Kilimandscharo

Wäre mir neu.

Vor dem Helgoland-Zansibar-Vertrag beanspruchte das Deutsche Reich nördlich der Linie die später die Nordgrenze Deutsch-Ostafrikas bildete noch Teile von Kenya und Uganda.

Die wurden im Helgoland-Zansibar-Vertrag Großbritannien zugesprochen, neben der Anerkennung des Sultanats Sansibar (Inseln) als britische Interessenzone, dafür gingen mit dem Vertrag Helgoland, der Caprivi-Zipfel und die festländischen Besitzungen Zansibars an das Deutsche Reich.

Insofern also die Interessengrenze zwischen Deutsch-und Britsch-Ostafrika durch den Vertrag zu britischen Gunsten nach Süden verschoben wurde, müsste der Kilimandscharo eigentlich bereits vorher im deutschen Interessengebiet gelegen haben.

Wo hast du das mit der angeblichen Schenkung denn her?
 
Es gab 1890 den sogenannten Helgoland-Sansibar-Vertrag, und Deutschland erhielt den Caprivi-Zipfel in Deutsch-Südwestafrika und das damals britische Helgoland.

Teile der deutschnationalen Presse schäumten, man habe einen Knopf gegen eine Hose getauscht.

Ostafrika war durch eine Kolonialgesellschaft gegründet. Treibende Kraft dahinter war Carl Peters, der sich von der von ihm gegründeten Kolonialgesellschaft beauftragen ließ, Land in Afrika zu erwerben.

Peters kreuzte 1888 in Sansibar auf, und er reiste inkognito, um die Briten und den Sultan von Sansibar nicht z alarmieren. Bismarck war anfangs gegen Gründung von Kolonien, und er hatte Sir Edward Mallet dem britischen Gesandten (und Sprecher GB bei der Kongo-Konferenz) zugesagt, dass es keine deutschen Ansprüche auf Sansibar gab, und Bismarck hatte die Beamten angewiesen, Peters keine Hilfe zu gewähren. Der war aber rührig und schloss emsig "Schutzverträge" mit Eingeborenen und er versicherte sich der Rückendeckung Leopolds II.

Auf der Kongokonferenz kreuzte Peters auf und drohte mit einer Vereinbarung mit Leopold II., und Bismarck, der als alter Diplomat sofort gespannt hatte, wie dubios Peters Schutzverträge waren, lenkte Bismarck aus innenpolitischen Gründen ein und ließ Peters gewähren.

Man kann nicht etwas verschenken, das einem gar nicht gehört. Den Kilimandscharo hat Peters sich unter den Nagel gerissen so wie Stanley den Kongo an sich gerissen hat.

Auf der Berliner Kongokonferenz wurde das alles für rechtens erklärt. Die Europäer waren schockiert über die Sklaverei. Die Sklaverei wurde natürlich von den Europäern abgeschafft, und hieß in Deutsch-Ost und Leopolds Privatkolonie fortan "Zwangsarbeit".

Nur ein einziger Teilnehmer der Konferenz war je in Afrika gewesen: Henry M. Stanley, von den Afrikanern Bula Matari die Felsenbrecher genannt. Stanley verabscheute Afrika von ganzem Herzen. Seine (durchaus interessanten und blendend geschriebenen) Bücher trugen die Titel "Durch den dunklen Erdteil" und bei der Emin Pascha-Expedition bewegte "Bula Matari" sich im "dunkelsten Afrika".

Nicht ein einziger Afrikaner war als Teilnehmer der Konferenz geladen, und der ganze Kontinent wurde wie ein Kuchen unter den Europäern aufgeteilt, die Grenzen wie mit dem Lineal gezogen und im Grunde genommen ein ganzer Erdteil verramscht. Worüber die Konferenz aber allen Ernstes diskutierte, das war wie man die Afrikaner vor dem Schnaps schützen sollte.

Mit der Kongo-Konferenz hatte die Queen Victoria nichts zu tun. Den Kilimandscharo hat Carl Peters sich unter den Nagel gerissen, und auf der Kongo-Konferenz wurde das völkerrechtlich abgesegnet.
 
Das hat mir heute eine Dame so gesagt, stände in Kenia in Geschichtsbüchern.
Ich kann das kaum glauben, habe ich noch nie etwas von gehört!
 
Das was Shinigami und Scorpio dazu sagen ist auch mein Wissensstand, was anderes hab ich noch nie gelesen!

Du weißt doch wie das mit kontrafaktischen Behauptungen ist. Wenn einer nur fest genug davon überzeugt ist, dann wird das Kontrafaktische zur in Fels gemeißelten Tatsache.

Ein Forianer hatte mal einen schönen Spruch:

Die Überzeugung ist ein größerer Feind der Wahrheit, als die Lüge.
 
Moin

Die Antwort der Dame war: " Sie können sich ja mal mit einem Kenianer darüber unterhalten.":rolleyes:
 

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Zu den Erstbesteigern des Kilimandscharo gehörte auch Hans Meyer, der drei Anläufe benötigte, bis er- diesmal begleitet von einem bekannten Alpinisten am 6. Oktober 1889 den Gipfel erklimmen konnte.

Ob der/die Autoren dabei Hans Meyer im Hinterkopf hatten, weiß ich nicht, Anfang des 20. Jahrhunderts gab es aber auch einen, seinerzeit recht bekannten Schlager oder Karnevalshit, in dem ein Herr Meier eine gewisse Rolle spielt, der sich auf den Gipfel verirrt hat.

Hans Meyer – Wikipedia
 
Die Geschichte von der Schenkung erzählte uns auch mein Erdkunde- und Chemielehrer, der mehrere Jahre als Entwicklungshelfer in Arusha am Fuße des Kilis tätig war. Er kannte noch ein paar der letzten Askaris.

Seine Diavorträge seiner Tätigkeit dort waren eine beliebte Abwechslung. Vermutlich hat er uns dabei die Story vom Geburtstagsgeschenk von Omi Vicky an ihren Lieblingsenkel Willy erzählt.

Auch wenn sie vermutlich so nicht stimmt, etwas merkwürdig ist die Grenze zwischen Kenia und Tanzania rund um den Kili schon. Berggipfel werden sonst ja gerne geteilt und ausgerechnet hier knickt die Grenze ab.
 
Auch wenn sie vermutlich so nicht stimmt, etwas merkwürdig ist die Grenze zwischen Kenia und Tanzania rund um den Kili schon. Berggipfel werden sonst ja gerne geteilt und ausgerechnet hier knickt die Grenze ab.

Das wird in dem Artikel erklärt, den @El Quijote verlinkt hat. Die Kurzfassung ist, dass man sich bei den Verhandlungen über den Grenzverlauf darauf geeinigt hat, dass Deutschland den Kilimandscharo erhielt und die Briten dafür Mombasa.
 
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