Hallo maxherbert
Ich bin natürlich erst einmal hell begeistert, Kelteninteressenten gefunden zu haben - an der Uni Augsburg gibt es da leider keine Kommunikationsmöglichkeiten, die sind alle in ihren Spezialgebieten festgefahren. Ich habe erst einmal diese fachlich sehr provozierenden Fragen gestellt, um erst einmal die Angel auszuwerfen. Du hast angebissen, also los gehts...
vorab sollten wir uns darauf verständigen, daß es kein keltisches volk gibt. es gibt eine vielzahl keltischer stämme gleicher oder ähnlicher sprache, ethnologie und religion.
Schon die antiken Autoren (Caesar, Strabo, Plinius, Tacitus) unterscheiden deutlich zwischen "gens" und "pagi", also Großstamm und Teilstamm. Caesar und auch Tacitus Beschreibungen einzelner "gens" können nur mit Volk übersetzt werden (z.B.Helvetier, Bojer). Außerdem kann man zahlreiche Stammesnamen mit Volk übersetzen (z.B. Gutones, Duroz bei Hermunduren - hermun natürlich von Herminonen abgeleitet und die Volcae selbst)
zu 1. ob an diesem heerzug stämme der volcae mit teilnahmen ist nicht gesichert, in der wissenschaft sehr umstritten.
Sicher einige Wissenschaftler sprechen sich für eine Herkunft aus der Narbonensis aus (z.B. der Franzose Clebert), die Archäologie kann aber vor dem 2.Jh. v.Chr. zwischen Garonne und Rhone neben keltischen Exportstücken hauptsächlich ligurische und iberische Kultur belegen. Tolosa war neben 24 anderen Oppidum(siehe Strabos Geographika) das Zentrum der Volcae Tectosages, die Volcae Arecomici um Nimes mal mit einbegriffen in Strabos Darstellungen. Tolosa war aber vor der Unterwerfung durch die Römer (Anlaß war der Aufstand der keltoligurischen Salluvier und Massilia bat 125v.Chr.um Hilfe - Ergebnis war die Gründung der Provinz Gallia Narbonensis) Hauptort der aquitanischen (iberischen) Tolosaten.
zu 2. die teilnahme am zug gegen delphy kann man hingegen annehmen. nicht jedoch die plünderung. für das fortschaffen eines schatzes gibt es ebenfalls keine zwingenden hinweise und die geschichte um den schatz hat fast schon mythologischen charakter.
Die Volcae waren gewiß das mächtigste Volk in Aquitanien. Quintus Servilius Capio, der die Volcae-Koalition im Jahr 105 v.Chr. zermalmte, hätte sich "des Goldes von Tolosa" (im Nationalheiligtum, in dessen heiligem Teich ein ungeheurer Schatz von 15,000 Talenten versenkt war), angebliches Ergebnis der Plünderung des Tempels von Apollo von Delphi bemächtigt, das die Volcae mit ins Heimatland (nördlich der Donau) geführt hätten, bevor es in Tolosa ankam.
Quellen: Cicéron (Pro Fonteio 12), caesar (BG. VI 24) Strabon (G. IV 1 und 13), Pline (HN. III 33) Ptolémée (G. II 10)
Natürlich wurde das Orakel selbst nicht geplündert, sondern tapfer von den Aitoliern verteidigt, wobei eine teilweise Zerstörung 376 v.Chr. nachgewiesen werden konnte. Alle umliegenden Städte wurden jedoch geplündert. Die Masse dieser 3 Heereshaufen die Makedonien, Illyrien und Griechenland überrannten ging wohl in den Skordiskern, Thylenern und den Galatern auf. Ich gehe davon aus, das alle Stammesteile, die unter Brennus in Noritalien genannt wurden auch hier vertreten waren (also Cenomanen, Bojer, Insubrer, Tauriner, Senonen, Elvier=südliche Protohelvetier, Gaesaten=Volcae+andere)
zu 3. die geschichte dieser völkerbewegungen ist sehr interessant , aber auch sehr umfangreich. von einer verdrängung kann man ja nur sprechen, wenn die ursiedler fortziehen und an anderem ort wieder festzuschreiben sind. dies ist hier nicht der fall. es findet eine vermischung in unterschiedlichen graden statt. dieses fand weitestgehend friedlich statt.
Sicher wurden die aquitanischen Tolosaten (Caesar DBG) um Tolosa nach Westen vergrängt, um die "tolle" Furt über die Garonne allein zu besitzen. Die Atacinen (um Narbo Martius) und Sardonen, vielleicht sogar die Consoranen gerieten in Vorherrschaft der Volcae (zumindest gehören alle Stammesgebiete zur Narbonensis).
zu 4. die frage ist nicht ganz verständlich.ein teil der volcae siedelte dann ja im bereich des herkynischen waldes, der andere in gallien. also können ja nicht beide stammesteile nachbarn der germanen gewesen sein. das es jahrhunderte später auch in gallien germanische kontakte gab, ist hier eine grundsätzlich andere situation.
Welche Kontakte meintst du:
1. der Kimbernzug (natürlich + Tiguriner - gens) an der Garonne
2. die Belgermischung
3. die Sueben am Rhein (Ariovist)
Ich gehe davon aus, das die Volcae ursprünglich im Herkynischen Wald zu Hause waren, wo das ist die Frage. Die etymologische These von H. Kuhn 1962 setzt diese Volcae schon während der 1. germanischen Lautverschiebung als Nachbarn der Früh-Germanen, speziell der Proto-Sueben, also mehr im Osten. (Thüringer Wald, Erzgebirge).
die positionen 5 und 6 solltest du selbst erst noch einmal genauer kommentieren. vielleicht kannst du genau die quelle nennen, auf welche du dich berufst und welcher meinung du bist.
Zu 6.: "In Thrakien am Haimos-Gebirge (bulg.Stara Planina) schufen Kelten - nach ihrer hauptstadt Tylis Tylener genannt - ein Königreich, das damit in unmittelbarer Nähe von Byzantium lag."
Lit: F.Schlette: Kelten zwischen Alesia und Pergamon S.38 oben)
zu5.:Kommt noch! Muß noch mal eindringlich lesen.
Grüße Vercingetorix