Bürgerliches Trauerspiel

F

Franziskus

Gast
Ich bin schon seit eingen Jahren begeisterter Anhänger der deutschen Literatur.Nun hat es aber mein Deutschlehrer fertiggebracht mir diese Freude zu vergrämen in dem er mich zwingt eine Abhandlung über das Theater im 19. Jh zu schreiben. Es gibt da einige Fragen die mich interessieren würden.
1.] Welche Publikumsschichten besuchten zu dieser Zeit die Theater, und was kostete ein solcher Besuch?
2.] Welche Bühnentechniken standen den Regisseuren zur Hilfe?
3.]Wie waren die Schuspieler gekleidet, geschminkt

herzlichen Dank
 
Hallo Franzl,

keine Angst, als Freund der deutschen Literatur wirst Du das schon schaffen! Übrigens gehören Literatur und Theater ja doch irgendwie zusammen...

Im 19. Jh, als es weder TV, noch Kino oder PC gab, war das Theater weiter verbreitet als heute und zwar für so ziemlich alle Schichten. Natürlich gab es Theater aller Art, also Bühnen, auf denen eher einfache, triviale Stücke gespielt wurden bis hin zu den Hoftheatern, die natürlich nur die besten Stücke brachten.

Ich weiß ja nicht, wie lange Du Zeit für die Vorbereitung der Abhandlung hast. Vielleicht schaffst Du es, einen Roman zu lesen, der das Theaterleben im 19. Jh zum Thema hat:
"Komödiantinnen" von Walter Bloem, geschrieben 1912, spielt 1888 an einem kleinen Hoftheater. Hier werden alle Deine Fragen beantwortet, zumal der Autor Indentant des kgl. Hoftheaters Stuttgart war und das Theaterleben in- und auswendig kannte. Achtung: Das Buch ist in alter deutscher Schrift geschrieben, die können viele Jüngere nicht mehr oder nur schwer lesen (Das Buch gibt es hin und wieder bei Ebay, ist aber nicht ganz billig, da es als "Studentenroman" gilt, für die recht hohe Preise bezahlt werden...)

Grüße,

Jacobum
 
Franziskus schrieb:
Ich bin schon seit eingen Jahren begeisterter Anhänger der deutschen Literatur.Nun hat es aber mein Deutschlehrer fertiggebracht mir diese Freude zu vergrämen in dem er mich zwingt eine Abhandlung über das Theater im 19. Jh zu schreiben. Es gibt da einige Fragen die mich interessieren würden.
1.] Welche Publikumsschichten besuchten zu dieser Zeit die Theater, und was kostete ein solcher Besuch?
2.] Welche Bühnentechniken standen den Regisseuren zur Hilfe?
3.]Wie waren die Schuspieler gekleidet, geschminkt

herzlichen Dank

hallo Franziskus,
Für das lange 19.Jahrhundert kann man für deine drei Fragen denke ich keine allgemeingültige Antwort geben. "In dieser Zeit " wandelte sich nach den "Klassikern " und "Romantikern " Biedermeier-Stücken etc..bis zur wilhelminischen Epoche die Gesellschaft und ihr Geschmack.

Eine Empfehlung aus der Sicht der Zeit damals :
Devrient, Eduard: Geschichte der deutschen Schauspielkunst. Neu-Ausgabe in zwei Bänden. Berlin 1905. - Neu hrsg. v. R. Kabel u. C. Trilse. 2 Bde. München u. Wien 1967.
Eine Buch-Linkliste mit Literatur über die Theatergeschichte füge ich mal an,
http://www.tour-literatur.de/sekundlit_ueberblick/theaterwiss_theaterbau.htm

@ Jacobum ,
Weiß nicht, ob Walter Bloem hier wirklich als Literaturempfehlung hingehört.
Seine deutschnationale Tümelei gehört m.E. in die hintere staubige Reihe eines Buchantiquariats.
http://de.wikipedia.org/wiki/Walter_Bloem

Hier mal etwas zur Person, welches in dem harmlosen Wikipedia-Artikel zu ihm nicht zur Sprache kommt:
Deutschlands „einziger vaterländischer Kriegsdichter“, wie er sich selbst titulierte, wurde in Elberfeld geboren und unterhielt in Barmen eine Anwaltspraxis, bevor er später freier Schriftsteller wurde. Walter Bloem attackierte in einem „offenen Brief“ in der Allgemeinen Zeitung Heinrich Mann indem er ein „Großreinemachen“ ankündigte. Im weiteren drohte er denjenigen die es wagen den „stolzen und unerschütterbaren Glauben des ,Militaristen´ und des ,Nationalisten´ zu bespötteln und zu beschimpfen“.( gemünzt auf den Roman "Der Untertan " v. H. Mann) Vier Wochen nach der Bücherverbrennung vom 10.05.1933 erhielt Bloem die Goethemedallie.

Quellen :
Klaus Schöffing: "dort wo man Bücher verbrennt" , Suhrkamp-Verlag, 1983
H. K. Schmitz : " Bücherverbrennung und nationalistische Literaturpolitik in Wuppertal" , (1984)
Brekle, Wolfgang. Schriftsteller im antifaschistischen Widerstand 1933-1945 in Deutschland . Aufbau-Verlag Berlin und Weimar. 1985
 
Zuletzt bearbeitet:
Arcimboldo schrieb:
Weiß nicht, ob Walter Bloem hier wirklich als Literaturempfehlung hingehört.
Seine deutschnationale Tümelei gehört m.E. in die hintere staubige Reihe eines Buchantiquariats.

Hallo Arcimboldo,

das war mir so nicht bekannt. Es liegt mir fern, einen Nazischriftsteller zu empfehlen. Ich kenne das Buch "Komödiantinnen" und finde es einen netten Genre-Roman der 1880er Jahre, genau passend zum Thema.

Zum Thema "Meininger". Ich habe mal in einer Bücherei ein kleines Heft über das "Meininger Hoftheater" durchgeschmökert. Laut amazon heißt der Autor Volker Kern. Wenn Du, Franzl, dieses Heft an Land ziehen könntest (es ist noch recht neu, erschienen 2004) hättest Du einen gutren Überblick über die Theaterwelt des 19. Jh.

Grüße

Jacobum
 
Jacobum schrieb:
Hallo Arcimboldo,

das war mir so nicht bekannt. Es liegt mir fern, einen Nazischriftsteller zu empfehlen. Ich kenne das Buch "Komödiantinnen" und finde es einen netten Genre-Roman der 1880er Jahre, genau passend zum Thema.


Grüße

Jacobum

hallo Jacobum,:winke:
es lag und liegt mir fern´zu vermuten, daß du über die Hintergründe des Lebenslaufes von W. Bloem informiert warst. Daß er ein national gesinnter Träumer war und ein bischen Blut-und Boden Gemütlichkeit in seiner Literatur unterbrachte ist soweit ja auch zeittypisch gewesen.
Interessant ist sein Lebenslauf deshalb, so denke ich, weil er für viele nationale Idealisten der damaligen Zeit typisch verläuft ; zunehmende Blindheit gegenüber Andersdenkenden-schreibenden -hinnehmen von Gewalt gegen diese.
Daß er als einer der meistgelesenen Autoren seiner Zeit einer der Initiatoren der Wuppertaler Bücherverbrennung am 1.4.1933 war kann die Konsequenz eines -ismus werden, in diesem Falle sein nationalistischer Idealismus.
Das er die Goethemedaille verliehen bekommt, vier Wochen nach der Bücherverbrennung in seiner Heimatstadt ist deutsche Anschauungsgeschichte.
 
Arcimboldo schrieb:
Daß er als einer der meistgelesenen Autoren seiner Zeit einer der Initiatoren der Wuppertaler Bücherverbrennung am 1.4.1933 war kann die Konsequenz eines -ismus werden, in diesem Falle sein nationalistischer Idealismus. Das er die Goethemedaille verliehen bekommt, vier Wochen nach der Bücherverbrennung in seiner Heimatstadt ist deutsche Anschauungsgeschichte.

Ist wohl leider so... Dafür kennt ihn heute kein Mensch mehr - im Gegensatz zu Heinrich Mann.
 
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