ein versuch zum eigentlichen thema zurückzukommen
Ulukai schrieb:
Eine etwas gewagte These. Leopold Bloom hat bereits darauf hingewiesen, dass der Hitler-Zentrismus ein wesentliches Merkmal der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft war und dass die Popularität der NSDAP im Wesentlichen auf dem Personenkult um Hitler basierte.
Auch die außenpolitischen Erfolge (Münchener Konferenz, Remilitarisierung des Rheinlandes) wurden im Wesentlichen der Person Hitlers und seiner politischen Unbeirrbarkeit zugeschrieben.
Bei der - zugegeben stark hypothetischen- argumentativen Erschließung der vorangestellten These Collos erscheint mir die Erörterung des Rückhalts eines nationalsozialistischen Regimes ohne Hitlers als existentiell wichtig.
...
auch wenn zwischendurch viel geschrieben worden ist, möchte ich auf die obige mail von ulukai zurückkommen.
in meinem beitrag bin ich von der ursprünglichen fragestellung ausgegangen, ob widerstand hätte erfolg haben können, und habe dabei "erfolg" als "unmittelbar wirksam" interpretiert: regimewechsel, kriegsende (bzw. kein krieg).
der rückhalt des regimes in der bevölkerung war wohl nie grösser als in der zeit zwischen 38 und 41 (nimmt man die zeit unmittelbar vor dem kriegsausbruch einmal aus), als hitler aussenpolitische und militärische erfolge hatte (die ihm zugeschrieben wurden). wollte die mehrheit damals die rückkehr in eine demokratie, die von vielen mit den als chaotisch empfundenen zuständen von weimar gleichgesetzt wurde? wäre ein ns-regime nicht auf dauer akzeptiert worden, wenn es frieden gegeben hätte?
einzelaktionen wie die tötung hitlers hätten ihn zum unsterblichen märtyrer gemacht (da nehme ich mal das zitat von haffner in anspruch, was leopold schon angeführt hat), aber das regime an sich nicht unmittelbar beseitigt. man könnte sich diadochenkämpfe zwischen den himmlers, görings, goebbels etc. vorstellen, vielleicht wäre es zu einer langsamen aufweichung des regimes gekommen, aber das würde die spekulation zu weit treiben.
nach 5 jahren ns-herrschaft war auch die möglichkeit der parteien oder gewerkschaften oder kirchen einen regimewechsel durch
organisierten und erfolgreichen (im o.a. sinne) widerstand zu leisten, nicht mehr vorhanden. die führungskräfte waren entweder im exil oder im kz, die organisationsstrukturen (bis auf die kirchen) zerschlagen. und eine unterstützung aus dem ausland fand auch nicht statt. die einzigen, die darüber verfügten, die kommunisten, schieden ja zwischen 39 und 41 aus dem widerstand aus.
und
militärischer widerstand? nachdem man von sieg zu sieg geeilt ist? wer hätte einen dolchstoss gewagt? auch hier waren es lange nur einzelpersonen, kleine gruppierungen, die nicht über die mittel verfügten, auch einen putsch zu wagen.
erfolgreich war der widerstand erst im nachhinein, in dem er aufzeigte, dass es das andere deutschland gab. er schuf neue werte, die in unserem grundgesetz und z.b. in der tradition der bundeswehr eingang fanden. aber leider gottes war er keine massenbewegung, es gab keinen volksaufstand wie 53, auch wenn hunderttausende deutsche in den gefängnissen und kz sassen und für ihre überzeugung starben.