Der Mauerfall- eine Revolution?

Ich glaube nicht, dass die meisten Montags-Demonstranten es sich hätten träumen lassen, dass sie das System wegfegen würden.

Das ist bestimmt richtig - der Unmut , welcher die Demonstranten dazu
brachte , letzendlich die eigene Haut zu riskieren, hatte vielerlei Ursachen.

Wandel = Ablösung des totalitären Systems ?
Allerdings war das das zuerst nicht direkt ausgesprochene Ziel der aktiven
Mitglieder der Bürgerbewegungen - solange nicht klar geäussert , wie man nicht wusste, ob die sowjetischen Truppen nicht eingreifen würden oder
nicht. Hier lag das grösste Bedenken , mit den Aktionen blutige Opfer
im Volk verantworten zu müssen.

Klares Ziel war die Ablösung der SED von der alleinigen Macht , daher die
Beseitigung der " führenden Rolle der Partei " , wie die ideologische
Verbrämung der Allmacht der SED lautete.
Das sage ich so gewiss, da ich im Umbruchprozess 1989/90 tief engagiert
gewesen bin.
 
Aber! Die Leute, die im November noch protestierten und nicht über Ungarn gen Westen sind, die wollten in erster Linie einen demokratischen Wandel. Ich glaube nicht, dass die meisten Montags-Demonstranten es sich hätten träumen lassen, dass sie das System wegfegen würden.

Hätten die Demonstranten das System vollständig in Frage gestellt, hätten die Kommunisten einen Grund zum Eingreifen gehabt. Entsprechende Pläne und Vorbereitungen wurden bekanntlich getroffen.
Es ging in den Anfängen im September 1989 um eine Reform der DDR: "„In unserem Land ist die Kommunikation zwischen Staat und Gesellschaft offensichtlich gestört“ (Anfang des Aufrufes des Neuen Forum). Die Protagonisten des Neuen Forum wollten nicht kurzfristig die Eingliederung der DDR in die BRD.
 
Um zu Eselsbrückes Frage zurückzukommen: Ja, die Wende war eine Revolution, weil letztlich das System der DDR über Bord gespült wurde. Aber! Die Leute, die im November noch protestierten und nicht über Ungarn gen Westen sind, die wollten in erster Linie einen demokratischen Wandel. Ich glaube nicht, dass die meisten Montags-Demonstranten es sich hätten träumen lassen, dass sie das System wegfegen würden.
Das ist soweit zwar richtig, aber wenn ich die Eingangsfrage wörtlich nehme, dann lese ich:
Eselsbrücke schrieb:
...ob der Mauerfall vom 09.Nov.1989 eine Revolution war...
Dazu muß gesagt werden, daß der Mauerfall selbst nicht die Revolution war, sondern er war eine der zentralen Forderungen, während der friedlichen Revolution. Weitere Forderungen waren z. B. freie Wahlen und Pressefreiheit. Interessant ist in der Tat, daß diese Umwälzungen völlig zeitgleich in allen Ostblockstaaten verliefen, welche zu demokratischen Verhältnissen führten. Ich habe jedoch nie gehört, daß es Absprachen zwischen den oppositionellen Gruppen der verschiedenen Länder gab. So muß man tatsächlich die Politik, die Gorbatschow praktizierte, als Signal für die Menschen in allen Ostblockstaten werten. Spätestens als er sagte, daß man auf die Veränderungen in der Gesellschaft reagieren muß und wer dabei zu spät kommt, den bestraft das Leben, war klar, daß er nichts gegen solche Veränderungen unternehmen würde und somit diesmal auch keine sowjetischen Panzer rollen würden.

Zu diesem Thema wurde hier schon sehr viel geschrieben und diskutiert und ich empfehle dir, ruhig mal alles durchzulesen:
http://www.geschichtsforum.de/f46/i...lution-wende-1989-1990-eine-revolution-10695/
http://www.geschichtsforum.de/f46/wie-nah-war-die-ddr-1989-am-staatsbankrott-13508/
http://www.geschichtsforum.de/f39/probleme-zentralplanwirtschaftlicher-systeme-23800/
http://www.geschichtsforum.de/f46/warum-scheiterte-eine-fr-here-wiedervereinigung-23801/
http://www.geschichtsforum.de/f46/wahlen-der-ddr-14036/
http://www.geschichtsforum.de/f46/bau-der-mauer-22452/
http://www.geschichtsforum.de/f46/krise-und-ende-der-ddr-22390/
http://www.geschichtsforum.de/f46/h...g-und-gegendemos-zur-wiedervereinigung-22186/
http://www.geschichtsforum.de/f46/welche-ddr-oppositionellen-wollten-die-ddr-behalten-18883/
 
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Spätestens als er sagte, daß man auf die Veränderungen in der Gesellschaft reagieren muß und wer dabei zu spät kommt, den bestraft das Leben, war klar, daß er nichts gegen solche Veränderungen unternehmen würde und somit diesmal auch keine sowjetischen Panzer rollen würden.

Im örtlichen DDR-Buchladen habe ich 1987 das Referat von Gorbatschow vom XXVII. Parteitages der KPdSU (Februar 1986) sowie seine Rede auf dem Plenum des ZK der KPdSU 27./28. Januar 1987 (beide Bücher als ins Deutsche gedruckte sowjetische Verlagsbücher) gekauft und zerlesen.
Wenn man die Bücher gelesen hatte wusste man auch ohne Gorbatschows angedichtetes "zu-spät-kommen"-Zitat, dass nichts mehr mit Panzern kam. Dieses Zitat stammt erst um den 7. Oktober 1989 herum. Da war der Aufstand schon voll im Gang.
 
Okay,
Vielen dank für eure zahlreichen Antworten, nur mein Problem ist, das mir Literatur zu dem Thema fehlt,...
d.h. ich hab schon meine eigene Meinung dazu,...und brauchte weniger eine einschätzung von eurer seite, denn ich kann wohl schlecht als Quellenangabe diese Seite hier angeben,,.. meine Lehrerin ist nicht so begeistert davon, wenn ich mir Informationen und materialien aus dem Internet besorge, sprich sie hält nichts davon,...
Aufgrunddessen bräuchte ich von euch einen Buchtipp,...
Irgendwer wird sich doch mit diesem thema in schriftlicher Buchform auseinandergesetzt haben , oder ?!?

Lg Nina
 
Ein Großteil von uns hat die Wende als halbwegs denkende Menschen miterlebt. Was Literatur zum Thema, insbesondere zur Fragestellung "Revolution: ja oder nein?" angeht, so hilft Dir vielleicht der Wikipedia-Artikel weiter, in dem Literatur auch zur Genese des Begriffs Wende genannt wird. Friedliche Revolution ? Wikipedia

Letztlich ist das aber auch eine Frage der Bewertung, Du solltest also die Fakten aus den Büchern nehmen, die Beurteilung ob es sich um eine Revolution handelte oder nicht, solltest Du - durchaus inspiriert von anderen Meinungen - selber leisten.
 
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