Kleptokratie ist m.E. eine völlig überflüssiges politikwisseschaftliches Konzept. K. bezeichnet keine neue universelle Politikwisschaftliche Kategorie, die die Konzepte zur deskriptiven bzw. analytischen Klassifizierung wirklich bereichern würde, wie beispielsweise Beck`s Konzept der Risikogesellschaft.
Kleptokratie ? Wikipedia
K. bezeichnet, und das Vorhandensein derartiger Systeme als empirisches Faktum soll gar nicht bestritten werden, einen Teilaspekt der staatlichen Strukturen, der sich zur Durchsetzung seiner Ziele der Legislative, der Exekutive oder der Judikative bedienen kann. Das Ziel dieses Teilsystem des staatlichen Handelns dient der Aneignung von Gütern zum Zwecke des privaten / kollektiven Genusses / Konsums der herrschenden Elite bzw. eines alleinherrschenden Despoten.
Das Konzept ist weitgehend neutral gegenüber Mustern staatlicher Herrschaft. Allerdings kann man es vermutlich dahingehend einschränken, dass ein Auftreten der K. im Rahmen einer funktionierenden Gewaltenteilung eher unwahrscheinlich ist.
Es ergibt sich m.E. damit eine deutliche Abgrenzung zur "ordinären Korruption", die im wesentlichen unsystematisch auf persönlichen Ambitionen basiert und eher eine Geisteshaltung bezeichnet und weniger eine organisatorische Ausprägung darstellt. Allerdings durch ihr systematisches Auftreten in gewissen Ländern den Staus eines Strukturmerkmals gewinnen kann.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass Korruption und K. faktisch eng verbunden sind, da Korruption in einem System mit einer funktionierenden Gewaltenteilung durchaus vorhanden sein kann, allerdings mit einem geringeren Verbreitungsgrad wie in despotischen Regimen.
Relevant ist die Abgrenzung der K. zu anderen Herrschaftsformen, die im Phänotyp ebenfalls die Bereicherung als Basis für die Herrschaftsausübung aufweisen, wie beispielsweise das antike römische latifundienbasierte Herrschaftssystem oder das mittelalterliche Lehenssystem.
In diesem Fall ist die Mittel-Ziel-Relation zu betrachten. Im Rahmen der K. wird die systematische Bereicherung nicht primär dafür herangezogen, die politische Macht einer Person oder einer Gruppe zu stabilisieren. Für diesen Zweck stehen der K. andere staatliche Repressionsinstrumente zur Verfügung (Geheimpolizei, Ideologie, Justiz, Armee etc.). Dieses unterschiedet sie systematisch von der Bereicherung in der Antike bzw. im Mittelalter. Zu diesen beiden Zeitpunkten war individuelle wirtschaftliche Macht (neben dynastischer Legitimation) nicht selten eine wichtige Voraussetzung für das Erlangen politischer Macht und seiner Erhaltung!
Die K. speist sich in seiner systematischen Einordnung im wesentlichen m.E. aus zwei Philosophietraditionen.
Zum einen ist die utilitaristische Sichtweise eines Hume oder Smith wichtig für das Verständnis der K., da sie die individuelle Nutzenmaximierung zum Ausgangspunkt für die Vergesellschaftung macht, begrenzt in den destruktiven Auswirkungen durch den Hobbesschen Leviathan in der Form staatlicher Macht.
Und gleichzeitig bezieht sich die K. auf die machttheoretische Fundierung durch die Überlegungen von Machiavelli, der die politischen Zielsetzungen von Herrschern keiner rechtlichen oder moralischen Kontrolle unterworfen sehen möchte.
Und nicht zuletzt bezieht sich die K. auf elitetheoretische Begründungen. Dabei wird staatliches Handeln primär durch die "Herrschaft der Besten" definiert. Ihr Handeln dient uneigennützig automatisch dem Gemeinwohl des gesamten Staates, verankert im Rahmen einer staatlichen Ideologie. Und abgeleitet aus dieser Sichtweise ist somit auch die Bereicherung durch die "Besten" automatisch mit legitimiert als das Beste für die Gesellschaft.
Zumindest wird "der Dicke" seine Bereicherung sicherlich so gesehen haben und deswegen war K. für ihn überhaupt kein Problem. Er hat ja auch die "schönen Künste" gefördert.:S