Ich habe nochmal nachgesehen und der eine Thread, worin ich mich zu Katharina und ihrer aufklärerischen Tendenz äußerte, war doch nicht so 100 % auf die allein gemünzt.
http://www.geschichtsforum.de/f288/...lutismus-mit-despoten-z-gen-19680/index2.html
Ich denke, dass Katharina vielleicht deswegen nicht so absolut das durchsetzen konnte, was sie wollte, weil sie vielleicht nicht so sehr damit in das Russland des 18.Jh. passte. Du schilderst ja im Thread von Murasaki zu Peter III. die Elisabeth Petrowna als enorm durchsetzungsstark. Ich glaube, das lag daran, weil sie bei allem Durchsetzen ihres Willens sich sicher sein konnte, dass generell ihre Einstellung bei den Meisten auf Konsens stieß.
Im Grunde ist es aber auch schwer zu sagen, dass Katharina unbedingt an Russland scheiterte, da es so rückständig war. Denn in Österreich scheiterte ja Joseph II. ganz ähnlich, nur lebte er nicht lange genug, um wie Katharina II. noch einzuschwenken, das heißt, wenn er darauf gekommen wäre.
Katharina II. litt sicherlich auch unter den leicht entflammbaren Unruhen in Russland. Als einzige Großmacht mit einem "funktionierenden" aufgeklärten Absolutismus könnte man Preußen ansehen. Warum funktionierte er dort, wenn er in Österreich und Russland nicht gelang?:grübel: Das scheint mir eine gute Herangehensweise zu Deiner interessanten Frage im Eingangsbeitrag.
Was haben wir im Unterschied zwischen Russland und Österreich zu Preußen?
Religion: In Österreich haben wir als Gegenspieler Joseph II. natürlich den Papst. Man versuchte zwar durch persönlichen Austausch zwischen Joseph, als immerhin einer der wichtigsten katholischen Herrscher Europas, und dem Papst Pius VI. den Konflikt durch die Reformen Josephs zu überbrücken, aber das gelang mehr schlecht als Recht. In Russland hatte Katharina wie Du richtig anführtest mit dem Protest der orthodoxen Geistlichkeit und deren Einmischung zu rechnen. Sie hatte sich ja mit dieser sozusagen hinsichtlich der Krönung verbünden müssen, hatte diese ja den Sturz Peters, wenn man so will, abgesegnet. (Sehe ich das falsch?) In Preußen gab es zwar die anhaltenden Streitigkeiten zwischen Reformierten und Lutheranern, wobei der König als Reformierter eigentlich immer vermittelnd gegenüber der lutherischen Mehrheit seiner Untertanen Stellung beziehen musste - in aller Regel um die Reformierten zu schützen. Im Grunde lag aber doch die Autorität über die Landeskirche in den deutschen, protestantischen Staaten bei den Landesherren. Anders als in katholischen Staaten gelang es meines Wissens in den protestantischen Staaten nicht eine eigenständige ständische Opposition oder überhaupt Haltung der Geistlichen gegenüber dem Landesherren zu Stande zu bringen.
Adel: Dieser war in Österreich (ausgenommen Ungarn) schon unter Maria Theresia spätestens unterworfen worden indem man ihm eine Teilhabe an der Landesregierung entzog. Zwar spielte er noch inder Verwaltung eine Rolle, aber nicht in einer direkten Regierung.
In Russland scheint mir der Adel nur unter bestimmten Vorraussetzungen kontrolliert worden zu sein. Aber so gut kenne ich mich mit dem nicht aus. Gab es eine durchdringende Landesverwaltung mit effektiven Behörden in der Fläche, welche den Adel überwachten? In der Hinsicht habe ich bis jetzt noch nichts über Katharina II. gelesen, was sie hinsichtlich einer Disziplinierung des Adels unternommen hätte, wie man es zeitgleich aus Österreich und Preußen kennt.
In Preußen scheint sich die Entmachtung des Adels weitesgehend unter Friedrich Wilhelm, dem Großen Kurfürst, abgespielt zu haben. Es gab von da an keine Rolle der Landtage mehr und seit der letzten Versammlung zu Zeiten des Großen Kurfürsten tagte auch nicht mehr der Obersächsische Kreistag (das Reich war ja bisweilen ein Betätigungsfeld antiabsolutistischer Adelsopposition, indem diese die Reichsorgane zur Hilfe nahm, um sich gegen die Ansprüche der Herrscher zu wehren).
Bauern
In Österreich finden wir viele Widerstände gegen die Reformen oder die Politik Joseph II. durchaus bei der Unterschicht, wenn sie sich auch bisweilen nur gegen Teilaspekte wendeten.
Bei Russland wäre ich eher überfragt. Gab es da Widerstände von Seiten der Bauern oder hatten diese Anlass dazu oder erreichten die Bestrebungen in Richtung "aufgeklärter Absolutismus" nicht das Stadium, um Widerstände hervorzurufen?
In Preußen sind mir eher Unruhen gegen den Adel ein Begriff, welcher die Rechte der Junker, welche ihnen vom Herrscher gestattet wurden, ausnutzte oder gegenüber den Bauern auszudehnen trachtete. Ich glaube zu schweren Ausschreitungen in Schlesien in dieser Zeit habe ich schon was anderswo geschrieben. Aber ich glaube nichts zu kennen, was sich so bedeutend direkt gegen aufklärerische Reformen richtete. Vielleicht ist das auch wiederum durch die unbedeutende Rolle des Adels in der politischen Führerschaft begründet(?).