1.
Ich denke mal, diese "Roben" waren schweinisch teuer, und werden dementsprechend viele Jahre in Benutzung gewesen sein.
2.
Wie ist man vorgegangen, wenn die Dame schlanker/korpulenter wurde?
Secondhandshop oder umgearbeitet?
1.
Das hängt vom Stand ab.
Die Superreichen gaben ihre, ohnehin nur selten getragenen Roben dann gern der Kirche, die dann selber daraus was machen konnte. (So tat das z.B. Maria Theresia, von welcher ich noch kein erhaltenes Originalkleid gesehen habe.)
Viele Damen von Stand gaben ihr abgetragenen Kleider an die Dienstbotinnen ab, welche bisweilen sogar recht beharrlich auf dieses Privileg bestanden. Waren die Roben zu sehr ausgeziert, so mussten die Dienstbotinnen einen Teil der Pracht entfernen, damit sie diese Roben selbst tragen durften, um nicht gegen die Konventionen (in den Zeiten der letzten Kleiderordnungen) zu verstoßen.
Es kam aber auch vor, dass die Damen so sparsam waren oder gezwungenermaßen die Kleider lange Jahre tragen mussten.
Dann fielen die Damen damit aber auch z.B., wenn sie auf die Oberen 10.000 trafen, auf, da sie ja dann zwangsläufig hinter der Zeit waren. Auch wenn es für den Laien vielleicht nicht auf Anhieb erkennbar ist, aber auch die Francaisen machten einen bestimmten Wandel über die Jahrzehnte mit. Und selbst wenn sich nicht Details wie Ärmelverzierungen oder Besatz an den Kanten wandelten, so wurde doch immer wieder ein anderer Stoff modisch.
Dass über die altmodischen Damen getratscht wurde, war schon damals so.
Manchen war das auch selber vornherein peinlich. Mir fällt da z.B. Wilhelmine von Bayreuth ein, die etwas abschätzig von den altmodischen Kleidern spricht, welche sie noch bei Hofe zu Berlin tragen musste, weil ihre Mutter das so haben wollte. Bezeichnenderweise änderte sich dann auch ein bisschen, als Elisabeth Christine sozusagen dem weiblichen Hof vorstand.
2.
Relativ viel konnte man zu der Zeit abfangen, als es die Stecker gab. Da waren die Kleider ja vorn relativ verstellbar. Man steckte sie einfach weiter oder enger. Obendrein gab es bei der Robe à la Francaise im Rücken eine verdeckte Schnürung mit welcher man auch etwas regulieren konnte. Mit den späteren Kleidern, welche keine Schnürung im Rücken und keinen Stecker vorn hatten, war das schon schwieriger. Grundsätzlich sieht man aber bei den erhaltenen Kleidern der Damen wie Herren nicht selten Abänderungen, wo dann v.a. unter den Armen, aber auch in anderen Bereichen angestückelt wurde. Ob dies an den Trägern selbst lag oder vorgenommen wurde, als das Kleid in zweite oder dritte Hände überging, lässt sich freilich heute nicht so oft zweifelsfrei sagen.
Ob man sich leisten konnte bei Gewichtsschwankungen das Teil einfach wegzugeben, hängt natürlich vom persönlichen Geldbeutel ab. An Kleidern der absoluten Créme de la Créme, also Herzöge, Königskinder etc., sind mir jedenfalls noch nicht so sehr Änderungen aufgefallen. Und das ist schon aussagekräftig.
Wenn man sich bei diesen Reichen aber die Juwelengarnituren (oft abnehmbar und an andere Kleider anfügbar) anschaut, spielten Stoffpreise oder gar Schneiderpreise keine so große Rolle. Ausnahmen bilden da sicherlich silberdurchwirkte und aufwändig goldbestickte Kleider für Damen wie Herren. Bei jenen kannte man schon eher den Wert und ich kenne auch einige von Königen, welche extrem abgewetzt waren, da man sich offensichtlich lange selber auftrug, wohl auch als so ziemlich aller Glanz schon dahin war.