Natürlich, wie sich das situativ in jedem Krieg finden ließe. Für diesen Antritt taugt sogar Wikipedia im kurzem Zitat :winke:
Ich bin sicher, Du bist Dir darüber klar, dass diese Aussage an der Frage der Wirkung der Rede, an der
Frage der Indoktrination der Truppenkontingente vorbeigeht. Wie auch Martin feststellt: "naturgemäß" gab es bei den Deutschen mehr Verbrechen, sie stellten auch das größte Kontingent. Die Praktiken waren (situativ) indes dieselben wie bei den anderen.
Niemand hat oben eine Blutspur von China nach Barbarossa konstruiert, aber deswegen ist es nachts nicht kälter als draußen.
Ich glaube ich verstehe nicht, was hier genau diskutiert wird.
Dass die Rede von Truppe und Offizieren als ein Freibrief aufgefasst werden konnte, mag sein. Dazu kann man eventuell etwas aus den Briefen und Aufzeichnungen der Beteiligten entnehmen können.
Dass das verhalten der deutschen Truppen deshalb insgesamt barbarischer als das anderer Kontingente war, möchte ich jedoch sehr in Frage stellen. Ich habe auf die Schnelle Wikipedia herangezogen, kann aber auch gerne tiefer in die Literatur steigen und andere Quellen heraussuchen.
Ich möchte auch deinen Kommentar von weiter oben in Frage stellen:
Selbst unter den Expeditionstruppen war das deutsche Verhalten berüchtigt.
Wenn man sucht, findet man garantiert Aussagen einer jeder beteiligten Nation über das schlimme Verhalten der Anderen (normalerweise mit "nationalen Charaktereigenschaften" garniert: Brutale Deutsche, versoffene Russen, französische Sittenstrolche, diebische Italiener etc.) und es ist sowieso fraglich, was im Nachhinein bei der propagandistischen Verwertung der Rede und seiner Folgen im Zuge des ersten Weltkrieges herausgekramt wurde.
Wenn man das Bild etwas erweitert und andere Kolonial-Konflikte aus dem selben Zeitraum nimmt, sieht man, dass es die übliche vorgehensweise war. Ob die USA mit ihrer extrem brutalen Pazifizierung der Philippinen, die Briten in Burma oder früher bei der Niederschlagung des Sepoy-Aufstandes, die Franzosen bei der Einnahme Annams und in ihren verschiedenen Interventionen in China, die Spanier auf Cuba den Phillippinen oder in Marokko, sogar die so friedlichen Niederländer auf Java.
Die offensichtliche Regel war, dass die prinzipien eines "zivilisierten" Konfliktes nicht gegen "nicht zivilisierte" Völker galten. Dieses wurde ja sogar im Völkerrecht festgehalten. (Stichwort: Dum-Dum).
Sogar Kipling hat darüber in "A Sahibs War" geschrieben, wo sich der Indische Adjutant eines britischen Offiziers fragt, warum man die hartnäckigen Buren nicht mit der selben Härte behandelt die man bei den Burmesen angewandt hat.
Wenn man sucht, findet man auch genügend Zeitzeugnisse bei denen die beteiligten voller Stolz darüber berichteten, wie sie es denen oder jenen "gezeigt" hätten. Konkret habe ich einige französische Berichte in Erinnerung. Von den US-Truppen gibt es z.B. Fotos mit Massen an erschossenen Phillippinern.
Auf der anderen Seite gab es jedoch eine Kultur der Vertuschung. Zu Hause sollte man bitte sehr denken, man wäre ja nur in zivilisatorischer Funktion unterwegs. Wie brutal dieses tatsächlich erfolgte ist teilweise erst in den letzten Jahren bekannt geworden, nach Auswertung durch Historiker von bisher unerforschten Militärarchiven, privaten Tagebüchern und Korrespondez. Z.B. Die Verwendung von Giftgas gegen die Zivilbevölkerung in Spanisch Marokko um 1920-21 war bis vor kurzem völlig unbekannt.
Ich möchte in keiner Form die kriminelle und unsaglich dumme Rede in Frage stellen, ebenso wenig dass sie vermutlich einen Einfluss auf die Truppe hatte. Ich glaube aber nicht, dass dieses deshalb grundsätzlich anders war, als das anderer Kolonialtruppen. Wilhelm hat im wesentlichen einen Tabubruch begangen, in dem er die übliche Praxis offen erklärte.