Ich bin mal so dreist und füge hier eine meiner Hausarbeiten ein.
Die begrenzte Großmacht.
Die Grenzen der parthischen Außenpolitik im Verhältnis zu Rom.
Inhalt
1 Einleitung
2 Hintergrund
2.1 Das Römische Hegemonialstreben im Osten
2.2 Der „Zankapfel“ Armenien
3 Die Grenzen der Parthischen Außenpolitik
3.1 Die paritätischen Euphrattreffen
3.2 Das parthische Militär und die Truppenmobilisierung
3.3 Die innenpolitische Schwäche des parthischen Großkönigs
4 Schlussbetrachtungen
5 Literaturangaben
5.1 Quellen
5.2 Forschungsliteratur
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1 Einleitung
Das Partherreich war eine antike Großmacht. Sein Einfluss reichte vom Euphrat bis zum Indus und sein Großkönig herrschte über Tausende von Menschen aus zahlreichen Kulturen. Für einen langen Zeitraum, einschließlich des hier untersuchten, war Parthien die einzige Macht, die mit dem römischen Reich vergleichbar ist.
Diese an sich richtigen Feststellungen können jedoch nur mit Einschränkungen gelten: trotz seiner Größe war das Partherreich zu keinem Zeitpunkt in der Lage, die Integrität des römischen Reiches ernsthaft zu gefährden. Sämtliche Versuche, die parthisch-römische Grenze dauerhaft nach Westen zu verschieben, z.B. die Pakoros-Züge oder der Krieg des Vologeses IV., schlugen fehl. Man kann Parthien deshalb als eine „begrenzte Großmacht“ bezeichnen. Das Ziel dieser Untersuchung ist es, die Gründe für die Einschränkung darzulegen.
Dazu müssen zunächst einige Kernthemen kurz erläutert werden: zum einen soll das Hegemonialstreben Roms im Osten beleuchtet werden, das für die parthische Außenpolitik von entscheidender Bedeutung war. Zum anderen muss die Bedeutung Armeniens beschrieben werden, dessen Status der Auslöser für die Mehrheit der Konflikte zwischen Parthien und Rom war. Das zweite Kapitel dieser Arbeit befasst sich schließlich konkret mit den Ursachen für die „Begrenztheit“ der parthischen Außenpolitik. Zunächst wird dafür jedoch das Konzept der paritätischen Euphrattreffen dargestellt, das die Gleichheit der beiden Mächte im Rang betont. In den beiden folgenden Unterkapiteln wird schließlich erläutert, wieso diese augenscheinliche Gleichrangigkeit nicht der politischen Realität entsprach.
Abschließend einige kurze Bemerkungen zur Forschungsliteratur: besonders hilfreich bei der Bearbeitung dieses Themenkomplexes war die Monographie „Die Beziehungen zwischen Rom und dem Partherreich“ von Karl-Heinz Ziegler
[1]. Zum generellen Verständnis der parthischen Geschichte war außerdem die Übersichtsdarstellung von Klaus Schippmann
[2], zur Armenienfrage das Buch von Matthäus Heil über die Außenpolitik Neros
[3] sehr nützlich.
2 Hintergrund
Um die Natur der parthischen Außenpolitik zu untersuchen, bedarf es zuerst die Klärung einiger Kernfragen, die für die Motive und Entscheidungsfindungen der Partherkönige von zentraler Bedeutung waren.
Im ersten Abschnitt dieses Kapitels soll deshalb das römische Hegemonialstreben im Osten untersucht werden. Als wichtigster Gegenspieler der Parther und Herkunftsort der meisten bedeutsamen Quellen, lieferte Rom immer wieder Impulse, die der parthischen Außenpolitik ihren Anstoß gaben oder eine Reaktion abnötigten. Das zweite Unterkapitel behandelt den Stellenwert Armeniens, um dessen Kontrolle sich der Konflikts zwischen dem Römischen Reich und Parthien immer wieder entzündete. Was machte dieses Gebiet so wertvoll, dass beide Seiten bereit waren dafür in den Krieg zu ziehen?
2.1 Die römische Hegemonialpolitik im Osten
Schon die römische Republik verfolgte eine Expansionspolitik im östlichen Mittelmeerraum: der Sieg des L. Cornelius Scipio gegen den Seleukiden Antiochos III. in der Schlacht bei Magnesia 188 v.Chr. ist sogar eine der Ursachen für den folgenden Aufstieg der Parther
[4], die das entstandene Machtvakuum ausfüllen konnten. In dieser frühen Phase standen die beiden späteren Kontrahenten noch nicht in direktem Kontakt. In den Folgejahren vergrößerten die Römer ihren Einfluss im Nahen Osten in den Mithridatischen Kriegen 88-64 v.Chr. und schließlich ordnete Pompeius den Osten neu: erst jetzt gewann Parthien für das römische Reich eine echte Bedeutung.
[5]
Nach anfänglichen, eher zögerlichen Beziehungen
[6], begann das parthisch-römische Verhältnis mit einem Krieg: Crassus überschritt im Jahre 54 v.Chr. den Euphrat und wurde anschließend bei Carrhae von den Parthern vernichtend geschlagen. Dieser Feldzug war sicherlich eher ein Ergebnis der Profilierungssucht des Crassus als ein Ausdruck einer durchdachten Expansionspolitik.
[7] Doch legte er einen bedeutenden Grundstein für das zukünftige Verhältnis zwischen beiden Mächte: die Parther hatten bewiesen, dass sie in der Lage waren, einem römischen Heer zu wiederstehen.
Dennoch kam es in den folgenden Jahrhunderten wiederholt zu einzelnen Versuchen, die römische Vormachtstellung im Nahen Osten auf Kosten der Parther auszubauen. Doch selbst Trajan, der dabei am erfolgreichsten vorging, konnte das Verhältnis nicht dauerhaft kippen: Sein Nachfolger Hadrian stellte den status quo sogleich wieder her.
2.2 Der „Zankapfel“ Armenien
In seiner Monographie „Die orientalische Außenpolitik des Kaisers Nero“ weist Matthäus Heil zurecht darauf hin, dass es sich bei Armenien nicht um einen „Pufferstaat“ handelte: Parthien und Rom planten nicht, dieses Gebiet zwischen sich belassen, sondern beide Reiche wollten es für sich besitzen!
[8]
Die Gründe für dieses beiderseitige Interesse sind schwer nachzuvollziehen: Armenien war eine öde Gebirgslandschaft, schwer zugänglich und strategisch unbedeutend. Es setzt sich aus mehreren Gebirgsketten zusammen, die ein zwischen 900 und 2100 Meter hohes Plateau bilden. Einzelne Berge erreichen dabei eine Höhe von über 5000 Metern. Das Hochland ist nur gering bewaldet und steppenhaft. Das Wasser der drei Gebirgsseen ist nicht trinkbar. Die Winter sind lang und hart, so dass militärische Operationen in der Antike nur während des Sommers möglich waren. Das Land war außerdem nur sehr spärlich besiedelt, fast ausschließlich in großen Tälern, voneinander durch Gebirge getrennt. Die Wirtschaft beschränkte sich hauptsächlich auf Land- und Viehwirtschaft, Armenien war also kein reiches Land. Das armenische Königshaus war schwach. Ähnlich wie in Parthien war der Adel dafür umso mächtiger: er schreckte auch nicht davor zurück, bei innenpolitischen Konflikten die Hilfe auswärtige Mächte (Parthien und Rom) auszunutzen.
[9]
Einerseits erleichterte dies den Zugriff von parthischer oder römischer Seite, andererseits erschwerte es die Aufrechterhaltung der Kontrollgewalt. Hier lässt sich der Grund dafür vermuten, dass sich beide Seiten stets darauf beschränkten einen Klientelkönig einzusetzen.
[10]
Das große Interesse beider Großmächte an Armenien lässt sich jedoch auch damit nicht erklären. Es bleibt also unklar, welche Vorteile sich Parthien und Rom von der Kontrolle Parthiens versprachen. Auf römischer Seite hat sicherlich die Tradition armenischer Feldzüge eine Rolle gespielt, die Motive der parthischen Könige bleiben ungewiss. Abschließend muss festgestellt werden, dass es sehr stark von den jeweils herrschenden Persönlichkeiten abhing, ob und wie in der „armenischen Frage“ gehandelt wurde.
[11]
3 Die Grenzen der Parthischen Aussenpolitik
Dieser Kapitel ist der Kern der Untersuchung. Hier soll aufgezeigt werden, wieso das Partherreich nur eine „begrenzte Großmacht“ war und gar nicht erst das Potential hatte, eine echte Gefahr für das römische Reich darzustellen.
Das erste Unterkapitel widmet sich dabei den paritätischen Euphrattreffen zwischen Rom und Parthien, wie sie seit dem Jahre 1 n.Chr. mehrfach stattfanden. Dies stellt in der Argumentation in der Hinsicht einen „Rückschritt“ dar, das zunächst auf die scheinbare Gleichstellung der beiden Großreiche eingegangen wird, bevor die realen Grenzen der parthischen Macht aufgezeigt werden. Im zweiten Abschnitt sollen dann die Struktur des parthischen Militärs und das Problem der Truppenmobilisierung kurz beleuchtet werden. Dabei geht es im Speziellen um die militärischen Begrenzungen, die dadurch der Außenpolitik Parthiens auferlegt waren. Das dritte und letzte Unterkapitel befasst sich schließlich mit der innenpolitischen Schwäche des parthischen Großkönigs und soll die daraus resultierenden Einschränkungen für die Außenpolitik erläutern.
3.1 Die paritätischen Euphrattreffen
Zum ersten paritätischen Euphrattreffen zwischen Rom und Parthien kam es im Jahre 1 n.Chr.: Caius Caesar, zu dem Zeitpunkt designierter Thronfolger des Augustus, traf den Großkönig Phraatakes (Phraates V.) auf einer Insel im Grenzfluss Euphrat um die armenische Thronfolge zu regeln. In einem wichtigen Punkt unterschied sich diese Zusammenkunft von allen vorhergehenden: Römer und Parther verhandelten diesmal auf Augenhöhe, als gleichwertige Parteien. Valleius Paterculus, Augenzeuge der Begegnung, beschreibt das Treffen folgendermaßen:
„Mit dem Partherkönig hatte er [Caius Caesar] eine Zusammenkunft auf einer Insel, die der Euphrat bildet. Beide kamen hierzu mit der gleichen Anzahl von Begleitern. Mir wurde das Glück zuteil, dieses herrliche, denkwürdige Schauspiel mit eigenen Augen zu sehen: Auf dem einen Ufer standen die Truppen der Römer, auf dem anderen die der Parther, während die beiden hervorragenden Häupter ihrer Reiche und ihrer Bevölkerung ihre Zusammenkunft hatten. [...] Zuerst kam der Partherkönig zu einem Gastmahl zu Gaius auf unser Ufer, dann war Gaius beim König auf dem feindlichen Ufer zu Gast.“
[12]
Diese Darstellung ist in vielerlei Hinsicht besonders: zum einen fällt auf, dass im Protokoll scheinbar genau darauf geachtet wurde, die Parität der beiden Konfliktparteien zu betonen. Eine Hervorhebung der Römer drückt sich allerhöchstens in der Tatsache aus, dass Phraatakes zuerst auf dem römischen Flussufer speiste, bevor Caius Caesar den Besuch erwiderte. Zum anderen ist der Treffpunkt selbst ein bedeutsames Indiz: Der Euphrat galt seit dem Zusammentreffen zwischen Sulla und Orobazos (96/92 v.Chr.) als Grenze zwischen den beiden Reichen.
[13] Dass die Zusammenkunft nun auf einer Insel inmitten des Flusses, also quasi auf neutralem Boden, stattfand, verdeutlicht die Gleichsetzung der beiden Parteien. Zuletzt gibt auch die Sprache des Valleius Paterculus einen Hinweis: Phraatakes und Caius Caesar werden beide als „hervorragende[] Häupter ihrer Reiche und ihrer Bevölkerung“ bezeichnet. Valleius Paterculus sah also im Rang keinen Unterschied zwischen dem parthischen Großkönig und dem Thronfolger und Adoptivsohn des Augustus!
Zu ähnlichen Euphrattreffen, die sich im Zeremoniell nicht sonderlich von dieser ersten Zusammenkunft unterschieden haben dürften, kam es auch in der Folgezeit. So trafen sich z.B. 37 n.Chr. Artabanos II. und L. Vitellius
[14] und Hadrian und Osroes im Jahre 117/123 n.Chr.
[15]
Man kann die Bedeutung der Euphrattreffen für das parthische Selbstverständnis im Umgang mit den Römern wohl gar nicht überwerten. Das Zeremoniell dieser Zusammenkünfte war ein klares Signal: Parthien und das Römische Reich waren als gleichrangige Mächte zu betrachten! Dementsprechend schlugen alle Versuche der Römer fehl, einen Vasallen auf dem parthischen Thron zu installieren. Leider gibt es keine Quellen, welche die parthischen Bewertungen der Euphrattreffen beleuchten. Es erscheint jedoch plausibel, dass sich die Arsakiden spätestens nach 1 n.Chr. als dem römischen Kaiserhaus ebenbürtig betrachteten.
[16] Von daher ist es umso erstaunlicher, wie groß der Unterschied zwischen scheinbarer Stärke und faktischer Begrenztheit wirklich war.
3.2 Das parthische Militär und die Truppenmobilisierung
Die Außenpolitik eines Staates ist immer auch bedingt durch seine militärischen Möglichkeiten. Dies galt in der Antike in noch höherem Maß als in der Gegenwart. Aufgrund der schlechten Quellenlage ist nur wenig über die Struktur des parthischen Militärs und den genauen Ablauf der Truppenmobilisierung bekannt. Der Großteil der überlieferten Quellen – sowohl Schriftquellen, also auch Reliefs und Graffitis – geht eher auf die Kampfweise und Bewaffnung der parthischen Krieger ein.
Einiges scheint dennoch gesichert: Das parthische Heer bestand in der Hauptzahl aus Reiterei. Die „Chronik von Arbela“ ist die einzige antike Quelle, die auch Fußsoldaten erwähnt. Die Stärke dieser parthischen Reiter war ihre Mobilität: strategisch nutzten sie diese, um eine Flucht vorzutäuschen und den Feind damit aus der Reserve zu locken.
[17] Taktisch zeigte sie sich vor allem im sogenannten „parthischen Schuss“, der von berittenen Bogenschützen rückwärts bei vorgetäuschter Flucht abgegeben wurde, während die schweren Reiter („Kataphrakten“) Frontalangriffe auf die feindlichen Linien ritten. Diese Stärke war jedoch gleichzeitig die Schwäche des parthischen Heeres: für Belagerungen oder gar Okkupationen war es nicht geeignet.
[18]
Auch die Struktur und die Mobilisierung der Truppen erschwerten das Besetzen fremder Ländereien, wenn sie es nicht ganz und gar unmöglich machten. Der parthische Großkönig verfügte nämlich nicht über ein stehendes Heer, sondern war abhängig davon, dass die benötigten Truppen von seinen Unterkönigen und Satrapen gestellt wurden
[19]. Die Mobilisierung war durch diese Dezentralisierung mit hoher Wahrscheinlichkeit viel schwerfälliger als z.B. in Rom. Außerdem erwies sich das Abhängigkeitsverhältnis als gewichtiges Problem für die Partherkönige: sie benötigten die Unterstützung und die Zustimmung des Adels um einen Krieg zu führen. Bei Herodian heißt es:
„Der Parther [Vologeses V.] antworte [auf eine Anfrage des Septimius Severus nach Bündnishilfe], er werde seine Satrapen anweisen, Streitkräfte zu sammeln (denn so verfuhr er immer, wenn es nötig wurde, ein Heer aufzubieten, da er keine Söldnertruppen und kein stehendes Berufsheer unterhielt).“
[20]
Die Bedeutung des Adels für die parthische Kriegsführung zeigt sich auch an anderer Stelle: in der Schlacht von Carrhae hatte nicht etwa der Großkönig Orodes II. das Kommando, sondern Surenas aus der Familie der Suren, dem wichtigsten Adelsgeschlecht in Parthien.
[21] Jedoch lässt sich aufgrund der vagen Quellenlage leider nicht beurteilen, ob diese Aufgabenteilung typisch war.
Das parthische Heer war zweifelsohne schlagkräftig: der erfolgreiche Widerstand gegen die römische Kriegsmaschinerie ist dafür Beweis genug. Durch die Konzentration auf Reitereinheiten und die damit einhergehende Mobilität, und durch die unstetige, von innenpolitischen Machtverhältnissen abhängige Mobilisierung war es aber prinzipiell nicht in der Lage, ein erobertes Gebiet besetzt zu halten. Der Außenpolitik waren dementsprechend Grenzen gesetzt.
[22]
3.3 Die innenpolitische Schwäche des parthischen Großkönigs
Ähnlich wie das Heerwesen, bedingen auch die innenpolitischen Verhältnisse eines Staates seine Außenpolitik. Und ebenso wie beim Heerwesen spielte in Parthien der Adel eine wichtige Rolle: dass er die Truppen für die militärischen Operationen des Großkönigs stellte, deutet bereits deutlich darauf hin.
Zwar gilt es als gesichert, dass der parthische Großkönig aus dem Clan der Arsakiden stammen musste. Dennoch gibt es Anzeichen für ein Wahlkönigtum in Parthien. So schreibt Strabo:
„[...] the Council of the Parthians, according to Poseidonius, consists of two groups, one that of kinsmen, and the other that of wise men and Magi, from both of which groups the kings were appointed.“
[23]
Es gibt jedoch auch zahlreiche Quellen, die eher für ein Erbkönigtum sprechen und meistens war der Nachfolger ein Sohn oder auch ein Bruder. Trotz dieser Ungewissheit hat der zitierte Ausschnitt aus Strabo einen nicht zu unterschätzenden Wert: offensichtlich hatte der parthische Adel ein gewisses Mitspracherecht bei der Nachfolgeregelung. Dafür spricht auch die Tatsache, dass der Großkönig von einem Mitglied des Adelsgeschlechts der Suren gekrönt wurde.
[24] Außerdem ist die parthische Geschichte voll von Ursupatoren und Gegenkönigen: besonders nachdem Phraates IV. seine Söhne nach Rom geschickt hatte, forderte der parthische Adel häufig einen „römischen“ Gegenkönig, wenn sie mit der Politik des Großkönigs unzufrieden waren.
[25]
Obwohl parthische Quellen zu diesem Thema weitestgehend fehlen, lassen sich folgende Schlussforderungen ziehen. Erstens: ein König, der auf die Unterstützung des Adels angewiesen ist, muss seine Politik mit diesen abstimmen und gegebenenfalls Kompromisse eingehen. Zweitens: ein König, der Kompromisse eingehen und beachten muss, ist nur bedingt in der Lage eine aggressive oder gar expansive Außenpolitik zu verfolgen.
4 Schlussbetrachtungen
War also das Partherreich eine „begrenzte Großmacht“? Ich denke, diese Frage muss eindeutig mit Ja beantwortet werden.
Zwar war Parthien formell durchaus gleichrangig mit dem römischen Imperium, wie das Zeremoniell der Euphrattreffen zeigt. Doch entsprach diese formelle Parität nicht der Wirklichkeit: die Parther haben in zahlreichen Schlachten bewiesen, dass sie in der Lage waren dem römischen Heer standzuhalten. Einen erfolgreichen Gegenschlag konnten sie aber nie führen, trotz einiger Versuche. Anders als Rom war Parthien nie in der Lage, die Substanz und die Integrität seines Kontrahenten zu bedrohen. Das parthische Heer war dafür zu unflexibel und zu spezialisiert. Die Arsakiden waren dafür innenpolitisch zu schwach und nicht durchsetzungsfähig genug.
Das parthische Reich war sicherlich eine Großmacht. Doch es war nicht bestimmend für seine Epoche und erst recht nicht dominant, es reagierte mehr, als das es agierte. Was bleibt ist die unbezweifelbare Tatsache, dass Parthien für lange Zeit der einzige echte Gegner für das römische Weltreich war.
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[/font] 5 Literaturangaben
5.1 Quellen
Cassius Dio: Römische Geschichte, übers. v. Otte Veh, Zürich 1985-1987.
Herodian: Geschichte des Kaisertums nach Marc Aurel, übers. v. Friedhelm Müller, Stuttgart 1996.
Plutarch: Vitae parallelae, übers. v. Konrat Ziegler, Erscheinungsort und –datum unbekannt (aus: Quellenreader zum Proseminar).
Strabo: Geographica, the geography of Strabo, übers. v. Horace Leonard Jones, Cambridge 1929.
Tacitus: Annalen, übers. v. Carl Hoffmann, München 1954.
Valleius Paterculus: Historia Romana, übers. v. Marion Giebel, Stuttgart 1989.
5.2 Forschungsliteratur
dtv-Atlas zur Weltgeschichte, Bd. 1, Von den Anfängen bis zur Französischen Revolution, hg. v. Werner Hilgemann und Hermann Kinder, München 362003.
Matthäus Heil: Die orientalische Außenpolitik des Kaisers Nero, München 1997.
Klaus Schippmann: Grundzüge der parthischen Geschichte, Darmstadt 1980.
Josef Wiesehöfer: Das antike Persien, Zürich 1994.
Karl-Heinz Ziegler: Die Beziehungen zwischen Rom und dem Partherreich: Ein Beitrag zur Geschichte des Völkerrechts, Wiesbaden 1964.
Endnoten
[1] Karl-Heinz Ziegler: Die Beziehungen zwischen Rom und dem Partherreich: Ein Beitrag zur Geschichte des Völkerrechts, Wiesbaden 1964 (fortan: Ziegler: Beziehungen).
[2] Klaus Schippmann: Grundzüge der parthischen Geschichte, Darmstadt 1980 (fortan: Schippmann: Grundzüge)
[3] Matthäus Heil: Die orientalische Außenpolitik des Kaisers Nero, München 1997 (fortan: Heil: Nero)
[4] Der Partherkönig Arsakes II. war zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich ein Vasall von Antiochos III. Vgl. Schippmann: Grundzüge, S. 20f.
[5] Alle Zahlen nach dtv-Atlas zur Weltgeschichte, Bd. 1, Von den Anfängen bis zur Französischen Revolution, hg. v. Werner Hilgemann und Hermann Kinder, München 362003.
[6] Durch Lucullus 69 v.Chr. (Cassius Dio 36, 3, 2) und Pompeius 64 v.Chr. (Cassius Dio 36, 45, 3).
[7] Zurecht bezeichnet Ziegler das Unternehmen des Crassus als
bellum inustium et inpium. Vgl. Ziegler, Beziehungen, S. 33.
[8] Vgl. Matthäus Heil: Die orientalische Außenpolitik des Kaisers Nero, München 1997, S. 14 (fortan: Heil: Nero).
[9] Alle Angaben aus Heil: Nero, S. 14-19.
[10] Die einzige bekannte Ausnahme war Trajan, der den Parthamasiris tötete anstatt seine Unterwerfung anzuerkennen und Armenien provinzialisieren wollte. Vgl. Cassius Dio 68, 20, 3.
[11] Anders lassen sich die langen Friedensphasen (z.B. unter Antoninus Pius) zwischen den einzelnen Konflikten kaum erklären.
[12] Valleius Paterculus, Historia Romana II 101.
[13] Vgl. Plutarch, Sulla 5 und für eine Interpretation Ziegler: Beziehungen, S. 20-24.
[14] Vgl. Ziegler: Beziehungen, S. 60-64. Hier ist fälschlicherweise von Artabanos III. die Rede.
[15] Zum Treffen zwischen Hadrian und Osroes vgl. Ziegler: Beziehungen, S. 105f und SCHIPPMANN: Grundzüge, S. 63f.
[16] Zur Bedeutung der Euphrattreffen für die diplomatischen Beziehungen zwischen Rom und Parthien vgl. Ziegler: Beziehungen, S. 82f.
[17] So geschehen beim Feldzug des Crassus vgl. Plutarch, Crassus 20-21.
[18] Zum parthischen Heer vgl. die kurzen Kapitel in Josef Wiesehöfer: Das antike Persien, Zürich 1994, S. 202-294 und in Schippmann: Grundzüge, S. 93f.
[19] Zur Bedeutung von Söldnertruppen für die parthische Armee vgl. Schippmann: Grundzüge, S. 86. Es ist umstritten, ob sie eine entscheidende Rolle für die militärischen Möglichkeiten Parthiens spielten.
[20] Herodian 3, 1, 2.
[21] Zur Person des Surenas vgl. Plutarch, Crassus 21. Hier werden auch Panzerreiter und leichte Reiter erwähnt.
[22] Schon Tacitus weist auf das Unvermögen der Parther hin, einen Offensivfeldzug zu führen: Tac. ann. 40, 15, 6.
[23] Strabo 11, 9, 3.
[24] Plutarch, Crassus 21.
[25] Diese Gegenkönige sind sowohl durch zahlreiche Münzfunde als auch durch römische Quellen belegt.