Turgot
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@El Mercenario hat in einem anderem Thread die Meinung geäußert, dass das Deutsche Reich vor dem Erstem Weltkrieg „eingekreist“ worden sein. @El Mercenario hat angeregt, diese Thematik in einem gesonderten Thread zu diskutieren. Ich komme dieser Anregung hier nach. Mich würde nämlich interessieren, anhand welcher Fakten diese These festgemacht werden soll?
Wilhelm II. hat den Begriff der „Einkreisung“ gern in Zusammenhang mit seinem Onkel, den englischen König Edward VII., verwendet. Aber fangen wir von vorne an.
Als Wilhelm II. im Jahre 1888 die Regentschaft übernahm, befand sich das Deutsche Reich in einer wesentlichen besseren außenpolitischen Situation als im Jahre 1907. Was war passiert, dass sich deutsche außenpolitische Lage so dramatisch verschlechtert hat? Dazu ist es erforderlich weiter in die Vergangenheit zurückzugehen.
Als das Deutsche Reich 1871 gegründet worden war, hat es sich durch Bismarck für saturiert erklärt. Mit anderen Worten, es wurde kein weiterer territorialer Erwerb angestrebt. Des Weiteren galt es ein paar außenpolitische Maximen zu beachten. Das Deutsche Reich war durch seine Mittellage potentiell gefährdet. Es galt also den Feind Frankreich zu isolieren und isoliert zu halten. Die übrigen europäischen Mächte sollten des Deutschen Reiches bedürfen.
Im Jahre 1879 wurde mit Österreich-Ungarn der Zweibund abgeschlossen, 1882 der Dreibund ebenfalls mit Österreich-Ungarn und darüber hinaus noch Italien. 1887 kam das Mittelmeerabkommen zwischen Italien, Österreich-Ungarn und Großbritannien zustande. Im gleichen Jahr wurde mit Russland der Rückversicherungsvertrag unter Dach und Fach gebracht. Ich habe hier nur die wesentlichen Vereinbarungen genannt, die auch noch zu Beginn des Jahres 1890 Bestand hatten.
1890 markiert eine Zäsur in der deutschen Geschichte, denn Wilhelm hat in seinem Geltungsdrang Bismarck unmissverständlich aufgefordert sein Entlassungsgesuch einzureichen. Wilhelm wollte sein eigner Bismarck sein und das ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, wo sich das Zarenreich um eine vorzeitige Verlängerung des Rückversicherungsvertrages bemühte. Bereits zu diesem frühen Zeitpunkt beginnt die Auskreisung des Deutschen Reiches.
So wurde auf Betreiben des AA, hier ist im Besonderen Friedrich Holstein zu nennen, der Rückversicherungsvertrag nicht erneuert. Begründung: Der Vertrag würde im Widerspruch zu den Vereinbarungen mit der k.u.k. Monarchie stehen. Als die Russen im Verlauf des Jahres 1890 dann anboten, die Bestimmungen des Rückversicherungsvertrages, die im Widerspruch zu dem Zweibund stehen, fallen zu lassen, hat man trotzdem abgelehnt. Man war im AA entschlossen auf Sicht ein Bündnis mit Großbritannien ins Werk zu setzen. Dabei ging man denn auch noch so außerordentlich ungeschickt vor, dass daraus nichts wurde. Das AA, hier Berchem, hat nämlich die unfassbare Dummheit begangen, die Briten darüber aufzuklären, dass das Deutsche Reich seine enge Bindung an das Zarenreich gelöst hatte. Für Salisbury bestand nun ganz gewiss keine Notwendigkeit, trotz dem für Großbritannien so vorteilhaften Helgoland-Sansibarabkommen, mit Deutschland ein Bündnis abzuschließen.
Ich möchte den Rückversicherungsvertrag hier zwar nicht überbewerten, aber es wurde doch der Draht zu Russland gekappt, in dem man die schriftliche Vereinbarung löste und das ohne jede Not. Das war äußerst amateurhaft.
Was machte nun aber Russland? Verständlicherweise war man St.Petersburg darüber in Sorge, isoliert zu sein. Es geschah genau das, was Bismarcks Albtraum war, nämlich die französische-russische Allianz von 1894. Deutschland war zwischen den beiden kontinentalen Flügelmächten Europas. Die Geschichte der Annäherung zwischen Frankreich und Russland reicht selbstverständlich schon weiter zurück als 1890, aber die Nichtverlängerung des Rückversicherungsvertrages hat hier schon wie ein Katalysator gewirkt. Das war der erste bedeutende Schritt, aufgrund der nicht eben besonders glücklich agierenden Diplomatie des Deutschen Reichs, zur Auskreisung und nicht zur Einkreisung!
Wilhelm II. hat den Begriff der „Einkreisung“ gern in Zusammenhang mit seinem Onkel, den englischen König Edward VII., verwendet. Aber fangen wir von vorne an.
Als Wilhelm II. im Jahre 1888 die Regentschaft übernahm, befand sich das Deutsche Reich in einer wesentlichen besseren außenpolitischen Situation als im Jahre 1907. Was war passiert, dass sich deutsche außenpolitische Lage so dramatisch verschlechtert hat? Dazu ist es erforderlich weiter in die Vergangenheit zurückzugehen.
Als das Deutsche Reich 1871 gegründet worden war, hat es sich durch Bismarck für saturiert erklärt. Mit anderen Worten, es wurde kein weiterer territorialer Erwerb angestrebt. Des Weiteren galt es ein paar außenpolitische Maximen zu beachten. Das Deutsche Reich war durch seine Mittellage potentiell gefährdet. Es galt also den Feind Frankreich zu isolieren und isoliert zu halten. Die übrigen europäischen Mächte sollten des Deutschen Reiches bedürfen.
Im Jahre 1879 wurde mit Österreich-Ungarn der Zweibund abgeschlossen, 1882 der Dreibund ebenfalls mit Österreich-Ungarn und darüber hinaus noch Italien. 1887 kam das Mittelmeerabkommen zwischen Italien, Österreich-Ungarn und Großbritannien zustande. Im gleichen Jahr wurde mit Russland der Rückversicherungsvertrag unter Dach und Fach gebracht. Ich habe hier nur die wesentlichen Vereinbarungen genannt, die auch noch zu Beginn des Jahres 1890 Bestand hatten.
1890 markiert eine Zäsur in der deutschen Geschichte, denn Wilhelm hat in seinem Geltungsdrang Bismarck unmissverständlich aufgefordert sein Entlassungsgesuch einzureichen. Wilhelm wollte sein eigner Bismarck sein und das ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, wo sich das Zarenreich um eine vorzeitige Verlängerung des Rückversicherungsvertrages bemühte. Bereits zu diesem frühen Zeitpunkt beginnt die Auskreisung des Deutschen Reiches.
So wurde auf Betreiben des AA, hier ist im Besonderen Friedrich Holstein zu nennen, der Rückversicherungsvertrag nicht erneuert. Begründung: Der Vertrag würde im Widerspruch zu den Vereinbarungen mit der k.u.k. Monarchie stehen. Als die Russen im Verlauf des Jahres 1890 dann anboten, die Bestimmungen des Rückversicherungsvertrages, die im Widerspruch zu dem Zweibund stehen, fallen zu lassen, hat man trotzdem abgelehnt. Man war im AA entschlossen auf Sicht ein Bündnis mit Großbritannien ins Werk zu setzen. Dabei ging man denn auch noch so außerordentlich ungeschickt vor, dass daraus nichts wurde. Das AA, hier Berchem, hat nämlich die unfassbare Dummheit begangen, die Briten darüber aufzuklären, dass das Deutsche Reich seine enge Bindung an das Zarenreich gelöst hatte. Für Salisbury bestand nun ganz gewiss keine Notwendigkeit, trotz dem für Großbritannien so vorteilhaften Helgoland-Sansibarabkommen, mit Deutschland ein Bündnis abzuschließen.
Ich möchte den Rückversicherungsvertrag hier zwar nicht überbewerten, aber es wurde doch der Draht zu Russland gekappt, in dem man die schriftliche Vereinbarung löste und das ohne jede Not. Das war äußerst amateurhaft.
Was machte nun aber Russland? Verständlicherweise war man St.Petersburg darüber in Sorge, isoliert zu sein. Es geschah genau das, was Bismarcks Albtraum war, nämlich die französische-russische Allianz von 1894. Deutschland war zwischen den beiden kontinentalen Flügelmächten Europas. Die Geschichte der Annäherung zwischen Frankreich und Russland reicht selbstverständlich schon weiter zurück als 1890, aber die Nichtverlängerung des Rückversicherungsvertrages hat hier schon wie ein Katalysator gewirkt. Das war der erste bedeutende Schritt, aufgrund der nicht eben besonders glücklich agierenden Diplomatie des Deutschen Reichs, zur Auskreisung und nicht zur Einkreisung!