Da stimme ich zu. Ich finde Delbrück hier etwas irritierend, sonst ist er gut nachvollziehbar.
Es ist aber hier doch naheliegend, daß Dareios inmitten seines eigenen Reichs und in höchster Not mehr Truppen mobilisieren kann und will als Alexander mit seinem Expeditionsheer.
Das mehr, steht ja außer Frage (warum eigentlich?), aber solange wir nicht wissen, wie die Militärorganisation der Perser war, spricht für mich auch nichts dafür, dass Dareios auf einmal so ein Riesenheer aufstellte. Wo blieb das eigentlich nach Gaugamela? Taucht das Riesenheer in der Schlachtbeschreibung (im Verlauf) selbst auf? Natürlich ist auch Delbrücks Annahme, die bei ihm fast wie eine Gewissheit klingt, dass Dareios mit dem Riesenheer hätte Alexander platt machen können, auch nicht ganz astrein. Woher wollte Delbrück wissen, dass Dareios dazu das Zeug hatte überhaupt logistisch die Truppen, die ihm zur Verfügung standen, zu bewegen? Für mich steht beides nebeneinander. Es erscheint unplausibel wie sich Perser und Makedonen auf den Flügeln verhielten, wenn die Front durch die Übermacht der Perser hätte soviel breiter sein müssen (v.a. bezogen auf die weite Übermacht an Reitern, die naturgemäß weit mehr Raum als die Infanteristen einnahmen) als die makedonische.
Im Grunde argumentierte Delbrück für Gaugamela genauso wie für Marathon, Issos und die anderen Perserschlachten: das Perserreich war groß, aber die eingesetzten Truppen klein, weil es logistisch nicht machbar war aus den Satrapien die Kontingente heran zu ziehen. Die Perser setzten, laut Delbrück, vornehmlich ihre eigenen starken Truppen ein, während sie auf die unterworfenen Völker nur minimal oder als Söldner eher innerhalb der Verwaltungsbezirke zurückgriffen. Die Beweisführung ist immer die selbe. Delbrück rollt die Erklärung am Verlauf der Schlachten selbst auf. Eine gewaltige persische Übermacht hatte Delbrück in der Quintessenz der Quellen nicht finden können, zumindest wenn er den Verlauf der Gefechte zur Grundlage nahm. Wenn diese Überlegungen auf die anderen, früheren Perserschlachten zutrafen, dann erschließt sich mir nicht, warum das nicht auch für Gaugamela ziehen sollte, zumal - wie gesagt - viele Gebiete zu dem Zeitpunkt schon für Dareios verloren waren. Gerade die griechischen Söldner konnte Dareios, laut Delbrück, nicht wieder auftreiben, da ja die Verbindung zu der griechischen Mittelmeerküste oder gar dem Peleponnes ganz abgerissen war.
Freilich kann man auch den Verlauf den Schlachten geringer gewichten und die Zahlenwerte höher schrauben. Dann sollte man aber, m. E. einen guten Teil von Delbrücks Überlegungen auch ganz verwerfen.
In den alten Geschichtsbüchern daheim hatte ich immer den Eindruck, dass man einfach gern ne Null strich. Z.B. bei Marathon. Nach dem Motto: Ne Million ist arg unglaubwürdig - machen wie 100.000 draus. =) Die Herangehensweise ist dann natürlich arg beliebig. Wenn man meint, ohne die Möglichkeiten der Zeit zu berücksichtigen einfach so stutzen zu können, kann man m. E. auch einfach die Million Perser stehen lassen, welche dann von 8.000 wackeren Hellenen niedergekämpft wurden. Auf die Null kommt es dann auch nicht an...