Das ist doch alles kontrafaktische Geschichte. Halten wir uns doch lieber an die Fakten.
Ich bin immer noch der Meinung, dass so manche kontrafaktische Erwägung auf einer soliden Basis noch immer einen Gedankengang wert ist, ansonsten wird man dazu neigen Geschichte in überdeterminierter Weise zu betrachten.
Eine Besetzung geschweige denn Annektion der deutschsprachigen Gebiete Österreichs war nicht die Absicht Bismarcks; mit gutem Grunde.
Darüber scheinen König Wilhelm und auch Moltke unter dem Eindruck von Königgräz aber zunächst mal etwas anderer Meinung gewesen zu sein. Realiter konnte Bismarck seine Position durchsetzen, aber war das selbstverständlich?
Ich würde meinen nein.
Und Napoleon III. hatte nicht die Absicht sich in den Krieg einzumischen. Er hatte auf seine Kompensation für die Nichteinmischung, vergebens, gewartet.
Die mag er nicht gehabt haben, nur an der Stelle noch einmal die Frage, woher genau sollte Bismarck wissen, was in des dritten Napoléons Oberstübchen en detail vorging und wo für denselben möglicherweise rote Linien gewesen sein mögen, deren Überschreiten zu einer Neubewertung der Lage und einer anderen Entscheidung hätten führen können?
Faktisch operierte Bismarck im Hinblick auf die genaue Lage der französischen Interessen blind und immer auch vor der Gefahr, einer Ausweitung des Krieges nach Süden hin und auf seine Verlängerung hin, für den Fall, das Wilhelm weniger geneigt gewesen wäre sich endlich doch mit Bismarcks Empfehlungen zu arrangieren.
Ist dann ein bisschen die andere Diskussion, die wir bereits hatte, aber ich meine, derlei Unwägbarkeiten ins Kalkül zu ziehen, gehört dann etwa auch dazu, wenn man die Gefährlichkeit oder Nichtgefährlichkeit von Bismarcks politischem Spiel und die Gefahren möglicher Interventionen angeht, denn da konnte er noch so genial vor sich hin planen. Kontrolliert ablaufen lassen konnte er das nicht.