Die Pompadour - eine Verschwenderin?
Einen anderen Aspekt an der Marquise de Pompadour besteht sicherlich in ihren sagenhaften Ausgaben.
Sie war sich dessen auch sehr bewusst, dass sie deswegen in die Kritik geriet und mit ihr der König(!).
Sie hatte als Habsburgerin nie eine Chance bei den Franzosen populär zu werden und wenn sie Mutter Teresa verkörpert hätte. Was Verschwendung und Prunksucht etc. betrifft, da befand sie sich in guter Gesellschaft mit anderen gekrönten und ungekrönten Damen. Die Pompadour kam dem Staat zuvor auch nicht billiger. Sieht man vielleicht von Preußen ab, war das fast überall an den Höfen Gang und Gebe.
Aus:
http://www.geschichtsforum.de/f16/d...die-bastille-gest-rmt-wurde-26710/index3.html
Das kann man nun alles relativieren, wenn man denn kann.
Untrügliches Zeugnis ihres Vermögens bzw. der mit ihr verbunden Ausgaben ist sicherlich die Vielzahl der Besitzungen und Bauten, welche sie zu unterschiedlichen Zeitpunkten und manche auch permanent besaß oder nur nutzte.
Eine Auflistung von mir:
http://www.geschichtsforum.de/406101-post19.html
Vermögenszusammenstellungen über sie gibt es einige. Ich will mich auch, um dem ernsten Thema gerecht zu werden, an eine kritische Beleuchtung wagen.
"Im Nachlass der Madame de Pompadour findet sich ein erstaunliches Dokument, das vor allem die Variante 'Geschäftsfrau' stützt: eine zahlengespickte Liste, Meine Ausgaben und mein Besitz insgesamt betitelt. Danach hat Madame de Pompadour "während der 19 Jahre meiner Herrschaft" allein für die Küche 3 504 800, für Wachskerzen immerhin 660 000, für "meine Garderobe, alles in allem" nur bescheidene 350 235 Livre ausgegeben. Die Vermögenszusammenstellung endet mit einem Schlussbouquet von 23 613 918 Livre; eine Summe die die Brüder Goncourt mit stichhaltigen Dokumenten auf 36 Millionen ansteigen lassen: So viel hatte die berühmteste aller Mätressen das französische Volk gekostet."
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Der überaus kritisch gestimmte Text von Frau Jauch steht allerdings vielen anderen Darstellungen gegenüber, welche Floskeln wie "So viel hatte die ... Mätresse das französische Volk gekostet." sehr stark relautivieren.
So musste der König die Pompadour mit zunehmender Lebenserfahrung ihrerseits geradezu drängen, seine Zuwendungen anzunehmen. Denn sie ahnte durchaus, welches gute Ziel für die Kritiker diese Geschenke des Königs darstellten.
Jurewitz-Freischmidt führt 2.500 Livres auf, welche die Mätresse vom König ab 1745 monatlich erhielt, wobei diese Zahlungen in den ersten Jahren der Beziehung zusehends stiegen bis sie 1748 mit 30.000 ihren Höhepunkt erreichten. Im Jahre 1748 soll die Marquise insgesamt, also inklusive der monatlichen Zahlungen und Sonderzahlungen, 205.600 Livres als Jahreseinkommen bekommen haben. Daraufhin gingen aber die Gelder auch wieder zurück und pegelten sich auf 3.500 Livres monatlich ein. Diese Gelder reichten allerdings nicht für die Lebenshaltung hin, welche man am Hof von der späteren Herzogin erwartete. So musste sie verschiedentlich auf weitere Einnahmequellen sinnen, hatte Geldgeber und kam als bewährtes Mittel an rasches Bargeld über den Verkauf von Schmuck. Darüberhinaus hatte sie ein einträgliches Geschäft mit Gunstbeweisen**, wie es bei Hof allerdings auch üblich war.
Trotz der relativierenden Worte, die man bei verschiedenen Autoren findet, kommen dennoch enorme Summen zusammen. Fragt sich nun wie man diese vergleichen kann. Wieviel Vermögen hatten denn andere führende Adelige am französischen Hof oder außerhalb desselben in Frankreich? Der Duc d'Orléans und der Duc de Penthièvre zählen wohl zu den reichsten Adeligen Frankreichs. Diese muss man vielleicht nicht direkt zum Vergleich herranziehen. Aber wie sieht es denn nach der Reihe nach diesen aus - mit den anderen Herzögen wie dem von Richelieu?
* Ursula Pia Jauch: "POMPADOUR, AUF EWIG"
In: "Geist und Galanterie" Seemann Verlag, Leipzig, 2002
S. 157
** Sylvia Jurewitz-Freischmidt: "Galantes Versailles" Piper, München, 2006
S. 416