Der dritte Schlesische Krieg

@ R.A.
Wegen Bernis schau ich nochmal nach. Ich hoffe mal, dass es sich um keine Kolportierung im Nachhinein handelt. Es könnte aber auch eine Rechtfertigung nach seiner Entlassung gewesen sein - vielleicht eine Art Abrechnung, die man gern in Memoiren abfertigte.

Bernis hatte wohl einen ganz wunderlichen politischen Kurs des Zauderns an den Tag gelegt. Zum einen hatte er als eine Art Unterhändler zwischen Louis XV und Maria Theresia fungiert, als die sich anbahnende Allianz vor allem vor der französischen Öffentlichkeit - die Gründe erwähnte ich schon mehrfach - geheim bleiben musste. Zum anderen drängte er sogleich nach den militärischen Misserfolgen zum Frieden mit Preußen:
Dieses Amt übte er nur bis 1758 aus, da er wegen des unglücklichen Verlaufs der Kriegsereignisse im siebenjährigen Krieg immer dringender zum Frieden mit Preußen auch ohne Österreich riet.
(aus dem Wikiartikel: François-Joachim de Pierre de Bernis ? Wikipedia )
Bernier beschreibt Bernis auch als wankelmütig. Auf der einen Seite hielt er sich für sehr wichtig, auf der anderen sah er in allem Gefahren und soll sehr ineffektiv als "secrétaire d'État des Affaires étrangères" agiert haben. Daher kam wohl zum anderen seine nur sehr kurze Amtszeit und der Lettre de Cachet, welcher ihn schließlich aus seinem Ministerposten und ins Exil beförderte.

Ansonsten:
Sei doch froh. Bin kein Cherusker und Du auch nicht.

Im Übrigen ist ja nicht alles geklärt. Manches wie Vermutungen, ob nun ein höheres Engagement in Amerika mehr oder weniger genutzt hatte, lässt sich wohl auch nicht klären.
 
@ R.A.
Manches wie Vermutungen, ob nun ein höheres Engagement in Amerika mehr oder weniger genutzt hatte, lässt sich wohl auch nicht klären.

Jedenfalls war die französische flotte 1755/56 "badly outnumbered" (45 französische zu 88 britischen Linienschiffen, die Briten hatten sogar 120 zur Verfügung, aber Personalprobleme - wie auch die Frankreich bzgl. der Bauprogramme 1756 ff. hastig große Rekrutierungen vornehmen mußte). Frankreich hatte daneben Finanzprobleme bei den Bauprogrammen.

Dull, the French Navy and the Seven years War, aus 2005.
 
Noch ein Nachtrag:

French India - Wikipedia, the free encyclopedia

Die hin und her wogenden Kämpfe in Indien, bei denen die frz. Seite zunächst stark unter der britischen Seemacht litt, sind auch ein gutes Beispiel für eine gelungene Verstärkung über den langen Seeweg.

Erst das Eintreffen einer weiteren frz. Flotte führte dazu, dass die Streikräfte zur See mit den Briten gleichziehen konnten (jeweils rd. ein Dutzend verfügbare größere Kriegsschiffe). In der direkten Folge wechselte die initiative und es gelang den Franzosen die Einschließung von Madras.
Siege of Madras - Wikipedia, the free encyclopedia

Die Ausgeglichenheit der Flotten ging verloren, als die frz. Streikräfte fast alle Schiffe in einem Sturm verloren. Die folgende Seeüberlegenheit führte mit zum schnellen Zusammenbruch der verbliebenen frz. Positionen in Indien.
 
[FONT=&quot]Zumindest politisch haben sich die Franzosen gar nicht so dumm angestellt. Das Bündeln der Mittel in Europa hat sich im Österreichischen Erbfolgekrieg auch bewährt. Der große Gewinner der 2 (1. nur defensiv gegen Preußen, im 2. verspricht Frankreich nicht eher die Waffen ruhen zu lassen, als bis Schlesien österreichisch ist) Verträge von Versailles ist klar Österreich, da der 2 Frontenkrieg gegen Preußen und Frankreich mit der Umkehrung der Allianzen keine Gefahr mehr ist. Die Briten wollten mit der Konvention von Westminster (+ Subsidienzahlungen an Russland) ursprünglich Frankreich isolieren und Hannover schützen, erreichen damit jedoch das Gegenteil. Der neue Verbündete ist isoliert.
Daran kann man im Grunde schon erkennen, dass die Eroberung Hannovers Hauptziel war. Frankreich gibt dafür die traditionelle Feindschaft auf, lässt einen zweifelhaften Verbündeten im Stich und steht in einer Vorteilhaften Situation.
Ein konsequenter Wille zum Kampf gegen Preußen war im Grunde nicht da (ob bewusst oder unbewusst), es gab nicht einmal eine Kriegserklärung an Preußen. Man steht vor dem Erwerb der Österreichischen Niederlande und gleichzeitig der Möglichkeit Verluste in den Kolonien mit Hannover auszugleichen. Bernis dürfte wohl mit einem Sieg seiner Übermacht gerechnet haben, der Beginn der Operation sah schließlich auch mit Hastenbeck nicht schlecht aus. Nur hat man sich der Hannoverschen Armee nicht gründlich entledigt.
Hätte alles funktioniert wäre es ein Erfolg sondergleichen gewesen, der Erwerb der österreichischen Niederlande war auch gegen England errichtet.
Da war auch eines der größten Probleme des Bündnisses zwischen Österreich und Frankreich, ursprünglich wollte Hannover neutral bleiben. Daran war auch Österreich (es gab Bemühungen von Kaunitz, selbst als die Kriegshandlungen dort schon begonnen hatten) interessiert, jedoch greift Frankreich nun Hannover an und hält sich im Krieg gegen Preußen eher bedeckt. Man könnte gar sagen, dass Frankreich Preußen unbeabsichtigt gerettet hat, denn durch den Angriff auf Hannover war England gezwungen auf dem Kontinent massiv einzugreifen.

Eckhard Buddruss gibt 4 Hauptziele für den Krieg in Deutschland an:

1. Der Erfüllung der Bündnisverpflichtung aus dem Defensivvertrag mit Österreich
2. Der Gewinnung der österreichischen Niederlande für Frankreich bzw. den Infanten.
3. Der Kriegsführung gegen England; d.h. vor allem Eroberung von Pfänden, die sich bei späteren Friedensverhandlungen gegen Verluste in Übersee aufrechnen ließen.
4. Dem Vorgehen als Garantiemacht der Reichsverfassung gegen den preußischen Friedensbruch.
Quellen:
Horst Carl: Die preußischen Westprovinzen im Siebenjährigen Krieg
Eckhard Buddruss: Die Französische Deutschlandpolitik 1756-1789[/FONT]
 
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