Das katalanische Referendum 2017, Gründe und historisierende Narrative

Stilicho schreibt zwar, er habe nie geschrieben, dass Spanien ein faschistischer Staat sei, betreibt aber mit seinen Verweisen auf den schwierigen Umgang mit Franco („Ist Franco wirklich tot?“ „Hast du die Diskussion ums Valle de los Caídos nicht mitbekommen“?) natürlich entsprechendes Dog Whistling
Entscheidend für die heutige Situation war die Neufassung des Autonomiestatutes 2005/2006. Nach langen schwierigen Verhandlungen mit der Zentralregierung, Zustimmung des Parlamentes in Madrid und einem Referrendum in Katalonien wurde dieses neue Statut angenommen. Der PP ging dieses Statut zu weit und sie legte Verfassungklage ein.
Hier kommt zum ersten Mal die spanische Justiz ins Spiel. Diese ist niemals aus der Francozeit herausgekommen, wurde nie reformiert und entscheidet noch heute entsprechend.
Ich kann nicht beurteilen, ob die spanische Justiz dergestalt orientiert ist... aber wenn ja, dann wundert mich die ab ovo unproblematische EU Mitgliedschaft des nach wie vor "faschistischen" Stierkampflandes und dass das nirgendwo als Skandal thematisiert zu sein scheint.
 
Stilicho hat ja insofern Recht, dass in Spanien einiges im Argen liegt. Diese Defizite werde von den Separatisten argumentativ genutzt. Man denke nur an Baltazar Garzón, der den Pacto de Borrón - das gesellschaftliche Übereinkommen, über die Francozeit zu schweigen (wie Shinigami richtig ausführte, ist die spanische Demokratie nun mal mit der Gnade der ehemaligen Franquisten aus der Taufe gehoben worden, und die PP, die zur Parteienfamilie der EVP gehört, ist aus der Konkursmasse der FET hervorgegangen, hat von dieser die blaue Farbe geerbt) - "gebrochen" hat, um endlich den Familien der Opfer des Bürgerkrieges und der Repression des Francoregimes juristische Genugtuung zu verschaffen. Man hat ihn daraufhin mit Klagen überzogen und aus dem Amt als gedrängt. Zunächst übernahm das die als rechtextrem geltende Beamtengewerkschaft Manos Limpias (Saubere Hände - die haben sie wohl in Unschuld gewaschen), später die PP (da sind wir dann wieder bei dem von mir bereits mehrfach angesprochenen Caso Gürtel).
 
Ich schreibe gerade einen Beitrag zur katalanischen Republik 1873, da ich aber keine Zeit habe, für's erste nur so viel:
Die katalanische Republik 1873 ist so zu verstehen, wie der Freistaats Bayern, der der Freistaats Sachsen oder die Freie Hansestadt Hamburg in der Bundesrepublik Deutschland.
Wie gesagt, später mehr dazu.
Um meinem Versprechen endlich nachzukommen:


Was war das mit der katalanischen Republik 1873?

Spanien war seit Napoleon und der Verfassung von Cádiz 1812 in stetem Kampf um seine politische Ausrichtung gewesen: Restauration und Absolutismus oder Liberalismus. Wobei der Liberalismus seinerseits wiederum gespalten war in konstitutionellen Monarchismus und moderaten und radikalen (das ist eine zeitgenössische Bezeichnung) Republikanern.
Nachdem Ferdinand VII. zum zweiten Mal die Verfassung von Cádiz außer Kraft gesetzt hatte (Trienio Liberal), machte der eigentlich restaurativ-absolutistische Monarch den bis dato von ihm hart unterdrückten Liberalen einige Zugeständnisse, woraufhin unter Führung seines Bruders Carlos die Absolutisten austickten; die Aufstandsbewegung (Guerra de Agraviados/Guerra dels Malcontents, 1826) hatte besonders in Aragón und Katalonien Erfolg - die hier für das absolutistische Spanien mit dem noch konservativeren Bruder des absolutistischen Herrschers nur aus diesem Grund gegen den König kämpften, weil der den Liberalen Zugeständnisse gemacht hatte. Spalterisches Potential hatte auch die „pragmatische Sanktion“ (pragmática Sanción, kurz la Pragmática), die Fernando 1830 ...mh... sanktionierte. Diese hob das von Phillip V. 1713 eingeführte „salische Gesetz“ (es war nicht wirklich die Lex Salica) auf und machte seine Tochter Isabel (1830! - 1904; reg. 1833 - 1868) zur Thonerbin. Das brachte die Traditionalisten natürlich auf die Palme und es folgten nach Ferdinands Tod 1833 die drei Karlistenkriege, welche die Ansprüche von Ferdinands Bruder Carlos und dessen Nachfolgern gegenüber der isabellinischen Linie der Bourbonen durchsetzen sollten. (1833 - 1840, 1847 - 1849, 1872 - 1876, dazwischen weitere konfliktive Ereignisse. Funfact zum Carlismo: ursprünglich eine restaurative Bewegung, die den Absolutismus wiederherstellen wollte, gibt es seit den 1960er Jahren (seit 1970 institutionalisiert) sogar einen linksradikalen Carlismus, der einerseits statt des designierten Juan Carlos eine Nebenlinie des Hauses Bourbon auf den Thron hieven wollte, andererseits aber sozialistische Gesellschaftsmodelle vertrat, gewissermaßen Sozialismus mit König.)
Dabei waren besonders im Baskenland und Navarra die Anhänger des Prinzen Carlos de Borbón, einer Nebenlinie der Bourbonen, welche nach dem Tod von Ferdinand VII. die Krone für sich beanspruchte (entgegen Ferdinands Tochter Isabel II.) stark. Vielen Carlistas war es im Grunde egal, wer da auf de Thron saß, aber sie waren gegen den Liberalismus, weil dieser regionale Sonderrechte aufheben würde. It's the economy, stupid.
Nun könnte Geschichte ja so schön einfach sein: hier die liberalen Monarchisten, da die Absolutisten (Carlistas) und eben ein paar moderate und radikale Republikaner (und eine erstarkende Arbeiterbewegung v.a. in Katalonien und im Baskenland). Aber so einfach war das nicht. Die zunächst beliebte Isabel verlor an Rückhalt, weil die Konflikte sich zu einem Megakonflikt vereinigten: Progresistas und Anarchisten gegen moderate Republikaner und konstitutionelle Monarchisten, das Land wurde immer unregierbarer, die Regierung der Moderados verspielte ihren gesellschaftlichen Rückhalt, weil sie sich nicht anders zu helfen wusste, denn auf repressive Maßnahmen zurückzugreifen. Als Ministerpräsident Narvaez 1868 starb, kam es daher zur Revolution und Isabel musste ins Exil. (Militärischer Kopf dieser Revolution war Isabels Ex-Liebhaber F. Serrano-Domínguez). Es folgte eine Zeit des Sedisvakanz, da Spanien trotz der Revolution Monarchie blieb, nur dass man sich nicht auf einen König einigen konnte, einige wollten Isabels Sohn Alfonso (später tatsächlich als Alfonso XII. spanischer König) zum König erheben, Ferdinand von Sachsen-Coburg, portugiesischer Titularkönig und Vater des portugiesischen Königs lehnte die im angetragene spanische Krone ab, weil die Portugiesen das nicht wollten, andere schlugen Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen vor (was letztlich den Anlass für den dt.-frz. Krieg 1870/71 bot) und wieder andere den Kompromisskandidaten Amadeus von Savoyen. Amadeus wurde es schließlich. Nach zweieinhalb erfolglosen Jahren als König dankte Amadeus anlässlich eines Anschlags auf seine Frau und ihn ab. Einen Tag später, am 11. Februar 1873, wurde die spanische Republik ausgerufen.
Die katalanischen Republikaner riefen nun in Barcelona, nachdem sie die Nachricht aus Madrid erhalten hatten, dass die Republik ausgerufen sei, die katalanische Republik aus. Sie hatten nämlich erwartet, dass die progressiven Republikaner ihr Projekt einer föderalen Republik würden durchsetzen können, sie riefen also eine Republik innerhalb eines föderalen Staatsverbandes aus. Erst nach der Ausrufung erfuhren sie, dass man sich in Madrid auch mit Stimmen der eigentlich föderal gesinnten Progresistas auf eine unionistische Republik geeinigt hatte, um der Republik eben eine möglichst breite gesellschaftliche Basis zu bieten, die von liberalen Monarchisten (und sogar gemäßigten Karlisten) bis hin zu den Progresistas Akzeptanz fand. Der Innenminister der neuen spanischen Regierung, Francesc Pi i Margall, der für die republikanisch-föderale Partei (Partido Republicano Federal) aus dem Wahlkreis Barcelona nach Madrid entsandt worden war, der seinen katalanischen Parteifreunden das nichtföderale Projekt dann schmackhaft machen musste.
 
Die Fronten sind deswegen verhärtet, weil Stilicho mich für einen Gegner der katalanischen Separatisten hält, wohingegen er offenbar ein glühender Befürworter ist. Ich stehe tatsächlich in der Frage der katalanischen Separation dieser indifferent bis sachte skeptisch gegenüber.
Vielleicht könnte man die Diskussion btw. nochmal von einer etwas anderen Warte her angehen. Ich habe ein Bisschen den Eindruck, dass sich die Diskussion auch deswegen so verhärtet hat, weil das Thema und die Diskussion sehr stark auf das Verhältnis zwischen Spanien und Katalonien zugespitzt sind (am Rande kam auch das Baskenland mal zus Sprache).

Vielleicht sollte man aber um der Diskussion eine andere Dimension zu geben, auch mal über die dritte Historische Region Galicien reden.
Da scheint es zwar auch eine separatistische Bewegung zu geben, die ist allerdings offenbar nicht annähernd so populär wie in Katalonien oder im Baskenland und mann hört und sieht, wenn man sich nicht explizit damit beschäftigt relativ wenig davon.

Jetzt könnte man natürlich die Frage stellen: Wenn der spanische Staat so repressiv ist, wie die katalanischen Independisen und baskische Akteure behaupten, warum ist es dann in Galicien ruhig?
Und warum ist der konservative Partido Popular, der sich mit der Katalanischen Regierung über das neue Autonomistatut angelegt hatte, wenn das als ein Akt hyperzentralistischer Politik quasi in den Fußstapfen Francos gedeutet werden solle, bzw. sein Ableger der "Partido Popular de Galicia" in Galicien mehrheits- und regierungsfähig?

Man sollte ja meinen dass eine Partei, die eine Politik betreibt, die insgesamt als übergriffig im Rahmen eines übertriebenen Zentralismus emfunden wird, in sämtlichen Landesteilen, die gesteigerten Wert auf ihre Autonomierechte legen komplett unten durch sein müsste.
Das ist jedenfalls in Galicien nicht der Fall.

Für mich ein starkes Indiz dafür, dass man das, was die katalanischen Separatisten wollen, selbst in einer Region, wo man ähnliche Grundbedingungen hat, was kulturelle Verschiedenheiten etc. betrifft und sicherlich eher kritisch und misstrauisch auf alles schaut, was aus Madrid kommt und auf Einschränkung der Autonomierechte hinauslaufen könnte, als Verfolgen völlig überzogener Partikularinteressen betrachtet.
 
Zuletzt bearbeitet:
In Galicien war noch lange Manuel Frage Ministerpräsident. Das ist auch ein Politiker, der bereits unter dem Francoregime (u.a. in den 1960ern als Tourismusminister) politisch aktiv war und den Absprung ins demokratische Spanien geschafft hat, von 1990 bis 2005 war er galicischer MP.

Eine Anekdote zu den Ereignissen 2017: Ich bin am Tag nach dem Referendum nach Andalusien gereist. Was mir so ziemlich als erstes auffie, war, dass auffällig viele Nationalflaggen von den Balkonen hingen, republikanische Flaggen hingegen fast völlig verschwunden waren.
Dort lernte ich beruflich bedingt jemanden kennen, der sich als in Andalusien lebender Galicier herausstellte. Ich war froh mal jemanden zu treffen, der kein Andalusier oder Kastilier (oder Katalane) war und wollte von dem Galicier als jemandem, der eine vermeintliche objektivere Meinung als ein Katalane oder Kastilier hätte, wissen, was der denn zu der ganzen Chose sagen würde: das Donnerwetter, welches dann auf mich niederprasselte (obwohl ich nicht gemeint war) hatte ich nicht erwartet und ich befürchtete schon, dass ich hochkant aus dem Auto flöge.
 
Eine Anekdote zu den Ereignissen 2017: Ich bin am Tag nach dem Referendum nach Andalusien gereist. Was mir so ziemlich als erstes auffie, war, dass auffällig viele Nationalflaggen von den Balkonen hingen, republikanische Flaggen hingegen fast völlig verschwunden waren
An der Stelle muss ich nachfragen:

Meinst du damit Flaggen/Symbole, die an die 2. Republik anglehnt sind, bzw. die Nationalflagge Gesamtspaniens, oder sind hier in Andalusien gebräuchliche regionale Symbole gemeint, die mir nicht bekannt sind?

So ganz werde ich aus deinem Beitrag nicht schlau.
 
An der Stelle muss ich nachfragen:

Meinst du damit Flaggen/Symbole, die an die 2. Republik anglehnt sind, bzw. die Nationalflagge Gesamtspaniens, oder sind hier in Andalusien gebräuchliche regionale Symbole gemeint, die mir nicht bekannt sind?
Ich meinte die spanische Nationalflagge (sowohl in der offiziellen Version als auch mit Stier (ehem. Osborne, oder dynamischer) und die Flagge der 2. Republik, die man in Spanien vor 2017 oft als Bekenntnis zu einem (oft oder meist linksgerichteten) Republikanismus sah. Insbesondere nach den Korruptionsskandalen um den Altkönig 2014 sah man die republikanische Flagge häufiger, seit 2017 ist sie aus dem Straßenbild so gut wie verschwunden.
 
...wohingegen er offenbar ein glühender Befürworter ist. Ich stehe tatsächlich in der Frage der katalanischen Separation dieser indifferent bis sachte skeptisch gegenüber.

Interessant, was du über mich zu wissen glaubst und wie du dein eigenes Nachbeten der spanischen Position siehst.
Was ich aber überhaupt nicht leiden kann, ist der Missbrauch von historischen Narrativen.
(...)
JETZT fiel den Katalanen ein, dass sie die Franzosen eigentlich nicht leiden könnten und stellten sich gegen den französischen Spanischen König und riefen den Österreicher zum Spanischen König aus.

Es ging also 1705-14 nicht um Separation, sondern um Parteinahme für einen Thronprätendenten.

Realsatire? So geht Geschichte! Plötzlich FIEL also den Katalanen EIN, dass sie die Franzosen nicht leiden konnten. Aha. Da spricht der Historiker.

Aber richtig, es ging nicht um Separation, es ging, wie oben dutzendfach beschrieben, um Bewahrung der Selbstverwaltung, welche man bis dahin hatte.

Übrigens hattest du fälschlicherweise behauptet, Barcelona sei belagert worden, weil sich der Habsburger dort aufhielt. Einen anderen Grund findest du nicht. Allerdings war Karl längst nach Wien zurückgekehrt.
Anscheinend war auch den Spaniern inzwischen "eingefallen", dass sie die Katalanen nicht leiden konnten?!

Nur... ich habe da nix richtig zu stellen.

Besser nicht. Besser nicht.

(Stilicho schreibt zwar, er habe nie geschrieben, dass Spanien ein faschistischer Staat sei, betreibt aber mit seinen Verweisen auf den schwierigen Umgang mit Franco („Ist Franco wirklich tot?“ „Hast du die Diskussion ums Valle de los Caídos nicht mitbekommen“?) natürlich entsprechendes Dog Whistling.

Schreibt der, der mit eben solchen Methoden versucht, Puigdemont in die Nähe von Pujol und den Korruptionsvorwürfen zu rücken.

Dass Spanien ein massives Problem mit der Aufarbeitung der Franco-Diktatur hat, ist unbestritten und nicht zu leugnen.
Angehörige kämpfen seit Jahrzehnten um die Aufhebung von Unrechtsurteilen, um die Öffnung von Massengräbern, um die Ehre ihrer Eltern, Großeltern und anderer Verwandten.
Dazu die als linksextrem bekannte Tagesschau:
Franco-Diktatur: Spanien gräbt seine Geschichte aus

Hast du denn nun die Diskussion ums Valle de Caídos mitbekommen? Was sagt es uns denn, wenn in der heutigen Zeit (2018) diskutiert werden muss, ob der spanische Staat weiterhin die Gedenkstätte Francos unterhält? Ob man ihm weiter dort gedenken darf?
Dass es bis 2022 dauerte, bis mit dem Ley de Memoria Democrática ein Gesetz verabschiedet wurde, dass erstmals Sprecher des Galicischen, Baskischen und auch des Katalanischen, die wegen ihrer Sprache verfolgt wurden, ausdrücklich als Opfer anerkennt?
 
Selbstverständlich wurde das Gesetz nur mit der äußerst knappen Mehrheit der regierenden Sozialisten gegen die Stimmen der konservativen und rechten verabschiedet.
 
Interessant, was du über mich zu wissen glaubst und wie du dein eigenes Nachbeten der spanischen Position siehst.
Da du dich offensichtlich bei der Narration des Neuen Deutschlands bedienst, liegt das bei dir ziemlich offensichtlich, ich hingegen beziehe mich auf spanische Historiker (was katalanische Historiker mit einschließt), den französischen Historiker Pierre Vilar (der sich sehr um die katalanische Kultur verdient gemacht hat) usw. Du hingegen hast mir vorgeworfen, mich auf EL País zu beziehen (was nicht stimmt) und hast dabei insinuiert, die linksliberal ausgerichtete Zeitung habe eine Nähe zum spanischen Rechtsnationalismus.
Der Witz ist doch, dass du nach wie vor "kastilische" Historiker a priori als nichtvalide Gewährsleute ablehnst, während du aus einer Zeitung zitierst, die auch - anderes Thema zwar, aber erhellend für die Art der Parteinahme - Maduro zum legitimen Präsidenten Venezuelas erklärt, weil das eben eine "linke" Position ist, da Maduro mit einer linken Rhetorik aufwartet - während das Proletariat hungernd aus Venezuela flieht. (Falls du Fragen zu Venezuela hast, gerne in einem anderen Thread.)
Und du ignorierst die ganze Zeit Pierre Vilar, äußerst dich gar nicht zu diesem. Immerhin von der Generalitat mit der Medalla d'Or geschmückt.

Übrigens hattest du fälschlicherweise behauptet, Barcelona sei belagert worden, weil sich der Habsburger dort aufhielt. Einen anderen Grund findest du nicht. Allerdings war Karl längst nach Wien zurückgekehrt.
Entschuldige bitte, das ist doch nun wirklich eine Petitesse, wo der Erzherzog sich gerade aufhielt. Es geht um den spanischen Erbfolgekrieg und die bourbonische Seite belagerte das seit 1705 auf Habsburgerseite stehende Barcelona - im Übrigen nachdem die Habsburger auch Madrid besetzt hatten: ist jetzt keineswegs so, als sei das eine Einbahnstraße gewesen. Worum es aber im Wesentlichen geht, worüber du mit deinem Herumreiten auf Petitessen offensichtlich ablenken möchtest, ist dass es hier nicht um Katalonien vs. Kastilien oder Kastilien vs. Katalonien ging, sondern um die Frage, ob Spanien einen Bourbonen oder einen Habsburger als König habe. Für die anderen europäischen Mächte, die sich zumindestens anfangs auf die Seite Habsburgs gestellt hatten, ging es darum, einen übermächtigen Doppelstaat, ein unter einer Krone vereinigtes Spanien und Frankreich (welches ja auch noch über Südamerika - minus Brasilien und Patagonien - und die Philippinen herrschte) zu verhindern. Barcelona war eines der Schlachtfelder. Madrid ein anderes. Oder Gibraltar. Und... und... und... Dieses Kaprizieren auf die Belagerung Barcelonas, die Viktimisierung der Katalanen ist auch Narrativ. Eben die katalanische Meistererzählung. Unsere Aufgabe als HIstoriker ist es, solche Meistererzählungen zu dekonstruieren, gerade dann, wenn sie politisch motiviert sind. Auch das ist im Übrigen keine Einbahnstraße.

Tatsächlich war es sowohl Katalanen als auch Kastiliern zunächst relativ egal, ob die Pappnase, die auf dem Thron saß, mit Familiennamen de Bourbon oder von Habsburg hieß. Als Philipp nach Madrid kam, zuckten die Kastlier nur mit den Schultern. Als Karl Madrid eroberte und Philipp vertrieb, zuckten die Kastilier zunächst ebenso nur mit den Schultern. Erst als die Kirche nach der Besetzung Madrids durch Habsburg gegen Habsburg agitierte ("Ketzer"), weil Habsburg sich mit den Niederländern (Protestanten) und Briten (Anglikaner, Presbyterianer) verbündet hatte, also als der Krieg eine religiöse Komponente bekam, fingen die Kastilier an, Partei zu nehmen.

Schreibt der, der mit eben solchen Methoden versucht, Puigdemont in die Nähe von Pujol und den Korruptionsvorwürfen zu rücken.
Ich habe dargelegt, dass die Argumentation katalonischer Separatisten wohlfeil ist, wenn sie mit Korruptionsskandalen argumentieren, da nun mal Pujol - und der ist nun mal lange der Präsident der Generalitat gewesen, bis er 2003 mit 73 Jahren sich aus der aktiven Polituk zurückzog - und auch ein kataklanischer Nationalist, wenn er auch nie so konfrontativ zu Madrid war, wie die Generalitat 2017 - lange als der korrupte Politiker schlechthin galt.

Dass Spanien ein massives Problem mit der Aufarbeitung der Franco-Diktatur hat, ist unbestritten und nicht zu leugnen.
Angehörige kämpfen seit Jahrzehnten um die Aufhebung von Unrechtsurteilen, um die Öffnung von Massengräbern, um die Ehre ihrer Eltern, Großeltern und anderer Verwandten.
Dazu die als linksextrem bekannte Tagesschau:
Franco-Diktatur: Spanien gräbt seine Geschichte aus
Das hat nun nichts mit dem Thema des katalanischen Separatismusmus zu tun. Und wenn du mir vorwirfst, dass ich das nicht wüsste oder ignorierte, dann ignorierst du geflissentliche Beiträge, wie diesen hier:
Stilicho hat ja insofern Recht, dass in Spanien einiges im Argen liegt. Diese Defizite werde von den Separatisten argumentativ genutzt. Man denke nur an Baltazar Garzón, der den Pacto de Borrón - das gesellschaftliche Übereinkommen, über die Francozeit zu schweigen (wie Shinigami richtig ausführte, ist die spanische Demokratie nun mal mit der Gnade der ehemaligen Franquisten aus der Taufe gehoben worden, und die PP, die zur Parteienfamilie der EVP gehört, ist aus der Konkursmasse der FET hervorgegangen, hat von dieser die blaue Farbe geerbt) - "gebrochen" hat, um endlich den Familien der Opfer des Bürgerkrieges und der Repression des Francoregimes juristische Genugtuung zu verschaffen. Man hat ihn daraufhin mit Klagen überzogen und aus dem Amt als gedrängt. Zunächst übernahm das die als rechtextrem geltende Beamtengewerkschaft Manos Limpias (Saubere Hände - die haben sie wohl in Unschuld gewaschen), später die PP (da sind wir dann wieder bei dem von mir bereits mehrfach angesprochenen Caso Gürtel).

Hast du denn nun die Diskussion ums Valle de Caídos mitbekommen? Was sagt es uns denn, wenn in der heutigen Zeit (2018) diskutiert werden muss, ob der spanische Staat weiterhin die Gedenkstätte Francos unterhält? Ob man ihm weiter dort gedenken darf?

Sicher, hier ein Beitrag von mir von vor fünf Jahren:
Nach Monaten der Diskussion gerade die Breakin‘ News in den spanischen Nachrichten: das Valle de los Caídos ist eine Stunde vor der Zeit geschlossen worden und wird frühestens am 25. Oktober wiedereröffnet. In der Zwischenzeit soll der Diktator Franco aus seiner Gruft geborgen und umgebettet werden. Die Diskussion hat in den letzten Tagen regelrecht zu Wallfahrten von Franco-Anhängern in die Sierra de Guadarrama geführt, die heute plötzlich vor verschlossenen Türen standen. Der ein oder andere faschistische Gruß soll gesehen worden sein. Die mit der rechtsradikalen VOX liebäugelnde Präsidentin der Comunidad Madrileña, Isabel Ayuso (PP, die größte Partei aus der Erbmasse der Falange, christkonservativ) warnt schon seit Tagen, dass die Kirchen in Spanien demnächst wieder brennen würden, wie 1936 (und macht sich damit in der spanischen Öffentlichkeit zum Affen).
Das derzeit sozialistisch regierte Spanien deswegen zum faschistischen Staat zu erklären, ist in etwa so, als würde man das ampelregierte Deutschland mit einem Friedrich Merz als CDU-Chef, der gerade die Leitkulturdebatte der 1990er wiederbelebt und einer erstarkenden AfD zum faschistischen Staat erklären.

Dass es bis 2022 dauerte, bis mit dem Ley de Memoria Democrática ein Gesetz verabschiedet wurde, dass erstmals Sprecher des Galicischen, Baskischen und auch des Katalanischen, die wegen ihrer Sprache verfolgt wurden, ausdrücklich als Opfer anerkennt?
Es hat ca. 30 Jahre gedauert, bist die Verfolgung der Sinti und Roma durch die Nationalsozialisten als rassistische motivierte Verfolgung anerkannt wurde. Und die wurden ermordet. Es wurde aber zwischen 1945 und 1975 in Spanien niemand wegen seiner Sprache oder vermeintlichen Ethnizität in Konzentrationslager gestopft und Vernichtungslager gab es in Spanien sowieso nicht (jetzt mach mir daraus nicht, ich leugnete die politischen Morde, die das Franco-Regime beging, die meisten Morde geschahen im Bürgerkrieg und an Kriegsgefangenen in den unmittelbaren Jahren danach, 1969 gab es eine Generalamnistie für ehemalige Kriegsgegner - da kamen tatsächlich einige Leute aus ihren Verstecken, am prominentesten der ehemalige sozialistische Bürgermeister von Mijas, der als "Maulwurf von Mijas" einige Prominenz erfuhr.
 
Was bei dieser ganzen Debatte um vermeintliche historische Belege für ein Unabhängigkeitsstreben der Katalanen bereits vor dem Ende des 19. Jhdt. vergessen wird:
88 % der Spanier (einschließlich der Katalanen) haben 1978 für die demokratische Verfassung gestimmt
90 % der Katalanen haben 1978 für die demokratische Verfassung gestimmt
2017 wollte eine katalanische Minderheitsregierung (48 % Stimmenanteil) ein mit der Verfassung nicht vereinbares Referedendum durchführen. An diesem Referendum haben 33 % der Katalanen teilgenommen, die Vorbereitung des Referendums war hochkonspirativ (die Wahlurnen hat man nicht nach Spanien, sondern nach Frankreich bestellt, irritierten französischen Beamten hat man gesagt, man wolle die größte Plastikburg Europas errichten und die Boxen seien die Bausteine dafür (kein kastilischer Narrativ, sondern ein katalanischer).
Nun weiß ich, Stilicho, dass du wieder sagen wirst, dass ja nur 33 % an dem Referendum teilgenommen hätten, weil die spanische Polizei den Wahlvorgang massiv gestört hätte. Das hat sie tatsächlich, trotzdem findet man eigentlich nirgends Zweifel, dass es kaum mehr Teilnehmer gewesen wären.
Es wurde dann die Generalitat abgesetzt, was man durchaus für einen Bruch der spanischen Verfassung halten kann - das ist aber unter Verfassungsrechtlern umstritten, da es durchaus Kompetenzen der Zentralregierung in der Verfassung gibt, die man so verstehen kann, dass sie die Möglichkeit hat, eine Regionalregierung abzusetzen.
Bei den Neuwahlen im Dezember 2017 erhielten die separatistischen Parteien - also in der nationalistisch total polarisierten Zeit - wiederum 48 % der Stimmen. Die Wahlbeteiligung zum katalonischen Regionalparlament lag höher als bei der vorherigen Wahl, aber der Stimmenanteil der Separatisten hatte sich nicht geändert. Sie haben keine Mehrheit und hatten sie auch nie. Sie konnten von der aufgeheizten Stimmung 2017 an den Wahlurnen nicht profitieren.
 
Da du dich offensichtlich bei der Narration des Neuen Deutschlands bedienst,
Schön, wie du darauf herumreitest. Ich habe Ralf Streck zitiert, der für viele Zeitungen schreibt, und auch im ND gelegentlich abgedruckt wird.
Die ND scheint ja ein schlimmes Feindbild für dich zu sein.

Entschuldige bitte, das ist doch nun wirklich eine Petitesse, wo der Erzherzog sich gerade aufhielt.

Es war DEINE Antwort auf meine Frage, warum Barcelona belagert wurde.


Das hat nun nichts mit dem Thema des katalanischen Separatismusmus zu tun.

Aber damit, dass du mir vorwirfst, Spanien in die Nähe des Faschismus zu rücken.
Apropos: Deine Schönrednerei des spanischen Faschismus im letzten Absatz ist schon äußerst grenzwertig.
 
Schön, wie du darauf herumreitest. Ich habe Ralf Streck zitiert, der für viele Zeitungen schreibt, und auch im ND gelegentlich abgedruckt wird.
Die ND scheint ja ein schlimmes Feindbild für dich zu sein.
Du weißt, dass ich deswegen darauf herumreite, weil die ND nun mal ein dezidiertes Ideologem vertritt, wohingegen du nichtkatalanische spanische Historiker a priori als ideologisch motiviert gebrandmarkt als valide Gewährsleute ausschließt, EL País als nationalistisches Schmierenblatt hinstellst.

Es war DEINE Antwort auf meine Frage, warum Barcelona belagert wurde.
Weil du der Auffassung bist, dass die Ereignisse 1700 - 1713/4 etwas mit dem katalanischen Separatismus zu tun hätten, was sie nicht haben. Der ist als großbürgerliches Projekt Ende des 19. Jhdts. entstanden. Lies mal von Birgit Aschmann (HUB) Beziehungskrisen. Eine Emotionsgeschichte des katalanischen Separatismus: die sieht das Aufkommen des katalanischen Nationalismus im Zusammenhang mit der Krise 1898, als Spanien seine Kolonien verlor und für das katalanische Großbürgertum es plötzlich monetär nicht mehr ganz so interessant war, zu Spanien zu gehören. Auch die Verfassungskrise von 2017 sieht sie wiederum im Zusammenhang mit der Finanzkrise von 2008 - it's the economy, dude - was ich ja auch schon anfangs des Threads in Beiträgen angedeutet hatte, dass zumindest ein Teil der Katalanen sich von Spanien trennen will, weil sie ähnliche Positionen haben, wie die Lega Nord in Italien oder in der Hochphase der Finanzkrise die Lucke-AfD.
Andere Literaturempfehlung: Carlos Collado Seidel (Mist, schon wieder ein halber Kastilier, PD an der Uni Marburg) Kleine Geschichte Kataloniens oder (gemeinsam mit Bernecker) Spanien heute (2022) .

Apropos: Deine Schönrednerei des spanischen Faschismus im letzten Absatz ist schon äußerst grenzwertig.
Wie meinen?!
 
Sehr erhellend auch Olaf Kroon*: Krisenmodus im Katalonienkonflikt. Eine juristische Zwischenbilanz. Münster, Berlin 2019. Der nimmt darin die juristischen Positionen sowohl der katalanischen Generalitat als auch der Zentralregierung der PP und die Urteile des spanischen Verfassungsgerichts kritisch unter die Lupe, lässt an beiden Seiten kein gutes Haar, stellt aber mit einem Augenzwinkern fest, dass, wenn die bayrische Staatsregierung sich ähnlich verhalten hätte, Dtld. vor denselben Herausforderungen wie Spanien gestanden hätte.

*Definitiv kein Kastilier.
 
Du weißt, dass ich deswegen darauf herumreite, weil die ND nun mal ein dezidiertes Ideologem vertritt,

Weiß ich das? Ich weiß vor allem, dass du die Zitate des Deutschlandfunks oder der Tagesschau ignorierst, weil sie dir nicht in den Kram passen.

2017 wollte eine katalanische Minderheitsregierung (48 % Stimmenanteil)

Dagegen ergehst du dich gerne in Zahlenspielchen. Die katalanische Regierung von 2017 war mitnichten eine Minderheitsregierung, sie hatte 40 von 68 Sitzen im katalanischen Parlament.
 
Lies mal von Birgit Aschmann (HUB) Beziehungskrisen. Eine Emotionsgeschichte des katalanischen Separatismus: die sieht das Aufkommen des katalanischen Nationalismus im Zusammenhang mit der Krise 1898, als Spanien seine Kolonien verlor und für das katalanische Großbürgertum es plötzlich monetär nicht mehr ganz so interessant war, zu Spanien zu gehören.
Kleiner Funfact nebenbei: Als Spanien kurz darauf in Marokko Krieg führte, war Katalonien wieder prospanisch und in Marokko erfolgreich kämpfende katalanische Freiwilligenverbände waren die Helden der Nation.
Weiß ich das? Ich weiß vor allem, dass du die Zitate des Deutschlandfunks oder der Tagesschau ignorierst, weil sie dir nicht in den Kram passen.
Ich ignoriere nicht den DLF oder die Tagesschau, sondern deine Polemik. Ich bekomme recht gut mit, was in Spanien passiert und benötige deine Nachhilfe diesbzgl. sicher nicht. Deine Einordnung dieser Dinge allerdings als Rechtfertigung für den katalanischen Separatismus, ist fehlgehend. Wie gesagt, wenn du ein sozialdemokratisch regiertes Spanien wg. der Ereignisse rund um das Valle de los Caídos als faschistisch abqualifizierst, müsstest du auch ein ampelregiertes Dtld. wegen Pegida und Co als faschistisch abqualifizieren.

Dagegen ergehst du dich gerne in Zahlenspielchen. Die katalanische Regierung von 2017 war mitnichten eine Minderheitsregierung, sie hatte 40 von 68 Sitzen im katalanischen Parlament.
Aufgrund einer Übergewichtung der ländlichen Wahlkreise gegenüber den städtischen hatten die Sepratisten mehr Sitze als Prozente. Ist so ähnlich wie das Problem in den USA (Peoples' Vote, Gerrymandering).
 
Anderer Funfact: Alfons XIII. bot dem Katalanisten Francesc Cambó, der lange Minister in Madrid war, und immer die Hoffnung hegte, spanischer Ministerpräsident zu werden, 1921 die Diktatur an. Allerdings unter der Maßgabe, dass Cambó seine Autonomiebestrebungen (nicht Separation, nur Autonomie) aufgebe. Cambó der bis dahin mit Alfonso auch durchaus so etwas wie eine private Freundschaft gepflegt hatte, war empört und zog sich erst nach Katalonien, später nach Frankreich zurück. Er war vor allem deswegen empört, weil Alfonso geradezu unverständig gegenüber seinen Autonomievorstellungen war und wohl unterstellt hatte, dass diese nur ein vorgeschobenes Vehikel für seinen Machthunger in Madrid seien. Cambó lehnte also das Angebot Alfonsos ab und stattdessen wurde Primo de Rivera vom König zum Diktator ernannt, der bald auch versuchte Spanien zu einigen, indem er die regionalen Unterschiede zu nivellieren versuchte (und eben die katalanische Sprache zurückzudränegn versuchte). 1929 danke Primo de Rivera ab (selten unter Diktatoren, aber kommt hin und wieder vor).
Cambó wiederum unterstützte 1936 aus dem Exil heraus die Putschisten - was er freilich später bitter bereute. Ich weiß nicht, welcher Historiker es war (könnte Collado Seidel gewesen sein), aber irgendjemand schrieb sinngemäß: Wie anders hätte die spanische/katalanische Geschichte des 20. Jhdts. laufen können, wenn Cambó die ihm angetragene Diktatur angenommen hätte.
 
Dagegen ergehst du dich gerne in Zahlenspielchen. Die katalanische Regierung von 2017 war mitnichten eine Minderheitsregierung, sie hatte 40 von 68 Sitzen im katalanischen Parlament.
Das stets 135 Sitze hat. Kann es sein, dass evtl. Puigdemonts Bündnis 40 von 68 Sitzen in der Regierungskoalition hatte?

Ich muss mich im Übrigen korrigieren. Das "katalanische Gerrymandering" war 2015 wohl zu Ungunsten der separatistischen Parteien ausgefallen.
 
Ich muss mich im Übrigen korrigieren. Das "katalanische Gerrymandering" war 2015 wohl zu Ungunsten der separatistischen Parteien ausgefallen.
Korrektur der Korrektur:

CDC und ERC wollen gemäß ihrem gemeinsamen Wahlprogramm und aufgrund des Ergebnisses einen Unabhängigkeitsprozess einleiten, da sich im neu gewählten Parlament eine absolute Mehrheit der Sitze für die nach Unabhängigkeit strebenden Kandidaturen (72 von 135 Sitzen = 53,33 %) ergeben hat.​
Kritiker weisen darauf hin, dass durchaus fraglich ist, ob dieses indirekte Plebiszit über die Frage der Unabhängigkeit als angenommen gelten soll. Aufgrund des Wahlsystems geht die von Junts pel Sí und CUP erzielte absolute Mehrheit im Parlament nicht mit einer absoluten Mehrheit der abgegebenen Stimmen einher.​
[...]​
Stellt man die beiden Optionen Pro und dezidiert Contra eine Unabhängigkeit nebeneinander, dann würde das Verhältnis zwischen diesen beiden Lagern und den Unentschlossenen folgendermaßen aussehen:​
  • Pro Unabhängigkeit = 47,74 %
  • Nicht klar positioniert und Enthaltungen = 12,57 %
  • Contra Unabhängigkeit = 39,17 %
 
CDC und ERC wollen gemäß ihrem gemeinsamen Wahlprogramm und aufgrund des Ergebnisses einen Unabhängigkeitsprozess einleiten, da sich im neu gewählten Parlament eine absolute Mehrheit der Sitze für die nach Unabhängigkeit strebenden Kandidaturen (72 von 135 Sitzen = 53,33 %) ergeben hat.

Das ist natürlich richtig, es waren 62 Sitze für JxSi (Junts per Si, Bündnis aus PdeCat (vorher CDC) und ERC) und 10 Sitze für CUP.
 
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