Die Venus aus dem Eis

... Da vegetatible Fette nicht zur Verfügung stehen, bleiben nur tierische.
Der weibliche Körper neigt gerade an den gezeigten Körperpartien zu Fettablagerungen.
Die Darstellung ist also nicht nur realistisch, sie zeigt auch körperliches Wohlbefinden, einen sehr guten Ernährungsstatus.

Ein sehr wichtiger Hinweis, Wohlgenährtheit ist in einer von Hunger bedrohten Umgebung noch immer ein Zeichen von Wohlstand, Gesundheit und Status.
Außerdem befinden wir uns im eiszeitlichen Europa, d.h. das Nahrungsangebot war im Winter bes. knapp und bei Kälte verbraucht der Mensch die meiste Energie, schwangere Frauen benötigen noch mehr davon.
Vielleicht hatten die Menschen die Erfahrung gemacht, dass nur dicke, schwangere Frauen überhaupt eine Chance hatten, gesund durch den Winter zu kommen.
Vielleicht wurden auch nur etwas fülligere Frauen überhaupt schwanger. (Es gibt einen Zusammenhang zwischen Eisprung und Körpergewicht, bei magersüchtigen Frauen bleibt manchmal die Periode aus).
...
Was haben wir ?
Aufwändiges Stück, transportabel, persönlicher Besitz, entpersonalisiert, realistische Darstellung, Betonung des Weiblichen, der Körperlichen, auch des Wohlbefindens, des Erfolgs, eine ikonographisch wohl kanonische Darstellung.
Mit dem Kunstbegriff habe ich allerdings, genau wie @Pelzer so meine Schwierigkeiten.
6 cm und als Anhänger zu tragen, darüber mache ich mir Gedanken.
Vielleicht bekamen Mädchen, die geschlechtsreif waren incl. ausreichendem Fett auf den Rippen in einer Feier einen solchen Anhänger geschenkt. (so´ne Art Konfirmation/Initiationsritus), gleichzeitig wirkt der Anhänger ja auch aufklärend.
Vielleicht bekamen junge Männer nach einer Mutprobe ebenfalls einen solchen Anhänger als Zeichen, dass sie jetzt durften.
Und ich spinne mal weiter, vielleicht gab es Feiern an denen nur die Anhängerträger teilnahmen, mit den entsprechenden Folgen.
...
Na ja, weil diese Darstellung einfach stimmt, weil sie kein „unbeholfener“ Versuch ist, einen Menschen darzustellen. Sie ist kein Strichmännchen/frauchen. Sie ist nicht nur realistisch, sie hat außerdem abstrakte Merkmale, sie hat eine Bedeutung,
Schön wäre es, wenn man noch mehr davon fände.
Mir kommt es schon unwahrscheinlich vor, eine halbe zerbrochene Daumenlänge nach 40000 zu finden und wieder zusammenzusetzen.
 
Nur sagt eine Betonung noch nichts über die Intention aus.
Stimmt. Aber darüber können wir uns Gedanken machen. Dazu können wir uns die heutigen Puppen anschauen. Warum hat die Barbie Raketentitten wie die Venus? Warum hat sie einen knackigen Arsch? Warum eine so extrem dünne Taille, wie sie anatomisch gar nicht möglich ist? Warum hat sie so große Kulleraugen und eine so süße Stubsnase?

Welche Intention steckt hinter diesen Über- oder Untertreibungen der heutigen Frauendarstellungen?

Ich meine, da spiegeln sich ganz stark die Schönheitsideale der jeweiligen Zeit wieder. Die Barbie überzeichnet das heutige Schönheitsideal einer Frau ins unrealistische. Die Venus-Figuren tun das meiner Meinung nach auch. Dicke Frauen mit großen Brüsten, davon hätte ich in der Steinzeit auch geträumt. Damals muss Leibesfülle erwünscht gewesen sein - eine solche Frau hatte viele Reserven, um Krisenzeiten zu überstehen und auch die Säuglinge durch diese Zeit durchzubringen. Diesem Ideal hängen z.B. meine Großeltern noch nach, da sie den Hunger noch am eigenen Leib erlebten. Heute ist aufgrund der Versorgungslage in den Industrieländern fett sein ein Nachteil und schlank sein das schwer zu erreichende Ideal, was sich auch in den Vorstellungen über Attraktivität niederschlägt.
Dass die Venus-Figuren keine Gesichter oder gar keine Köpfe haben, könnte daran liegen, dass es nicht um die Abbildung eines bestimmten Individuums ging, sondern um die Darstellung der Weiblichkeit als solche.

Ich habe eine Frage an die Experten: Wie schwer ist die Bearbeitung von Elfenbein im Vergleich zur Bearbeitung von Holz?
 
Sehr schwer, nicht zu vergleichen. Vor allem wenn man/frau mit Steinwerkzeugen arbeitet.
Zähne sind im Körper das härteste Material.
Schaben, kratzen, vielleicht kleine Furchen schneiden, das wars. Schleifen mit nassem Sand.
Hoher Zeitaufwand, plus Neuherstellung bzw. Nachdrücken des Werkzeuges.
Z.Zt. läuft ein Experiment, bei dem mit zeitgenössischem Werkzeug der Löwenmensch in 1:1 nachgebildet wird. Das Experiment läuft, eine Zusammenfassung wird wohl nicht vor Sommer zu erhalten sein.

Thomas
 
Hm. Man könnte annehmen, dass Menschen nicht gleich mit dem schwersten Material begonnen haben. Die gleichen Frauenfiguren aus Holz mag es schon früher gegeben haben. Auf der Suche nach dem Ursprung der Nachbildungen müsste man entsprechend weiter zurückdenken und einen anderen Kontext berücksichtigen.

Irgendwo habe ich aufgeschnappt, dass die Höhlenmalereien nicht den durchschnittlichen Alltag darstellten, sondern die Bereiche, die die meisten Probleme, Sorgen und Ängste bereiteten. Das wurde damit begründet, dass die reale Beuteverteilung (errechnet aus den Knochenüberresten) sich nicht in einer entsprechend verteilten künstlerischen Darstellung der Beutetiere niederschlug. Rentiere seien vergleichsweise wenig abgebildet, obwohl sie vergleichweise viel gejagt wurden, während Vieher wie Mammuts oft abgebildet wären, obwohl sie nicht die typische Beute waren. Kunst als Angstbewältigung.
Und Bäume z.B. waren sogar gänzlich vernachlässigt, obwohl Holz sicher eine große Rolle im Alltag gespielt hat.

Ähnliche Überlegungen gibt es in der Psychologie hinsichtlich des Bewusstseins. Die geringe Kapazität wird nicht auf Dinge verschwendet, die selbstverständlich sind, sondern auf solche, die in irgendeiner Weise einer besonderen Bewältigung bedürfen.

Übertragen auf die Venus-Figuren könnte man vermuten, dass Weiblichkeit kein selbstverständlicher Automatismus mehr war, sondern irgendwie genug Probleme bereitete, dass man sich mit ihr eingehend auseinander setzen musste. Aber welche Schwierigkeiten mögen das gewesen sein? Die biologische Reifung zur Frau? Die Übernahme einer kulturellen Geschlechterrolle? Die Schwangerschaft?
Wenn ich mich extrem aus dem Fenster lehne und meiner Fantasie freien Lauf lasse, dann sehe ich die HSS-Sippen, die aus irgendeinem Grund auf den Gedanken gekommen sind, dass je mehr Kinder, desto besser. Und schon rückt die Frau als Mutter in den Mittelpunkt und der arme Neandertaler aufgrund einer etwas geringerer Reproduktionsrate an den Rand des Aussterbens.
 
Ich sehe es ähnlich wie Pelzer,

doch der lange Zeitraum in dem solche Figuren geschnitzt wurden, ist schon gewaltig.
Und genau das ist der Grund aus dem ich glaube das es sich eben nicht um eine Gottheit handelt, denn Gottheiten wandeln sich mit der Zeit.

Ich denke das diese Figuren einfach nur ein schönheitsideal sind.
Der Mensch möchte doch immer das haben was er nur schwer erreichen kann.
Damals waren es eben die molligen Frauen.

Und heute???

Es sind heute die schlanken, drahtigen Frauen ohne Reserven auf der Hüfte.
Streng genommen sind sie der Antityp des alten Schönheitsideals.

Aber warum waren sie Ideale.

Weil es trotz einer guten Ernährung doch sehr unwarscheinlich sein dürfte eine mollige Frau anzutreffen.( Bei so viel frischer Luft und Bewegung im freien)

Man sollte nicht in jeden Fund eine kultische Handlung herrein interpretieren, das haben diese Menschen auch nicht getan.

SO Tchuu
 
Ich sehe es ähnlich wie Pelzer,

doch der lange Zeitraum in dem solche Figuren geschnitzt wurden, ist schon gewaltig.
Und genau das ist der Grund aus dem ich glaube das es sich eben nicht um eine Gottheit handelt, denn Gottheiten wandeln sich mit der Zeit.

Ich denke das diese Figuren einfach nur ein schönheitsideal sind.
Der Mensch möchte doch immer das haben was er nur schwer erreichen kann.
Damals waren es eben die molligen Frauen.

Und heute???

Es sind heute die schlanken, drahtigen Frauen ohne Reserven auf der Hüfte.
Streng genommen sind sie der Antityp des alten Schönheitsideals.

Aber warum waren sie Ideale.

Weil es trotz einer guten Ernährung doch sehr unwarscheinlich sein dürfte eine mollige Frau anzutreffen.( Bei so viel frischer Luft und Bewegung im freien)

Man sollte nicht in jeden Fund eine kultische Handlung herrein interpretieren, das haben diese Menschen auch nicht getan.

SO Tchuu


Warum nicht.
Und das weibliche Schönheitsideal hat Pelzer ja auch schon verlinkt.:pfeif:
 
Ich sehe es ähnlich wie Pelzer,

doch der lange Zeitraum in dem solche Figuren geschnitzt wurden, ist schon gewaltig.
Und genau das ist der Grund aus dem ich glaube das es sich eben nicht um eine Gottheit handelt, denn Gottheiten wandeln sich mit der Zeit.

Das wandeln der Gottheiten, welche übrigens eine kontinuierliche und keine willkürliche Entwicklung durchmachte, hat etwas mit zusammentreffen vieler Stämme zu tun, soll heißen, es wurde einfach enger auf der Welt, und somit die Machtfrage mehr in den Vordergrund rückt.

Ich denke das diese Figuren einfach nur ein schönheitsideal sind.
Der Mensch möchte doch immer das haben was er nur schwer erreichen kann.
Damals waren es eben die molligen Frauen.

Wir können aber absolut gar nichts über damalige Schönheitsideale sagen. Dies ist nur eine Vermutung deinerseits.

Man sollte nicht in jeden Fund eine kultische Handlung herrein interpretieren, das haben diese Menschen auch nicht getan.

Gehe ich recht in der Annahme, dass deine Argumentation darauf beruht, das wird heute ja schließlich auch so gemacht? Inwiefern kennst die Moralvorstellungen der Steinzeitmenschen, woher weißt du was die Menschen getan haben oder nicht!
Warum sollten wir etwas ausschließen, was allein aus deinen Blickwinkel unwahrscheinlich ist?
 
Ob Gottheit, Kinderspielzeug oder Amulett - wir haben doch kaum eine Ahnung. Dass solche Funde als Kultgegenstand deklariert werden, gründet doch vorallem im Renomee-Gewinn der beteiligten Wissenschaftler. Ein Kultgegenstand ist so einfach "besser", als bloss ein profaner Alltagsgegenstand. Ein Königsgrab besser als das Grab meines Schafhirten!

Der Fund ist unbestritten einzugartig. Dies aber bloss aus unserer heutigen Sicht. Damals war das Figürchen vielleicht weitverbreitete. Ein Spielzeug - und der heute fehlende Kopf und Gliedmassen waren vielleicht wunderschön aus Wachs modelliert. Und Perlen mit Harz aufgeklebt...

Wer weiss es? Ist doch bloss Spekulation - die eine wie die andere.


Gruss Pelzer


.
 
Ich denke das diese Figuren einfach nur ein Schönheitsideal sind.
Der Mensch möchte doch immer das haben was er nur schwer erreichen kann.
Damals waren es eben die molligen Frauen.

Und heute???

Es sind heute die schlanken, drahtigen Frauen ohne Reserven auf der Hüfte.
Streng genommen sind sie der Antityp des alten Schönheitsideals.

Aber warum waren sie Ideale?

Weil es trotz einer guten Ernährung doch sehr unwahrscheinlich sein dürfte eine mollige Frau anzutreffen. (Bei so viel frischer Luft und Bewegung im freien).

Deiner letzten Bemerkung kann ich nicht zustimmen. Es ist weniger die Unwahrscheinlichkeit die attraktiv macht, als vielmehr der Reichtum der durch Wohlgenährheit ausgedrückt wird.

Warum das heutige Schönheitsideal dem herkömmlichen Schönheitsideal so diametral entgegen gesetzt ist, dass hat Mitglied Ning mal in einem klugen Beitrag formuliert:

Dennoch scheren wir mit den Definition "relevant", und "Geschmackssache" zu gerne aus, um uns einige Recherchemühen zu ersparen.
Für mich erweist die Geschichte auch, dass "Geschmack" primär einen sozialpolitischen Hintergrund hat, welcher manipuliert wird/wurde.

In unseren "fetten Zeiten" sind die Models ein "Haucherl" von Fleisch, im 30-jährigen Krieg waren Rubensfiguren das Ideal. Europa darbte damals nach vollen Mägen und warmer (Fettschicht-) Sicherheit. Jene, die "ihre Schäfchen (zum Melken, fressen und scheren) im Trockenen hatten" schwelgten also im dickleibigen "Schönheitsideal" - dem dazumals geradezu fatalistische Züge anhafteten.
Also, Schönheitsideale haben gewiss viele verschiedene (auch persönliche und subjektive) Ursprünge und Verfechter. Das zeithistorische Umfeld bzw. das gesammelte Wissen von "hohen Geschmäckern" beeinflusste aber immer das natürliche Schönheitsempfinden (welches ich als rein subjektiv zu bezeichnen wage).

Historisch betrachtet (Heute/17. Jh) ist für mich Schönheit also auch ein (zeitbezogener) Ausdruck der Sehnsucht ...
 
Ob Gottheit, Kinderspielzeug oder Amulett - wir haben doch kaum eine Ahnung. Dass solche Funde als Kultgegenstand deklariert werden, gründet doch vorallem im Renomee-Gewinn der beteiligten Wissenschaftler. Ein Kultgegenstand ist so einfach "besser", als bloss ein profaner Alltagsgegenstand. Ein Königsgrab besser als das Grab meines Schafhirten!

Ich denke das stimmt schon lange nicht mehr. Wenn man den Alltag erkunden und rekonstruieren will, und ist bei den meisten der Fall, dann geben Alltagsgegenstände mehr Aufschluss.
Allerdings darf man nicht von heute auf gestern schließen. Den Schafshirten hat es vor 30.000 Jahren schlicht und ergreifend nicht gegeben.
Und das wir heute nicht mehr so kultgebunden sind ist eher eine Neuerscheinung, oder in der Geschicht sehr gesellschaftsgebunden. Und doch auch heute tragen nicht wenige Kruzefix, und dies nicht unbedingt aus sexuellen Gründen, obwohl meiner Meinung nach, den den man uns als Jesus präsentiert, durchaus ein gutaussehender Mann war.
 
Ob Gottheit, Kinderspielzeug oder Amulett - wir haben doch kaum eine Ahnung. Dass solche Funde als Kultgegenstand deklariert werden, gründet doch vorallem im Renomee-Gewinn der beteiligten Wissenschaftler. Ein Kultgegenstand ist so einfach "besser", als bloss ein profaner Alltagsgegenstand. Ein Königsgrab besser als das Grab meines Schafhirten!.

Die unzähligen Bilder, die uns aus der langen vorgeschichtlichen Phase der Menschehit auf dem eurasischen Kontinent errhalten geblieben sind, belegen, dass es das große Mysterium und die Frucghtbarkeit der Frau als Quelle des Lebens waren, aus denen sich die frühesten religiösen Traditionen entwickelten. Die "Große Muttergöttin", die aus dem Dunkel ihres Schoßes alles Leben gebiert, wurde zur Metapher für die Natur selbst, die Geberin und Nehmerin des Lebens, stets fähig, sich im ewigen Zyklus von von Leben, Tod und Wiedergeburt zu erneuern.

Eine explosionsartige Entwicklung der Kunst, belegt durch unzählige Höhlenmalereien, Felsbilder und Skulpturen, vollzog sich im Spätpaläolithikum. Zwischen 27 000 und 25 000 tauchen kleine Skulpturen aus Stein, Horn oder Knochen auf, die mit großer Wahrscheinlichkeit verschiedene Gottheiten darstellen. Im Gebiet zwischen Südfrankreich und Zentralsibirien wurden etwa 3000 solcher Skulpturen gefunden. Aus diesem reichhaltigen Fundmaterial ist es möglich, eine annähernde Interpretation ihrer figürlichen Bedeutung zu leisten. Die unterschiedlichen Formen, Körperhaltungen und Attribute ermöglichen eine Klassifizierung in Typen, die die vertschiedenen Aspekte und Funktionen einer vermutlichen Göttin repräsentieren.

Bereits die frühesten Symbole, die in Stein oder Gegenstände aus Knochen und Horn eingraviert wurden, drücken den tiefen Glauben an eine lebenschöpfende Göttin aus, die - abgebildet in unterschiedlicher Gestalt - den Einen Ursprung repräsentieren. Bereits 25 000 Jahre - und mit dem neuen Fund sogar 40 000 Jahre - vor unserer Zeit wird "Sie" mit einer übertriebenen Betonung von Brüsten, Vulva, Gesäß, Hüften und Oberschenkeln dargestellt und damit das Zentrum ihrer Fruchtbarkeit hervorgehoben.

Eine Untersuchung der Symbole der altsteinzeitlichen Kunst legt nahe, dass die Gottheit, der die Schöpfungskräfte zugeschrieben wurden, nicht männlich, sondern weiblich war. Tatsächlich ist in der altsteinzeitlichen Kunst die Existenz einer Vaterfigur nicht nachweisbar. Das Tragen und Nähren der Nachkommenschaft - bei Pflanzen, Tieren und Menschen - prägte das Bild der Gottheit als Schöpferin.

Im Neolithikum gelangte die Kunst zu neuer Blüte und mit der Erfindung der Keramik um 6500 war die Grundlage für die Entstehung tausender von Statuetten und Gefäßen, Tempeln und ihrer Miniaturmodelle, Wandmalereien, Reliefs und Kultgegenständen aller Art geschaffen.

Die Statuetten stellen die Göttin auf unterschiedliche Weise dar, von der betonten, detaillierten Ausgestaltung mit Putz und Kopfschmuck bis zur stilisierenden Beschränkung auf die bloßen Umrisse. Gefunden wurden diese auf Tempelaltären, auf den Plattformen von Feuerstellen, an eigens hergerichteten Oferplätzen, in Höhlen und in Gräbern.

Sehr häufig fanden sie sich in Vorratsbehältern, wie z.B. die weiter oben von mir beschriebene berühmte "Göttin auf dem Leopardenthron" in Catal Hüyük/Kleinasien, was wieder auf den Aspekt der Fruchtbarkeit hindeutet.

http://de.wikipedia.org/w/index.php...uzeum_B19-36.jpg&filetimestamp=20070227191454
 
Zuletzt bearbeitet:
""Das wandeln der Gottheiten, welche übrigens eine kontinuierliche und keine willkürliche Entwicklung durchmachte, hat etwas mit zusammentreffen vieler Stämme zu tun, soll heißen, es wurde einfach enger auf der Welt, und somit die Machtfrage mehr in den Vordergrund rückt.""

Zitat: Cassandra

Ich habe nicht geschrieben das diese Wandlung nicht kontinurierlich sei.

Ich sage nur das diese Muttergottheit sehr, sehr lange nicht gewandelt wurde, obwohl sie anscheinend von Mitteleuropa bis Zentralasien verbreitet war.

Es stellt sich mir die Frage, wieso diese Gottheit, wenn die Venus denn eine ist, sich so lange halten konnte.
Welchen vorteil hatten die Menschen, eine fettleibige Urmutter zu verehren gegenüber z.B. den Mond der ihnen bei der Jagd wesentlich nützlicher war als eine Urmuttergottheit.

Tschuu
 
""Das wandeln der Gottheiten, welche übrigens eine kontinuierliche und keine willkürliche Entwicklung durchmachte, hat etwas mit zusammentreffen vieler Stämme zu tun, soll heißen, es wurde einfach enger auf der Welt, und somit die Machtfrage mehr in den Vordergrund rückt.""

Zitat: Cassandra

Ich habe nicht geschrieben das diese Wandlung nicht kontinurierlich sei.

War ja auch nur eine Info meinerseits, dass nicht der Eindruck ensteht, es ging anschließend immer hin und her.

Ich sage nur das diese Muttergottheit sehr, sehr lange nicht gewandelt wurde, obwohl sie anscheinend von Mitteleuropa bis Zentralasien verbreitet war.

Aber du bist jetzt nicht auf meine Argumente eingegangen warum es so gewesen sein könnte: Es gab keine Macht- und Besitzfrage - es gab keine Konkurenz.
In den mesopotmaischen Tontafeln ist der Wandel von der Eingöttin zur Göttin mit Geliebten zur Paargottheiten zum Eingott parallel gelaufen mit den historischen Begebenheiten Garten- und Ackerbau, Städte- und Staatengründungen und Kriegen.

Es stellt sich mir die Frage, wieso diese Gottheit, wenn die Venus denn eine ist, sich so lange halten konnte.
Welchen vorteil hatten die Menschen, eine fettleibige Urmutter zu verehren gegenüber z.B. den Mond der ihnen bei der Jagd wesentlich nützlicher war als eine Urmuttergottheit.

Du gehst davon aus, dass irgend ein Aspekt, wie hier der Mond, von der Gottheit abgespaltet sei. Doch dies wurde erst gemacht, als die Gottheiten sich wandelten Wieso stellst du den Mond aussen vor? Die ersten Mutter- oder Naturgöttinnen beinhaltenten alles.
Fruchtbarkeit war alles: Fauna - Jagd, Flora - Sammeln und natürlich die eigene Fruchtbarkeit - Sexualität wurde angeblich orgiastisch gefeiert - und die daraus enstandenen Kinder waren Kinder der Göttin.
 
Wir kennen Muttergottheiten aus sehr vielen Religionen als Göttinnen der Fruchtbarkeit und der Erde. Einen eindeutigen Beleg haben wir natürlich nur aus den Schriftkulturen und den Kulturen, aus denen wir anderweitig noch eindeutige Zeugnisse (lebende Sprachen in historischer Zeit*) haben. Aber die finden sich rund um die Erde. Insofern ist die Interpretation der Venus-Figurinen als solche alles andere als abwegig.

*Historie bedeutet alles, was schriftlich dokumentiert ist, sonst sprechen wir von Prähistorie. Die Historie schließt also die Protohistorie mit ein, wo wir keine eigenen Schriftzeugnisse haben (bzw. Texte) sondern auf historische Texte, die von außen berichten zurückgreifen müssen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Grüezi

Die "frommen und edlen Höhlenbewohner" verehrten die Venusfigurinen als Welten-Mutter, als Urmutter, als „Venus impudique“… Diese Magna-Mater-Theorien passten gut ins Weltbild der Forscher der vergangene Jahrhunderte. Und sie erreichte ihren Gipfel wohl in der Marienverehrung. Aber schlüssige Belege fehlen bis heute.

Und bei jeder neu gefundenen Venusfigurine aus dem Jungpaläolithikum wird dann die Theorie erneut hervorgekramt.

Wir wissen aus dieser Zeitepoche aber kaum etwas Konkretes! Alles bloss blindes stochern im Trüben... :grübel:
Jetzt fehlt nur noch eine "Ausserirdischen-Theorie! :devil:


Übrigens: mit meine Vermutung, das es sich bei der Figur um ein Herrenspielzeug handelt, bin ich nicht allein - siehe hier. Kein Beweis, aber eine nicht minder wahrscheinliche Erklärung.



Gruss Pelzer


.
 
Zuletzt bearbeitet:
Den Titel "Venus aus dem Eis" habe ich dem Thread verpasst, aber schlicht aus den Zeitungen abgeschrieben.

Und die ganze Zeit erinnert mich der Titel an etwas.

Jetzt ist es mir eingefallen:
"Venus im Pelz" von Sacher-Masoch

Bringt der Pelzer daher seine Fantasien?:devil:
 
Ich habe jetzt erst alle Links von @ThomasTrauner gelesen, danke dafür.
In einigen wird schon von einem frühen Kulturzentrum auf der schwäbischen Alb gesprochen, das ist wahrscheinlich journalistische Übertreibung.
Andererseits scheint es dort vielversprechende Höhlen zu geben, wo sonst in Deutschland gibt es die bzw. in welcher Region wurde vergleichbares gesucht und gefunden?

Weiß jemand wie vor 35000 - 40000 Jahren das Klima auf der Alb war und welche Vegetation es zu der Zeit gab?

Der Hinweis von @Beral auf vorangegangene Holzschnitzerei erscheint mit plausibel und davon wird man kaum erkennbare Reste finden können.
Vielleicht setzten sie die Schnitzarbeiten an Elfenbein und Knochen fort, weil in der Periode Holz auf der Alb sehr selten war.
Die Vergletscherung Mitteleuropas schwankte und die Alpen waren phasenweise großräumig von Eis bedeckt.

In der Eiszeittundra sollen Mammutknochen sogar als Zeltgerüste verwendet worden sein, weil es kein Holz gab.
 
Ich habe jetzt erst alle Links von @ThomasTrauner gelesen, danke dafür.
In einigen wird schon von einem frühen Kulturzentrum auf der schwäbischen Alb gesprochen, das ist wahrscheinlich journalistische Übertreibung.
Andererseits scheint es dort vielversprechende Höhlen zu geben, wo sonst in Deutschland gibt es die bzw. in welcher Region wurde vergleichbares gesucht und gefunden?

Weiß jemand wie vor 35000 - 40000 Jahren das Klima auf der Alb war und welche Vegetation es zu der Zeit gab?

Der Hinweis von @Beral auf vorangegangene Holzschnitzerei erscheint mit plausibel und davon wird man kaum erkennbare Reste finden können.
Vielleicht setzten sie die Schnitzarbeiten an Elfenbein und Knochen fort, weil in der Periode Holz auf der Alb sehr selten war.
Die Vergletscherung Mitteleuropas schwankte und die Alpen waren phasenweise großräumig von Eis bedeckt.

In der Eiszeittundra sollen Mammutknochen sogar als Zeltgerüste verwendet worden sein, weil es kein Holz gab.

OT:
Von wegen journalistischer Übertreibung. Hier war, ist und bleibt eines der wichtigsten Kulturzentren überhaupt.:motz:

TT:
Das Klima der Alb damals? Genau genommen habe ich keinen Schimmer, vergletschert war sie jedenfalls zu keiner Zeit. Die Endmoränen der diversen Eiszeiten liegen alle südlich. Lediglich bei Sigmaringen kratzt (Bittelschießer Tälchen) eine etwas an der Alb.
Auffallend, für mich als Laien, ist jedenfalls, dass immer wieder Zeiten mit überaus dichter Besiedelung von solchen mit fast gar keiner abgelöst werden.
 
OT:
Von wegen journalistischer Übertreibung. Hier war, ist und bleibt eines der wichtigsten Kulturzentren überhaupt.:motz:

Deinen Lokalpatriotismus kann ich gut verstehen, :winke: allerdings waren weite Teile Europas während der Eiszeiten nicht bewohnbar. Die Temperaturen während der Würmeiszeit ? Wikipedia schwankten aber, so daß die wenigen Menschen sich immer mal wieder nach Süden zurückziehen mußten. Ein ständig eisfreier Korridor war das Gebiet zwischen den Alpen und der norddeutschen Tiefebene paläogeographische Karte und da befindet sich auch die schwäbische Alb. Darüberhinaus gibt es da Höhlen und in Höhlen sucht und findet man steinzeitliche Artefakte. Naturkunde, Württemberg, Karst, Höheln, Eiszeit, Eiszeitkunst, Schwäbische Alb
TT:
Das Klima der Alb damals? Genau genommen habe ich keinen Schimmer, vergletschert war sie jedenfalls zu keiner Zeit. Die Endmoränen der diversen Eiszeiten liegen alle südlich. Lediglich bei Sigmaringen kratzt (Bittelschießer Tälchen) eine etwas an der Alb.
Auffallend, für mich als Laien, ist jedenfalls, dass immer wieder Zeiten mit überaus dichter Besiedelung von solchen mit fast gar keiner abgelöst werden.

Meinst du mit den Besiedlungsdichteschwankungen auch die Zeit vor 5000 Jahren?

Leider habe ich noch keine Grafik mit den würmeiszeitlichen Klimaschwankungen gefunden, obwohl ich sicher bin, die irgendwo gesehen zu haben. Dafür habe ich http://www.geschichtsforum.de/222109-post24.html ergoogelt (Reminiszenz an Hyokkose).

Was mir noch immer Probleme bereitet, ist die Zuschreibung von Artefakten nach Zeit ohne Knochenfunde der Hersteller zu haben. Die Eiszeit-Venus wird als frühestes Kunstwerk des HSS bezeichnet, weil das Alter von 35000- 40000 Jahren das gerade noch hergibt.
Die Werkzeugfunde aus der Bocksteinhöhle werden auf 60000-70000 BC datiert und damit dem Neanderthaler zugeschrieben.

Wahrscheinlich muß ich dringend die schwäbischen Höhlen besuchen....:winke: Ur- und Frühgeschichte zwischen Alpen und Maingebiet ? Wikipedia
 
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