Demokratie: Wo setzt man Grenzen

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Gast

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In meinem Geschichtskurs kam neulich die Frage auf, wieviel Freiheit für eine Demokratie gut sei. Wo muss man Grenzen ziehen, damit eine Demokratie richtig verlaufen kann? Was zeigt uns die Geschichte von der griechischen Antike bis Heute? Ich habe mir schon einige Gedanken darum gemacht habe aber noch einige Probleme damit.Wie sah es damals im antiken Griechenland aus und wie zur Zeit Bismarcks? Für eure Antworten danke cih euch schon mal :).
Liebe Grüße anne
 
Dazu muss man zunächst einmal sagen, dass es

- auch in Athen damals keine Demokratie wie wir sie heute kennen gab,
sondern nur eine vorstufe dazu. An den demokratischen Entscheidungs-
prozessen waren zwar alle Bürger beteilligt, aber unter die Kategorie Bür-
ger fiel nur eine begrenzte Anzahl von Personen.

- im Deutschen Reich zur Zeit Bismarcks gab es ebenfalls keine Demokratie,
sonder eine Parlamentarische Monarchie, wobei die Beschränkungen die
das Parlament dem Kaiser oder dessen Regierung auflegen konnte nicht
viele waren, das wichtigste Instrument war die Verabschiedung des Haus-
halts.

Um zur Frage zurückzukommen, wieviel Freiheit für eine Demokratie GUT ist, so würde ich sagen: Soviel wie möglich, ohne dass die Interessen anderer beeinträchtigt werden.
Wieviel Freiheit MÖGLICH ist, ist eine andere Frage. In Zeiten von größerer Gefahr, sei es durch äußere Bedrohungen oder durch interne Bedrohungen, müssen Freiheiten einngeschränkt werden um das Überleben des demokratischen Staates als ganzes zu garantieren. Werden diese Freiheiten aber dauerhaft oder zu viele Freiheiten eingeschränkt, wird die "Demokratie" zur Farce...

Gute Historische Beispiele sind m.E. unter anderem die Zeit des Terrors nach der Französichen Revolution oder das Ende der Weimarer Republik durch die Aktivierung der Notstandsgesetzte durch Reichskanzler Adolf Hitler...
 
Zuletzt bearbeitet:
Nun, genau genommen sind gerade die Lehren, die die Väter des Grundgesetzes aus dem Scheitern der Weimarer Republik zogen, auch undemokratisch.

z.B. die 5% Hürde: eigentlich undemokratisch, einer gar nicht mal so kleinen Zahl von Wählern die Mitwirkung über Abgeordnete ihrer Wahl im Bundestag zu verweigern ...
 
Papa_Leo schrieb:
die 5% Hürde: eigentlich undemokratisch

In der Weimarer Repuplik gab es eine Winzig-Partei, die "Industriepartei" mit 2 Abgeordneten. Beide wurden Minister.
Grund: Geschickte Koalitionsverhandlungen.
Folge : Scheitern des parlamentarischen Systems.

Man muss sich fragen, was mit Demokratie eigentlich bezweckt werden soll. Im Mittelpunkt sollte stehen, ein funktionierendes Management des Gemeinwesens zu installieren, das gegen Missbrauch geschützt ist (und nicht, dass jeder mitreden muss, weil das so ein tolles Gefühl ist).

Dazu muss auch der Realität Rechnung getragen werden, dass das Ideal der Demokratie, das eine allumfassende Kompetenz des Einzelnen sowie eine selbstlose Orientierung des Einzelnen am Gemeinwohl voraussetzt, sicherlich nicht der Realität entspricht.

Die 5-%-Hürde ist der Kompromiss zwischen einer praktikabelen Bündelung der verschiedenen Meinungen einerseits und der Möglichkeit der Bildung neuer Parteien (ganz im Gegensatz zum Mehrheitswahlrecht, z.B. in den USA) andererseits.

Die Diskrepanz zwischen dem Ideal der Demokratie und der von uns praktizierten Umsetzung sehe ich woanders:

Die demokratische Entscheidung wird als - mathematisch gesprochen - Resultierende eines "Parallelogramm der Kräfte" begriffen, allerdings ohne dass diese Kräfte demokratisch legitimiert wären. So haben z.B. die ortsansässigen Firmen mehr Einfluss auf die Gestaltung der Verkehrswege einer Stadt als Eltern, die für ihre Kinder einen sicheren Schulweg brauchen. Es sei denn, die Eltern organisieren eine "Pressure Group", die Einfluss auf die Wahlen nimmt.

De facto kommt dabei aber eine Ständedemokratie heraus.

Die Alternative wäre die Orientierung an einer "Vernunft", einem Abstractum. Man könnte es als eine vernünftige, am Gemeinwohl orientierte virtuelle Person beschreiben, deren - virtuelles - Wollen durch demokratische Prozesse festgelegt wird.

Aber dazu bräuchten wir einen breiten kulturellen Konsens der gesellschaftlichen Werte. Und den haben wir nicht.
 
KFdG schrieb:
- auch in Athen damals keine Demokratie wie wir sie heute kennen gab,
sondern nur eine vorstufe dazu. An den demokratischen Entscheidungs-
prozessen waren zwar alle Bürger beteilligt, aber unter die Kategorie Bür-
ger fiel nur eine begrenzte Anzahl von Personen.

Um zur Frage zurückzukommen, wieviel Freiheit für eine Demokratie GUT ist, so würde ich sagen: Soviel wie möglich, ohne dass die Interessen anderer beeinträchtigt werden.
Der attische Bürgerbegriff war zwar sehr viel enger gefasst als unsere Vorstellung dessen, aber die Möglichkeiten des Bügers aktiv zu werden war deutlich mannigfaltiger. Ich würde die athener Demokratie daher nicht als Vorbild unsere Verfassung sehen. Denn die eine ist direkt und die andere repräsentativ. Außerdem existierte in Athen keine Gewaltenteilung.

Schlag mal den Begriff wehrhafte Demokratie nach. eine Demokratie die nicht ihre eigene Existenz durhc zuviel Freiheit gefährdet.
 
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