Dass es "weise Frauen" und "Seherinnen" bei den Germanen gab, die die Zukunft weissagten oder vor Schaden bewahren sollten, ist kaum anzuzweifeln, Abgesehen von der Edda und anderen Quellen, wo von solchen Frauen die Rede ist, kennen wir neben der Veleda andere wie z.B. Ganna (vgl. Cass. Dio 67,5).
Vor Veleda soll Aurinia (Albruna?) in Germanien berühmt gewesen sein (sed et olim Auriniam et complures alias venerati sunt, non asukatione nec tamquam facerent deas/Germ. 8)
Als Drusus die Weser überschritten hatte und sich der Elbe näherte, trat ihm im Stammesgebiet der Cherusker eine "übermenschliche Frau" entgegen, wehrte ihm, weiter vorzudringen und weissagte sein nahes Ende voraus (Cass. Dio 55,1).
Wir finden auch bei Strabo 7,2 jene grauhaarigen, barfüßigen Wahrsagerinnen der Kimbern, in weißem Gewand , einem Überwurf aus Leinen und mit Spangen aus Eisen gegürtet, die Gefangene im Krieg schlachteten und aus dem Blut im Opferkessel weissagten - man denke an den berühmten keltischen SilberKessel von Gundestrup, der für Opferrituale benutzt wurde.
Veleda war in ihrer Funktion als Seherin oder "weise Frau" also keine Ausnahme, wenn auch die berühmteste Person ihrer Gattung, soweit das aus den spärlichen Quellen erkennbar ist. Dass sie den Bataveraufstand entfachte, trug ihr allerdings die Gefangennahme durch die Römer ein und vermutlich ist sie in römischer Gefangenschaft gestorben.