Finnlandisierung

Freund07

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Hallo

Dieses Thema könnte man auch gut und gerne in der jüngeren deutschen oder, allgemeiner, der europäischen Geschichte behandeln. Mit dem in Westeuropa und Nordamerika geprägten Begriff wurde die Übernahme des finnischen Weges in der Gestaltung der Außenpolitik, besonders gegenüber der Sowjetunion, sowie der Einfluß (?) der Sowjetunion auf die finnische Innenpolitik, in den Jahren 1948 bis etwa 1986, gemeint. Den finnischen Regierungen wurden vom Westen, vorallem den USA, vorgeworfen, eine von der Sowjetunion abhängige und hörige Nation zu sein. Ich empfand das immer als sehr beleidigend und falsch. Auf Grund der Geschichte, Ereignisse 2. Weltkrieg, hat sich Finnland 1948 entschlossen, einen Vertrag über Freundschaft, Zusammenarbeit und Beistand mit der sowj. Regierung abzuschließen. Die Sowjetunion hat sich damit natürlich einen gewissen Einfluß auf Finnland gesichert, aber hat die USA nicht Ihre Einfluß auf ähnliche Weise gesichert? In Finnland konnte, trotz dieses Vertrages oder gerade wegen dieses Vertrages, eine Demokratie, westlicher Prägung, aufgebaut werden. Außenpolitisch war Finnland immer Neutral, hat sich nicht, wie z. B. Großbritanien, Frankreich oder Belgien an Kriegen (Afrika und Naher Osten) beteiligt. Im Gegenteil hat Finnland seine Neutralität zur Gestaltung einer aktiven Außenpolitik genutzt, die der Verbesserung der Sicherheit und Zusammenarbeit der Völker in Europa (KSZE, 1975 in Helsinki) gedient hat. Ich habe vor dem finnischen Weg den größten Respekt, gerade weil sich die Finnen, als westlich orientierte Nation, damit den unwillen der Führungsmacht des Westens, den USA, zugezogen haben.
Wie steht Ihr zu diesem Begriff? Ist der finnische Weg von damals, gerade aus heutiger Sicht, als wirklich negativ zu bewerten?
 
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Ich sehe das genau wie Du. Finnland hat zwei schwere Kriege mit der UdSSR ausgefochten und bei beiden wurde vorzeitig ein Waffenstillstand geschlossen. Im ersten Fall - dem Winterkieg 1939/40 - weil die eigenen Truppen der russischen Offensive nicht mehr standhalten konnten und beim zweiten Mal - dem Fortsetzungskrieg 1941-1944 - weil abzusehen war, dass Deutschland den Krieg verlieren würde und Finnland als Verbündeter dann mit in den Strudel des Untergangs gerissen worden wäre.

Die Nachkriegspolitik wurde dann sinnvollerweise gegenüber den Russen defensiv ausgerichtet.
Zwar hat man größere Gebiete abtreten müssen, doch letztendlich konnte Finnland seine Unabhängigkeit bewahren und das ist ein sehr großer Erfolg.

Für mich ist der Begriff "Finnlandisierung" ein Schimpfwort. Soweit ich informiert bin, wurde er bei uns maßgeblich durch F.J. Strauss geprägt.
 
Saxnot schrieb:
Für mich ist der Begriff "Finnlandisierung" ein Schimpfwort. Soweit ich informiert bin, wurde er bei uns maßgeblich durch F.J. Strauss geprägt.

Finnlandisierung ist ein Wieselwort, niemand weiss wo es herkam, ab und zu wird es ausgegraben. Existiert hat es in modernen Mächen.
 
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