Cherusker und La tene

Haerangil

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Hi! Ich interessiere mich schon seit längerem für die ethnogenese der Cherusker, der Stamm scheint nach der angenommenen Etymologie des Stammesnamens und den bekannten Personennamen germanisch gewesen zu sein, sein vermuteter Siedlungsraum lag aber genau an der Verlaufsgrenze zwischen La Tene und Jastorf Kultur... nun bin ich auf ein interessantes Buch gestoßen:


hat es jemand von neuch evtl. bereits gelesen und kann mir mehr darüber berichten?
 
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Hi! Ich interessiere mich schon seit längerem für die ethnogenese der Cherusker, der Stamm scheint nach der angenommenen Etymologie des Stammesnamens und den bekannten Personennamen germanisch gewesen zu sein, sein vermuteter Siedlungsraum lag aber genau an der Verlaufsgrenze zwischen La Tene und Jastorf Kultur... nun bin ich auf ein interessantes Buch gestoßen:

hat es jemand von neuch evtl. bereits gelesen und kann mir mehr darüber berichten?

Merkwürdig, sollte dort oben etwa ein Link erscheinen? Obwohl ich nicht glaube, daß ich es kenne ...
Als mein historisches Interesse geweckt wurde, hatte ich aber ein Buch aus den 1960ern zu lesen begonnen, in dem zu stand, daß beispielsweise die Namen der Oberschicht der Cherusker eher nicht germanisch gewesen seien, sondern eher keltisch oder venetisch-illyrisch - das geht natürlich auf eine alte und als überholt geltende Theorie zurück...
 
das muss aus der Zeit stammen als die Nordwestblock-Hypothese noch verbreiteter war und der postulierte NW-Block noch mit den Venetern und Illyrern in Verbindung gesehen wurde.

Ich meinte folgendes Buch:
Erhard Cosack,
Das latène-kaiserzeitliche Scheiterhaufengräberfeld bei Sorsum, Stadt Hildesheim sowie zur Ethnogenese der Cherusker: Schriftenreihe des Landesmuseums für Natur und Mensch Oldenburg, Heft 81, Isensee; Auflage: 1., Aufl. (2011), ISBN-13: 978-3899955569

Kurzbeschreibung
In dem Band wird ein Brandgräberfeld vorgelegt, das durchgehend von der Mittellatène - bis zur Jüngeren Römischen Kaiserzeit belegt worden ist. Sein nahezu einzigartiger Erhaltungszustand, der sich aus der Überlagerung durch ein Kolluvium ergibt, führt zu einer Reihe neuer Erkenntnisse, mit denen nun einige althergebrachte Meinungen in einem völlig anderem Licht erscheinen. So handelt es sich bei den Bestattungen in Sorsum durchweg um Scheiterhaufengräber, in deren grubenartigen Eintiefungen sich regelmäßig die entsorgten Scheiterhaufenreste, ein großer Teil der Beigaben sowie die Beisetzungen (Knochenlager, Urnen) zu einem geschlossenen Bestattungskomplex vereinen. Nun sind solche Gräberfelder wegen ihrer Oberflächennähe enorm zerstörungsgefährdet, was weitgehend dazu geführt hat, dass sich von ihnen nur noch kümmerliche, kaum identifizierbare Reste erhalten haben. Mit den Befunden von Sorsum wird deutlich, dass es sich bei den scheinbar vielfältigen Bestattungsweisen der Rhein-Weser Germanen (Brandgrubengräber, Brandschüttungsgräber, Knochenlager, Urnengräber) nicht um eigenständige Grabformen, sondern um die jeweiligen Zerstörungsstadien von Scheiterhaufengräbern handelt. Diese Grabform tritt im Gräberfeld Sorsum schon in der Mittellatènzeit voll ausgebildet auf und muss demnach auf älteren Wurzeln beruhen, die bereits in der Frühlatènezeit zu suchen sind. Gleichzeitig führt die Spur der frühen Cherusker wohl bis in diesen Zeitabschnitt, wobei sie sich, auf welche Weise auch immer, offensichtlich aus der einheimischen Bevölkerung formiert haben. Mit Sicherheit sind es auch Cherusker gewesen, die um 200 v. Chr. Geb. in einer Fluchtsituation auf der Barenburg und auf der Amelungsburg sowie auf einem Höhenrücken im Deister einem Überfall zum Opfer gefallen sind. Bemerkenswerterweise lässt sich dabei eine signifikante Spur bis in das keltische Manching zurückverfolgen. Der diesem Ereignis zeitlich entsprechende Teil der in Sorsum bestatteten Bevölkerung ist unmittelbarer Zeuge des Überfalls gewesen, jedoch ohne, da sich seine Belegung kontinuierlich fortsetzt, direkt davon betroffen gewesen zu sein. Insgesamt ergibt sich so ein eindrucksvolles Bild von den historischen Vorgängen in dieser Region, an dem das Gräberfeld Sorsum einen wichtigen Anteil hat.
 
Ich habe den Band jetzt gelesen und kann ihn wirklich nur empfehlen...

die Autoren stellen das Gräberfeld von Sorsum in einen größeren Zusammenhang und arbeiten zahlreiche interessante Details heraus...

zum einen analysieren sie die damals übliche Bestattungsweise der Scheiterhaufengräber und lehnen die Unterteilung in Brandschüttungsgräber und Brandgrubengräber ab, beide befunde beschrieben lediglich unterschiedliche Erhaltungs bzw. Zerstörungsstufen von Scheiterhaufengräbern.

Durch die genaue vergleichende Textanalyse der antiken Quellen ordnen sie das Siedlungsgebiet eindeutig dem Stamm der Cherusker zu und analysieren auch umstrittene Ortsangaben wie den Baconis Silva und dem Melibokon Mons.

Letzttendlich handelt es sich beim Weserbergland, Nordhessen und den Mittelgebirgen um eine breite Übergangs bzw. Kontaktzone zwischen keltischem und germanischem Siedlungsgebiet. Die "Nordqestblockhypothese" wird nach Udolph abgelehnt, die von Kuhn postulierten Nordwestblock-Ortsnamen seien eindeutig germanischer Wurzel.

Da die Bestattungssitte seit Mittellatene bis römische Kaiserzeit im untersuchten Raum unverändert blieb sehen die Autoren die Ethnogenese der Cherusker ab dem zweiten Jahrhundert v.Chr. eindeutig in der Mittellaténe wurzeln, ebenso wie angenommen wird daß ein Teil der späteren Altsachsen nicht elbgermanischer Abkunft sondern jener Rhein-Weser germanischen Kultur entstammt.

Die jastorfkultur wird den Elbgermanen zugeordnet während die Rhein-Weser Germanen sich aus der Mittellaténe entwickelten, es haNDELE sich bei den Rhein-Weser germanen letztlich um "Laténe Germanen", archäologische uns sprachwisenschaftliche Befunde sind im Falle der Cherusker auch anscheinend kongruent.
 
Das einzige was mir bei den Karten aufstiess ist ,daß die Tubanten scheinbar im Siegerland verordnet werden... mein aktueller Stand ist der ,daß diese Region nach dem Abzug der Ubier nur sehr dünn besiedelt war bis in fränkische Zeit.Ein Zuzug größerer Gruppen Chatten oder gar Tubanten erscheint nicht nachweisbar anhand von Funden.
 
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