Ich bin mir nicht sicher, ob das den Zeitrahmen nicht allzu sehr sprengen würde. Ich kann "Thanepower's" Posting auch nicht ganz nachvollziehen, da mir einfach das nötige Grundwissen fehlt. Mit Napoelon kenne ich mich weniger aus.
Ich hab mich heute den ganzen Tag lang durch zahlreiche Bücher und Internetseiten gequält ...
Mit den zwei Positionen (Nepperdey und Rürüp) auf dem mir vorliegenden Blatt kann ich leider recht wenig anfangen. Hab sie ein Dutzend mal durchgelesen, aber ich verstehe es einfach nicht ...
Poste einfach mal das, was ich bisher erarbeitet habe. Sagt mir ruhig eure Meinung - wahrscheinlich ist es falsch oder verfehlt. (Ich war mir nicht sicher, wie viel an historischen Hintergrund nötig ist etc.)
Mit den Wirklichen Ursachen des Scheiterns bin ich auch nicht so weit, da es mir unglaublich schwer fällt, alles zu verstehen.
Werde dann wahrscheinlich noch auf Alternativen und Auswirkungen eigehen müssen und mir fehlt noch ein konkreter Plan, wie man eine Diskussion einleiten könnte?! Vllt. nach alternativen Vorschlägen fragen?
Wär lieb, wenn jemand sich die Zeit nehmen könnte ... kann aber auch verstehen, wenn nicht, da es VIEL ist.
1. Einleitung
Die deutsche Revolution von 1848/49 ist ohne Frage die Basis für die weitere demokratische Entwicklung Deutschlands. Durch sie wurde der nationalstaatliche und freiheitliche Gedanke so tief im Bewusstsein der Bevölkerung verankert, sodass diese fortschrittliche Entwicklung nicht mehr aufzuhalten oder gar umzukehren war. Durch die Revolution war nichts mehr so wie vorher.
Im Folgenden möchte ich mich mit der Kontroverse um das Scheitern der Revolution befassen und die Meinungen zwei bekannter Historiker vorstellen - wobei man aber gleich sagen muss, dass eine Beurteilung des Scheiterns nicht wirklich leicht fällt.
Auf der einen Seite erschweren das komplexe Geschehen und seine historischen Hintergründe eine eindeutige Schuldzuweisung.
Auf der anderen Seite haben die Ereignisse und Ergebnisse von 48/ 49 das politische Schicksal Deutschlands so nachhaltig negativ beeinflusst, dass das später unter geänderten Vorzeichen gegründete Reich eine verhängnisvolle Entwicklung bis in den Weltkrieg oder gar darüber hinaus genommen hat. In diesem Zusammenhang spricht man auch von einem deutschen „Sonderweg“.
Um der Antwort der anfangs gestellten Frage näher zu kommen, möchte ich zunächst kurz den groben historischen Verlauf der Revolution darstellen.
2. Historischer Verlauf/ Ursachen
Der Gegensatz zwischen staatlichem Beharren und liberalen bzw. nationalen Forderungen spitzte sich im Jahre 1848 zu. In Paris zwangen Revolutionäre den „Bürgerkönig“ Louis Phillippe zu Abdankung, riefen die Republik aus (Februarrevolution) und lösten damit im März ’48 eine Welle von revolutionären Bewegungen in fast ganz Europa aus.
Eine der Ursachen für die deutsche Revolution war die wirtschaftliche Rezession von 1847. Arbeitslosigkeit und eine Hungersnot versetzten das Volk in Aufruhr.
In Dtld. gab es drei Zentren der Revolution. Sie begann in Süddeutschland und griff auf Wien und Berlin über. Dort erzwang sie die Berufung liberaler Regierungen in den Einzelstaaten (die so genannten Märzkabinette) und die Durchführung von Wahlen zu einer verfassungsgebenden Nationalversammlung (Paulskirche/ Frankfurt am Main).
Diese fand sich im Mai ’48 zusammen, um die Verfassung für einen gesamtdeutschen Staat zu erarbeiten. Es bildeten sich drei große Fragekreise heraus:
• Staatsform (zur Diskussion standen nationalstaatliche Republik und Monarchie → Wahl- oder Erbmonarchie)
• Staatsgebiet (Umstritten war, ob ein geeintes Deutsches Reich Österreich, das nicht-deutsche Gebiete umfasste, einschließen sollte (großdeutsche), oder nicht (kleindeutsche Lösung)
• Staatsorganisation (bundesstaatliche Lsg. mit relativ großem Einfluss der Einzelstaaten konkurrierte mit Vorschlag eines zentralistischen Staates)
Nach den mit den Märzerrungenschaften relativ rasch erkämpften Erfolgen (z.B Aufhebung der Pressezensur od. Bauernbefreiung), geriet die revolutionäre Bewegung ab Mitte 1848 zunehmend in die Defensive.
Auch die vor allem im Herbst 1848 und bei der Reichsverfassungskampagne im Mai 1849 neu aufflammenden Höhepunkte der Erhebungen, die regional teilweise bürgerkriegsähnliche Ausmaße annahmen, konnten das letztliche Scheitern der Revolution in Bezug auf ihre wesentliche Kernforderung nicht mehr aufhalten.
Bis Juli 1849 wurde der erste Versuch, einen demokratisch verfassten, einheitlichen deutschen Nationalstaat zu schaffen, von Gegenrevolutionären Truppen (überwiegend preußischen und österreichischen Truppen) gewaltsam niedergeschlagen.
Der preußische König lehnte daraufhin (28.04.49) die Kaiserkrone ab. Damit hatte die Revolution ihr Hauptziel verfehlt.
3. Ziele der Revolutionäre (Wikipedia → muss überarbeitet werden, wenn überhaupt relevant?!)
Die Revolutionäre in den deutschen Staaten strebten politische Freiheiten im Sinne demokratischer Reformen und die nationale Einigung der Fürstentümer des Deutschen Bundes an. Sie vertraten vor allem die Ideen des Liberalismus. Dieser spaltete sich jedoch im weiteren Revolutionsverlauf und danach zunehmend in verschiedene Richtungen auf.
Stark an den revolutionären Aktivitäten und Aufständen vor Ort beteiligt waren auch Kreise mit radikaldemokratischen, sozialrevolutionären, frühsozialistischen bis hin zu anarchistischen Zielvorstellungen. Diese wirkten vorwiegend außerparlamentarisch, in den Parlamenten waren sie unterrepräsentiert oder gar nicht vertreten. In den bestimmenden Gremien der Revolution konnten sie sich daher nicht durchsetzen.
Außerhalb des Deutschen Bundes strebten Länder und Regionen, die dem Habsburgerreich Österreich angegliedert waren, die Unabhängigkeit von dessen Vorherrschaft an. Dazu gehörten Ungarn, die polnischen Provinzen sowie die oberitalienischen Fürstentümer. Zudem setzten sich die Revolutionäre im überwiegend von Polen bewohnten Teil Posens für die Loslösung von der preußischen Herrschaft ein.
Auf die politischen Hintergründe möchte ich aus Zeitgründen nicht eingehen.
4. Ursachen für das Scheitern der Revolution
Was die Bewertung der Ursachen für das Scheitern angeht, kristallisierten sich in den Historikerkreisen Kontroversen heraus. Es lassen sich drei Positionen unterscheiden: Marxistisch geprägte Autoren bezichtigen die Liberalen des Verrates an der Revolution; Autoren, die der damaligen demokratischen Bewegung zuneigen sind, betonen das Versagen der liberalen Politik; Autoren, die den historischen Liberalen nahe stehen, machen die Radikalität der Demokraten verantwortlich.
(…) ???
Im Folgenden möchte ich noch die Ansichten der Historiker Thomas Nipperdey und Reinhard Rürup vorstellen:
Für Nipperdey waren weder die Liberalen, die sich aus Sorge vor linksextremer Radikalisierung und Bürgerkrieg nicht deutlich genug von den alten Mächten distanzierten, noch die Radikalen, deren Sorge vor der Gegenrevolution sie zu übereiltem Vorgehen verleitete schuld am Scheitern der Revolution.
Letztendlich war die Vereinbarungsstrategie der Liberalen nicht erfolgreicher als die Konfrontationsstrategie der radikalen Kräfte. Die Spaltung der bürgerlichen Bewegung in Liberal-Konstitutionelle und radikale Demokraten bewirkte wohl eine Schwächung der Revolution, war aber nicht der entscheidende Grund für das Scheitern. Laut Nipperdey war die eigentliche Ursache des Scheiterns, die Vielzahl der Probleme und ihre Unlösbarkeiten. Man wollte einen Staat gründen und eine Verfassung durchsetzen, beides zugleich, und das angesichts gravierender sozialer Spannungen. Man sollte die Tatsache beachten, dass auch in Frankreich, wo die Probleme einfacher waren, und auch in Italien die Revolution gescheitert ist.
Nipperdey ist der Auffassung, dass es das großdeutsche - kleindeutsche Problem und das Problem des österreichischen Nationalitätenstaates und seiner nationalen Konflikte waren, die am meisten zum letztendlichen Scheitern beitrugen.
Sie haben schon eine schnelle im Sommer unmöglich gemacht, haben die ersten großen Siege der Gegenrevolution in Österreich ermöglicht, haben die Einheit der Revolution seit dem Herbst so erschüttert, dass ein gemeinsames Handeln nicht mehr möglich war, haben die Entscheidung dann auf Preußen zugespitzt. Sie letzten Endes haben die Revolution in den Wettlauf mit der Zeit gebracht, den sie nicht gewinnen konnte.
Wie auch Karl Marx erkennt Nipperdey in der Wirtschaftsrezession von 1847/48 einen entscheidenden Faktor für die Revolutionsstimmung im Volk. Eine Agrarreform und ein erneuter wirtschaftlicher Aufschwung bewirkte das Ausscheiden der Bauern und schwächte den Revolutionswillen der Massen.
Laut Nipperdey ist das Ergebnis der Revolution ist nicht nur das Scheitern. Die Revolution hat über alle Eliten hinweg eine nationale Öffentlichkeit geschaffen, eine nationaldemokratische Nation.
Der Historiker Reinhard Rürup ist der Meinung, dass viele aufeinander einwirkende Faktoren sich gegenseitig verstärkten und letztendlich zum Scheitern führten.
Das sind zum einen die Stärke der konservativen Kräfte die vorübergehend handlungsunfähig waren, die vielen Schauplätze der Revolution mit dem Fehlen einer Hauptstadt bzw. eines Entscheidungszentrums. Zum anderen auch die unterschiedlichen wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Interessen innerhalb der Volksbewegung, die fehlende Vorbereitung der Revolution. Und letztendlich trug auch der Mangel an gut durchdachten politischen Konzepten und die Unentschlossenheit und Selbstüberschätzung vieler Beteiligter einen entscheidenden Teil zum Scheitern bei.
Laut rürup sollte man dennoch nicht den Fehler machen, das Scheitern im Nachhinein als unvermeidlich erscheinen zu lassen.