Hätte die Situation überhaupt ausgenutzt werden können? Und wenn ja, wie groß war das Zeitfenster?

Doughty beschäftigt sich mit der strategischen Lage im Juni 1917 aus französischer Sicht und den Unruhen.

Robert A. Doughty : Pyrrhic Victory: French Strategy and Operations in the Great War.

Danach muss man die Auswirkungen wohl relativieren. Die Auswirkungen lagen in erster Linie darin, Verlegungen von 6 Divisionen zu den Briten nicht durchzuführen zu können, und eine eigene Angriffsfähigkeit wegen der unzuverlässigen Truppen auszuschließen. Die Befürchtungen gingen eher dahin, dass sich das über die Truppen (was man mit Disziplinarmaßnahmen und Versprechungen zur Hebung der Moral bekämpfte) bis nach Paris und im ganzen Land ausbreitete. Hier war im Juni das Eintreffen von Pershing und den ersten amerikanischen Truppen entscheidend, die man Anfang Juli demonstrativ durch Paris marschieren ließ.

Trotzdem war man besorgt, dass die deutsche Seite davon viel mitbekam. Abgehörte Meldungen der deutschen Seite sprachen von Problemen bei einigen Regimenter, es muss auch eine deutsche Zeitung gegeben haben, die von Unruhen berichtete.

Ein "Durchmarsch" deutscher Truppen wegen der Meutereien war wohl realitätsfern, selbst auf dem Höhepunkt im Juni. Zudem war die deutsche Westfront in der Phase selbst nicht in offensivbereiten Zustand.
 
Zurück
Oben