japanische Streitkräfte: Kampf bis zum Tod, Mythos oder Wahrheit?

D

derandereMartin

Gast
Hallo liebe Geschichtsfreunde,

ich habe mal eine Frage an euch.
Dabei handelt es sich um den 2. Weltkrieg im Allgemeinen und dem Pazifikkrieg im Besonderen.

Ich habe mehrfach gelesen und gehört, dass die japanischen Truppen oft fanatischen Widerstand leisteten und lieber bis zum Tod kämpften als sich zu ergeben.

Nun habe ich weiterhin gelesen, das die US-Amerikaner die Japaner als minderwertige Menschen betrachteten und die Japaner auch nicht besonders gut behandelten. Es soll wohl normal gewesen sein die Schädel der Toten einzuschlagen um an die Goldzähne zu kommen. Auch wurden aus Knochen der toten Japaner Andenken geschnitzt oder die Schädel der Freundin zu Hause als Souvenir geschickt(Times Magazin).

Unter diesen Umständen frage ich mich ob die Härte des japanische Widerstand nicht von den Amerikanern übertrieben wurde, um eigene Verbrechen an den Japanern zu verdecken.
Besonders meine ich damit den Zeitraum zwischen der Gefangennahme und der Registrierung von Gefangenen(die Japaner sollen sich ja angeblich nicht oft ergeben haben).

Ich kann es mir nicht vorstellen lieber zu sterben als in Gefangenschaft zu überleben.
Natürlich gibt es auch Einige die das wirklich so sahen, nur denke ich, dass der Großteil der Soldaten da eine andere Meinung hatte, denn Überleben ist doch unser erster Naturtrieb und man klammert sich dann an jeden Strohhalm, Ideologie hin oder her.

viele Grüße

Martin
 
Also, zuerst einmal muss ich sagen, dass die von dir geschilderten 'Greueltaten' keineswegs den Zenit menschlicher Grausamkeit zu Kriegszeiten darstellen. Seit Menschengedenken passieren die unglaublichsten Dinge mit Kriegsgefangenen; die absolut niedersten Instinkte werden ausgelebt und fuehren sowohl zu den absurdesten Foltermethoden als auch zu noch unverstaendlicherem Verhalten wie Leichenfledderei, etc. Da ist sicher weder das amerikanische Militaer noch der Pazifikkrieg eine Besonderheit.

Was die Einstellung japanischer Soldaten zum Tod angeht bin ich mir allerdings weniger sicher, was deren 'Normalitaet' angeht. Als Beispiel koennen vor allem die Göttlicher-Wind-Spezialtruppen (gemeinhin als "Kamikaze-Einheiten" bekannten) genannt werden, die ja nicht nur 'bis in den Tod verteidigt' haben, sondern mit vollster Absicht ihr Leben im Angriff gegeben haben. Erschwerend (und vielleicht verdeutlichend) kommt hinzu, dass 'Erfinder' und Kommandeur der damaligen Piloten, Admiral Kakijivo, im Nachhinein die Familien der geopferten Maenner um Vergebung bat und sich ebenfalls toetete.

..

Auch anderswo auf der Welt scheinen unerschuetterliche Glaube und Willenskraft noch immer staerker zu sein, als der von dir erwaehnte 'Ueberlebenstrieb' - man denke nur an die Tausende von Selbstmordattentaeter im Nahen Osten etc.
Vielleicht fuer 'uns' schwer nachzuvollziehen, aber deshalb noch lange nicht als vom Feind geschaffenes 'Alibi' abzutun.
 
naja wir hatte auch einige SS einheiten die *fanatischen Widerstand* bis zum tot oder endsieg leisteten... aber das trifft kaum auf den normalen landser zu... ähnlich dürftest du es auch bei den japanern sehen...
uns sind halt einige bzw. viele solcher elitesoldanten bekannt... was aber wenig mit dem normalen jap. soldaten gemein haben dürfte...
 
Salve,
nein, die beschriebenen Aktionen werden wenig Anlaß gegeben haben, bis zum Tod zu kämpfen. Vielleicht bei einzelnen, die Gerüchte darüber hörten, insgesamt erging es japanischen Gefangenen aber wesentlich besser alliierten in den Händen der Menschen aus dem Teno - Reich.
Gefangennahme galt in Japan im allgemeinen schon als Schande und die Befehle waren eindeutig, so dass die Motivation halbwegs nachvollziehbar galt.

Es fällt uns Europäern schwer, die Haltung der Japaner zu verstehen, der Kampfgeist und der Durchhaltewille japanischer Soldaten bestand jedoch von Anfang an, auch ohne die Gerüchte.

Das sich Japaner nicht oft ergaben ist belegt und wird von den wenigen Überlebenden der Schlachten bestätigt, die meist verletzt geborgen wurden.
 
Die japanischen Soldaten waren ja bei Gott auch keine Engel, was ihre Härte gegenüber den feindlichen Soldaten, oder auch der chinesischen Zivilbevölkerung angeht. Insofernglaube ich, dass sich beide Seiten (Alliierte und Japaner) gegenseitig nichts geschenkt haben.

Der Tod für den Gott-Kaiser war für die Japaner etwas erstrebenswertes. Wenn der Tenno befahl diese Insel zu verteidigen, dann wurde das eben bis zum Tode durchgeführt.
Das sieht man ja sehr schön an den japanischen Soldaten, die sich zum Teil jetzt noch auf den Pazifikinseln verschanzen.
 
Kyros der Große schrieb:
Das sieht man ja sehr schön an den japanischen Soldaten, die sich zum Teil jetzt noch auf den Pazifikinseln verschanzen.

Aber sicher. Die haben sich regeneriert, leben heute noch von ihren Nahrungsreserven und putzen immer noch fleissig ihre Gewehre.
Man spricht viel mehr von" einige Jahre nach dem Krieg".
 
Zuletzt bearbeitet:
@ Kyros: na ja, heutzutage dürften sich wohl keine japanischen Soldaten mehr irgendwo verschanzen... selbst die jüngeren von ihnen gehen stramm auf die 80 zu.

Die Opferbereitschaft der japanischen Soldaten im Zweiten Weltkrieg ist mir aber stets unverständlich geblieben. Die Verlustzahlen der Schlachten sagen eindeutiges: bei der Schlacht von Iwo Jima starben etwa von 21000 eingesetzten Soldaten 20 000, während nur 1000 gefangen genommen wurden.
 
Ashigaru schrieb:
@ Kyros: na ja, heutzutage dürften sich wohl keine japanischen Soldaten mehr irgendwo verschanzen... selbst die jüngeren von ihnen gehen stramm auf die 80 zu.

Die Opferbereitschaft der japanischen Soldaten im Zweiten Weltkrieg ist mir aber stets unverständlich geblieben. Die Verlustzahlen der Schlachten sagen eindeutiges: bei der Schlacht von Iwo Jima starben etwa von 21000 eingesetzten Soldaten 20 000, während nur 1000 gefangen genommen wurden.

Wie oben schon gesagt: Japan war einerseits, was Industrie betrifft, ein modernes Land. Aber Teile der Kultur stammen noch aus dem "Mittelalter" - der Zeit der Samurai.

So eben auch, dass Gefangennahme etwas Schändliches war, dass man für den Kaiser das Leben opfert, bei einer Niederlage Offiziere Selbstmord begehen ... etc.

Amerikanische Sanitäter weigerten sich übrigens manchmal, japanische Verwundete im Gefecht zu bergen oder nur zu versorgen, weil diese sich manchmal mit einer Handgranate in die Luft sprengten, wenn die "feindlichen" Sanitäter kamen.
 
Papa_Leo schrieb:
Amerikanische Sanitäter weigerten sich übrigens manchmal, japanische Verwundete im Gefecht zu bergen oder nur zu versorgen, weil diese sich manchmal mit einer Handgranate in die Luft sprengten, wenn die "feindlichen" Sanitäter kamen.

Haette ich dann wahrscheinlich auch getan. Mich verweigert, meine ich. :grübel:
 
Ashigaru schrieb:
@ Kyros: na ja, heutzutage dürften sich wohl keine japanischen Soldaten mehr irgendwo verschanzen... selbst die jüngeren von ihnen gehen stramm auf die 80 zu.

Aber es sind erst vor etwa 3 Monaten wieder zwei japanische Soldaten auf irgendeiner Fuzzi-Pazifikinsel gefunden worden.
 
Nein, ist es nicht.
Kyros der Große schrieb:
Das sieht man ja sehr schön an den japanischen Soldaten, die sich zum Teil jetzt noch auf den Pazifikinseln verschanzen.

Steht entgegen den Informationen dieses Artikels:
According to Japanese media reports, the pair had been living with Muslim rebel groups and at least one of them has married a local woman and had a family. The BBC's Tokyo correspondent says the likelihood is that they are well aware the war is over but have chosen to stay in the Philippines for their own reasons.

Auch deutsche Soldaten blieben nach dem Krieg in den USA, wo sie als Kriegsgefangene hingebracht worden waren. Darum sind sie aber weder noch Soldaten noch in Gefangenschaft.
 
parago schrieb:
Gar nicht so erstaunlich. Ich bin im Sommer von Venedig nach Izmir mit dem Schiff gereist. Und kurz hinter dem Korinther Kanal taucht plötzlich ein U-Boot vor unserer Fähre auf. Die lucke öffnet sich und ein Mann mit Vollbart guckt heraus und fragt im plattdeutschen Akzent(den ich Gott sei dank ein bisschen verstehe):"Hör am tu min Jung, haben wir den Krieg gewonnen oder verloren?" Ich Sagte:"Mensch der Krieg ist lange aus." Daraufhin antwortete er:"Scheiss Kaiser!"
 
Seldschuk schrieb:
Gar nicht so erstaunlich. Ich bin im Sommer von Venedig nach Izmir mit dem Schiff gereist. Und kurz hinter dem Korinther Kanal taucht plötzlich ein U-Boot vor unserer Fähre auf. Die lucke öffnet sich und ein Mann mit Vollbart guckt heraus und fragt im plattdeutschen Akzent(den ich Gott sei dank ein bisschen verstehe):"Hör am tu min Jung, haben wir den Krieg gewonnen oder verloren?" Ich Sagte:"Mensch der Krieg ist lange aus." Daraufhin antwortete er:"Scheiss Kaiser!"

Wenn Dir das öfter passiert, schick doch mal so einen Käpt'n rüber ins Forum "Smallkalk", ich wollte schon immer mal mit ein paar Veteranen über den ollen Willem plaudern:

http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?p=111369
 
Seldschuk schrieb:
Gar nicht so erstaunlich. Ich bin im Sommer von Venedig nach Izmir mit dem Schiff gereist. Und kurz hinter dem Korinther Kanal taucht plötzlich ein U-Boot vor unserer Fähre auf. Die lucke öffnet sich und ein Mann mit Vollbart guckt heraus und fragt im plattdeutschen Akzent(den ich Gott sei dank ein bisschen verstehe):"Hör am tu min Jung, haben wir den Krieg gewonnen oder verloren?" Ich Sagte:"Mensch der Krieg ist lange aus." Daraufhin antwortete er:"Scheiss Kaiser!"

Ja, ich hab schon davon gehoert, dass die Leuts jenseits des Korinther Kanals witzige Dinge rauchen. Beneidenswert. :fs:
 
Beispiel für den erbitterten Widerstand der Japaner:
http://www.stern.de/politik/historie/536585.html?eid=537265&s=7&nv=ex_rt

und noch ein wirklich sehr interessanter Link zum Thema: Die unterschiedliche Behandlung von Japanern und Deutschen im Hollywoodfilm des Zweiten Weltkriegs
http://www.filmzeitschrift.de/film/f-004/f-004.html

Die Grundaussage dieses Links ist: In den Augen der Amerikaner verfolgten die Deutschen konkrete Ziele. Grausamkeiten übten sie nur aus, um diese Ziele durchzusetzen. Die Japaner dagegen galten als grausam aufgrund ihrer Veranlagung. Die Behandlung von Kriegsgefangenen in deutschen und japanischen Lagern bestätigte dieses Vorurteil. US-Soldaten sind in japanischen Gefangenenlagern bestialisch gefoltert und verstümmelt worden, während sie in deutschen Lagern aus taktischen Gründen eine bessere Behandlung erfuhren...
 
derandereMartin schrieb:
...

Nun habe ich weiterhin gelesen, das die US-Amerikaner die Japaner als minderwertige Menschen betrachteten und die Japaner auch nicht besonders gut behandelten.

Da ein Anonymus wohl meinen Link zur rassistischen Betrachtungsweise der US-Amerikaner gegenüber den Japanern für nicht zum Thema passend hält, möchte ich nochmal den Eingangsbeitrag von derandereMartin aufführen der wohl ähnliches gelesen hat.

Dieser Link, der amerikanische Kriegs- und Propagandafilme aufführt, bestätigt dies.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich denke, verbissener Widerstand oder auch Durchhaltewillen gibt es bei Völkern fast jeder Epoche. Mir fällt da spontan die Schlacht an den Thermophylen ein.
Und das Soldaten sich Trophäen aus den Resten ihrer Feinde machen ist im Grunde auch nichts neues. Japanische Knochensammlung bei GI´s oder Indianersklaps oder keltische Kopftrophäen, das sind Dinge die man psychologisch erklären kann. Auch wenns grausam ist, muß man sich damit abfinden das es im Grunde typisch menschliches Verhalten ist.
 
Hm, wäre mal interessant, in einem Thread Beispiele von verbissenem Widerstand zu sammeln und zu untersuchen, ob sich die entscheidend für das Selbstbewusstsein bestimmter Volksgruppen ausgewirkt haben - was bei den Thermophylen ja nicht nur auf die Spartaner Auswirkungen hatte, sondern das wurde ja zum Vorbild an "Opfermut" für alle Armeen. Oder auch, wie daraus ein Mythos entstand (und es die heroische Aufopferung vielleicht auch gar nicht gab).

Mir fallen da auf Anhieb noch ein:
- Alamo (für die Texaner gaaaanz wichtig)
- Camerone (traditionsbildend für die französische Fremdenlegion)
- Rorke's Drift (wenn ich mich recht erinnere, gab es niemals vorher und nachher so viele Viktoria-Kreuze für einen einzigen Kampf)
- Langemarck
...
 
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