Die Gestapo

Solidarnosc

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Die Geheime Staatspolizei (Gestapo) war, wie jede Geheimpolizei einer Diktatur, ein Werkzeug zur Aufspürung und Ermodung von Oppositionellen. Ihr Chef, Reinhardt Heydrich, ein Machtmenschen, SS-Mann und überzeugter Nationalsozialist. Brutal wütete er Im Protektoriat Böhmen und Mähren, machte ganze tschechische Dörfer dem Erdboden gleich. Ein schitzophrener Mensch, denn wie so viele war auch er ein liebender Ehemann und Vater und spielte Geige. Ein musischer Menschen, der kein Problem damit hatte, dass in den Kellern der Gestapo Menschen auf grausamste Weise gefoltert wurden und viele starben daran. An Informanten fehlte es nicht, denn die meisten Verhaftungen im Dritten Reich folgten auf Grund von Denuntiation. Wie weit war Deutschland von der Gestapo durchdrungen? Fakt ist, dass die Gestapo zahlenmäßig winzig war im Vergleich zur Staatssicherheit der DDR. Kann man wenn man vom Dritten Reich spricht, das Wort "Spitzelstaat" verwenden?
 
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Solidarnosc schrieb:
Fakt ist, dass die Gestapo zahlenmäßig winzig war im Vergleich zur Staatssicherheit der DDR. Kann man wenn man vom Dritten Reich spricht, das Wort "Spitzelstaat" verwenden?
Das kann man.
Obwohl ich kein Freund derartiger Wortschöpfungen bin. Schlagwörter werden grundsätzlich unterschiedlich ausgelegt. Die Grenzen sind fließend.

Weiterhin halte ich es für gefährlich, das Dritte Reich mit der DDR zu vergleichen.

Um aber auf deine Frage zurückzukommen; die NS-Regierung bzw. die NS-Propaganda schaffte es im Laufe der Jahre, so viel Einfluss auf das Privatleben der Bürger zu nehmen, dass viele nicht davor zurück schreckten, ihren Nachbarn, Arbeitskollegen ect. zu verraten. Oft steckte dahinter nichts anderes als aufgestauter Ärger, den man über eine neu geschaffene "Plattform" los werden konnte. Viele Bürger waren sich sicherlich nicht darüber im klaren, welche Konsequenzen dies für die Denunzierten haben konnte.
 
Das ging so weit, dass Kinder ihre Eltern bespitzelt haben. Daher stellt sich die Frage ob Spitzelstaat oder nicht, überhaupt nicht.
 
ich stelle gerne vergleiche mit der DDR her, da viele dinge einfach übernommen wurden vom angeblich so "antifaschistischen" staat. dinge wie HJ oder BDM, aus denen einfach die FDJ mit ihren Pioniergruppen wurde; die eben erwähnte Bespitzelung; selbst KZs wurden für politische gegner teilweise am laufen gehalten... zudem waren nazi-größen ja in vielen DDR-führungspositionen wiederzufinden. die hatten da erfahrung ;)
manches war extremer im 3. reich, manches in der DDR. aber einen vergleich halte ich persönlich für unbedenklich.
 
Tiedott schrieb:
übernommen selbst KZs wurden für politische gegner teilweise am laufen zudem waren nazi-größen ja in vielen DDR-führungspositionen wiederzufinden. die hatten da erfahrung ;)
manches war extremer im 3. reich, manches in der DDR. aber einen vergleich halte ich persönlich für unbedenklich.
Ich weiss nicht, wer dir das eingeflüstert hat. KZs waren in der DDR ebenso Gedenkstädten wie in der BRD.
Und mit den Nazigrössen, die in der Politik wieder Einfluss fanden, verwechselst du schlicht die beiden Zonen.
Zum letzten Absatz. Ich halte es für sehr bedenklich beides zu vergleichen. Was war bitte schön in der DDR extremer als im dritten Reich und umgekehrt? Wenn du mir das einmal kurz auflisten würdest?
 
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Tiedott schrieb:
... zudem waren nazi-größen ja in vielen DDR-führungspositionen wiederzufinden. die hatten da erfahrung ;)
Da würde ich aber auch gerne Beispiele von dir haben.
Es waren allerhöchstens ehemalige Angehörige der Wehrmacht beim Aufbau der NVA tatkräftig beteiligt. Dies war bei der Bundeswehr allerdings nicht anders.
Politiker kamen aufgrund ihrer NS-Vergangenheit ausschließlich im Westen Deutschlands in Schwierigkeiten. Bundeskanzler Kiesinger, Ministerpräsident Filbinger, um nur 2 zu nennen.
 
es gibt eine ellenlange liste (an die 2000) an bekannten fällen von ex-nazis in bekleidung von DDR-Führungspositionen. viele ehemalige NSDAP-größen oder SS-Berühmtheiten.
werd dir gern ne quelle besorgen, könnt aber n bissl dauern.

(und bei der bundeswehr hätte man gefälligst auf Großadmiral Karl Dönitz' Angebot zurückgreifen sollen! lol ;) )
 
Tiedott schrieb:
ich stelle gerne vergleiche mit der DDR her, da viele dinge einfach übernommen wurden vom angeblich so "antifaschistischen" staat. dinge wie HJ oder BDM, aus denen einfach die FDJ mit ihren Pioniergruppen wurde; die eben erwähnte Bespitzelung; selbst KZs wurden für politische gegner teilweise am laufen gehalten... zudem waren nazi-größen ja in vielen DDR-führungspositionen wiederzufinden. die hatten da erfahrung ;)
manches war extremer im 3. reich, manches in der DDR. aber einen vergleich halte ich persönlich für unbedenklich.
Ich weiß nicht, ob wir dich dazu anregen können, deine Maßstäbe bezüglich Dingen, die man unbedenklich äußern oder vergleichen kann, zu überdenken. Aber eine Diktatur, die einen Krieg anzettelte, der Millionen Menschen das Leben kostete und Millionen Juden und Jüdinnen sowie andere Andersdenkende und Unerwünscht in industriellem Maßstab ermordete, mit der DDR vergleichen zu wollen, ist schon ein starkes Stück.
 
Schini schrieb:
Ich weiß nicht, ob wir dich dazu anregen können, deine Maßstäbe bezüglich Dingen, die man unbedenklich äußern oder vergleichen kann, zu überdenken. Aber eine Diktatur, die einen Krieg anzettelte, der Millionen Menschen das Leben kostete und Millionen Juden und Jüdinnen sowie andere Andersdenkende und Unerwünscht in industriellem Maßstab ermordete, mit der DDR vergleichen zu wollen, ist schon ein starkes Stück.
Außerdem muß man daran denken, daß die DDR zunächst durch die Sowietunion besetzt und dann ein Satellitenstaat des Warschauer Pakts war, also nie wirklich souverän war.
Wenn also ein Vergleich angebracht wäre, dann eher zwischen Nazi- und Stalin-Terror, unter dessen Einfluß die DDR stand, ohne eine ernsthafte Alternative zu haben.
 
Schini schrieb:
Ich weiß nicht, ob wir dich dazu anregen können, deine Maßstäbe bezüglich Dingen, die man unbedenklich äußern oder vergleichen kann, zu überdenken. Aber eine Diktatur, die einen Krieg anzettelte, der Millionen Menschen das Leben kostete und Millionen Juden und Jüdinnen sowie andere Andersdenkende und Unerwünscht in industriellem Maßstab ermordete, mit der DDR vergleichen zu wollen, ist schon ein starkes Stück.

Das einzige was man vergleichen kann ist das politische System, mehr dazu:

http://www.geschichtsforum.de/showpost.php?p=55172&postcount=88


Und nun bitte ich Euch wieder auf das Urspungsthema zurück zu kommen. Danke
 
Die Ursprungsfrage war, ob man das Dritte Reich als Spitzelstaat bezeichnen kann.
Dazu kann man eigentlich nur eindeutig ja sagen, was auch hier schon mehrfach gesagt wurde.

Zum Vergleich DDR-Drittes Reich (Ursi: verzeih mir) möchte ich sagen, daß man das - wenn überhaupt! - nur in wenigen Details tun kann. Eine pauschale Gleichsetzung ist nicht zu rechtfertigen.
Dieser Vergleich erinnert mich an einen Bildband aus der Zeit des kalten Kriegs (1961), der für Tiedott vielleicht interessant sein könnte. Dort werden Bilder von Aufmärschen und sonstigen Alltagsbildern aus dem Dritten Reich und der DDR gegenübergestellt. Für den Unbedarften verbflüffend ähnlich. Ein geschicktes Propaganda-Buch, aus einer Zeit, in der sich die Systeme gegenseitig versucht haben mit Dreck zu bewerfen.
Das Buch ist unbedingt vor dem geschichtlichen Hintergrund zu sehen!

Otto, Bertram. "Hitler marschiert in der Sowjetzone", Berto-Verlag Bonn (1961) 96 S. überw. m. Fotos.

Im Antiquariatshandel für ca 20 Euro erhältlich.
 
hmm, kann nicht mehr editieren...

die nationalsozialisten hatten vieles mit den pseudo-kommunisten der ddr gemeinsam. unter anderem die liebe zum militär, und gewisse werte wie zum beispiel treue ,ehre usw. deswegen übernahm die ddr viele ex-nazis in ihr beamtensystem und in die armee . ich hörte ,daß in der anfangszeit ca. 15 % der ddr-beamten und ca. 20% der ddr-offiziere früher mitglieder einer ns-organisation (wie nsdap,ss ...) oder der wehrmacht waren.

von politikforum.de; genau diese Informationen hatte ich auch erhalten. Soweit ich mich entsinnen kann, gibt es ein recht neues Buch mit dem Titel "Das braune Buch der DDR" oder "Das braune Buch der SED" oder so in der Richtung, vollgestopft mit Beispielen von SS-, Wehrmachts- und NSDAP-Größen in der DDR.
Mit der Fortführung der KZs meine ich deren weiteren Betrieb als Internierungslager.
Ich sehe nach wie vor sehr viele Bereiche, in welchen man die DDR mit dem 3. Reich vergleichen kann; nicht nur die Bespitzelung der Bürger.
 
Die Bezeichnung "Spitzel-Staat" ist mehr als gerechtfertigt, denn ein Spitzel muss nicht Gestapo-Beamter sein (um bei der etwas unglücklichen DDR-Analogie zu bleiben: Die Stasi hatte auch mehr informelle Mitarbeiter, als tatsächliche Agenten).

Und: Um die Leute ruhig zu halten, müssen sie nur das Gefühl haben, bespitzelt zu werden, ich brauche gar nicht genügend Leute, um tatsächlich alle zu bespitzeln.
 
Ich habe ja nichts gegen die Bezeichnung Spitzelstaat. Es war ja so. Ich wehre mich nur dagegen, das dritte Reich direkt mit der DDR zu vergleichen. Das ist ja wohl die Höhe. Das ist genauso, als würde man mich, als ehemaligen NVA Soldaten als Massenmörder bezeichnen.Und ich sage es nochmal. Die Bundesrepublik hat von diesen " Grössen" weitaus mehr profitiert.
 
florian17160 schrieb:
Ich habe ja nichts gegen die Bezeichnung Spitzelstaat. Es war ja so. Ich wehre mich nur dagegen, das dritte Reich direkt mit der DDR zu vergleichen. Das ist ja wohl die Höhe. Das ist genauso, als würde man mich, als ehemaligen NVA Soldaten als Massenmörder bezeichnen.Und ich sage es nochmal. Die Bundesrepublik hat von diesen " Grössen" weitaus mehr profitiert.

Da stimmte ich ja zu - mit meinem Beitrag wollte ich in keinster Weise 3. Reich und DDR direkt vergleichen (deshalb ja auch meine Formulierung "unglückliche Analogie").
 
florian17160 schrieb:
Ich habe ja nichts gegen die Bezeichnung Spitzelstaat. Es war ja so. Ich wehre mich nur dagegen, das dritte Reich direkt mit der DDR zu vergleichen. Das ist ja wohl die Höhe. Das ist genauso, als würde man mich, als ehemaligen NVA Soldaten als Massenmörder bezeichnen.Und ich sage es nochmal. Die Bundesrepublik hat von diesen " Grössen" weitaus mehr profitiert.

Es faellt mir immer wieder auf, dass die Worte "vergleichen" und "gleichsetzten" hier immer wieder gleichgesetzt werden. Vergleichen darf man alles miteinander, gleichsetzen jedoch nicht...

Aber das nur am Rande, weil dieses Missverstaendniss mir hier im Forum immer wieder auffaellt...
 
Tiedott schrieb:
hmm, kann nicht mehr editieren...



von politikforum.de; genau diese Informationen hatte ich auch erhalten. Soweit ich mich entsinnen kann, gibt es ein recht neues Buch mit dem Titel "Das braune Buch der DDR" oder "Das braune Buch der SED" oder so in der Richtung, vollgestopft mit Beispielen von SS-, Wehrmachts- und NSDAP-Größen in der DDR.
Mit der Fortführung der KZs meine ich deren weiteren Betrieb als Internierungslager.
Ich sehe nach wie vor sehr viele Bereiche, in welchen man die DDR mit dem 3. Reich vergleichen kann; nicht nur die Bespitzelung der Bürger.

Also man kann ja der DDR viel vorwerfen, aber zumindest was Eingleiderungder Nazi-Eliten betrifft war der Westen um nichts besser, wenn nicht weit schlimmer.
Ich kann es von Deutschland nicht genau sagen, aber zumindest in Österreich sind die Nazi-Eliten sehr schnell wieder in ihre Positionen gekommen und das alles mit Zustimmung der Allierten, die lieber Nazis in hohen Funktionen sahen, als Linke. Mit Ausbruch des kalten Kriegs vergaß der Westen sehr schnell den Antifaschismus.
 
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