Falsche römische Aufmarschstrategie gegen Parther und Perser?

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PontifexMinimus

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Warum haben die römischen Kaiser für ihren siebenhundertjährigen Kampf gegen die Parther und Sassaniden stets den beschwerlichen Landweg über den Balkan und Kleinasien gewählt und ihre Armee nicht mit ihrer Flotte in die Levante verlegt? Zumindest in den ersten Jahrhunderten, als man vorwiegend von Rom und Italien ausrückte, hätten man so die Vorteile der inneren Linie ausspielen können. Man hätte viel schneller auf Einfälle an der Ostfront reagieren können und die Marschverluste wären geringer gewesen. Die Kreuzfahrer sind viel später auch zur Nutzung des Seeweges übergegangen, auch wenn sie teilweise durch ihren Mangel an Kontrolle über die anatolische Landbrücke dazu genötigt waren.
 
Warum haben die römischen Kaiser für ihren siebenhundertjährigen Kampf gegen die Parther und Sassaniden
Ich würde von keinem siebenhundertjähtigen Kampf sprechen. Das Parthische Reich und seine Nachfolger waren immer ein gefährlicher Nachbar und Konkurrent, aber wir sollten vorsichtig sein, Geschichte durch die überlieferten Ereignisse (also die besonderen Ereignisse) zu betrachten. Die ereignislosen Zeiten haben einfach weniger bis keinen Nachschlag in der historiographischen Produktion gefunden.

stets den beschwerlichen Landweg über den Balkan und Kleinasien gewählt und ihre Armee nicht mit ihrer Flotte in die Levante verlegt?
Ist das so, sind jeweils die Aufmarschrouten überliefert?
 
Man hätte viel schneller auf Einfälle an der Ostfront reagieren können und die Marschverluste wären geringer gewesen.
Möglicherweise Bestand, nachdem das "Mare nostrum" von Piraten gesäubert war, lange Zeit kein Bedarf mehr an einer umfangreichen Marine im Mittelmeer. Das änderte sich erst in der Spätantike, als man wegen der Vandalen erneut "Flottenrüstung" betreiben musste.
Was das oströmische Militär betrifft: war da nicht einiges ohnehin an der Südostgrenze stationiert?
 
Ich würde von keinem siebenhundertjähtigen Kampf sprechen. Das Parthische Reich und seine Nachfolger waren immer ein gefährlicher Nachbar und Konkurrent, aber wir sollten vorsichtig sein, Geschichte durch die überlieferten Ereignisse (also die besonderen Ereignisse) zu betrachten. Die ereignislosen Zeiten haben einfach weniger bis keinen Nachschlag in der historiographischen Produktion gefunden.


Ist das so, sind jeweils die Aufmarschrouten überliefert?

Ich habe das neue Buch von Adrian Goldsworthy paraphrasiert, "Rome and Persia: The Seven Hundred Year Rivalry". Ich persönlich kenne keine längere kriegerische Rivalität in der Weltgeschichte als die zwischen Rom/Ostrom und den Arsakiden/Sassaniden. Verglichen damit waren die viel beschriebenen Hegemonialkriege zwischen Athen und Sparta sowie Rom und Karthago von kurzer Natur.

Eigentlich ja. Meines Wissens ist die Überlieferung, wo sie nicht ganz ausfällt, wenigstens noch so genau, daß sie den Anmarsch der kaiserlichen Armeen über Land verrät. Ich kenne keinen Fall, in denen die Kaiser mit einer Flotte angesegelt sind.
 
Warum haben die römischen Kaiser für ihren siebenhundertjährigen Kampf gegen die Parther und Sassaniden stets den beschwerlichen Landweg über den Balkan und Kleinasien gewählt und ihre Armee nicht mit ihrer Flotte in die Levante verlegt? Zumindest in den ersten Jahrhunderten, als man vorwiegend von Rom und Italien ausrückte, hätten man so die Vorteile der inneren Linie ausspielen können. Man hätte viel schneller auf Einfälle an der Ostfront reagieren können und die Marschverluste wären geringer gewesen.
Und man hätte einen (zumindest Fast-)Totalverlust der Armee riskiert. Wie etwa hier: Schiffskatastrophe vor Kamarina – Wikipedia Die Perser selbst hatten in den Perserkriegen gegen die Griechen mehrmals mit derartigen Schiffskatastrophen zu kämpfen.

Oder zumindest Verzögerungen. Als Caesar Ende 47 v. Chr. von Sizilien nach Afrika übersetzte, wurde seine Flotte durch einen Sturm zerstreut und traf erst nach und nach am Ziel ein.

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Zusätzlich zu dekumatlands und Reineckes Argumenten:
Um die Schnelligkeit einer Verlegung zur See nutzen zu können, hätte man stets eine ausreichend große Transportflotte bereithalten müssen (d. h. laufend Schiffe bauen, da antike Schiffe nicht Jahrzehnte hielten) - und nicht nur sie, sondern man hätte auch permanent genügend Vorräte speichern müssen, um die Armee während des mehrwöchigen Transportes zu See versorgen zu können. (Hätte man im Bedarfsfall erst mit dem Bau von Schiffen und dem Zusammenkarren von Vorräten begonnen, wäre der Zeitvorteil der Verlegung zur See wohl aufgehoben gewesen.) Und das alles, um alle paar Jahre - oder eher Jahrzehnte - Truppen schneller verlegen zu können? (Denn es herrschte ja keineswegs permanenter Kriegszustand. Kleinere Konflikte wurden mit den ohnehin regulär im Osten stationierten Truppen ausgetragen. Dass ein Kaiser wirklich Truppen aus dem halben Reich zusammenzog und mit ihnen nach Osten marschierte, kam nicht so oft vor.)
 
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Warum haben die römischen Kaiser für ihren siebenhundertjährigen Kampf gegen die Parther und Sassaniden stets den beschwerlichen Landweg über den Balkan und Kleinasien gewählt und ihre Armee nicht mit ihrer Flotte in die Levante verlegt?
Zum "siebenhundertjährigen Kampf" ist schon was gesagt worden, davon ab, standen doch spätestens ab dem 1. Jahrhundert n. Chr. (für vorher wäre ich überfragt) stets mehrere Legionen in den benachbarten Römischen Provinzen von Ägypte über die Levante bis nach Kleinasien, die für einen Krieg an diesem Schauplatz zusammengezogen werden konnten.

Wenn darüber hinaus noch Truppen dorthin verlegt worden sein sollten, wird das, je nach dem, wo die stationiert waren (Truppen aus dem westlichen Kleinasien oder dem Donau-Raum hätten den Schauplatz relativ schnell erreichen können) zu Fuß schneller machbar gewesen sein, als per Schiff.
Eine hinreichend große Transportflotte hätte man erstmal zusammenziehen müssen.

Zumindest in den ersten Jahrhunderten, als man vorwiegend von Rom und Italien ausrückte, hätten man so die Vorteile der inneren Linie ausspielen können.
Innenlinien sind vor allem dann bedeutsam, wenn man von miteinander im Bunde befindlichen Feinden an verschiedenen Fronten angegriffen wird.
In diesem Fall sind gut ausgebaute Innenlinien wichtig, um vor allem Reservetruppen zwischen den Fronten hin und her schieben zu können, so dass man auf feindliche Angriffe immer so reagieren kann, dass man eine nummerische Überlegenheit oder wenigestens ein ausgeglichenes Verhältnis hat, so lange es die verschiedenen Angreifer nicht schaffen, ihre Aktionen zu einer Mehrfrontenoffensive zu koordinieren.

Gegen nur einen Gegner, mit nur einer Front, benötigt man keine Innenlinien, weil es nicht notwendig ist in größerem Maße Reservetruppen zu verschieben um eine durch nummerische Überzahl des Feindes an verschiedenen Fronten drohende militärisches Krisis zu entschärfen.
Wenn man nur eine Front hat, konzentriert man seine Truppen eben dort, oder versucht von sich aus noch eine zweite zu eröffnen.

Insofern spätestens seit dem 1. Jahrhundert nach, von Ägypten bis Kleinasien stets mehrere Legionen standen, war auch immer genug vorhanden um jedenfalls rudimentären Widerstand zu leisten und weitere Truppen bei Bedarf hinzu ziehen zu können.

Man hätte viel schneller auf Einfälle an der Ostfront reagieren können und die Marschverluste wären geringer gewesen.
Die Frage ist, hätte das Sinn gemacht?

Aus ökonomischer Sicht und vielleicht auch aus Sicht einer bestimmten Herrschaftsethik heraus, macht es natürlich Sinn einen Angreifer möglichst schnell zurück zu schlagen.
Aus militärischer Sicht kann es logischer sein, sich zunächst mal passiv zu verhalten und den Feind in eigenes Territorium vorstoßen zu lassen, damit er seine Nachschublinien überdehnt und an Kampfkraft verliert, bevor man es zu Schlacht kommen lässt. Möglicherweise verbunden mit dem Verusch diesem Feind zunächst mal seinen Rückzugsweg zu verlegen, bevor man ihn angreift.

Gerade mit den Mobilen Truppen der Parther, die sich schnell auflösen und zurückziehen konnten, hatten die Römer immer Probleme.
Diese sofort zu stellen und zur Schlacht zwingen zu wollen, wäre immer darauf hinaus gelaufen, sich selbst in feindliches Territorium locken und da eine Schlacht zu den Bedingungenn des Gegners akzeptieren zu müssen, was in der Regel eine schlechte Idee ist.

Die Kreuzfahrer sind viel später auch zur Nutzung des Seeweges übergegangen, auch wenn sie teilweise durch ihren Mangel an Kontrolle über die anatolische Landbrücke dazu genötigt waren.
Nur zum Teil und man darf auch nicht übersehen, dass diese auch direkt in der Levante kämpften und noch mal aus ganz anderen Gegenden anrückten.
 
Ich habe das neue Buch von Adrian Goldsworthy paraphrasiert, "Rome and Persia: The Seven Hundred Year Rivalry". Ich persönlich kenne keine längere kriegerische Rivalität in der Weltgeschichte als die zwischen Rom/Ostrom und den Arsakiden/Sassaniden.
Ich gehe davon aus, dass auch Goldsworthy nichts von einem permanenten 700jährigen Kampf schreibt und er durchaus durchscheinen lässt, dass die Beziehungen differenzierter waren, als nur und allein kriegerischer Natur. Schließlich handelten beide Mächte auch miteinander und unterhielten auch diplomatische Beziehungen. Zwischen Augustus‘ Friedensschluss mit den Parthern und Nero waren die Beziehungen etwa friedlich. Also etwa 80 Jahre. Und das wird in den übrigen 620 Jahren nicht viel anders gewesen sein: zwischen kriegerischen Auseinandersetzungen werden Jahrzehnte des Friedens zwischen beiden Mächten geherrscht haben.
 
Die Kreuzfahrer sind viel später auch zur Nutzung des Seeweges übergegangen, auch wenn sie teilweise durch ihren Mangel an Kontrolle über die anatolische Landbrücke dazu genötigt waren.
Allerdings waren die Heere, die in den Kreuzzügen zur See in die Levante segelten, viel kleiner als die Heere, mit denen die römischen Kaiser - wenn sie wirklich einmal Truppen aus dem halben Reich zusammenzogen - gegen die Parther oder Perser marschierten. Und dennoch schafften es die Anführer der Kreuzzüge oft nicht, selbst ausreichende Flotten aufzustellen, sondern mussten sich Überfahrtkapazitäten bei Seestädten wie Venedig und Genua erkaufen. (Die fatalen Folgen dieser Abhängigkeit sind insbesondere aus dem 4. Kreuzzug bekannt.)
 
Allerdings waren die Heere, die in den Kreuzzügen zur See in die Levante segelten, viel kleiner als die Heere, mit denen die römischen Kaiser - wenn sie wirklich einmal Truppen aus dem halben Reich zusammenzogen - gegen die Parther oder Perser marschierten. Und dennoch schafften es die Anführer der Kreuzzüge oft nicht, selbst ausreichende Flotten aufzustellen, sondern mussten sich Überfahrtkapazitäten bei Seestädten wie Venedig und Genua erkaufen. (Die fatalen Folgen dieser Abhängigkeit sind insbesondere aus dem 4. Kreuzzug bekannt.)
Käme noch hinzu, dass die Kreuzfahrer auch nicht über ein entsprechend gut funktionierendes Straßen- und Stützpunktsstem verfügten, dass darauf ausgelgt war Legionen über Land schnell verlegen zu können.
Was die Kreuzfahrer an römischen Straßen noch nutzen konnen, war seit über einem halbn Jahrtausend nicht mehr vernünftig instand gehalten worden und auf ein römisches Armee-und Provinzialsystem, dass im Vorhineein dafür sorgen konnte, dass eine durchziehende Legion pünktlich und Regelmäßig Versorgung erhielt auch nicht.
 
Ich gehe davon aus, dass auch Goldsworthy nichts von einem permanenten 700jährigen Kampf schreibt und er durchaus durchscheinen lässt, dass die Beziehungen differenzierter waren, als nur und allein kriegerischer Natur. Schließlich handelten beide Mächte auch miteinander und unterhielten auch diplomatische Beziehungen. Zwischen Augustus‘ Friedensschluss mit den Parthern und Nero waren die Beziehungen etwa friedlich. Also etwa 80 Jahre. Und das wird in den übrigen 620 Jahren nicht viel anders gewesen sein: zwischen kriegerischen Auseinandersetzungen werden Jahrzehnte des Friedens zwischen beiden Mächten geherrscht haben.

Ich verstehe schon dein Argument, aber so gesehen waren auch die Beziehungen zwischen Hitler-Deutschland und der Sowjetunion überwiegend friedlich (1933-1941, also in acht von zwölf Jahren).
 
Und man hätte einen (zumindest Fast-)Totalverlust der Armee riskiert. Wie etwa hier: Schiffskatastrophe vor Kamarina – Wikipedia Die Perser selbst hatten in den Perserkriegen gegen die Griechen mehrmals mit derartigen Schiffskatastrophen zu kämpfen.

Ich vermute, das wird der Hauptgrund gewesen sein, wenn es denn überhaupt einen rationalen Grund gegeben hat (hinzu wird eine traditionelle Geringschätzung der Flotte gekommen sein). Denn eigentlich ständen in Rimini und Misenum, den beiden Hauptflottenstützpunkten, genügend Transportkapazitäten bereit. Und zu ihrer Ausweitung hatte man anders als die Kreuzfahrer auf die Ressourcen eines Weltreichs zurückgreifen können. Bereits im 1. Punischen Krieg konnten die Römer Heere zehntausende Soldaten über das Mittelmeer um Sizilien bewegen. Auch die Byzantiner führten später große amphibische Operationen durch, etwa bei der Wiedereroberung von Kreta. Die Römer hingegen haben ihr maritimes strategisches Denken nach Actium aufgegeben und sich dann den Rest der Antike auf die Sicherung der Seewege gegen Piraterie beschränkt.
 
Um die Schnelligkeit einer Verlegung zur See nutzen zu können, hätte man stets eine ausreichend große Transportflotte bereithalten müssen (d. h. laufend Schiffe bauen, da antike Schiffe nicht Jahrzehnte hielten) - und nicht nur sie, sondern man hätte auch permanent genügend Vorräte speichern müssen, um die Armee während des mehrwöchigen Transportes zu See versorgen zu können.
Ich hab mir gerade mal den Spaß gemacht, mal etwas mit Google Earth und den Entfernungen da herum zu spielen.

Wenn man eine Legion von der unteren Donau (Moesia) nach Kilikien hätte verlegen wollen, über die Via Pontica über Byzanz, Nikomedia, Ankyra, Tarsus und von da ins östliche Kilikien und an den Euphrat, wäre das je nach genauem Standort an der unteren Donau und dadurch, dass der tatsächliche Straßenverlauf etwas von relativ leicht nachzuzeichnenden Ideallinien abweicht, so about 1.500 Km gewesen.

Macht bei einer Marschgeschwindigkeit von about 30 Km am Tag rund 50 Marschtage, Verstärkung von den Legionsstandorten im südöstlichen Europa hätte also binnen zweier Monate per Landweg aufmarschieren können, in etwa dann wären die Truppen am Euphrat gestanden, bei planmäßigem Anmarsch.
Ruhetage eingerechnet, wäre das warhscheinlich binnen 60 Tagen zu machen gewesen.

Hätte man sie mit dem Schiff in die Levante bringen wollen, hätten sie die ersten 200-300 Km bis zur Küste um aufgenommen werden zu können ebenfalls marschieren müssen, macht ca. 10 Marschtage und in jedem Fall 1-2 Ruhetage.

Und um von den Häfen in der Levante direkt an die Grenze zu kommen wahrscheinlich auch noch mal 3-4 Marschtage und einen damit verbundenen Ruhetag.

Nehmen wir mal 60 Tage für den Landweg an und 15-16 die die Truppen, wenn sie auf dem Seeweg aus der gleichen Region gekommen wären noch immer zu Fuß hätten zurücklegen müssen, hinzukommend sicherlich noch 3-4 Tage Minimum um alles inklusive Verpflegung etc. auch tatsächlich zu verladen und wieder auszuladen, dann wäre man bei 18-20 Tagen, die davon wieder runter gehen.

Eine entsprechende Flotte hätte den Weg also in deutlich unter 40 Tagen schaffen müssen um signifikant sschneller zu sein, als die Legion auf dem landweg.
Bei günstigenn Winden möglicherweise machbar, bei Ungünstigen, wenn gerudert werden musste schon sehr viel schwieriger, zumal wenn improvisiert werden und zivile Schiffe hinzugezogen werden musste, die dafür eigentlich nicht gedacht waren, dass zusätzlich aufs Tempo gedrückt haben würde.

Bei Nachmessen komme ich auch für den Seeweg von Konstantinopel bis nach Kilikien oder zu den levantinischen Häfen auf eine Strecke von ann die 1.400 Km + (vorausgesetzt es wird einigemaßen in Sichtweite der Küstenlinie gefahren und je nach dem, welchen Hafen man anlaufen möchte).

1400 km in 40 Tagen, wären 35 Km am Tag, die bewältigt werden müssten, um zeitgleich mit den Truppen auf dem Landweg einzutreffen. Bei vielleicht 10 Stunden am tag guter Sicht, bei der tatsächlich Fahrt unternommen werden konnte, hätten das pro Stunde etwa 3,5 Km/h, also etwa 2 Knoten sein müssen.
Um signifikant schneller zu sein als der Landweg und damit den Aufwand auch zu rechtfertigen, wahrscheinlich in der Tendenz eher 3-4 Knoten.

Nun kenne ich mich mit der antiken Schiffahrt so überhaupt nicht aus, würde eine solche Geschwindigkeit konstant über 3-4 Wochen aber durchaus für eine stramme Leistung halten.


Ich denke für Truppenverlegungen aus der östlichen Hälfte des Reiches an die Grenze zum Partherreich, hätte der Seeweg keine wirklich signifikannten Vorteile ergeben, selbst wenn Transportflotte und Bevorratung jderzeit auf Abruf bereit gestanden hätten.
Um von der Unteren Donau in die Levante zu verlegen, wären das wahrscheinlich nicht mehr als eine oder anderthalb Wochen Zeitunterschied gewesen, von der mittleren Donau her vielleicht eher drei Wochen.

Aber ich denke, das hätte keinen signifikanten Unterschied gemacht, im Besonderen nicht, wenn von anderer Seite angegriffen wurde und ohne große Vorbereitungszeit reagiert werden musste.

Vor ca. anderthalb bis zwei Monaten nach Eintreffen der Nachricht, de facto also wahrscheinlich vor zweieinhalb bis drei Monaten, wäre da ohnedies nicht mit Verstärkungen zu rechnen gewesen und ohne dem, wäre wenn die vorhandenen Truppen zur Verteidigung nicht hinreichend gewesen wären, ohnehin jeder unbefestigte Platz bis dahin längst überrannt gewesen.

Und Belagerungen befestigter Plätze sind in so kurzer Zeit in der Regel eher nicht erfolgsversprechend.

Truppen noch weiter aus dem Westen zu nehmen, wäre als Rekation auf einen Angriff, wegen der Nachrichten und Anmarschwege, wahrscheinlich ohnehin nicht praktikabel gewesen, sondern nur im Fall von eigenen geplanten Angriffen.
Bei denen kam es aber nicht auf Reaktionsgeschwindigkeit an.

So groß sehe ich den Geschwindigkeitsvorteil beim Seeweg nicht.
 
Ich persönlich kenne keine längere kriegerische Rivalität in der Weltgeschichte als die zwischen Rom/Ostrom und den Arsakiden/Sassaniden.
Wie ist es mit der Rivalität zwischen Westfrankenreich/Frankreich und Ostfrankenreich/HRR/Deutschland?

Vom Ende des 9. Jahrhunderts bis 1945 sind das immerhin über 1000 Jahre. Natürlich wurde da auch nicht die ganze Zeit gekämpft, aber immer mal wieder.
 
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Vom Ende des 9. Jahrhunderts bis 1945 sind das immerhin über 1000 Jahre. Natürlich wurde da auch nicht die ganze Zeit gekämpft, aber immer mal wieder.
Eine Zeit lang ist gut.
Da wird im Grunde Jahrhundertelang nicht auf dieser Folie gekämpft.
Es gibt Auseinandersetzungen nach der Aufteilung des fränkischen Reiches, nachdem die spätestens im Hochmittelalter einigermaßen geklärt sind, ist Frankreich erstmal vowiegend mit der Auseinandersetzung mit dem Anglo-Normannischen-Machtblock und das Ostfrankreich, mit sich selbst und seiner Ostexpansion (Elbslawische Gebiete) beschäftigt, zeitweise verbünden sich ostfränkisch-deutsche Herrscherdynastien wie die Staufer und Luxemburger auch explizit mit Frankreich.

Zur wirklichen Dauerrivalität zwischen römisch-deutschem Kaiser und französischem König wird das eigentlich erst, seit dem Habsburg und Valois im jeweiligen Reich das sagen hatten und bei ihrem Versuch sich darüber hinaus eigene Hausmacht in Norditalien zu sichern aneinander gerieten und dann verstärkend die Problematik der Burgundischen Konkursmasse, nach dem Tod Karls d. Kühnen in der Schlacht von Nancy hinzu kam, gefolgt von der ebenfalls für Zündstoff sorgenden Verbindung Habsburgs mit Spanien.

Aber auch diese Dauerrivalität zwischen französischen Königen und den Kaisern des Heiligen Römischen Reiches endet eigentlich nach dem Österreichischen Erbfolgekrieg und der Revolutionierung des europäischen Mächtesystems durch das "renversement des alliances", in dem sich Habsburger mit Bourbonen verständigten, zusammenschlossen und gemeinsam gegen die britisch-preußische Allianz aggierten, womit sie im Prinzip eine ähnliche Politik betrieben, wie dass die Staufer und Kapetinger einst getan hatten, als sich gegen den mit den Welfen verbandelten annglo-normannischen Block verbündeten.
 
Zumal man die Rivalität zwischen französischen Königen und Habsburgerkaisern nicht einfach mit einer Rivalität zwischen Frankreich und HRR gleichsetzen kann. Es fanden sich immer wieder gewichtige Reichsfürsten, die Frankreich (gegen die habsburgischen Interessen) unterstützten; viele verhielten sich meist großteils neutral. Auch gegen Napoleon I. bildeten die deutschen Staaten keine geschlossene Front. Eine durchgehende Rivalität zwischen Frankreich und Deutschland als geschlossenen Blöcken bzw. Staaten gab es eigentlich nur 1870-1945. Tatsächlich Krieg führten sie nur dreimal, wobei zwischen den ersten beiden Kriegen mehr als vier Jahrzehnte Frieden lagen.
Die Römer hingegen haben ihr maritimes strategisches Denken nach Actium aufgegeben und sich dann den Rest der Antike auf die Sicherung der Seewege gegen Piraterie beschränkt.
Ist das so verwunderlich? Mit der Eroberung Ägyptens war die letzte bedeutende Seemacht neben Rom im Mittelmeerraum ausgeschaltet. Soweit verbliebene Mittelmeeranrainer (wie etwa das Reich von Herodes I.) über eigene Kriegsschiffe verfügten, stellten sie keinerlei Bedrohung für Rom dar. Eine große, aufwändige und kostspielige, Kriegsflotte zu unterhalten wäre ziemlich sinnlos gewesen.

Immerhin aber dürften die langwierigen Kämpfe zwischen dem Oströmischen Reich und den Persern in der Spätantike um Kolchis auch den Hintergrund gehabt haben, dass die Römer unbedingt einen persischen Flottenstützpunkt am Schwarzen Meer verhindern wollten.
 
Aus ökonomischer Sicht und vielleicht auch aus Sicht einer bestimmten Herrschaftsethik heraus, macht es natürlich Sinn einen Angreifer möglichst schnell zurück zu schlagen.
Aus militärischer Sicht kann es logischer sein, sich zunächst mal passiv zu verhalten und den Feind in eigenes Territorium vorstoßen zu lassen, damit er seine Nachschublinien überdehnt und an Kampfkraft verliert, bevor man es zu Schlacht kommen lässt. Möglicherweise verbunden mit dem Verusch diesem Feind zunächst mal seinen Rückzugsweg zu verlegen, bevor man ihn angreift.
Die Problematik war halt, dass die Parther den reichen Osten des Imperium Romanum plünderten. Das tat den Römern richtig weh und schadete der Reputation des Kaisers. Antiochia am Orontes war die drittgrößte Stadt des Imperium Romanum. Das war schon doof, wenn dort die Sassaniden einfielen.
 
Ja, sehe ich auch so. (Militärisches) Prestige war für das Kaisertum immer entscheidend, die Verteidungsfähigkeit war neben der zivilisatorischen Mission zur romanitas der raison d'etre des Imperiums schlechthin. Vor allem ging es im Osten auch darum, die Loyalität der zahlreichen Klientelstaaten und -städte nicht zu verlieren, die den Pufferkranz bildeten. Da konnte man sich die sprichwörtliche Parthertaktik gegen die Parther und Perser zeitlich gar nicht leisten.

Nebenbei bemerkt sind drei der größten römischen Generäle kurz vor ihrem geplanten Ostfeldzug gestorben (Caesar, Aurelian und Konstantin). Wer weiß, wie die mit den militärischen Herausforderungen umgegangen wären.
 
Die Problematik war halt, dass die Parther den reichen Osten des Imperium Romanum plünderten. Das tat den Römern richtig weh und schadete der Reputation des Kaisers. Antiochia am Orontes war die drittgrößte Stadt des Imperium Romanum. Das war schon doof, wenn dort die Sassaniden einfielen.


Mir ist durchhaus schon klar, warum in der Levante stets eine größere römische Truppenkonzentration vorhanden war.

Es ist ja durchaus so, dass diese Terrirotien nie ungedeckt waren und man von römischer Seite von daher grundsätzlich in der Lage war zu reagieren und dass was die Städte angeht, eine Belagerung und Plüderung wahrscheinlich nicht einmal vor dem Eintreffen weiterer Truppen vom Balkan auf dem Landweg umsetzbar war.
Im übrigen hätte der Schritt, den Feind wenigstens minderbedeutende Orte plündern zu lassen, den Vorteil ihn durch das Raubgut zu verlangsamen und dadurch möglicherweise einfacher stellen und aufreiben zu können.
Wer weiß, wie viel von Napoléons Grande Armée es über die Beresina geschafft hätte, wären die Soldaten nicht kiloweise mit kostbarem Beutegut aus dem zerstörten Moskau beladen gewesen, was in the long run, mächtig auf ihr Rückzugstempo drückte.

Es ging mir einfach nur um die Vorstellung, dass es unbedingt notwendig gewesen wäre den Feind umgehend mit sämtlichen Kräften, direkt an der Grenze anzugreifen.
Das es politisch erstmal am Prestige eines Herrschers kratzt, wenn bestimmte Teile des Territoriums aufgegeben und nicht verteidigt werden und dass das massiven wirtschaftlichen Schaden anrichtet, dass ist mir klar.
Auch KWII. war im Herbst 1914 nicht besonders glücklich darüber, dass v. Prittwitz nach der Schlacht bei Gumbinnen den Rückzug der 8. Armee in Richtung Weichsel antreten ließ und damit faktisch halb Ostpreußen inklusive dem für die preußische Monarchie symbolträchtigen Königsberg erstmal der russischen Invasionsmacht auslieferte.
Allerdings, nach der Schlacht von Tannenberg und der vollständigen Vernichtung der russischen Narew-Armee wird man nicht umhin kommen zu konstatieren, dass der militärische Erfolg den politischen und wirtschaftlichen Schaden wert war.

Wird ein Feind direkt an Grenze gestellt und angegriffen, ohne dass man selbst über größere Mengen mobiler Truppen verfügt, ist dass, was dabei heraus kommt in der Regel allenfalls ein Frontalsieg, von dem sich der geschlagene Feind nach Rückzug relativ schnell wieder erholen wird.
Erlabt man dem Feind sich im eigenen Territorium zu verzetteln und seine Versorgungslinie und Rüzugswege zu strapazieren, so dass man die möglicherweise parallel zu einer Schlacht oder vorher verlegen kann, ergibt sich möglicherweise die Gelegenheit zu einer Vernichtungsschlacht, mit der Perspektive nach vollständiger Ausschaltung der feindlichen Kräfte einen sehr viel effektiveren Gegenangriff auf dessen Territorium vorzutragen, als bei einem bloßen Frontalsieg, der die feindlichen Truppen intakt und reaktionsfähig lässt, die dann eigene Vorstöße in Feindterritorium und die eigenen Linien und Wege bedrohen.


Mehr als dass wollte ich im Grunde nicht darlegen und darauf hinweisen, dass es aus militärischer Perspektive heraus sinnvoller sein kann bestimmte politische und wirtschaftliche Schäden in Kauf zu nehmen um militärich leichter und schneller siegen zu können.
das geht natürlich nur, wenn die politische Leitung des Landes mitspielt oder wenigstens weitgehende Vollmachten in diese Richtung ausgestellt hat.
Allerdings in Fällen, in denen die römischen Kaier selbst ins Feld zogen und auf keinen politischen Chef Rücksicht zu nehmen brauchten, wären die natürlich frei gewesen entsprechend zu handeln.
 
Allerdings hatten die Kaiser ab dem 3. Jhdt. das Problem, ständig mit der Proklamation von Gegenkaisern rechnen zu müssen. Schon daher konnten sie es nur schwer in Kauf nehmen, als unfähig, schwächlich oder desinteressiert zu erscheinen. Gerade die Zivilbevölkerung von Antiochia und die Legionen in Syrien galten als besonders unruhig und zu Neuerungen geneigt.

Tatsächlich versuchten die Römer, den Osten durch Klientelstaaten, vorgeschobene Positionen in Nordmesopotamien und (vor allem in der Spätantike) die Anlage von Festungen bzw. die starke Befestigung von Städten zu sichern. (Bekannt ist durch den ausführlichen Augenzeugenbericht von Ammianus Marcellinus, der sich selbst in der Stadt befand, vor allem die Belagerung Amidas durch die Perser.)
 
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