Ich möchte euch auf Hesiods Werk "Werke und Tage" hinweisen (8.Jahrhundert BC), dessen zweiter Hauptteil den (landwirtschaftlichen) Arbeitskalender in vier Unterabschnitten Herbst, Winter, Sommer und Seefahrt einteilt - sein Werk kreist um die "richtige Ordnung", den richtigen Zeitpunkt für alle Tätigkeiten - dort wird ein astronomisches Grundwissen erkennbar, der (göttliche) Kosmos ordnet das Werk der Menschen. Ein Zitatbeispiel ((385): Steigt das Gestirn der atlasgeborenen Pleiaden herauf, beginne die Ernte, das Pflügen aber, wenn sie herabgehen. Vierzig Tage und Nächte waren sie nun verborgen, tauchen aber im Umlauf des Jahres erstmals wieder auf, wenn die Sichel gewetzt wird....(480) pflügst du aber die göttliche Erde erst zur Wintersonnenwende, dann mähst du hockend das Korn, und die Ähren füllen die Hand nicht; (565) hat aber Zeus nach der Sonnenwende sechzig Wintertage vollendet, dann nun entsteigt der Stern Arkturos der heiligen Flut des Okeanos und erscheint zuerst hell leuchtend im Dämmer des Abends...beschneide die Reben, denn so ist es richtig.." Ich nehme an, dass auch die eisenzeitlichen Gesellschaften Mitteleuropas einen durch Beobachtung und Erfahrung (Vogelzug, Naturerscheinungen, Himmelskörper, Wetter)gewonnen Jahreskalender besaßen. Ein Kalenderbauwerk geht darüber hinaus, dient es doch zur Beobachtung und Aufzeichnung längerer Zyklen, um mathematische Regeln der Synchronisation des Verlaufs der Sonne, des Mondes und der Sterne zu finden, um sich von den Naturbeobachtungen unabhängiger zu machen, und einen möglichst präzisen Kalender zu gewinnen, der auch zum Festlegen von Festtagen diente. Rein für die Landwirtschaft war er sicher nicht notwendig. Ein Grundwissen der Astronomie fordert Polybios auch für den Feldherren (Geschichte, Bd1).