Caligula: Tyrann und Psychopat oder doch eher Reformer?

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Wer war Caligula?

Frage von Silvester :

Wer war Caligula?

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Beitrag von Mercy :

Das Soldatenstiefelchen
http://www.info-antike.de/gaius.htm


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Anmerkung von Oswald :

Hierzu gibt es einen erst neu veröffentlichten Beitrag von "Die Welt":

Er nannte sich Nero
http://www.welt.de/data/2003/05/13/92171.html

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Dankeschön von Mercy :

Heute morgen gelesen und schon wieder vergessen.

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Antwort von Heinz :

Ein röm. Kaiser, der die Christen verfolgt hat.

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Beitrag von sxinx :

wollte außerdem sein Pferd zum Konsul wählen lassen...


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Antwort von Cicero :

Dass Caligula Christen verfolgt haben soll ist mir neu und meines Wissens ist es historisch nicht gesichert, dass die Geschichte mit dem Pferd tatsächlich stattgefunden hat.

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Antwort von Mercy :

Mit der Christenverfolgung hast Du recht, das mit dem Pferd scheint gesichert zu sein:

"Ein Beispiel: Die Verehrung seines Rennpferdes, das er mit Goldkörnern fütterte und sogar zum Senator ernennen wollte, war alles andere als Wahnsinn. Winterling stellt fest, dass Caligula sogar so weit ging, " [...] dass er diesem Pferd ein großes Haus schenkte, eine Familie, also Hauspersonal [und] teuren Hausrat, damit die im Namen des Pferdes empfangenen Gäste auch sehr stilvoll bewirtet werden konnten."
http://www.zdf.de/ZDFde/druckansicht/0,1986,204985 0,00.html

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Anmerkung von Heinz :

Solche Auswüchse kann sich kein dem. gewählter Präsident leisten.

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Antwort von Imperator :

Lustig wäre es aber: stellt euch vor, ein Pferd als Mitglied des Bundestages!

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Antwort von Leopold_bloom :

Und einmal hat er überraschend seine Truppen Gallien besucht und dann zum Muschelsuchen geschickt.
 
Schönen guten Abend,

Ich möchte hier mal eine kleine Diskussion entfachen über Caligula den tyrannischen Herrscher Roms.

Hierzu ein Ausschnitt aus der Wikipedia.

Da die antiken Quellen Caligula praktisch einhellig als wahnsinnigen Gewaltherrscher beschreiben und sich zahlreiche Skandalgeschichten um die Person des Kaisers ranken, ist er wie kaum eine zweite Herrscherpersönlichkeit der Antike zum Gegenstand belletristischer und populärwissenschaftlicher Bearbeitungen geworden. Einige Beiträge der jüngeren Forschung diskutieren allerdings alternative Ansichten und gelangen so zu einer differenzierteren Darstellung.

Diese antiken Quellen bestehen ja hauptsächlich aus Tacitus' Schriften. Dieser war, wie bewießen, gegen die römischen Caesaren. Aufgrund dessen kann man schon erahnen, dass nicht alles wahr ist, wobei aber überall ein Wunke Wahrheit mit drin ist.

Caligula hat eine hoffnungsvolle Karriere als Caesar begonnen, durch eine Erkrankung, an dem das antike römische Reich sehr viel Anteilnahme nahm, wurde er zum Tyrann.
Wohl kann man annehmen, dass Caligula zum eiskalten Vollstrecker wurde, durch die aufkommenden Intrigen während seiner Herrschaft. Es wird ja gerne gesagt, dass man als Freund von ihm nicht viel länger zu leben hatte, wie als Feind. Doch stimmt das ? Wurde Caligula paranoid ?

Er wurde ja schon früh an die Macht herangeführt. Wie kürzlich gelesen wurde er im Heereslager als Maskottchen geliebt, demzufolge auch sein Spitzname Caligula. Er erfuhr in Triumpfzügen durch Rom schon Anerkennung und Jubel. Machte ihn das in einem gewissen Maße größenwahnsinnig ?

Als Caligula durch seine eigene Leibgarde umgebracht wurde, trauerte das Volk um ihn. War er demzufolge ein eher sozialer Herrscher der nur bei den obersten Schichten unbeliebt/gehasst war ? Es wundert schon, dass ein "Tyrann" beim Volk beliebt war.

Was wisst ihr noch interessantes zu diesem Thema, habt ihr Quellen, Anekdoten, sonstiges ?
Mich interessiert Caligula doch sehr weil er eine sehr interessante und mysteriöse Persönlichkeit ist

Lg Balduin

(P.S. was ich auch ziemlich interessant und mit einem Schmunzeln gehört habe ist, dass er etwas gegen seinen Spitznamen Caligula hatte und deswegen auch mal Köpfe rollten)
 
Nun ja, zuerst einmal soll Caligu Mittäter bei Tiberius Ermordung gewesen sein. Zusammen mit dem Prätorianerpräfekten Macro soll er seinen Vorgänger ermordet haben.

Im Geschichtsunterricht haben wir auch einige kleine Anekdoten über ihn gehört. So soll er seine Schergen angewiesen haben, Zuschauer, die sich Plätze im Circus gesucht hatten um als erste da zu sein, mit Stöcken wegzutreiben, weil er sich in seiner Ruhe gestört fühlte.

Ein andern mal soll er aus Mangel an Schwerverbrechern für seine Hinrichtungen in den Kerker gegangen sein und die Verbrecher ohne einen Blick auf die Täfelchen, die ihre Verbrechen anzeigten, zum Tode verurteilt haben (also auch Taschendiebe etc.)
 
Rührt dieser nicht daher, dass er einst als Knabe mit zu großen Soldatenstiefeln durch die Gegend stiefelte?
Irgendwo habe ich das mal aufgeschnappt.

Als der 2jährige Caligula beim Heer seines Vaters Germanicus war, trug er dort Soldatenkleidung im Miniformat, also auch "Stiefelchen". Richtig, daher auch der Spitzname.

Caligula erlebte als Kind die Auseinandersetzungen zwischen seiner Mutter Agrippina und Tiberius mit. Sie wurde 29 n. Chr. offiziell verbannt und er wuchs bei seiner Urgroßmutter Livia und seiner Großmutter Antonia auf. Als C. 19 war, zitierte Tiberius ihn zu sich nach Capri. Nichts schien ihn in dieser Zeit zu treffen, weder der Tod seiner Mutter, noch der seines Bruders Drusus, noch Tiberius’ Schikanen. Innerlich muss er aber bereits eiskalt geplant haben.

Aufgrund des Testamentes des Tiberius sollte er die Hälfte von dessen Vermögen erben, Tiberius Gemellus die andere. Nichts stand davon drin, wer Kaiser werden solle. Caligula handelte schnell nach dem Tod des Tiberius in Misenum und ließ sich von den Prätorianern zum Kaiser ausrufen. Der Senat bestätigte seine Macht und verlieh ihm den Titel „Vater des Vaterlandes“. Eine Ehrung, die sein Vorgänger nicht angenommen hatte. Im Oktober 37 n. Chr. erkrankte der Kaiser schwer. Danach befiel ihn die Panik, sein Cousin Tiberius Gemellus würde die Herrschaft an sich reißen wollen. Er zwang diesen zum Selbstmord.

Den Senat machte er sich zum Feind, als er die zu Beginn seiner Herrschaft abgeschafften Majestätsprozesse wieder einführte. Die Staatsgelder in Höhe von 2.700 Mio. Sesterzen hatte er durchgebracht. Daher waren Todesurteile und die anschließende Konfiszierung des Vermögens seiner „Feinde“ auch Zweck zur Geldbeschaffung.

Caligula verfügte, dass man ihm Opfer darbringe; etwas, das er zu Beginn seiner Herrschaft abgelehnt hatte. Seine verstorbene Lieblingsschwester Drusilla ließ er vergöttlichen und vom Senat eine goldene Statue von ihr aufstellen. Der Senat stellte sich dem Gebaren des Kaisers nicht entgegen und allmählich „drehte er völlig ab“. Per Schiffsbrücke wurde der Meerbusen zwischen Baiae und Puteoli überbrückt und ein großes Fest zur Besiegung des Meeres gefeiert. Zwei Luxusschiffe, schwimmende Luxusvillen, wurden 1930 aus dem Nemisee (Albaner Berge) geborgen.

In der eigenen Familie wurde die Verschwörung gegen Caligula beschlossen, um dem Wahnsinn ein Ende zu machen. Sie wurde entdeckt; seine beiden Schwestern verbannte der Kaiser, die beiden Mitverschwörer Marcus Aemilius Lepidus und Gnaeus Cornelius Lentulus Gaetulicus hingerichtet. Der Senat duckte sich wieder einmal und erhob Anklage gegen Mitwisser.

Der anschließende Feldzug Caligulas gegen die Germanen brachte keine vorzeigenswerten Ergebnisse. Lediglich die Legionen am Rhein wurden um zwei verstärkt. Vor der Rückkehr nach Rom drohte der Kaiser gewissermaßen mit Tyrannenherrschaft, umso mehr, als er dort wieder eine Verschwörung entdeckte. Jetzt fürchteten auch Senatoren und Prätorianerpräfekten um ihr Leben. Am 24.01.41 n. Chr. tötete der Tribun einer Prätorianerkohorte Caligula, seine Frau und seine kleine Tochter bei den Palatinischen Spielen.

Sueton beschrieb den Kaiser als großgewachsenen Menschen mit dünnen Beinen, auf denen ein zu dicker Körper ruhte. Das bleiche Gesicht mit breiter Stirn und zurückliegenden Augen sei schreckerregend gewesen, der Haarwuchs schütter. Weder Geist noch Körper seien in Ordnung gewesen.

„Cäsarenwahnsinn“ nannte man ab Caligula entspr. Verhalten eines Kaisers.

Ach ja, und dann war da noch das Pferd....
Empfang bei Caligulas Pferd
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich darf dazu nur mal wieder auf das absolut lesenswerte Buch von Aloys Winterling - Caligula. Eine Biographie verweisen, in der Winterling durchaus mit Erfolg versucht ein etwas anderes Caligula-Bild zu zeichnen, dass nicht bedingungslos dem schlechten Bild des Tacitus oder Sueton folgt.


Bemerkenswert ist u.a., dass in den zeitnahen Quellen Seneca und Philo v. Alexandria noch kaum etwas von einem übermäßig schlechten Caligula zu lesen ist.
 
Es gab durchaus das Volk und den Ritterstand, die Caligula positiver gesehen haben. Bei seiner Rückkehr vom Germanenfeldzug drohte er dem Senat, betonte, er käme nur für Volk und Ritterstand. 2 Wasserleitungen ließ er in Rom bauen. Die Trennung des Militärkommandos von der Statthalterschaft in Afrika ging auf sein Konto.
 
Sicher haben römische Autoren manche seiner Extravaganzen übertrieben, und ob er im medizinischen Sinne geisteskrank war, ist fraglich. Jedenfalls hat man schon in der Antike angenommen, dass er einen Sparren hatte.

Seine Extravaganzen waren durchaus zielgerichtete Prtovokationen an den Senat, den er immer wieder herausforderte und beleidigte. Darin war er Nero und Commodus ähnlich. Es ging ihm offenbar mehr um den Genuss der Macht und um Renommierprojekte mit phantastischen Zügen. Caligula hatte eigentlich sehr gute Vorraussetzungen für eine erfolgreich Regentschaft: Tiberius hatte ihm einen stattlichen Staatsschatz hinterlassen, und unter seiner Regierung hatte sich ein großer Reformstau angesammelt. Reformen, Neuerungen führte Caligula nicht durch, den Senat konnte er zwar einschüchtern und terrorisieren, ihn vollständig zu entmachten, wie Domitian das tat, der dabei den Ritterstand und die armee förderte und für sich gewann, gelang Caligula nicht. Dabei brüskierte er noch die Armee. Was er stark forcierte, war die Kaiserverehrung, die er auch in Rom und Italien forderte.
in Judäa drohte ein Aufstand der Juden, weil Caligula sein Bild im Tempel von Jerusalem aufstellen wolte- entgegen dem Status einer "religio licita"
die dem Judentum zugebilligt wurde. Unter den Kaisern des 1. Jahrhunderts war Caligula sicher einer der schillerndsten. Administrative oder militärische Erfolge hatte er keine vorzuweisen, ebensowenig, wie er Reformen hinterließ. Eine Nachfolgeregel gab es natürlich auch nicht, und nach seinem Tod schien die Monarchie gründlich diskreditiert. Die Staatskassen waren leer, und der Kaiser war sich keineswegs zu schade auf räuberische Erpressung auszugehen. Der Senat wollte nach seinem Tod wieder die Republik ausrufen, allerdings hatten die Prätorianer bereits Claudius als Kandidat entdeckt, der sozusagen in der Julisch- Claudischen Dynastie die Rolle eines Aschenbrödels spielte.




Claudius hat durchaus vernünftig regiert und administrativ und militärisch weit mehr geleistet, als sein Neffe- katastrophal waren nur seine Beziehungen zu seinen Frauen.
 
Bemerkenswert ist u.a., dass in den zeitnahen Quellen Seneca und Philo v. Alexandria noch kaum etwas von einem übermäßig schlechten Caligula zu lesen ist.

In der Tat. In der "Apocolocynthosis" z. B. wird Claudius deutlich schlechter als Caligula dargestellt (und ihm in der Unterwelt als Sklave zugesprochen).
 
Ich darf dazu nur mal wieder auf das absolut lesenswerte Buch von Aloys Winterling - Caligula. Eine Biographie verweisen, in der Winterling durchaus mit Erfolg versucht ein etwas anderes Caligula-Bild zu zeichnen, dass nicht bedingungslos dem schlechten Bild des Tacitus oder Sueton folgt.

Diese Buch ist tatsächlich sehr empfehlenswert. Die Bahandlung einer Person durch Öffentlichkeit und Geschichte muss immer kritisch hinterfragt werden. Wenn heute die Bildzeitung schreibt, dass jemand geistesgestört ist, kann er trotzdem zu den cleversten Menschen gehören.
 
„Cäsarenwahnsinn“ nannte man ab Caligula entspr. Verhalten eines Kaisers.

Ach ja, und dann war da noch das Pferd....
Empfang bei Caligulas Pferd


Eigentlich geht der Begriff auf den Historiker und späteren Friedensnobelpreisträger Ludwig Quidde zurück, der bei "Caligula" immer wieder an Wilhelm II. denken mußte. "Caligula- eine Studie über Cäsarismus und Byzantinismus" ist durchaus lesenswert, allerdings mehr im Hinblick auf das deutsche Kaiserreich.
 
In der 2. Auflage aus den 20. Jahren des 20. Jahrhunderts ist auch ein Kapitel enthalten, das beschreibt, wie der Staatsanwalt Quidde jahrelang auf den Fersen blieb, bis er schließlich dann doch noch 3 Monate Stadelheim wegen Majestätsbeleidung fasste. Eine Professur bekam er danach natürlich nicht mehr, Quidde hat aber seine Haft tapfer abgesessen und sich nicht in die Schweiz abgesetzt.

Quidde und andere Liberale störte das eigenmächtige Regiment des Kaisers und seine Renommiersucht und Kostümmanie erinnerte ihn an Caligula, zumal er erfuhr, dass Wilhelm noch in seiner Kronprinzenzeit Fotografien mit Caligulas Motto "oderint dum metuant" (sollen sie mich doch hassen, solange sie mich fürchten) verschenkt hatte.
 
Wer Ranke-Graves (Ich Claudius, Kaiser und Gott) gelesen hat, wird Schwierigkeiten bekommen, sich von dem dort gezeichneten Caligula-Bild wieder frei zumachen. Gewiss, es ist ja eigentlich ein fiktiver Roman, aber so plastisch geschildert. Bei aller künstlerischen Freiheit, SO beknackt kann er nun auch wieder nicht gewesen sein. Aber ist der Stab erstmal gebrochen, hängt das schlechte Image bis zum Jüngsten Gericht an. Nero ist ja auch so ein Beispiel, obwohl mir der noch vergleichsweise harmlos erscheint.
 
Auch Sueton bescheinigt Caligula durchaus brilliante Züge. So war er ein ausgezeichneter Rhetoriker, der als Redner vor Gericht, vor allem als Ankläger überzeugte. Caligula äußerte sich sehr kritisch über Seneca und fand, sein Stil sei Stein ohne Mörtel.
 
Generell wird ja heutzutage die negative Ansicht über viele Römische Kaiser immer stärker hinterfragt. Die "schlechten Kaiser" scheinen gemein zu haben, dass sie es sich mit dem Senat verscherzt haben, auf den diese negative Auslegung wahrscheinlich zurückzuführen ist.

So kann man die Szene, in der Caligula ein Pferd zum Konsul ernennt, als Verrücktheit abtun, manche Historiker sehen darin aber eine gezielte Brüskierung des Senats.

Auch die Herschaftszeiten des Domitian, Caracallas oder Elagabal werden heute, trotz der negativen Kritik historischer Quellen wie Sueton, Cassius Dio und Tacitus, differenzierter und positiver gesehen.
 
Wobei dann aber Domitian ein ganz anderes Kaliber, als die anderen beiden Herren sind. Domitian war ein sehr fähiger Princeps unter dessen Regentschaft das Imperium eine außenpolitische Aktivität entfaltete, wie seit Augustus Zeiten nicht mehr. Domitian hat im wesentlichen die Dakienpolitik Trajans vorbereitet, und im Gegensatz zu Caligula, Nero, Commudus oder Caracalla gelang es ihm nicht nur, den Senat zu provozieren und zu brüskieren, sondern ihn tatsächlich zu entmachten, indem er den Ritterstand und die Armee förderte. Dennoch ist Domitian am Ende mit seiner Politik gescheitert, und das wäre vermutlich auch der Fall gewesen, wenn er nicht bei einer Palastrevolution getötet worden wäre.

Der Senat überlebte jeden Caesar, und wie es ein Princeps schaffte, mit der bedeutendsten römischen Körperschaft umzugehen, fiel letztlich auf seine Regentschaft zurück.

In früheren Zeiten sprach man oft von "guten" und "schlechten" Kaisern, dennoch ist diese Etikettierung nicht so unsinnig, wie sie auf den ersten Blick erscheint.

Caligulas extravaganteste Kapriolen waren gezielte Provokationen des Senats, wie sie auch unter Nero und Commodus vorkamen. Commodus Opposition war so groß, dass der Senat Spottmünzen auf ihn prägte. Eine eigenständige Politik, die über bloße Terrorisierung und Provokation des Senats hinausging, kann ich, ehrlich gesagt, weder bei Caligula, noch bei Nero und Commodus feststellen.

Nero hatte viel Ähnlichkeit mit seinem Onkel Caligula, doch war er eine differenziertere Persönlichkeit und ein wirklicher Philhellene, weshalb ihm der griechische Osten weit über seinen Tod hinaus ein eher positives Gedenken bewahrte.
 
@Scorpio: Nero hatte viel Ähnlichkeit mit seinem Onkel Caligula, doch war er eine differenziertere Persönlichkeit und ein wirklicher Philhellene, weshalb ihm der griechische Osten weit über seinen Tod hinaus ein eher positives Gedenken bewahrte.

Neros Pech war es Kaiser werden zu müssen Als Künstler soll er gar nicht so schlecht gewesen sein wie man heute denkt. Man hat da immer Peter Ustinoff in "Quo vadis?" vor Augen, aber das tut ihm wahrscheinlich unrecht.

Zu Caligula: Stimmt es eigentlich, dass er seine germanische Leibwache in Landestracht kleidete, um sie am Rhein "gefangen zu nehmen" und einen Triumph bewilligt zu bekommen?
 
Neros Pech war es Kaiser werden zu müssen Als Künstler soll er gar nicht so schlecht gewesen sein wie man heute denkt. Man hat da immer Peter Ustinoff in "Quo vadis?" vor Augen, aber das tut ihm wahrscheinlich unrecht.

Zu Caligula: Stimmt es eigentlich, dass er seine germanische Leibwache in Landestracht kleidete, um sie am Rhein "gefangen zu nehmen" und einen Triumph bewilligt zu bekommen?

Ein unbefangener Zeuge, Kaiser Trajan, sprach davon, dass das "Quinquennium Neronis", die ersten 5 Jahre Neros, der hoffnungsvollste Regierungsbeginn aller bisherigen Caesaren war. Allerdings war das vor allem Seneca und Burrus zu verdanken, die dank ihrer administrativen Erfahrung Agrippina völlig kaltstellten. Die Wiederkehr eines Nerodoppelgängers schlug sich möglicherweise in der Apokalypse des Johannes wieder.

Als Virtuose hat sich Nero durchaus gut vorbereitet, und vermutlich mangelte es ihm nicht an Talent. Was man dem Kaiser in Rom vorwarf, war dass er öffentlich als Virtuose und Wagenlenker auftrat, ohne das privat zu tun, wie es manche späteren Caesaren taten. Beim römischen Volk erfreute er sich durchaus gewisser Beliebtheit, und Sueton schreibt, dass sein Grab noch Jahre später von Anhängern mit Blumen geschmückt wurde.
 
@scorpio: In früheren Zeiten sprach man oft von "guten" und "schlechten" Kaisern, dennoch ist diese Etikettierung nicht so unsinnig, wie sie auf den ersten Blick erscheint.

Aber diese Etikettierung ist viel zu undifferenziert, wie das Beispiel Domitians bestens belegt. Er zählt nach heutigem Wissensstand zu den bedeutendsten Kaisern des römischen Imperiums, auch wenn seine Regentschaft sicherlich Schattenseiten aufwies.

Und ähnlich ist es auch bei den anderen sogenannten "schlechten Kaisern". Je weniger andere Quellen neben Tacitus, Sueton und Cassius Dio existieren, desto schwieriger ist es, ein differenzierteres und glaubhafteres Bild dieser Kaiser zu erstellen. Man darf nie vergessen, dass dies die Meinungen Einzelner sind, die sich nicht mit der historischen Wahrheit decken müssen.
 
Domitian, ist tatsächlich ein gutes Beispiel, zumal er von seinem Format her eben doch eine ganz andere Liga, als Caligula, Nero, Commodus oder Caracalla war, deren Eskapaden, mochten römische Autoren da auch manches übertrieben haben, doch ziemlich unbedacht und unreif anmuten. Vergleichbar mit Domitian erscheint mir eher eine Persönlichkeit wie Tiberius, der bei Tacitus und Sueton als paranoider, perverser Lustmolch daherkommt, wobei Sueton allerdings einräumt, dass die Provinzen gut regiert wurden.

Auch einer der humanitären Kaiser, Hadrian, entging nur knapp der Damnatio memoriae, die der Senat durchaus über ihn verhängen wollte. Der schwer kranke Hadrian war vielleicht in seinen letzten Monaten nicht mehr ganz zurechnungsfähig, weshalb er eine Fronde witterte und hart zuschlug.

Der Senat war nicht homogen, und er war eher eine Notablenversammlung, die niemals gegenüber dem Kaiser eine eigenständige Politik durchsetzen konnte, noch auf die Nachfolge nennenswerten Einfluß ausüben konnte, abgesehen von den Fällen, indem der Princeps aus den Reihen der Senatoren hervorging. Der Senat überlebte allerdings jeden Kaiser, und mußte die Edikte eines gestürzten, meist ermordeten, Imperators für ungültig erklären oder über ihn die Damnatio memoriae verhängen und den neuen Caesar legitimieren. Seinen Einfluss, im 3. Jahrhundert gingen mit Gordian I., Balbinus und Clodius Puppienus noch einmal Kaiser hervor, verdankte der Senat allerdings nicht seinem politischen einfluss, sondern der Tatsache, dass er die bedeutendste Körperschaft war und die einflussreichsten Aristokraten repräsentierte.

Wie ein römischer Kaiser es schaffte, den Senat einzubinden und mit ihm fertig zu werden, war durchaus ein entscheidendes Kriterium für den erfolg seiner Politik, weshalb ich oben schrieb, dass die traditionelle Etikettierung in "gute" und "schlechte Caesaren" nicht gar so unsinnig ist, mag sie auch undifferenziert sein- zumindest für Caligula, Nero und Commodus, die bewusst auf eine Konfrontation mit dem Senat zusteuerten und eine hellenistische Monarchie zu etablieren versuchten.

Mit diesem Konzept ist allerdings auch ein Domitian gescheitert, auch wenn er es schaffte, dominus et deus genannt zu werden, was dann unter den humanitären Kaisern völlig üblich wurde.
 
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