Hallo Maelonn!
Da ich der Meinung bin daß die in Haltern gefundene Gräberstraße zu den Lagern gehört, sehe ich auch keinen Zusammenhang zwischen den Gräbern in Haltern und der Varusschlacht.
Du könntest dir aber die Mühe machen den entsprechenden Beitrag zu zitieren aus dem du diesen Schluß ziehst . . .
Dann muss ich Abbitte leisten. Den Schluss, dass Du sowas gemeint hast, habe ich wohl daraus gezogen:
Da du im Zusammenhang mit der Halterner Gräberstraße(zumindest bezog sich mein zitierter Beitrag auf die Gräberstraße) von gefallenen „einfachen Legionären schreibst, erwähnte ich jchatts Überlegungen „die Tumuli von Haltern = Tumulus der Varusschlacht“.
Ich hätte meine Anmerkungen also an jchatt adressieren müssen, nicht an Dich.
Was die Gräber von Haltern angeht, bin ich weitgehend Deiner Meinung: Die stehen in Zusammenhang mit dem Lager. (Vielleicht) Abweichend von Deiner Meinung bin ich aber der Ansicht, dass die Art der Gräber deutlich den AUCH zivilen Charakter von Haltern erkennen lässt. Da sind Gräber zu finden, wie man sie auch im italischen Kernland erwarten könnte. Wolters zog aus diesen Gräbern den Schluss, dass die Bewohner von Haltern nicht nur gekommen waren, um zu erobern, sondern um zu bleiben - dass sie den Ort als "Heimat" angesehen haben. Meine Ansicht kann ich nur auf solche Aussagen stützen, da ich selbst erstens kein Vor- und Frühgeschichtler bin und zweitens nicht selbst dort gegraben habe.
Was meine Ansicht betrifft, dass nach der Varusniederlage sicher keine Bestattungen mehr stattgefunden haben, relativiere ich: Es gab sicher keine Bestattungen mehr, die der Gräberstraße vor den Toren Halterns ähnelten. Die Legionen haben zweifellos gefallene Soldaten irgendwie unter die Erde gebracht. Aber sie haben ebenso zweifellos keine Grabmale errichtet, die auch in Italien stehen könnten. Solche Grabmale sind ein Ort des Gedenkens, den die Hinterbliebenen über längere Zeit immer wieder aufsuchen können. Die errichten Militärs nicht in umkämpftem "Feindesland".
Infolge der Varus-Niederlage sind - laut den Quellen - alle rechtsrheinischen Lager verlorengegangen, Aliso wurde im Jahr darauf von den letzten Zivilisten geräumt. Danach gab es rechts des Rheins keine römischen (Zivil-)Siedlungen mehr. Im Zuge der Germanicus-Feldzüge sind mit Sicherheit wieder Lager angelegt worden. Man kann aber davon ausgehen, dass es sich ausschließlich um Feldlager handelte. Diese Meinung stütze ich darauf, dass es übliche Praxis unter den Legionären war, ihren Besitz bei den "Fahnen" der Einheit zurückzulassen, wenn sie in den Kampf zogen. Nachdem alle (festen) römischen Stellungen in Germanien geräumt waren, können sich die Stammlager der Germanicus-Truppen eigentlich nur links des Rheins befunden haben. Xanten, Köln und Mainz dürften die Hauptstandorte gewesen sein. Von dort gingen jedenfalls die Vorstöße des Germanicus jeweils aus. Ich kann keine Anhaltspunkte dafür erkennen, dass Zivilisten den Legionen ins Feld gefolgt sein könnten. Tiberius hatte ja sogar untersagt, dass auf Feldzügen ein großer Tross mitgeführt wurde. Es ist also kaum anzunehmen, dass die Legionäre in ihren Feldlagern großartig hätten Handel treiben können.
Deshalb nochmal mein Urteil: Ich halte es für ausgeschlossen, dass in der Phase der Germanicus-Feldzüge irgendwer Anlass gesehen hätte, innerhalb Germaniens Grabmale anzulegen, die sich - wie bei Haltern - bis heute erhalten haben könnten. Von den "Soldatenfriedhöfen", die es überall im umkämpften Gebiet gegeben haben muss, ist keine Spur übrig. Außer bei Kalkriese, und das ist eine Sondersituation.
MfG