Heutige Zeit mit den 20ern vergleichen!

Lungos schrieb:
Ich mag das Wort "Globalisierung" nicht.

Für den einen sind Ausländer an der deutschen Wirtschaftsmisere schuld, für den anderen sind es die Ossis, die zu viel Geld abpumpen und zu billig arbeiten. :winke:

Und ich mag das Wort Ossi nicht.
 
Lungos schrieb:
Das Wort "Globalisierung" beschreibt nunmehr, dass nicht nur einzelne Gruppen, sondern gleich die ganze Welt daran schuld ist, dass es mit der wirtschaftlichen Lage so schlecht bestellt ist.

Ganz so krass ist es ja nicht.

Es gibt ein halbes Dutzend ordentlicher Definitionen für den Begriff "Globalisierung", und Du kritisierst eigentlich keine davon, sondern nur eine gängige deutsche Assoziation des Wortes mit irgendwelchen negativen Effekten.

Die Globalisierung ist z.B. die (natürliche) Anpassung/Reaktion der Märkte und Handelsströme auf die Welt nach dem Ende des Kalten Krieges. Darin finde ich erstmal nichts Negatives.

Generell klingt das Wort Globalisierung besser als viele andere (z.B. Neo-Imperialismus, Raubtierkapitalismus). Es beinhaltet viel mehr als nur die negativen Facetten - was der Realität näher kommt - und ist erstmal frei von ideologischen Altlasten. Was man mit dem Begriff anstellt, das kann natürlich ebenso zu Entgleisungen führen, wie jede andere Begriffsverklärung ...
 
@Lungos
Ich fasse Deinen Beitrag so auf, dass Du die Emotionen, die der Begriff Globalisierung freisetzt, auch nicht teilst, dass Du das Wort von daher nicht magst.
Der Begriff ist aber zunächst einmal wertfrei und beschriebt das Zusammenwachsen der einzelnen nationalen Volkswirtschaften über den Weltmarkt.
Im Zusammenhang mit der Ausgangsfragestellung fielen mir die Herausforderungen an die Gesellschaft, die daraus erwachsen, ein.

Die technische Entwicklung ist heute auch sehr schnell (zumindest für mich), aber inwieweit galt dies für die 20er? Auch die heutigen Entwicklungen fussen ja nicht nur in einem Jahrzehnt.
Wenn ich an die 20er denke, dann im Zusammenhang mit den Goldenen 20ern.:S
 
@Penseo

Die Goldenen 20er waren nur für eine kleine Bevölkerungsschicht wirklich gülden. Meine Großmutter war damals - wie viele andere auch - Hausmädchen, die nicht allzu viel Freizeit und Arbeitslohn bekamen.

Die Frage ist, warum waren die 20er so golden?
Ich denke, es war die Aera der florierenden Aktienmärkte. Neue Aktiengesellschaften sproßen überall aus dem Boden, die Kurse stiegen und jeder der Geld in Aktien angelegt hatte profitierte auch davon. Quasi Goldgräberstimmung, die bis zum Ende der 20er Jahre anhielt.

Wenn man nun den Bezug auf das Wort "Globalisierung" kommt, so war schon damals die Nationale Volkswirtschaft durch das Aktienkapital bereits schon keine nationale mehr sondern quasi schon globalisiert.
Diese Anfänge der Globalisierung der Weltwirtschaft erhielt dann mit dem Zusammenbruch an der Wallstreet einen herben Rückschlag.

In dem Wort "Globalisierung" in heutigem Sinn denke ich eher an die immer schnellere und weitreichendere Kommunikation, sowie die Beschaffung von Informationen rund um den Erdball innerhalb von wenigen Minuten via Internet. Auch die einfachere Bezahlung von Einkäufen rund um den Globus innerhalber Minuten mittels Geldkarte gehört dazu. - daraus folgernd ist es der sehr viel schnellere und weitreichendere Informationsfluß, der dies ermöglicht.
Denkt man zudem an die Datenverarbeitungstechnik, die Informationen der Steuerungstechnik automatisiert hat (man denke dabei nur daran, dass in den 20ern noch Leute standen um Bleche zu formen wo heute nur fleißige Roboter stehen), so ist es die Informationstechnik (kurz IT), die die letzten Jahrzehnte völlig umgekrempelt hat.

Die Informationstechnik hat die letzten Jahrzehnte eine Revolution ausgelöst, die man auch "Informelle Revolution" nennt...
 
Richtig Lungos, golden waren die 20er nur für eine kleine Elite, und da auch nur in den Städten. Besonders fällt mir dazu Berlin ein. Auf dem Land hat sich in den 20ern auch kaum etwas verändert.(Jedenfalls, wenn ich den Erzählungen meiner Familie glauben kann).
Aber dank Deiner obigen Ausführungen wird mir auch dein 1. Statement klarer.
Es stimmt , dass die Kapitalmärkte in den 20ern und heute verflochten waren, aber was hat das mit Schnelligkeit zu tun?
Nimmt da jemand an, dass eine aufgeblähte Wirtschaft, in der die Aktienkurse nicht die realen Wirtschaftszahlen widerspiegeln sondern die "Goldgräberstimmung", heute genauso verpuffen kann wie damals, als mit dem Börseneinsturz ja auch plötzlich riesige Vermögen, die aber real nie existierten (nur als imaginärer aber nicht realisierter Börsenreichtum) in kürzester Zeit vernichtet wurden? Oder spielt es an auf das Bild des unendlich schnell reagierenden Kapitals, welches schon bei kleinen Kurs/Zinsschwankungen bzw. Steuerändrungen in andere Anlagebereiche oder -länder "flüchtet"?
Auch im Hinblick auf die heute rasante Entwicklung der Informationsmedien stimme ich Dir zu.
Was mir fehlt ist das Pendant in den 20ern. Ich kann doch nicht die schnelle Entwicklung zum Beispiel in der Kunst mit der Schnelligkeit der Entwicklung in der Informationsverarbeitung vergleichen. Allensfalls kann ich sagen, dass bestimmte Entwicklungen damals wie heute den gesellschaftlichen Anpassungsdruck erhöhten.
Ausserdem ist die Zeit damals mit 10 Jahren schon sehr eingeschränkt. Man kann die 20er nicht isoliert betrachten. Auf der anderen Seite ist die "heutige Zeit" nicht eingeschränkt. Meint man die letzten 5, 10 oder 20 Jahre?
 
Penseo schrieb:
Es stimmt , dass die Kapitalmärkte in den 20ern und heute verflochten waren, aber was hat das mit Schnelligkeit zu tun?
Es hat eigentlich nichts mit Schnelligkeit zu tun, sondern mit Globalisierung. Geld konnte anderen "nationalen Wirtschaftssystemen" zugeführt werden, sodass diese letztendlich dann vom globalen Kapitalmarkt abhängig wurden -> Globalisierung.

Penseo schrieb:
Nimmt da jemand an, dass eine aufgeblähte Wirtschaft, in der die Aktienkurse nicht die realen Wirtschaftszahlen widerspiegeln sondern die "Goldgräberstimmung", heute genauso verpuffen kann wie damals, als mit dem Börseneinsturz ja auch plötzlich riesige Vermögen, die aber real nie existierten (nur als imaginärer aber nicht realisierter Börsenreichtum) in kürzester Zeit vernichtet wurden?
Ist nicht ganz so, aber durchaus denkbar. Man denke nur an den Sturz der Telekom-Aktie von etwa 75 Eus auf Tiefststand von etwa 8 Eus...
Aktien werden gehandelt. Fragen viele Leute eine Aktie nach, so steigt der Kurs. Wollen Viele eine Aktie auf einmal verkaufen, so fällt der Kurs. - Angebot und Nachfrage. - Mit realem Wert eines Aktienpapiers als Anteilspapier an einem Unternehmen hat das leider heute - wie früher - nur wenig zu tun.
Manche Aktien sind an Börsen überbewertet, manche unterbewertet...

Penseo schrieb:
Oder spielt es an auf das Bild des unendlich schnell reagierenden Kapitals, welches schon bei kleinen Kurs/Zinsschwankungen bzw. Steuerändrungen in andere Anlagebereiche oder -länder "flüchtet"?
Nein. Eine Aktiengesellschaft muss Gewinne erwirtschaften, damit der Kurs der Aktie steigt. Dies liegt im Interesse des Unternehmens, da es irgendwann neue Aktien ausgeben will und um so besser sich die Papiere verkaufen lassen, umso besser für bisherige Anleger und das Unternehmen.
Das Kapital heutiger Aktiengesellschaften fließt daher relativ langsam z.B. ins Ausland - ganz im Gegensatz zu den 20er-Jahren, wo Unternehmen schneller bereit waren viel Kapital in gewinnbringende Geschäfte zu investieren. Kurz: in den 20er-Jahren wurde weniger genau Gewinn und Verlust abgewägt (Nachtrag: oft wurden Gerüchte über große Gewinne in die Welt gesetzt, um Kurse hochzutreiben).

Penseo schrieb:
Ausserdem ist die Zeit damals mit 10 Jahren schon sehr eingeschränkt. Man kann die 20er nicht isoliert betrachten. Auf der anderen Seite ist die "heutige Zeit" nicht eingeschränkt. Meint man die letzten 5, 10 oder 20 Jahre?
Tja, das ist hier ein Problem. Der Zeitraum 20er-Jahre ist abgeschlossen. Das Informelle Zeitalter begann in den 40er-Jahren als Dechiffrier-Maschinen im 2. Weltkrieg. Andere legen den Beginn des Informellen Zeitalters in die 80er-Jahre auf den Anfang des Internets. Wieder andere legen den Beginn des Informellen Zeitalters auf die Zukunft, wenn ein geregeltes Leben nur noch mittels Internet gelebt werden kann...
Ich denke, das Informelle Zeitalter begann damit, dass Kreditkarten und Internet allgemein Zugänglich wurden - also etwa 1995-2000... (Nachtrag: Dies ist eine rein persönliche Meinung und wissenschaftlich nicht fundiert.)
 
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