Hannover im Absolutismus

Den Stockeinsatz zu bestreiten, wäre ja auch falsch. Ohne Kenntnis der Akten
Als Strafe "Verurteilt zu ..... Stockhieben" und als gelegentliche Aufmunterung in Form von "einen überziehen" gab´s ihn sicherlich und war er auch akzeptiert.
Verglichen mit dem Einsatz in Preussen , Hessen, Bayern hingegen wohl qasi "nicht vorhanden". Es war für nachgeborene Söhne DIE Möglichkeit, zu Geld zu kommen, Familie zu gründen, etc.
 
Es war für nachgeborene Söhne DIE Möglichkeit, zu Geld zu kommen, Familie zu gründen, etc.


Es gab durchaus Beispiele, dass die Soldatenlaufbahn nachgeborenen Bauernsöhnen die Möglichkeit eröffnete, es zu Ansehen und bescheidenem Wohlstand zu bringen. So wurden im heutigen Stadteil Niestetal bei Kassel nachweislich zwei Bauernhöfe von Veteranen des Unabhängigkeitskrieges erworben.

Wie es in der armee von Kurhannover und Braunschweig- Wolfenbüttel aussah, ist mir nicht genau bekannt, in der hessischen Armee war auch Bürgerlichen der Aufstieg ins Offizierskorps möglich, und zwar nicht nur den Angehörigen von Rats- und Offiziersfamilien. Johann Rall brachte es bis zum Obersten, und ein Generalleutnant Schlüter, der sich der besonderen Gunst des Landgrafen Wilhem VIII.erfreute, war der Sohn eines thüringischen Dreckslers. Die renommierten Garderegimenter waren allerdings reine Adelsdommäne.


Der Kriegseinsatz in Amerika entäuschte allerdings viele Offiziere wie die Gebrüder von Wurmb, die sich davon Beförderungen erhofft hatten. Johann Gottfried Seume fand sich schließlich mit allem ab und schob als Unteroffizier und Sekretär des Obersten von Hatzfeld eine ruhige Kugel in Halifax, wo er sogar Zeit für ethnologische Studien bei den Huronen fand. Seume stand, nach seinen Angaben, kurz vor der Beförderung zum Offizier, doch es ging der Krieg zuende, ehe der Landgraf das Offizierspatent bestätigte. Johann Ewald erwarb sich als Hauptmann eines Jägerkorps bei Freund und Feind viel Ansehen und verfasste eines der ersten Handbücher des modernen Guerillakrieges, von dem Friedrich II. von Preußen entzückt war. Doch auch er kam in der hessischen armee nicht mehr recht voran, weshalb er in dänische Dienste wechselte, wo er es zum Generalleutnant brachte und nobilitiert wurde.


Eheschließungen von Soldaten wurden allerdings viele Hindernisse in den Weg gelegt. Die Kommandeure sahen verheiratete Soldaten aus militärisch- taktischen Gründen, die Landesherren aus ökonomisch sozialen Gründen äußerst ungerne. Viele Offiziere klagte, dass viele Soldaten nach ihrer Heirat zu nichts mehr zu gebrauchen waren. Außerdem sollten die Quartierwirte nicht noch zusätzlich durch die Einquartierung der Ehefrauen belastet werden.
 
Fähnrich Brückmann versucht in seinem Schreiben nicht die Stockstrafe ansich zu rechtfertigen, das muss man klar trennen. Rechtfertigungsbedarf besteht da vorgeworfen wird zu exzessiv und grundlos geschlagen zu haben. Eigentliche Rechtfertigung für Brückmmann ist, dass der Untergebene faul und ungehorsam ist. Wenn seine Aussage bezüglich der Faulheit und Ungehorsamkeit korrekt wäre, dann hätte er im rechtsermessen der Kriegskanzlei wohl keinen Fehler begangen. Nur ob das auch wirklich so geschehen ist... Auf den Nichteinsatz des Stocks kann man dadurch nicht schließen. Das wiederlegen ohnehin schon andere Akten wegen exzessiver/grundloser Gewalt.

Edit: Ein eigener Thread für die Kurhannoversche Militärgerichtsbarkeit wäre sicher eine gute Idee. :winke:


Ein eigener Thread wert wäre auch die Frage, was Rekruten dazu bewog, zu desertieren, bzw, sich anwerben zu lassen. Waren es tatsächlich Schikanen und Misshandlungen, die für Desertionen verantwortlich waren, bzw war die Aussicht, weniger gestriezt und geschlagen zu werden eher ein Motiv, sich anwerben zu lassen, als Soldzahlungen, Aufstiegsmöglichkeiten und Abenteuerlust.

Die Meinung, Desertionen seien allein auf unmenschliche Zustände zurückzuführen, wird durch archivalische Fundstellen nicht bestätigt. Unzufriedenheit mit dem Drill war das eine, in vielen Einzelfällen waren aber eher Heimweh oder auch handfeste finanzielle Gründe wie Spielschulden verantwortlich für Desertionen.
 
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