Ich hab mal wieder zu einem meiner Lieblingsbücher gegriffen und hier sind ein paar Textstellen daraus. Es handelt sich dabei um: Richard van Dülmen, Kultur nnd Alltag in der frühen Neuzeit, Band 2, München 1992. In Klammer schreibe ich die jeweils von van Dülmen angegebenen Quellen dazu.
Für das Ende des 18. Jahrhunderts S. 17f:
"Im Herzogtum Braunschwieg fiel der Anteil der Vollbauernstellen von 89% 1685 auf 68% 1760, [...] Nicht nur der Anstieg selbst ist hier aufschlußreich, sondern die Zunahme der Leineweber unter diesen Nahrungsstellen. Dies ist ein Hinweis darauf, daß die ärmeren Schichten der Dorfbevölkerung in den Sog der Protoindustrialisierung gerieten [...] Zugleich erhalten wir hier in dieser Statistik einen Einblick in die Zahl der ländlichen Handwerker: 1760 gab es unter 975 Hofinhabern 311 Handwerker. Neben den Leinewebern (134 [...]) sind in dieser Region 36 Hirten, 28 Schneider, 25 Schäfer, 19 Müller, 17 Tagelöhner, 16 Schmiede, 11 Stellmacher, 10 Schuster und 6 Krüger genannt." (W. Achilles: Vermögensverhältnisse braunschweigischer Bauernhöfe im 17. und 18. Jahrhundert, 1965)
Für Innsbruck 1605 (sollte sich aber im 18. Jh nicht sooo grundlegend verändert haben) mit damals rund 5200 Einwohnern S. 94:
"Von den rund 110 Branchen stand das Handwerk der Schneider mit 24 Betrieben an der Spitze, dann folgten die Bäcker (22), Wirte (21), Tischler (18), Schuster (17), Metzger (13), Weber (12), Maurer (8), Sattler (8), Kürschner (8), Zimmerleute (7), Schlosser (7), Goldschmiede (7), Weißgerber (7), Rotgerber (6), Barbiere (5), Schweinemetzger (5), Hafner (5). Mit jeweils einem Betrieb sind vertreten die Bildhauer, Steinschneider, Ofenmacher, Hafenbinder, Raucharbeiter, Brunnenmacher, Spengler, Panzermacher, Glockengießer, Orgel-, Lauten-, Geigenmacher, Bürsten- und Besenbinder, Gerber, Strumpfstricker, Teppich- und Deckenmacher, Buchdrucker, Buchbinder" (Mathis: Zur Bevölkerungsstruktur österreichischer Städte, 99f - im Literaturverzeichnis des Bandes nicht gelistet!)
S. 98f:
"In Worms gab es 1689 beispielsweise ein sehr ausdifferenziertes Handwerk mit über 70 Einzelhandwerken, aber nur 17 Zünfte. Die Bäckerzunft umfasste Bäcker, Müller, Mehlhändler und Pastetenbäcker, und die Schilderzunft Buchbinder, Knopfmacher, Perückenmacher, Barbiere, Kammmacher, Nadler, Dreher, Glaser, Musikanten, Siebmacher, Bürstenbinder, Schornsteinfeger, Maler, Bildhauer, Seiler, Sattler, Seifensieder, Buchdrucker, Orgelbauer und Hutmacher." (Maurer, Ernst: Zunft und Handwerker der alten Zeit. Ein volkssoziologischer Versuch, Nürnberg 1940, S. 164)
Auch wenn die angegebene Literatur schon nicht mehr ganz frisch ist, die Zahlen sollten trotzdem stimmen ...