Zunaechst mal mein Hallo an dich, es ist mir eine Freude mich hier ein wenig einbringen zu koennen. Ich stehe auch der Chronologiekritik nicht so ablehnend gegnueber wie manche anderen, da sie einen dazu bringt Argumente zu finden und Beweise zu nennenund nicht nur einfach abzuschreiben. Sehr oft wird nur abgeschrieben was auch nur abgeschrieben worden ist.
Ich lehne aber deine These, dass erst in der Bronzezeit der Bau von Fortifikationen denkbar ist ab. Deine Rueckfolgerung - vorausgesetzt ich habe dich richtig verstanden - dass daher sehr fruehe Fortifikationen falsch datiert sind halte ich daher natuerlich fuer unrichtig.
Nun zur Frage der Formen der Landwirtschaft in dieser sehr fruehen Zeit. Es gibt auch die these, dass die landschaft damals in diesen Gebieten ungewoehnlich fruchtbar war und die Desertifikation die diese Gebiete dann so entscheidend gepraegt hat in dieser sehr fruehen Zeit nicht gegeben war. Dies wird durch Pollenfunde usw unterstuetzt. Die Argumentation das also nur Bewaesserungsfeldbau eine ausreichende Anhauefung von Guetern ermoeglicht ist daher auch nur eine These fuer die es weder Beweise dafuer noch dagegen gibt. Wenn alles so spekulativ ist, will ich auch spekulativ sein und aus der Ableitung aus anderen Gebieten der Welt und anderen steinzeitlichen Kulturen behaupten, dass auch sehr grosse Fruchtbarkeit, das Vorhandensein grosser natuerlicher Ressourcen eine ausreichende Anhauefung schaffen kann.
Nun noch mal aber konkret zu deiner These:
Wegen fehlender Keramikfunde und C14-Daten aus den 60ern wird die Stadt mit Festung bereits in des 7. vorchr. Jht. eingestuft.
Die Einstufung ist tatsaechlich etwas, was man diskutieren koennte. Was man aber nicht diskutieren kann ist die von dir falsche Einordnung als Stadt mit Festung. Jericho ist keine Stadt mit Festung im Sinne der Definition dieser Woerter. Womit schon mal vieles wegfaellt.
Meine These ist, daß Festungsbau in der Art von Jericho eine stadtstattliche Organisation benötigt, um durchgeführt zu werden.
Da Jericho kein Festungsbau ist, ist das ohnehin meiner Ansicht nach ein falscher Ansatz. Ich will aber im weiteren auf dich eingehen und Festung nicht so eng definieren sondern im Allgemeinen Sinne als Befestigungsanlage definieren.
Meiner Ansicht nach überschätzt du vielleicht den Arbeitsaufwand zur Errichtung eines Turmes wie hier in Jericho.
Meiner Ansicht nach und diese leite ich aus vielen historischen Beispielen ab, ist keine stadtstaatliche Organisation notwendig um einen Turm wie in Jericho zu errichten.
Meine Frage an dich ist daher nun konrket: Warum setzt ein Festungsbau in der Art von Jericho eine Stadtstaatliche Organisation voraus ?
Deine Erklaerung halte ich aus folgenden Gruenden fuer unrichtig:
Der hohe Aufwand an Personal und Arbeitsleistung wird eigentlich nur aufgewandt, wenn etwas schützenswertes sich in der Festungs befindet.
Diese Form von Denken ist aber ein modernes Denken. Selbst im Mittelalter wurden viele Burgen nicht gebaut weil sie militaerisch sinnvoll oder notwendig waren. Viele Burgen wurden sogar so schlecht gebaut das sie fortifikatorisch sinnlos waren, was wirklich die Frage stellt warum sie so gebaut wurden.
Darueber hinaus ist dieses Denken ein Modernes, dass der heutigen Kultur folgend den Schutz des Eigentums von Wertvollen Guetern ueberhoeht. Man verkennt oft mit wieviel Irrationalitaet aus heutiger Sicht Menschen frueher gehandelt haben.
Man koennte aber noch weiter ausgreifen und auch Menschenleben, Nahrungsvorraete und Saatgut als ausreichend wertvoll ansehen um sie zu schuetzen. Auch Goetterbilder oder Heilige Gegenstaende koennten als schuetzenswert genug betrachtet worden sein.
Ich will noch mal den Punkt aufgreifen den ich anfangs genannt habe, dass dort damals eine Gegend des Ueberflusses war die eine ausreichend differenzierte Gesellschaft hervorbringen konnte !
Warum dann eine Festung fuer Saatgut ?! Die Antwort ist, dass sich die Landschaft genau zu der zeit wo Jericho gebaut wurde drastisch veraenderte und die Desertifikation begann.
Meiner Ansicht nach hat es sich so verhalten, es entwickelten sich gesellschaftlich differenzierte Gruppen, dann anderte sich die Landschaft und die Lebensgrundlagen schrumpften schlagartig zusammen, in der folge dessen wurde Saatgut zum wesentlichen Gut das man vor anderen Gruppen schuetzen musste. In einer desertifizierenden Umwelt kommt es zu Duerren. Verliert eine Gruppe in einer Duerrre ihr Saatgut, so ist das ihre Vernichtung wenn es ihr nicht gelingt neues zu erbeuten.
Ich will als sehr gutes Beispiel fuer Befestigungsbauten dieser Art die Festungsanlagen der Berber in Nordafrika nennen. Die Berber errichten dort Anlagen in denen sie vor allem Saatgut und Lebensmittel einlagern. Diese Anlagen haben Burgartige Ausmasse.
Jericho passt eigentlich sehr gut in dieses Schema. Ein Schutzbau einer Gruppe in einer Krisenzeit um ihr Saatgut und Lebensmittel zu schuetzen.
Dieser Preister organisierte die Anhäufung landwirschaftlicher Güter beim Tempel (Tempelwirtschaft) Datierung derzeit 3. Jht. v. Chr.
Ich sehe dies anders. Aus vielen anderen Beispielen von Kulturen weltweit weiss man, dass es nicht notwendig ist, dass erst ein Priester und ein Tempel da sind um dort Landwirtschaftliche Gueter anzuhauefen. Auch in weniger entwickelten, egalitaereren Gesellschaften koennen Gruppen Orte schaffen in denen sie ihre Lebensmittel lagern.
Es ist sogar meiner Ansicht nach vielleicht in vielen Orten moeglich, das Priester wie Tempel aus solchen Lagerstaetten und ihren Verwaltern entstanden sind.
Durch Anhäufung von Gütern ist man in der Lage, Handel in größerem Stil zu betreiben. Jetzt kommt der Bedarf an Festung auf, da die einsetzende Schatzbildung (Vorratshaltung vom Metallen) geschützt werden muß.
Das ist eben das verfälschende moderne Denken das Metall mehr Wert zubilligt als Saatgut. Noch lange bevor es Priester gab, als es nur Schamanen gab, gab es schon Saatgut. Gerade die schlechten Methoden, die wenig entwickelte Landwirtschaft, und Klima- und Landschaftsveränderungen machten gerade eben Saatgut besonders wertvoll. Bevor Menschen sich in Staaten organisierten hatte jede gruppe nur Saatgut fuer sich selbst. Es war zwingend notwendig dieses geschuetzt zu lagern wenn man ueberleben wollte.
In dieser Zeit waren Metalle (Gold und Kupfer waren bekannt) dem Saatgut voellig nachrangig, ging das Saatgut verloren, war das Ueberleben in Frage gestellt.
Daher gehe ich davon aus, dass schon sehr frueh Plaetze der Lagerung von Saatgut von Gruppen die sich sehr auf die landwirtschaft und den Anbau von Getreide spezialisiert hatten befestigt und geschuetzt wurden.
Im weiteren gab es echte Festungen in vielen Teilen der Welt lange bevor es dort Handel gab. Militaer kann sich auch ohne Handel entwickeln, ueberhaupt wird der Handel in frueheren Zeiten ueberschaetzt. Auch dies ist eine Folge unserer heutigen Kultur und der aus ihr folgenden kulturell eingefaerbten Sichtweise.
Unter diesem Gesichtspunkten kommt eine neolithische Festung in Jericho, der die Feinde eigentlich fehlen müßten, nach konventioneller Datierung um ca. 4-5000 Jahre zu früh.
Wie ich es ausgefuehrt habe kann ich diese Sichtweise nicht teilen. Aus den von mir ausgefuehrten Argumenten komme ich zu folgenden Schlussfolgerungen:
Du ueberschaetzt meiner Ansicht nach den Arbeitsbedarf und die fuer die Errichtung einer solchen Fortifikation notwendige Zahl von Leuten
Du unterschaetzt drastisch die Bedeutung von Saatgut fuer die sehr fruehen Ackerbaukulturen
Du ueberschaetzt meiner Ansicht nach drastisch die Bedeutung des handels in dieser fruehen Zeit. Selbst die Schatzbildung ab der Bronzezeit erfolgte kaum aus Handel sondern aus Tributen, Kriegszuegen, Minen im Herrschaftsgebiet usw
Eine gesellschaftliche Differenzierung ist meiner Ansicht nach schon viel frueher denkbar, selbst steinzeitliche Jaeger Kulturen in anderen Gebieten der Welt haben schon eine viel weiter gehende gesellschaftliche Differenzierung als sie allgemein heute fuer die Europaeische Steinzeit angenommen wird.
Siedlungsreste oder Grabbeigaben im Neolithikum lassen meines Erachtens keinerlei ausreichende soziale Differenzierung erkennen,
Dass die Funde keine solche Erkennen lassen bedeutet nicht, dass es keine gab. Die Idee eines Urkommunismus halte ich fuer falsch. Wer will den feststellen, wer damals wieviel der Nahrungsmittel erhielt, wer wieviel arbeitete usw Man folgert dergleichen aus Grabfunden, aber das kann auch taueschen. Es ist nicht zwingend notwendig, das Anfuehrer automatisch deutlich mehr Grabbeigaben hatten.
Das ist immer das Problem wenn man eine echte Subsidenzwirtschaft betrachtet die kaum Gueter besitzt. Eine solche Gesellschaft ist nicht zwingend elagitaer, sie ist nur zwingend sehr arm.
Aber selbst wenn es keine starke gesellschaftliche Differenzierung gab bedeutet dies nicht, das bestimmte Gruppen nicht fuer sehr wertvolle Gueter wie Saatgut oder Heilige Religioese Gegenstaende Schutzanlagen errichtet haben.