eben nicht. Die bei Wolfram geschilderte Szene kommt eben nicht im Nibelungenlied vor. Im Nibelungenlied begleitet bekleidet Rumolt auch ein Hofamt, bei Wolfram ist er ein gewöhnlicher Koch.
Da hast du den Witz Wolframs nicht verstanden. Der Küchenmeister wird erst zu dieser Zeit zu einem Hofamt. Das Nibelungenlied nimmt diesen auf, vielleicht auch schon als Kritik/Witz der/über die höfischen Sitten. Wolfram wiederum setzt den Küchenmeister wieder herab. Hier zu behaupten, das sei kein Nibelungenliedzitat, obwohl Rumolt
Eigengut des Nibelungenliedverfassers ist und sonst nirgends vorkommt, also eben nicht zur virulenten Sage gehört, sondern einen ganz aktuellen zeitlichen Bezug hat, ist eine Missachtung aller Fakten.
Hier die Stelle im Nieblungenlied (im Übrigen will auch hier der Küchenmeister die Nibelungen vom Zug nach Ungerland abhalten, indem er ihnen sagt, sie sollten doch einen guten Wein trinken, ein weidliche Weiber minnen und er selbst wolle ihnen Fettgebäck machen (was wohl besonders gut war):
Do sprach der chüchen maister Ruomolt der degen
gester vnd ewer selber mügt ir haizzen phlegen
nach ewers selben willen zr habt vil guten rat
vnd wizzet daz ew Hagen daz waegist noch geraten hat
Vnd wolt ir im nicht volgen ew ratet Ruomolt
ich pin ew mit trewen vil dienstleichn– holt
daz ir hie beleibet durch den willen meine
vnd lat den chünig Etzel dort pei Chrimhilden seine
Wie chunde ew in der wolde immer pas gewesen
ir mügt vor ewrn veinden hie haime wol genesen
ir sult mit reicher waete ziren wol den leip
trinchet wein den pesten vnd minnet waetleichiv weip
Dar zu geit man ew speise die pesten die man hat
indert in der werlde ewer lant vil schon stat
ir mügt euch wol Etzln hochtzeit mit ern wol bewegen
vnd mügt mit ewrn frewnden vil guter chürtzweile pflegen
Ob ir nicht anders hiete daz ir möchte geleben
ich wolde ew ain speizze den volln immer geben
sieden in öl geprawen daz ist Ruomoldes rat
so ist ez sust angistleichn– erhebn da zen <Heunen> stat
Ich waiz daz meine frawe Grimhhilde ew nimmer wirdet holt
auch habt ir vn– Hagen zu ir anders nicht versolt
des sult ir beleiben ez mag ew werden leit
ir chomet ez an aine ende daz ich ew nicht han missesait
Des rat ich ew
michel sanfte lösen hie die phant
danne da zen Heunen ich wais wie ez da gestat
ir sult beleiben herre daz ist trewen meine rat
Die Nibelungensage war natürlich geläufig.
Das bestreitet ja keiner. Rumolt aber ist kein Allgemeingut, sondern Eigengut. Den kann Wolfram nur aus dem Nibelungenlied haben.
Heinzle datiert die Handschrift C auf das 2. Viertel des 13. Jh. also zwischen 1225 und 1250. Abgesehen davon, dass die Handschriftdatierungen natürlich nicht ganz genau sein können, ist es aber nicht verständlich, weshalb erst über zwanzig Jahre nach Verschriftlichung des Liedes plötzlich die Handschriften auftauchen.
Das ist ziemlich normal, dass wir nicht die Original vorliegen haben. Gerade viel benutzte Exemplare haben oft die Zeit nciht überdauert. Was die Zeit überdauert hat, das sind die Texte, die nur zu besonderen Angelegenheiten hervorgeholt wurden, was eben im Archiv schlummerte (sofern das Archiv nicht irgendwann einmal verbrannte oder geplündert wurde.) Die Textkritik erstellt aus diesem Grund Handschriftenstemmata, um den Originaltext aus den erhaltenen HSS möglichst genau zu rekonstruieren.
Hie nochmal mögliche Parallelen zu den Babenbergern:
Als 1230 nach dem Tod seiner Brüder und seines Vaters, Leopolds VI., Friedrich II. Herzog von Österreich wurde, brachen schwere Zeiten für das Herzogtum an, denn Friedrich, der auch der Streitbare genannt wurde, versuchte seinen Besitz durch Kriege gegen Bayern, Böhmen und Ungarn zu vergrößern. Da die Unternehmungen in Misserfolgen endeten, erhöhte Friedrich die Abgaben, so dass das Volk auch darunter zu leiden hatte. Aber auch andere Missetaten beging Friedrich. So brach er in das Hochzeitsgemach seiner Schwester Constanze ein und zwang sie, auf die vereinbarte Mitgift zu verzichten. Die schöne Wienerin Brünhild, welche Friedrich verschmähte, zwang er auf ein Fest und vergewaltigte sie. 1241 fielen die Mongolen, ein Reitervolk wie die Hunnen, in Ungarn ein. Friedrich unterstützte den ungarischen König Bela IV. im Kampf. Als Bela IV. jedoch zu Friedrich floh, erpresste Friedrich von Bela eine große Summe. Als die Mongolen sich aufgrund des Todes des Großkhans Ügedei zurückzogen, fiel Friedrich auch noch in Ungarn ein. 1246 sammelte daher Bela ein Heer und griff Österreich an, um Rache zu nehmen. Am 15. Juni siegten die Österreicher zwar in der Schlacht an der Leitha, aber der kinderlose Friedrich fand dabei den Tod. Hiernach hörte das Herzogtum der Babenberger auf zu existieren. Dies war eine Katastrophe für all die Künstler und Dichter, die sich mit einem Schlag ihres Lebensunterhaltes beraubt sahen. Vorbei waren auch die Feste und hohe Zeiten. Die Datierung um 1246 würde auch erklären, weshalb die ältesten Handschriften aus dem zweiten Viertel des 13. Jh. stammen.
Woher kommt "die schöne Wienerin Brünhild", in welcher Quelle ist die verzeichnet?!