Die Deutsche Bankenkrise 1931
Das Thema ist hier schon einige Male angerissen worden, zum Beispiel:
http://www.geschichtsforum.de/f62/versailler-vertrag-zu-hart-und-weich-13487/index5.html#post375475
http://www.geschichtsforum.de/f39/g...ahmenbedingungen-37571/index3.html#post640867
Der Wikipedia-Artikel erklärt recht gut die Details:
Deutsche Bankenkrise ? Wikipedia
Die Darstellungen basieren weitgehend auf dem älteren Standardwerk von
K. E. Born, Die deutsche Bankenkrise 1931, München 1967. Dieser wiederum stützt sich ua. auf die Ermittlungen der Untersuchung zu den Crashs in 1933, dort den entsprechenden Protokollen und Datensammlungen.
Ergänzend zur deutschen Bankenkrise 1931 zu empfehlen:
Stefanie C. Wettberg, Der Rückkauf eigener Anteile im deutschen Finanzsystem, Dissertation Heidelberg 2003, dort S. 43-78 (Der Aktienrückkauf und die Bankenkrise von 1931).
Auf Ritschl, James und andere ist in den diversen Beiträgen schon hingewiesen worden.
Zu der Bankenkrise um die Deutsche Bank und Disconto-Gesellschaft AG, die Commerz- und Privatbank AG, die Dresdner Bank AG sowie die Darmstädter und Nationalbank KGaA (Danat-Bank), Reichs-Kredit-Gesellschaft (RKG), die Berliner Handels-Gesellschaft (BHG) sowie weiteren des Bankensektors gibt es bis heute einen
Meinungsstreit, der einige interessante Aspekte aufweist:
1. Es wird behauptet, kurzfristige US-Kredite hätten die deutschen Reparationen in der Zahlungsbilanz "gegenfinanziert". Das ist eine nur rechentechnische Betrachtung und eine nur behauptete Wirkungskette, die empirisch bislang nicht belegt worden ist. Tatsächlich bestand die Masse der kurzfristigen US-Kredite gegenüber deutschen Unternehmen, insbesondere dem Bankensektor. Dieser benutzte diesen Finanzierungsweg für die eigene (langfristige!) Kreditvergabe und betrieb somit eine Fristen- und Währungstransformation. Die Reparationsfinanzierung lief dagegen über den staatlichen Sektor. Daneben wird übersehen, dass diese Kreditvergabepraxis aus den USA global nachzuweisen war, strukturell (Schuldnerstrukturen) nicht im Einzelnen empirisch nachweisbar ist, und sich nur in den Aggregaten der Zahlungsbilanz zeigt.
2. Veränderte globale Strukturen der kurzfristigen Finanzierungen in der Weltwirtschaftskrise sind empirisch mangels Datengrundlage nicht nachweisbar. Dazu gibt es lediglich grobe Schätzungen, siehe
Adalet: Fundamentals, Capital Flows and Capital Flight - The German Banking Crisis of 1931,
Harold James: The End of Global Capital Flows During the Great Depression
Albrecht Ritschl, Samad Sarferaz: Currency vs. Banking in the German Debt Crisis of 1931
Michael D. Bordo: The International Transmission of Financial Crises before World War II - Was there Contagion?
Bernanke/James: The Gold Standard, Deflation, and Financial Crisis in
the Great Depression - An International Comparison
3. Der Einfluss des Aufstiegs der NSDAP auf den Abzug der ausländischen Finanzinvestitionen im Deutschen Reich ist empirisch nicht abschätzbar.
4. Der Einfluss der Zollunion- und Vereinigungspläne 1931 zwischen dem Deutschen Reich und dem im Finanzsektor angeschlagenen Österreich ist empirisch nicht abschätzbar.
5. Die Bankenkrise 1931 ist der Kulminationspunkt der Devisen- und Goldabflüsse seit 1928. Der Abzug der kurzfristigen US-Kredite verstärkte sich bereits - wie in anderen Ländern - ab 1929.
6. Es ist empirisch nicht abschließend untersucht, welche Rolle die US-binnenwirtschaftliche Finanzkrise ab 1929 hatte - hypothetisch ist diese Krise mit eigenen Bankzusammenbrüchen und Liquiditätsproblemen ein Grund für die Abzüge der kurzfristigen Kredite im Ausland (Versorgung des heimischen Kapitalmarktes)
7. Die deutschen Banken unterlagen seit der Inflation 1923 einem stetigen Eigenkapitalverzehrr durch kurzstützende Aktienrückkäufe. Die Auszehrung der Eigenkapitalausstattung (rd. 50% eigene Aktien) kombinierte sich 1931 mit einer Vertrauenskrise.
8. Spekulativ ist der Zusammenhang mit dem Reparationsproblem. Klar ist, dass Liquiditätsrückflüsse der kurzfristigen Kredite die Devisenbilanz und Goldbestände des Deutschen Reiches belasten würden. Diese wiederum bildeten die Deckungsmittel des Zentralbankgeldes. Klar ist, dass frühere "Reparationskrisen" und scharfe Diskussionen hierzu den Abzug der ausländischen Mittel
nicht bewirkt hatten, sondern sich diese Devisenpositionen sogar aufbauten. Bereits dieser Zusammenhang zeigt klar, dass ein anders gelagertes Ursachenbündel 1931 mit dem Zusammenhang zur Reparationsfrage gegeben war.
9. Krisenfaktor waren Bilanzbetrug und verschleierte Verluste aus unterlassenen Wertberichtungen, vorwiegend marode Industriekredite der Banken. Die Bonität (und Liquidität) von Industrie und Handel war durch die Rückgänge der Realwirtschaft in der Weltwirtschaftskrise stark angeschlagen.
10. Krisenfaktor war weiterhin (siehe verlinkte Quellen zum anders gelagerten Fall in Italien) die kurzfristige hysterische Berichterstattung speziell in Deutschland, die staatlicherseits - anders als in anderen Ländern - nicht reglementiert wurde. Ähnliche und vergleichbare Krisenstrukturen in den Ländern führten somit zu unterschiedlichen Krisenverläufen bzw. -umfängen.