Papa_Leo
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Hitler lebte von seinen selbstgefertigten Bildpostkarten (ging weitestgehend hausieren) in den Jahren von Herbst 1909 bis zum Kriegseintritt Sommer 1914.
Den Punkt würd ich gern mal ausführlicher diskutieren - denn meine Quellen und die Sekundärliteratur sind hier widersprüchlich/nicht eindeutig.
Werner Maser schreibt in seinen Kommentaren zu Mein Kampf:
"Tatsache ist dagegen, daß Hitler Not und Hunger, wie er behauptete, von 1908 bis 1914 weder in Wien noch in München zu leiden brauchte. Im Gegenteil. Seit er im Februar 1908 von Linz nach Wien ging, erhielt er monatlich 58 Kronen aus dem väterlichen Erbteil und zusätzlich jeweils 25 Kronen Waisentrente, so daß ihm monatlich 83 Kronen zur Verfügung standen. Darüber hinaus hatte er nach dem Tode seiner Mutter von Walburga Hitler, einer Spitaler Verwandten, einen erheblichen Geldbetrag geerbt, zu dem eine weitere Erbschaft von seiner Tante Johanna Pölzl kam, was ihm bis 1914 ein nicht nur sorgenfreies Leben ermöglichte. Ein k.u.k. Assessor an einer Oberrealschule empfing bis 1914 ein Monatsgehalt von 82 Kronen, ein absolvierter Jurist nach einjähriger Tätigkeit am Gericht ein Gehalt von monatlich 69 Kronen ..."
Ian Kershaw bestätigt in "Hitler, 1889 - 1936" das sorglose Leben nur bis zum Jahr 1909 (also für 1-2 Jahre von 1907 - Tod der Mutter - ab). Dann seien Hitlers Ersparnisse aufgebraucht gewesen und er wäre in das Obdachlosenasyl und später das Männerheim gegangen.
Allerdings fällt die Zeit genau mit dem Zeitpunkt zusammen, zu dem Hitler sich für den Militärdienst in Österreich hätte registrieren lassen müssen - was er nicht wollte und auch nicht tat (Übereinstimmung Maser - Kershaw). Maser sieht nun den Umzug in das Asyl und später das Männerheim als ein Versuch, von den Behörden nicht gefunden zu werden.
Ich weiß durchaus, dass Kershaws Buch das neuere ist, aber Kershaw liefert soweit ich mich erinnere keine wirkliche Begründung, warum Hitler 1909 plötzlich das Geld ausging. Wurde die Waisenrente gestrichen und auch der monatliche Betrag aus dem väterlichen Erbe? Kershaw schreibt auch nicht von 58 Kronen monatlich aus dem väterlichen Erbe, sondern nur von einem "Zinsertrag" aus diesem Erbe. Genau der Umzug ins Obdachlosenasyl scheint für Kershaw der Beleg dafür zu sein, dass Hitler kein Geld mehr hatte - aber kann man das nicht auch so interpretieren, wie Maser (immerhin musste Hitler dann später aus Bayern (einige Historiker sehen den Umzug nach Bayern auch als Flucht vor dem österr. Militär) mehr oder weniger unter Polizeiaufsicht nach Österreich zur Musterung gebracht werden)?