Hallo,
Kann mir jemand erklären, wie die offiziell neutrale Haltung der US-Regierung im spanischen Bürgerkrieg 1936-39 begründet wurde?
Hallo,
ist zwar schon etwas älter, aber vielleicht sind die Informationen interessant:
Die deutsche Botschaft berichtet am 11.8.1936 über eine große Unruhe in der Presse der USA bezüglich deutscher Interventionsabsichten. Die Botschaft erhielt zahlreiche Protesttelegramme und übersandte eine Auswahl nach Berlin.
Am 31.12.1936 informierte die US-Regierung, dass sie einen Ausfuhrantrag eines US-Unternehmens über Flugzeuge und Maschinen im Wert von 2,8 Mio. US-D nicht ablehnen konnte, da die entsprechende joint resolution des Kongresses nur ein Waffenembargo gegen kriegsführende Staaten, nicht aber für den Fall eines Bürgerkrieges (Unanwendbarkeit der joint resolution) vorsehen würde. Die bisherigen Anträge seien abgelehnt worden, begründet mit den patriotischen Gründen der Nichtinterventionspolitik der USA. Über die nun durchgesetzte Genehmigung drückte die USA ihr Bedauern aus, verwies aber darauf, dass der Versand nicht vor Ablauf von 6 Monaten erfolgen würde (was sich als unzutreffend herausstellte).
Hier setzte wohl ein gerichtlich-politisches Wettrennen im Dez.36/Jan.37 ein, vor einer Verschärfung der joint resolution zur Durchsetzung des Embargobeschlusses hatte die spanische MS Mar Cantabrico mit dem Material tatsächlich bereits die Hoheitsgewässer der USA verlassen (Bericht vom 6.1.1937). Die Waffenkäufe waren durch eine Firma der Spanischen Regierung in den USA getätigt worden.
Im State Department herrschte über den Vorgang große Bestürzung, man fürchtete, in die europäischen Verwicklungen durch entsprechende Vorwürfe der Waffenlieferungen einbezogen zu werden, was auf keinen Fall erfolgen sollte. Parallel wurden auch zahlreiche amerikanische Waffenverkäufe an lateinamerikanische Länder und Mexiko gemeldet, die wohl über diesen Umweg in den letzten 6 Monaten nach Spanien gegangen waren. Passend dazu sind die Berichte über Curtiss-Flugzeuge im Spanischen Bürgerkrieg.
Offizielle Haltung 1936-1938 war folglich die strikte Nichteinmischung der USA, begründet mit "nationalen Interessen". Dazu passend erging im April 37 das Neutralitätsgesetz, allerdings mußte der Präsident jeweils den herrschenden Kriegszustand feststellen. In diesem Fall durften Lieferungen an keine keine Seite erfolgen (ansonsten galt ein cash and carry). Das Gesetz war heftig zwischen Isolationisten und Aktivisten umstritten, im Oktober 1937 erging dann die "Quarantäne-Rede" Roosevelts, nach den diplomatischen Erklärungen vorrangig auf die Angreifer-Staaten Italien (a. a. wegen Spanien) und Japan bezogen, Deutschland abgestuft einbeziehend ebenfalls wegen des Engagements in Spanien.
Quelle: ADAP, Serie D, Band III: Deutschland und der spanische Bürgerkrieg, Band I: Von Neurath zu Ribbentrop.
Grüße
Thomas