Die Irrfahrt der Atlantic

ursi

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Gestern Abend kam auf dem ORF die Dokumentation Atlantic Drift - Irrfahrt des Atlantic.

Die Dokumentation berichtete über die Irrfahrt des Flüchtlingsschiffes "Atlantic". Die jüdischen Flüchtlinge verliessen am 3. Sept. 1940 Wien und Bratislava über die Donau. Auf der Atlantic wollten sie nach Israel emigrieren. Die britische Marine fing das Schiff vor Zypern ab dort durften die Flüchtlinge nicht von Schiff. Die britischen Behörden willigten nur ein, den Flüchtlingen gegen 490 Pfund Sterling Nahrung zu geben. Zahlbar in Eheringen, Füllfederhaltern und diversen Schmuckstücken. Dann verliess das Schiff unter Bewachung Zypern wieder, die Fahrt ging nach Palästina. Dort werden die Flüchtlinge getrennt. Sie sollen auf ein französisches Schiff gebracht werden, die Patria. Nachdem die Ersten die Atlantic verlassen hatten, und auf dem anderen Schiff waren, explodierte dieses. Die Haganah wollte das Schiff nicht versenken, sondern fahruntüchtig machen. Doch das Schiff war zu alt und die Sprengsatz zu stark.
Innert 15 Minuten sankt das Schiff und nahm 250 Mensch mit in den Tod. Die Briten versuchten nicht die Menschen im Wasser zu retten, sondern sie hinderten Juden dabei ihren Mitflüchtlingen zu helfen.

Die Überlebenden wurden in Haifa interniert und mussten täglich mit der Ausweisung rechnen. Als die Meldung durch das Lager ging, dass sie auf ein Schiff gebracht werden, beschliessen die Juden passiven Widerstand zu leisten. Sie schlafen Nackt, weil sie denken die Engländer seien ja „nette“ Menschen und werden keine Nackten aus dem Lager treiben. Dem war nicht so. Mit Knüppeln wurden die Menschen aus den Baracken getrieben und nackt und blutüberströmt in die Laderäume zweier Ozeandampfer gebracht. Dann ging die Reise nach Mauritius, wo sie für fünf Jahre in ein Gefängnis eingesperrt wurden.

Der Film war sehr beeindruckend und stimmt einen sehr nachdenklich.

Auch wenn man solche Aussagen hört:

Aus einem geheimen Schreiben der Engländer in Israel ging hervor, das man auch in Erwägung zog die beiden Schiffe zu versenken, mit allen 1800 Menschen darauf.

Mehr Informationen gibt es hier:

http://www.atlanticdrift.com/die_irrfahrt_der_atlantic.htm
http://www.uni-konstanz.de/FuF/Philo/LitWiss/MedienWiss/Forsch/Telaviv/Wallas.html



Der Anhang zeigt eine Zeichnung von Fritz Haendel der auf dem Schiff war und 1945 durch Selbstmord starb.
 

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Da soll jemand noch behaupten nur die deutschen hätten in der Zeit schwere verbrechen gegen die Juden begangen.
Ich wusste zwar schon von einigen Verbrechen die auch die Allierten begangen haben (zähle auch den Bombenangriff auf Dresen dazu ) aber davon habe ich noch nichts gehört. Ebenso abscheulich wie interresant.
 
M.A. Hau-Schild schrieb:
Da soll jemand noch behaupten nur die deutschen hätten in der Zeit schwere verbrechen gegen die Juden begangen.
Ich wusste zwar schon von einigen Verbrechen die auch die Allierten begangen haben (zähle auch den Bombenangriff auf Dresen dazu ) aber davon habe ich noch nichts gehört. Ebenso abscheulich wie interresant.

Es geht aber nicht darum, um das Verbrechen an den Juden welches die Deutschen begannen haben zu relativieren oder hinunter zu spielen. Es geht auch nicht darum die Alliierten von jeder Schuld frei zu sprechen. Das Verbrechen der Nazis war weitaus grösser und abschäulicher.
Aber ich denke in dem Fall, war es eine Art von Überforderung von Seiten der Engländer, die wussten nicht mehr was sie machen sollten. Es gab ja noch mehr Schiffe die nach Israel fuhren und die Situation in Palästina zu dieser Zeit war sehr gespannt.
Wie sie dann gehandelt haben war sicher falsch und man sollte da auch mit den Verantwortlichen zu Gericht ziehen, das waren aber vereinzelte Gouverneure und Soldaten. Und nicht wie in Nazi-Deutschland wo man systemantisch die Juden verfolgte und umbrachte.


Über den Bombenangriff auf Dresden können wir gerne in einem eigenen Thema diskutieren.
 
Ich hatte nicht die absicht irgendwelche greultaten zu relativieren oder aufzuwiegen.
Das was die Nazis getan haben ist durch nichts in der Welt zu entschuldigen.
Falls ich diesen Eindruck erwckt haben sollte tut es mir leid.
 
Noch mal zurück ad rem...

Obgleich das Vorgehen der Briten unter humanen Aspekten zweifelsohne kaum zu rechtfertigen wäre, ist es unter bestimmen Gesichtspunkten sogar fast nachvollziehbar zu nennen.

Palästina war meines Wissen zu diesem Zeitpunkt britisches Mandatsgebiet (vielleicht könnte man es etwas provokant auch als britische Kolonie mit Legitimation durch den Völkerbund bezeichnen). Der Mandatsmacht Großbritannien fiel es nun zwangsläufig zu, die durch Herzl schon Jahrzehnte zuvor in Gang gesetzte jüdische Immigration mit der ortsansässigen arabischen Bevölkerung "unter einen Hut zu kriegen".
Es erleichterte die Situation nicht gerade, dass die Briten immer wieder beiden Seiten Garantien für das Gebiet Palästina gegeben hatten, die ihren Gehalt verloren, sobald sich die britischen Interessen änderten.
Der Einsatz der britischen Marine gegen die "Atlantic" oder - ein anderes recht bekanntes Beispiel - die "Exodus" könnte nun einfach zeigen, dass die Briten vor Ort schlichtweg mit der Situation überfordert waren und die entsprechenden verantwortlichen Kreise in England, die vielleicht angemessenere Konzepte zur Regelung der Einwanderung hätten finden können, 1940 sicherlich ganz andere Probleme hatten.
Um den bereits zu diesem Zeitpunkt bürgerkriegsartigen Unruhen in Palästina keinen neuen Nährstoff, griff man dann zu diesen "realpolitischen" Maßnahmen. Die konnten nach 1945, als es desillusionierte Juden aus ganz Europa nach einem noch zu gründenden Staat Israel zog, keine Option mehr sein.
Dass der aus dieser Situation heraus geborene UN-Teilungsplan für ein jüdisches und ein arabisches Palästina nicht zustandekam und Krieg um Krieg die Region erschütterte, ist bekannt.

Man könnte hier auch die (möglicherweise gewagte) Frage formulieren, ob ein konsequentes Einschränken oder gar Unterbinden der jüdischen Immigration in Palästina seitens der Briten (sofern das überhaupt in deren Möglichkeiten gelegen hätte) die Grundlagen für den Frieden im Nahen Osten hätte liefern können.
Oder andersherum: Kann man es den Versäumnissen oder der mangelnden Weitsicht der Mandatsmacht Großbritannien (ggf. auch dem Völkerbund/der UNO) zurechnen, dass im Nahen Osten heute ein unlösbarer Konflikt herrscht?
 
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