Die Resolution
2065 der UNO Vollversammlung stellt 1965 dazu fest, dass die Falkland/Malvinas Frage genau in diesem Zusammenhang zu sehen sei.
Schon daher macht es Sinn diesen Aspekt nicht als widersinnig abzutun.
Wieso?
Die UN-Vollversammlung ist ein politisches und politisiertes Forum. Sie ist kein Gericht, sie betreibt keine Wahrheitsfindung, sondern äußert die politischen Standpunkte der Mehrheit ihrer Mitglieder – und das 1965 im Kontext der Blockkonfrontation, als jeder Block aus Prinzip gegen die Ansichten des anderen stimmte.
Heute verhält es sich ähnlich. Wenn die Vollversammlung China per Abstimmung vom Vorwurf des Ethnozids an den Uiguren freispricht, heißt das etwa, dass wir diesen offensichtlich unsinnigen Standpunkt übernehmen müssten, trotz der von Menschenrechtsorganisationen gesammelten Beweise?
Es spricht vieles dafür, die Falklandinseln im Kontext der Dekolonialisierung gesondert zu betrachten, denn die Rechtslage ist durchaus nicht eindeutig, es hat kein verbrecherischer Landraub stattgefunden, und es werden keine Menschen gegen ihren Willen von einer fremden Macht beherrscht. (Übrigens ist es durchaus möglich, dass der IGH die zweifelhaften Territorialansprüche Argentiniens bestätigen und dennoch urteilen könnte, dass das Selbstbestimmungsrecht der Falkland Islanders über diese Ansprüche zu stellen wäre.)
Außerdem darf man sich auch fragen, ob es wirklich moralisch vertretbar ist, einer faschistischen Regierung, die sich mehrheitlich aus ethnischen Europäern der zweiten und dritten Einwanderergeneration zusammensetzte, und die die indigenen Völker Argentiniens unterdrückte, hier im Sinne der Dekolonialisierung zur Rächerin der Entrechteten zu machen. Galtieri war kein Tschombe.
Die Engländer haben ein schönes Sprichwort:
pick a hill to die on.
@hatl und vor allem
@PostmodernAtheist, ihr habt Euch einen seltsamen
hill to die on ausgesucht. Bei kaum einem anderen Konflikt des 20. Jahrhunderts ist die rechtliche und moralische Verantwortlichkeit so klar verteilt wie dem Falklandkrieg. Großbritannien wurde angegriffen, es hat sich gewehrt, und ihm oblag keine Pflicht, dies nicht zu tun.
Dem Angegriffen eine moralische Pflicht zum Verzicht auf Gegenwehr aufzubürden, ist in meinen Augen moralisch verwerflich und erinnert doch sehr an Renate Künasts weltfremden Tweet, als sie der Polizei vorwarf, den Attentäter von Würzburg erschossen statt durch einen Schuss ins Bein unschädlich gemacht zu haben. Dieser Vergleich ist übrigens auch deshalb sehr zutreffend, weil die Polizisten seinerzeit nicht nur völlig rechtmäßig und, zur Abwehr einer Gefahr von sich selbst und anderen, moralisch korrekt handelten, sondern auch, weil schon manch ein mit Adrenalin vollgepumpter Gewalttäter noch mit zehn Kugeln in der Brust andere Menschen verletzt hat.
Die britische Regierung war 1982 in der Pflicht, die Bewohner der Falklandinseln zu schützen, und hat es auf die einzig verlässlich wirkende Weise getan. Ob Thatcher damit noch andere Absichten verfolgte, ist völlig einerlei, weil sie im Recht war, genau wie auch eine rechtmäßige Notwehrhandlung nicht dadurch unrechtmäßig wird, dass der Notwehrübende die Absicht hat, zu beweisen, dass er seinen Mann stehen kann.
Die Schuld – die rechtliche wie die moralische – liegt beim Angreifer, Recht muss Unrecht nicht weichen. Das festzustellen, ist kein Bellizismus, keine Kriegsbegeisterung – übrigens ein schäbiger Vorwurf –, sondern ein mit der Rechtslage im Einklang stehendes moralisches Werturteil.
Man kann für sich selbst beschließen, auf Gegenwehr zu verzichten, aber anderen diesen Verzicht abzufordern, dazu hat niemand ein Recht. Gegen
@PostmodernAtheist's Beharren auf einer angeblichen moralischen Pflicht Thatchers, die Invasion der Falklandinseln nicht gewaltsam abzuwehren, steht der erklärte Wille aberhunderter Falkländer, die nicht unter Galtieris Knute leben wollten.