier bringen.
Der Distrikttyp
Schlüsselfigur der britischen Verwaltung
Eigen Herr in seinem Distrikt als Rad im Getriebe des Sekretariats. Die Beamte hatte aber im Laufe der Zeit immer mehr unter dem Papierkrieg zu leiden. Er konnte nicht mehr über Land reiten um dort zum Rechten zu schauen. Er musste Rundschreiben beantworten, Statistiken zusammenstellen und Gesetzesvorlagen begutachten.
Distrikt Offizier
Steuereintreiber und für Ruhe und Ordnung verantwortlich
Strassennetz, Schulen, Spitäler
Subdivisional Offizier
Dieser reisten umher und kontrollierten Steuerregister, hörten sich Klagen an und schlichteten Streitigkeiten.
Superintendant der Polizei
Angehörige des technischen Dienstes
Neben den britischen Beamten gab es noch Indische. Es entstand eine Zwischenschicht mit englischer Schulung
Tehsildars: sie standen mehreren Dörfer vor = Bereicherung und Machtmissbrauch = wichtige Stütze der Herrschaft.
Der Distrikt Offizier war faktisch weitgehend von den Informationen seiner indischen Untergebenen angewiesen. Nachdem aufstand wurde die Exekutive und die juristische Funktionen aufgeteilt.
Der Distrikt Offizier vereint in sich die Administrativgewalt als Steuereinnehmer und richterliche Kompetenzen, die juristische Gewalt oblag einen Distriktrichter.
Dies diente als Vorbild in anderen Teilen des Empires.
Die Repräsentanten der neuen Bildungsschicht und später die Nationalisten forderten eine klare Gewaltentrennung
1859 – 1861 Einführung eines einheitlichen Strafrecht, Zivil- und Strafprozessrecht.
Das Informationssystem des Imperiums hing davon ab, dass der Informationsfluss zwischen Distrikten und Zentrale nicht abbrach. Die Meinung der Distriktbeamten wurden sehr ernst genommen.
Der Korpsgeist der Kolonialherren beruhte auf einer bewussten Distanz gegenüber den Beherrschten und freimütiger Kameradschaft im eigenen Kreise, der zu dem durch das gemeinsame Milieu der Erziehung und der kulturellen Wertvorstellungen geprägt war.
Sie sahen in den Indern keine unfähigen Leute, sondern sie hatten Angst vor der Behändigkeit wie die Inder Englisch lernten und das Gedankengut der Briten meisterten. Das Argument der Briten war, dass intellektuelle Brillanz nicht immer mit der Charakterstärke verbunden sei. Auf diese Charakterstärke bildeten sich die Briten viel ein uns sie hielten sie für die tragende Kraft des Imperiums.
Würde man den Indern diese stärke zu trauen, stellte man das britische Imperium in Frage.
Mit der Politik von England hatten die britischen Verwaltungsbeamten wenig im Sinn. Sie kamen jung nach Indien uns stiegen dort schnell in höhere Posten auf. Mit 50 oder 55 gingen sie nach England zurück in den Ruhestand und zogen sich aus der Politik zurück.
Das ehemalige Gebiet von Nawab von Oudh wurde durch die Kolonialherrschaft über mitgenommen.
Die Briten entwaldeten diese Region in kurzer Zeit.
Gründe dafür waren:
Sicherheit
Holzkohle für die Ziegeleien
Anbau von Nutzfrüchten
Hohe Grundsteuerbelastung
Dies führt zu einer raschen Verschlechterung der Bodenqualität. Aus dem einst fruchtbaren Gebiet entstand eins von Dürrekatastrophen anfälliges.
Die Armee
Die britische Armee wurde von den indischen Steuerzahlern finanziert. Aus den Erfahrungen vom Aufstand achtete man darauf das es genügend britische Truppen in Indien gab, diese waren sehr teuer.
Truppenstärke:
Indische Söldner (Sikh und Muslime von Panjab) 140 000
Briten (Soldaten und Offiziere mit hohen Löhnen) 70 000
Es gab div. Militärische Aktionen der Briten:
Afghanischer Krieg 1887/80
Annexion Oberbirmas 1885
Unternehmungen gegen Grenzstämme im Nordwesten 1896-1898
Diese militärischen Aktionen führte dazu das die Militärausgaben stark anstiegen.
Von ca. 200 auf 300 Mio. Rupien pro Jahr
Bei der Übernahme durch die Krone bestandne die Einnahmen noch zur Hälfte aus der Grundsteuer zu 1/5 aus dem Opiummonopol und 1/10 aus der Salzsteuer
Um die Jahrhundertwende herum sah es so aus ¼ Grundsteuer und der Rest Zölle und Verbrauchersteuer.
Die Eisenbahn
Der Subkontinent wurde als ein grosser Wirtschaftsraum verstanden, der nun Zentral erfasst und strukturiert werden sollte, um möglichst alle natürlichen Ressourcen des Landes zur Verfügung zu haben.
1845 Gründung der East India Railway Company. Es gab in Bengalen eine einheimische Oberschicht die Interesse am Ausbau der Wirtschaftstrukturen hatte.
Anlagemöglichkeit für indisches Kapital
Import- und Exporthandel
England war nicht gewillt eine Dividendengarantie für das Eisenbahnprojekt zu geben. Es gab in Lateinamerika und den USA lukrativere Anlagemöglichkeiten. Die EIC musste 1849 eine Garantie von 5% gewähren.
Erste Strecken als Experiment:
Bombay 52 km ins Landesinnere
Kalkutta 18 km ins Landesinnere
Ab 1854 Ausbau des Eisenbahnnetzes unter Lord Dalhousie.
1858 Eisenbahnbau für militärische Funktion. Der Nordwesten Indiens sollte mit der Eisenbahn an Bombay und Kalkutta angebunden werden. Die Versorgung mit Soldaten sollte abgesichert werden. Dabei mussten ökonomische Erwägungen hinten anstehen.
Unterschiedliche Spurbreite; Hauptlinie bereiter als Nebenlinie
Verschwendersicher Umgang mit Baumaterialien
Erste Klasse nur für die Briten
Entwicklung und Unterentwicklung
Entscheidende Veränderungen und Einschnitte im wirtschaftlichen und sozialen Bereich.
Rede von Dadabhai Naroji in Bombay 1876 über die Armut Indiens
1835-1872
Export von 1120 Mio. Pfund Gewinn 15%
= 1288 Mio. Pfund
Staatsschuld 50 Mio. Pfund
Kredite 100 Mio. Pfund
= 1400 Pfund
Rechnung der Briten
943 Mio. Pfund
500 Mio. Pfund sind verloren gegangen
Die Handelsbilanz war nur scheinbar positiv gegenüber England war sie negativ.
Der Export setzte sich aus Home Charges (Pensionszahlungen für EIC Angestellte und ehemalige Soldaten)
Zuwachs: 1860-1934 von 5 Mio. Pfund auf 30 Mio. Pfund
Englands wirtschaftliches Wohlergehen hing von den Importkapazitäten Indiens ab. So lange Indien die Technischen Fähigkeiten nicht besass war die britische Position gesichert.
Eisenbahn war auf Export ausgerichtet. Er wurde für den Bau nichts in Indien produziert.
Kein Zusammenhang zwischen Eisenbahnbau, Textilindustrie und die Herstellung von Verarbeitungsmaschinen
Baumwollgewerbe war zusammengebrochen.
Die Geldpolitik Londons wirkte lähmend auf die Entwicklung der indischen Wirtschaft.
Steigerung der US-Produktion nach 1876 führte zum Import der Inflation
Weltweit fallende Agrarpreise, in Indien stieg der Preis für Agrargüter.
Trotz Hungersnot in Indien Export von Weizen
Weizen erzielte einen hohen Silberpreis, dieser entsprach aber einen tiefen Goldpreis.
Die Briten griffen nicht ein, da sie aus dieser Situation ihren Vorteil hatten.
Der britisch-indische Staat war kaum noch in der Lage die Home Charges zu entrichten.
1893 werden die Münzanstalten geschlossen. Golddevisenstandard wurde eingeführt.
Agrarsektor wurde in zwei Bereiche aufgeteilt:
1. Produktion
2. Vermarktung von Rohstoffen
Beide Bereiche hatten nichts miteinander zu tun.
Produzenten verkauften zu Niederpreisen und die Vermarkter konnten den Weltmarkt ausnutzen.