Kolonialismus in der neusten Forschung

Ja, es gab selbstverständlich Zwangstaufen, und zwar eher in Lateinamerika als im Baltikum, aber sie waren nicht die Regel und das Werk ziviler Machthaber, nicht der Kirche.
Dazu ein Zitat aus Paravicini, Werner., 1989. Die Preußenreisen des europäischen Adels: Teil 1, Beihefte der Francia: Forschungen zur westeuropäischen Geschichte:

Jetzt aber, nachdem der letzte Preußenaufstand von 1260 niedergeschlagen war, begann ein Eroberungskrieg. Peter von Dusburg* kennzeichnet diesen Einschnitt unter der Überschrift Explicit bellum Prussie. Incipit bellum Lethowinorum mit deutlichen Worten:

»Im Jahre 1283, als seit dem Beginn des Krieges gegen das Volk der Prußen schon 53 Jahre vergangen waren und alle Stämme im erwähnten Land bezwungen und ausgerottet waren, so daß auch nicht einer übrig geblieben war, der dem Joch der heiligen römischen Kirche nicht demütig den Nacken beugte, da begannen die Brüder vom Deutschen Hause den Krieg gegen jenes mächtige und überaus halsstarrige und kriegsgeübte Volk, das nächst dem Preußenlande jenseits der Memel im Lande Litauen wohnt«

Es wurde ein anderer Hundertjähriger Krieg daraus. Peter von Dusburg konnte nicht ahnen, daß sein Orden ihn einst, bei Tannenberg, verlieren würde.

* Peter von Dusburg war ein Chronist des Deutschen Ordens. Die Missionierung des Baltikums geschah zwar im Auftrag des Kaisers Friedrich II. und des Papstes Gregor IX., aber die Lehnshoheit für die eroberten Gebiete lag bei keinem weltlichen Herren, sondern ausschließlich beim Papst – also war letztlich die Kirche für das verantwortlich, was dieser Orden dort tat.

Mich stört an Formulierungen wie "Heteronormalisierung der islamischen Welt" der Absolutheitsanspruch.
Mich stört das auch, denn wie das Christentum stammt auch der Islam aus dem Judentum (und Christentum): Beide übernahmen neben anderem auch die Sexualmoral der Juden (man muss sich nur im dritten Buche Mose anschauen, welche Strafen dort für deviantes sexuelles Verhalten vorgesehen sind/waren).

Mit anderen Worten: Im Islam musste nichts heteronormalisiert werden, der war schon von Anfang an so.

Gerade die strikte Trennung der Geschlechter in der islamischen scheint paradoxerweise der Motor von dubiosen Gegenentwürfen zu sein, die als eine Art Ventil dienen.
Das wird auch auf anderen Gebieten sichtbar: Wenn das andere Geschlecht nicht erreichbar ist – z.B. in Gefängnissen oder Mönchs- und Nonnenorden –, greift Mann/Frau zu dem, was verfügbar ist, ohne homosexuell zu sein oder zu werden.

Es wurde das Baltikum vor allem durch die Ostkolonisation und die Aktivitäten des Deutschen Ordens christianisiert- und diese Christianisierung war zweifellos durch Zwang und Gewalt durchgesetzt worden.
Danke für die Bestätigung. Und dass die Zwangschristianisierung nicht die Regel war, wissen wir alle. Aber es gab sie in größerem Umfang als man (hier) bereit ist zuzugeben. Ich meine, wenn es von einem Zeitgenossen heißt, es waren „alle Stämme im erwähnten Land bezwungen und ausgerottet“, bis auf jene, die sich haben taufen lassen, dann ist das eindeutig.

Dass es davor und danach Schriften gab, die Zwangschristianisierung zurückwiesen, bedeutet nicht, dass alle in der Kirche sich danach richteten – Ritter des Deutschen Ordens waren zumeist auch Priester.
 
Mit anderen Worten: Im Islam musste nichts heteronormalisiert werden, der war schon von Anfang an so.
Ist das nun ein soziokultureller Vorteil oder ist das ein beklagenswerter Makel?

Und eine weitere Frage habe ich: ist "heteronormalisieren" ein gängiges Verb, welches auch in (ernstzunehmender) wissenschaftlicher Literatur gebräuchlich ist? Ich kleines Licht muss das fragen, denn ich kannte dieses Verb noch nicht und ich muss zugeben, dass mir die Bedeutung dieses Verbs noch nicht klar ist - mein Eindruck aus diesem Faden ist, dass "heteronormalisieren" negativ konnotiert wird. Aber möglicherweise täusche ich mich, deswegen frage ich.
 
Und eine weitere Frage habe ich: ist "heteronormalisieren" ein gängiges Verb, welches auch in (ernstzunehmender) wissenschaftlicher Literatur gebräuchlich ist?
Jenes Verb ist abgeleitet vom Begriff Heteronormativität. In der Soziologie ist dieser Begriff seit Jahrzehnten etabliert.

Mit anderen Worten: Im Islam musste nichts heteronormalisiert werden, der war schon von Anfang an so.
Noch bis ins 19. Jahrhundert gehörten Eunuchen und Lustknaben noch zur einer islamischen Gesellschaft noch dazu. Diese Gesellschaft war zwar zutiefst patriarchalisch, aber eben überhaupt nicht heteronormativ.
 
Noch bis ins 19. Jahrhundert gehörten Eunuchen und Lustknaben noch zur einer islamischen Gesellschaft noch dazu. Diese Gesellschaft war zwar zutiefst patriarchalisch, aber eben überhaupt nicht heteronormativ.
Eunuchen sind der stärkste Ausdruck des Patriarchats: Kein anderer Mann soll meine Frau(en) beschlafen (können). Und im Koran (7. Sure, Vers 80-81) wird der Bezug zur Geschichte Lots im Alten Testament hergestellt, die ja von Sex unter Männern handelt. Dass dieses Verbot im Islam die längste Zeit seiner Existenz nicht so eng gesehen wurde, steht auf einem anderen Blatt, schließlich musste ein Ventil für die starke Trennung der Geschlechter und vor allem für die "Reinheit"* der Mädchen, den zukünftigen Ehefrauen, gesorgt werden – Sex ist ein starker Trieb, der sich mit Worten nicht unterdrücken lässt.

* Diese Reinheit wurde und wird mitunter durch Analverkehr zwischen den "Verlobten" gesichert, auf dass in der Hochzeitnacht das blutige Bettlaken präsentiert werden kann.
 
Sicher gab es Zwangsmission. Es wurde das Baltikum vor allem durch die Ostkolonisation und die Aktivitäten des Deutschen Ordens christianisiert- und diese Christianisierung war zweifellos durch Zwang und Gewalt durchgesetzt worden.

Dann sollte man allerdings dazu schreiben, dass es im Vorraus durchaus Versuche gab bei den Prussen friedlich zu missionieren.
Adalbert v. Prag und Brun v. Querfurt hatten entsprechende Versuche unternommen und waren dabei getötet worden.

Ohne nun Zwangsmaßnahmen gutheißen zu wollen, wäre hier eventuell darüber zu reden, inwiefern das in diesem Fall dadurch herausgefordert wurde.
Unterworfene zwangsweise mit dem Schwert zum Glauben (welchem auch immer) bekehren zu wollen, mag zurecht als reichlich unzivilisierte Praxis gelten, das mehrfache Ermorden von Missionaren, die einfach nur friedlich predigen allerdings auch, zumal es nicht nötig gewesen wäre.
Den entsprechenden Herren zu bestellen, dass man an ihrer Religion kein Interesse habe und sie aus dem Land auszuweisen hätte es auch getan.

Im Hinblick auf den "Deutschen Orden", sollte man demgegenüber vielleicht auch erwähnen, dass dieser nicht von sich aus, einfach in Prussenland kam und sich dort nach eigenem Gusto wie die Axt im Walde benahm, sondern dass er von Konrad v. Masowien, der sich in andauernden Konflikten mit den Prußen befand zur Hilfe gerufen wurde und als Unterstützung im Kulmer Land angesiedelt wurde, weil die eigene Gründung des Dobriner Ordens mehr oder weniger fehlgeschlagen war.


Betrachtet man den Umstand, dass die Prussen mehrfach Missionare einfach umgebracht hatten und auch an den gewaltsamen Auseinandersetzungen mit dem Herzog v. Masowien wahrscheinlich nicht so ganz unschuldig waren, erscheinen die Zwangsmaßnahmen nach der Eroberung des Landes, meine ich, auch in einem etwas anderen Licht.
 
(@Maglor, drei weiter oben.)

Gehe ich recht in der Annahme, dass Lustknaben und Eunuchen weniger Genderidentität waren, der sich die Angehörigen dieser beiden Gruppen zugehörig fühlten, sondern vielmehr der brutale Auswuchs von Machtausübung und -gebrauch? Ich meine, eine Kastration macht aus einem Mann ja weder eine nombinäre Person, noch eine Transfrau, sondern einen verstümmelten Mann. Und die Zeitungsberichte der letzten Monate und Jahre lassen darauf schließen, dass im Nahen Osten die Vergewaltigung von (Frauen wie) Männern durch Männer mehr der Machtdemonstration und Demütigung der Unterlegenen durch den Angreifer dient als einer konsensualen innigen Vereinigung Liebender oder wenigstens Getriebener. Ähnliches fand ich übrigens auch auf dem indischen Subkontinent des 18./19. Kahrhunderts (William Dalrymple, The Anarchy), wo nach Eroberung eines Herrscherhofs der Eroberer erstmal den kompletten Hofstaat durchvergewaltigen lässt, um sie entschieden und bestimmt an ihren neuen Platz zu weisen. (Und Dalrymple ist m. E. ganz Gewiss kein Verteidiger westlicher moralischer Überlegenheit.) Ganz ohne europäischen Einfluss.

Und da frage ich mich dann schon, wie stabil die Haare sind, an denen hier und da die exklusive Kritik an den (männlichen, weißen und nicht mehr ganz jungen) "Kolonialisten"" herbeigeschleift wird.

N. B.: Ich will nicht sagen, dass die europäische Expansion lauter, menschenfreundlich und wohlwollend war. Der Umkehrschluss, dass alle außereuropäischen, unberührten, (hihi))anderen Gesellschaftsformen gut, frei, paradiesisch gar und ohne Gewalt und sexuelle Unterdrückung waren, dürfte sich gerade historisch Interessierten (und besonders den ausgebildeten Historys) eigentlich gerade nicht aufdrängen.

Post Schreibulum:
Peter Scholl-Latour hatte da ja noch seine nicht widerlegte These, wie Gaddafi um sein ruchloses Leben kam. Auch hier eine ntscheidung die ohne Anleitung durch Kipling ausgekommen sein dürfte. (Mich schockiert übrigens gerade, dass Frau Maischberger ihm entgegnet haben soll, dass das im Kriege ja durchaus ok sei.)
https://www.welt.de/politik/ausland...ngeblich-mit-einer-Eisenstange-gepfaehlt.html
 
Zuletzt bearbeitet:
Noch bis ins 19. Jahrhundert gehörten Eunuchen und Lustknaben noch zur einer islamischen Gesellschaft noch dazu. Diese Gesellschaft war zwar zutiefst patriarchalisch, aber eben überhaupt nicht heteronormativ.

Und der letzte Kastraten-Sänger des Vatikans, Giovanni Battista Velutti, verstarb 1861. Macht den Vatikan jetzt auch nicht zum queeren Vorzeige-Projekt des europäischen 19.Jh....

Vielleicht interessant dazu: Im Iran, wo für homosexuelle Handlungen die Todesstrafe verhängt werden kann, ist Transuexualität, in engen Grenzen, geduldet, wenn sie mit einer operativen Geschlechtsangleichung einhergeht. Eine Kastration wird da also immer noch als akzeptabler angesehen, als dass ein Mann mit einem Mann in die Kiste steigt...
 
Mich stört das auch, denn wie das Christentum stammt auch der Islam aus dem Judentum (und Christentum): Beide übernahmen neben anderem auch die Sexualmoral der Juden (man muss sich nur im dritten Buche Mose anschauen, welche Strafen dort für deviantes sexuelles Verhalten vorgesehen sind/waren).

Mit anderen Worten: Im Islam musste nichts heteronormalisiert werden, der war schon von Anfang an so.
Das denke ich auch. Lustknaben und andere Praktiken stehen dieser Meinung nicht entgegen, aus den bereits genannten Gründen:
Das wird auch auf anderen Gebieten sichtbar: Wenn das andere Geschlecht nicht erreichbar ist – z.B. in Gefängnissen oder Mönchs- und Nonnenorden –, greift Mann/Frau zu dem, was verfügbar ist, ohne homosexuell zu sein oder zu werden.
Gleichgeschlechtlicher Verkehr ist nicht notwendigerweise an die sexuelle Orientierung geknüpft, zumal unter besonderen Bedingungen, oder wenn die gesellschaftlichen Voraussetzungen dafür bestehen, ihn sozusagen gesondert zu organisieren. Ähnliche Arrangements begegnen uns ja bereits im alten Rom, das letzthin immer mehr zum Hort sexueller Freiheit hochstilisiert wurde: Erwachsener Mann mit Jüngling ist nicht der Rede wert, erwachsener Mann mit erwachsenem Mann ist mindestens das Ende des guten Rufs, zumindest für den penetrierten Mann.
Danke für die Bestätigung. Und dass die Zwangschristianisierung nicht die Regel war, wissen wir alle. Aber es gab sie in größerem Umfang als man (hier) bereit ist zuzugeben. Ich meine, wenn es von einem Zeitgenossen heißt, es waren „alle Stämme im erwähnten Land bezwungen und ausgerottet“, bis auf jene, die sich haben taufen lassen, dann ist das eindeutig.

Dass es davor und danach Schriften gab, die Zwangschristianisierung zurückwiesen, bedeutet nicht, dass alle in der Kirche sich danach richteten – Ritter des Deutschen Ordens waren zumeist auch Priester.
Der Deutsche Orden war zuallererst eine Organisation, die sich ein Staatsgebilde schaffen wollte, nachdem er in Outremer seine Machtbasis und seine Einnahmequellen zu verlieren drohte. Das "Heidnische" der baltischen Stämme lieferte einen perfekten Vorwand, sie zu unterwerfen, denn nach der Vorstellung der Zeit brauchte es einen gerechten Grund, um Krieg zu führen.

Außerdem war das Christentum der Kitt, der eine mittelalterliche europäische Gesellschaft zusammenhielt – was man schon daran sieht, dass nicht wenige "heidnische Herrscher", hier sei nur Rollo genannt, freiwillig zum Christentum konvertierten, weil es ihnen die Herrschaft über Christen vereinfachte und den Verwaltungsapparat der Kirchen eröffnete. Deswegen rührte der Orden diesen Kitt an.

Dabei kam es übrigens "nur" im Sinne des modernen Nötigungsstrafbestands oder der modernen Genozid-Definition zu Zwangstaufen: Man führte Krieg gegen diejenigen Stämme, die sich nicht taufen lassen wollten. Ließen sie sich taufen, wurde vom Krieg gegen sie abgelassen. Der Orden wollte schließlich Untertanen, ein entvölkertes Land ist keinen Pfifferling wert.

Die Hostie mit Gewalt in den Mund gedrückt bekamen wohl nur wenige Menschen. Und ja, diese Unterscheidung ist von einiger Bedeutung, siehe oben. Dogmatische Gründe dürften für den Orden nur eine untergeordnete Rolle gespielt haben. Das geht auch z.B. aus den Erinnerungen Heinrichs IV. von England an dessen Preußenfahrten hervor, das Religiöse spielt da praktisch keine Rolle.
Eunuchen sind der stärkste Ausdruck des Patriarchats: Kein anderer Mann soll meine Frau(en) beschlafen (können).
Hätten dann nicht alle Männer mit räumlichen Zugang zur Frau des Herrschers kastriert werden müssen?

Es gibt einen sehr gewichtigen Grund dafür, warum in der Vergangenheit so ein Bohei um die Sexualmoral der Gattin eines Monarchen gemacht wurde, und es wäre in meinen Augen arg kurzsichtig, diesen auf heute politisch aufgeladene Schlagwörter wie "das Patriarchat" zu reduzieren: Denn wir sprechen hier von Zeiten, in denen Erbfolgestreitigkeiten den Tod tausender Menschen nach sich zogen.

Mater semper certa est – die Mutter ist immer sicher –, während der pater semper incertus est. Mit anderen Worten, die Mutter kann ihrem Ehemann das Kind eines anderen untermogeln, aber umgekehrt ist dies nicht möglich. Mit all den hässlichen Folgen für die Legitimität des Herrschers.

Die patrilineare Erbfolge, insbesondere in Verbindung mit der Primogenitur, setzte sich nicht umsonst in den meisten dynastisch regierten Monarchien durch. Sie hatte eine starke ordnungspolitische Funktion und verhinderte den schleichenden Zusammenbruch des Staates durch territoriale Zersplitterung.
 
Jenes Verb ist abgeleitet vom Begriff Heteronormativität. In der Soziologie ist dieser Begriff seit Jahrzehnten etabliert.
das klingt so schön sicher, so schön gewiß: ein etablierter Begriff einer Wissenschaft (Soziologie), das muss also seriös sein... aber daran habe ich erhebliche Zweifel, und zwar bewirkt diese der verlinkte Wikipediaartikel:
- die vermeintlich sachliche Definition operiert praesupponierend mit willkürlichen Wertungen, was schon keinen sonderlich "wissenschaftlichen" Eindruck macht.
- es ist mir noch nie passiert, dass ich beim nachlesen von Fußnoten (Quellen) auf ominöse Seiten geleitet werde, die mir den Kauf von irgendwelchem Krempel nahelegen :D:D:D unglaublich? Man teste Fußnote Nr.8, viel Spaß.

Der Wikipediaartikel zum "Heteropatriarchat" macht ebenfalls keinen vertrauenerweckenden Eindruck.
 
Kehren wir zurück zur Ausgangsfrage und entfernen uns sogleich wieder von ihr. Die Ausgangsfrage dreht sich ja, um ein vermeintliches früheres Besser. Also vor einer ominösen Zeit, bevor sich christliche Mächte die Welt untertan machten und das - ich greife den von Dekumatland kritisierten Begriff des Heteropatriarchats* auf - Heteropatriarchat weltweit durchsetzten.

Es scheint eine menschliche Konstante zu sein, ein vermeintliches früheres Besser herbeizusehnen, einen Idealzustand, den es mal gab, der aber verloren gegangen ist. In der Bibel haben wir das ganz klar gekennzeichnet als Vertreibung aus dem Paradies, in der griechisch-römischen Antike ist vom goldenen Geschlecht bzw. dem goldenen Zeitalter die Rede, einer längst vergessenen Zeit, als die Menschen körper- und charakterlich ideal waren, im Gegensatz zum gegenwärtigen Geschlecht, dem eisernen.

In der Gegenwart wird diese Idealisierung einer meist vorschriftlichen Vergangenheit dann von verschiedenen teils gegensätzlichen politischen Lagern betrieben.
In den 70er Jahren sind unter Feministinnen die Matriatchatstheorien populär, vor der Bronzezeit und Indoeuropäisierung sei Europa matriarchalisch gewesen („Beleg“: Venusfigurinen) und erst mit der Invasion indoeuropäischer Reitervölker seien Patriarchat und Unfriede nach Europa gekommen. Vor Kurzem hat eine Biologin eine ähnliche These formuliert, nur den Zeitpunkt der Patriarchalisierung um einige Jahrtausende nach vorne geschoben: die Neolithisierung habe dazu geführt, dass die Frau ins Haus verbannt worden sei (da hat sie die Lebensumstände bürgerlicher Frauen im klassischen Griechenland auf das Neolithikum übertragen).

Auch der Neopaganismus postuliert ja, dass die vorchristliche Religion besser (ggf. naturnäher) und oft auch - in der völkischen Variante - der eigenen Ethnie natürlicher sei, selbst wenn man über diese vermeintlich naturgegebene Religion so gut wie nichts weiß und vieles auf Phantasien des 19. und 20. Jhdts. basiert.

Marx und Engels formulierten die These vom Urkommunismus (ihre Vorstellungen basierten dabei witzigerweise auf der heteronormativen Kernfamilie), völkische Ideologen fabulieren irgendetwas von der Reinheit der Rasse und klar abgegrenzten Kulturkreisen (Gustaf Kossinnas Kulturkreislehre ist im Kern völkisch), Feministinnen postulierten das Matriarchat als den idealen Urzustand, Queere imaginieren sich die heterogene (eben nicht heteronormative) vorchristliche Toleranz gegenüber allen Identitäten, die Menschen jenseits ihres (vermeintlichen) biologischen Geschlechts hätten annehmen können. „Die gute alte Zeit“ imaginiert sich halt jeder anders.

Das Gemeinsame all dieser Vorstellungen ist, neben der Vorstellung einer vermeintlich idealen Vorzeit, dass es i.d.R. keine schriftlichen Quellen gibt, welche die geäußerten Thesen widerlegen könnten. Belegen allerdings meist auch nicht.




*auf der Diskussionsseite wird der Unterschied zwischen Heteropatriarchat und Patriarchat erklärt: die ollen Griechen lebten patriarchalisch, aber bei ihnen war die Knabenliebe licit. Bei der katholischen Kirche hingegen nicht, daher steht die kath. Kirche für ein Heteropatriarchat, das olle Griechenland für ein Patriarchat ohne den Zusatz davor.
 
Der Orden wollte schließlich Untertanen, ein entvölkertes Land ist keinen Pfifferling wert.
Der Orden – und die Kreuzfahrer – habe da ganze Arbeit geleistet: Das Land war so entvölkert, dass Kolonisten aus deutschen Ländern angesiedelt werden konnten. Daran gab es keinen Mangel, denn das hochmittelalterliche Klimaoptimum hat zu einem Bevölkerungswachstum geführt, der Probleme bereitete und Kreuzzüge mitverantwortete – Zitat aus der Rede des Papstes in Clermont laut Robert dem Mönch:

“Denn das Land, das ihr bewohnt, das überall vom Meer eingeschlossen und von Berggipfeln umgeben ist, kann eure bloße Zahl nicht ernähren: es besitzt keine ergiebigen Reichtümer im Überfluß und stellt wahrhaftig kaum genügend Nahrung bereit, selbst für die, die es bebauen. Das ist der Grund, warum ihr euch gegenseitig bekämpft und zerreißt, unablässig im Krieg seid und einander verwundet und tötet."


Unschwer zu erkennen ist hier: Youth Bulge. Davor, also vor dem 11. Jahrhundert konnte das Land sie ernähren, weil nicht so viele es waren, die ernährt werden mussten.

Hätten dann nicht alle Männer mit räumlichen Zugang zur Frau des Herrschers kastriert werden müssen?
Zugang zum Harem hatte nur der Sultan und die Eunuchen. Damit war sichergestellt, dass die Nachkommen auch wirklich vom Sultan sind, was allerdings die Erbfolgestreitigkeiten nicht verhinderte: Welcher Sohn von welchen der vielen Frauen im Harem sollte Sultan nachfolgen, war nicht durch Primogenitur festgelegt, sondern wurde hinterher entschieden, wobei Frauen, obwohl theoretisch ohne Macht, oft mitmischten, um ihre Söhne nach vorne zu bringen. Dieses System war/ist ziemlich erfolgreich, denn der Sultan konnte sich den bestgeeigneten Sohn als Nachfolger aussuchen.

Mater semper certa est – die Mutter ist immer sicher –, während der pater semper incertus est. Mit anderen Worten, die Mutter kann ihrem Ehemann das Kind eines anderen untermogeln, aber umgekehrt ist dies nicht möglich. Mit all den hässlichen Folgen für die Legitimität des Herrschers.
Ja. Nicht nur die Sexualmoral der Frau war wichtig, auch die Geburt musste öffentlich sein – siehe die Geburt des Staufenkaisers Friedrichs II. am 26. Dezember 1194 in einem Zelt in Jesi, Italien. Trotzdem wurden seine Gegner nicht müde, ihm zu unterstellen, er wäre gar nicht der Sohn des Heinrich VI. und seiner Frau Konstanze, sondern der Sohn eines Metzgers ...

Es scheint eine menschliche Konstante zu sein, ein vermeintliches früheres Besser herbeizusehnen, einen Idealzustand, den es mal gab, der aber verloren gegangen ist.
Ja, diese menschliche Konstante gibt es – bei Träumern und bei Leuten, die ihr eigenes Leben als Last empfinden. Objektiv gesehen leben wir als Ganzes in Deutschland in der besten aller Welten: Niemals zuvor in unserer Geschichte ging uns so gut wie jetzt. Gut, wir haben 2 Millionen Bürgergeldempfänger, das sind ca. 2,5 % der Bevölkerung, aber der Rest leidet sicher keine Not und lebt seit 77 Jahren in Frieden – wann hat es das schon gegeben?

In den 70er Jahren sind unter Feministinnen die Matriatchatstheorien populär, vor der Bronzezeit und Indoeuropäisierung sei Europa matriarchalisch gewesen („Beleg“: Venusfigurinen) und erst mit der Invasion indoeuropäischer Reitervölker seien Patriarchat und Unfriede nach Europa gekommen. Vor Kurzem hat eine Biologin eine ähnliche These formuliert, nur den Zeitpunkt der Patriarchalisierung um einige Jahrtausende nach vorne geschoben: die Neolithisierung habe dazu geführt, dass die Frau ins Haus verbannt worden sei (da hat sie die Lebensumstände bürgerlicher Frauen im klassischen Griechenland auf das Neolithikum übertragen).
Die Erzählung, Frauen wären die besseren Menschen, ist eine falsche. Ich habe das in den 1990er Jahren erkannt, als die UNO Lebensmittellieferungen in eine seit langem von Serben militärisch umschlossene muslemische Stadt in Bosnien bringen und dabei notgedrungen serbisch kontrolliertes Gebiet passieren musste. Da haben sich serbische Frauen vor die Lastwagen gestellt und verlangten die Lebensmittel für sich, obwohl sie keine Not litten. Es wurde verhandelt und am Ende musste die Hälfte der Ladung dagelassen werden.
Auch wenn man sich die Zeiten und Länder ansieht, in denen Frauen das Sagen hatten (z.B. Isabella I. von Kastilien, Elisabeth I. von England, Margaret Thatcher, Golda Meir, etc.), dann ist da kein Unterschied zu den regierenden Männern zu sehen, und wenn doch, dann eher einen Trend zu größerer Härte.
 
– Zitat aus der Rede des Papstes in Clermont laut Robert dem Mönch:

1. Das Konzil von Clermont fand 1095/1096 statt. Mit anderen Worten mehr als 100 Jahre, bevor sich der Ordensstaat in Preußen überhaupt herausbildete.
2. Ich kenne den lateinischen Orriginaltext nicht, aber einige Wendungen wie das Schwadronieren über eine "fremde Rasse" deuten für mich relativ klar daruaf hin, dass das jedenfalls keine sorgfältige Übersetzung neueren Datums ist, sondern wahrscheinlich eher der Abschrieb einer Übersetzung (oder Phantasie) aus dem ausgehenden 19. oder frühen bis mittleren 20. Jahrhundert.
Angesichts des des Umstands, wer in dieser Zeit so schrieb, wäre die Frage nach dem Orriginaltext und dem Übersetzer um so dringlicher.
3. Die Ansprache soll in dieser Form gemäß der Behauptungen der Seite auf dem Konzil von Clermont gehalten worden sein, Adressat sind laut Text "Franken und Männer von jenseits der Alpen" demnach vor allem die Bewohner und im Besonderen der Adel Frankreichs ggf. auch noch des Ostfrankenreiches.
Ein Appell, der die Figur eine tendenzielle Übervölkerung Frankreichs um 1095 bemüht, trifft offensichtlich so überhaupt keine Aussage über die Bevölkerung Ostpreußens um diese Zeit.
4. Der Apell hatte zum Ziel, Teile der Adressaten dazu zu bewegen sich auf ein Kreuzzugsunternehmen einzulassen, weswegen die Richtigkeit der behaupteten Tatsachen ohnehin sekundär war.

Die Behauptung:

Frankreich oder das Ostfrankrenreich besäßen keine ergiebigen Reichtümer im Überfluss ist nun inhaltlich mehr als offensichtlicher Unsinn, gerade Frankreich mit den Seit Mitte des 11. Jahrhunderts aufgekommenen Champagne-Messen und den damals modernsten Strukturen immrhalb des lateinischen Europas, abgesehen von Italien auch mit durchaus gannz guten Bodenqualitäten gehörte ohne Frage zu den reicheren Regionen Europas.

Wie kann es eigentlich sein, dass ein "vom Meer eingeschlossenes Land" seine Bevölkerung angeblich nicht ernähren kann?
Waren vor der Küste massenweise Öltanker abgesoffen, hatte die chemische Industrie über Jahrzehnte hochgiftige Chemikalien ins Meer geleitet oder waren gar an der Küste befindliche westfränkisch-französische Kernkraftwerke explodiert und der radioaktive Fallout hatte die Fischbestände des Atlantiks, des Ärmelkanals und des Mittelmeeres ungenießbar gemacht?

So viel nur zum Wahrheitsgehalt von Teilen der Aussagen.

5. Selbst wenn die Behauptungen auf Inhaltsebene so ohne weiteres als autentisch durchhgehen würden, ist die Vorstellung wegen allgemeinen Klimas von der postulierten Bevölkerungsdichte Frankreichs auf die Ostpreußens schließen zu wollen, auf mehreren Ebenen großer Unfug.
Neben klimatischen Schwankungen was die Dichte der Bevölkerung selbstredend noch von anderen Faktoren abhängig, unter Anderem Bodenqualitäten und der Entwicklung der landwirtschaftlichen Technik, beides wird man in Frankreich und Ostpreußen nicht als identisch voraussetzen können.

6. Wenn wie du annimmst der Orden das Land weitgehend entvölkert habe, warum haben wir dann weder schriftliche Überlieferungen einer Vielzahl bedeutender Orte noch Kenntnis von deren archäologischen Hinterlassenschaften, obwohl die da sie aufs Hochmittelalter datieren müssten nach archäologischen Maßsstäben sehr jung und wahrsscheinlich guterhalten sein müssten.
Das kommt aber nicht vor.
Die einzige übrregional bedeutenden Stätte im Gebiet, von denen wir wissen, wäre "Truso" als bedeutender Handelsplatz im Weichsel-Nogat-Delta.
Daneben sind noch eine Reihe kleiner Plätze, wie der auf einer Pregelinsel gelegene befestigte Platz "Twangste" auf dem Stadtgebiet des späteren Königsberg gekannt, die aber in aller Regel selbst nach mittlalterlichen Maßstäben eher kleinere Siedlungsplätze gewesen zu sein scheinen.
Also, wo haben sie gelebt, die Massen von Bewohnern des Prussenlandes, die der Orden deinen Vorstellungen nach um die Ecke gebracht haben müsste um dort Platz für andere Siedler zu schaffen?

Warum haben wir keine archäologichen Zeugnisse, warum haben wir weder deutsche, noch polnisch, dänische oder schwedische Qullen, die von einer ssolch großen Bevölkerung und ihren Wohnstätten Kentnis hatten?
Man sollte ja meinen, es hätten sich wie überall entsprechende Beevölkerungszentren gebildet. Man sollte ja meinen, es hätten sich entsprechende Handelsnetze und entsprechender Verkehr herausgebildet.

7. Seit wann sind sind eigentlich christliche Kleriker, gar Päpste, für dich sichere Gewährsleute, die grundsätzlich tatsachengetreu berichten, so dass man ihre Aussagen unbeachtlich ihres Kontxtes und ihrer Intention problemlos als Tatsachen annehmen könnte?
Richtest du dich da nach einer überspitzten Interpretation des Unfehlbarkeitsdogmas oder nach dem Grundstaz, dass der Zweck die Mittel heiligt?
Und wie passt das eigentlich zu dem Umstand, dass christliche Kleriker für dich ansonsten ganz klar das Böseste überhaupt sind, weil du ihnen regelmäßig unterstellst, dass Volk absichtlich in Unwissenheit gehalten und ihm mit Lügen Sand in die Augen gestreut zu haben um die eigene Herrschaft und Macht aufrecht zu erhalten?

8. Wenn man wegen der klimatischen Verhältnisse eine große Bevölkerung des Prussenlandes vorraussetzen könnte, warum erhohlte sich diese dann nicht der von dir postulierten Wiederaufsiedlung nicht zügig, obwohl die aus dem Westen importierten Ackerbautechniken ohne Zweifel produktiver waren, als diejenigen der Prussen und obwohl es bei der Eroberung des Prussenlandes im frühen 13. Jahrhundert mit der mittelalterlichen Warmzeit noch lange nicht vorbei war, die hielt danach noch gut 150 Jahre an.
Also, warum blieb Ostpreußen im Vergleich zum Westen immer ein sehr dünnbesiedeltes Land?
Wenn wegen Unfähigkeit die eigene Bevölkerung zu ernähren die Gebiete weiter westlich andauernd eienen erheblichen Teil ihrer Bevölkerung exportieren mussten, wie du meinst und die mittelalterliche Warmzeit außerordentliche Erträge und Bevölkerungswachstum ermöglichten, dann hätte hier ja im nu eine ähnliche Bevölkerungsdichte entstehen müssen wie anderswo.
Wo war die? Archäologisch ist die nicht greifbar, in Steuerlisten, Reiseberichten etc. taucht die auch nicht auf?
Sollten Marsmenschen sie entführt haben?

9. Wie kommst du eigentlich dazu (so vor dem Hintergrund der Erfahrungen des letzten Jahrhunderts) irgendwelche postulierten "Lebensraum"-Erzählungen (die Behauptung das Land könne die Bevölkerung nicht ernähren, weswegen diese anderso massenweise Menschen ausrotten müsste um selbst neuen Siedlungsraum zu haben ist ja der Prototyp dieser Erzählung), ohne weitere Belege (die müssten archäologisch und in anderer Form ja vorhanden sein) anzunehmen, als Tatsache vorauszusetzen und anderen verkaufen zu wollen?
Ich frage nur.

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An dieser Stelle brechen wir das besser mal ab.

Tu uns bitte allen einen Gefallen und verschone uns in Zukunft mit derlei unsäglichem Unsinn.
Es nervt mittlerweile einfach nur andauernd dagegen anzuschreiben, ich würde mich lieber mit interessanteren und produktiveren Dingen beschäftigen, anderen geht es da ähnlich.
Nebenbei bemerkt tragen solche Einlassungen nicht unbedingt dazu bei, dir den Respekt deiner Mitdiskutanten zu erhalten.
 
Zuletzt bearbeitet:
2. Ich kenne den lateinischen Orriginaltext nicht, aber einige Wendungen wie das Schwadronieren über eine "fremde Rasse" deuten für mich relativ klar daruaf hin, dass das jedenfalls keine sorgfältige Übersetzung neueren Datums ist, sondern wahrscheinlich eher der Abschrieb einer Übersetzung (oder Phantasie) aus dem ausgehenden 19. oder frühen bis mittleren 20. Jahrhundert.
Angesichts des des Umstands, wer in dieser Zeit so schrieb, wäre die Frage nach dem Orriginaltext und dem Übersetzer um so dringlicher.
Hier ist der lateinische Originaltext: Recueil des historiens des croisades. Historiens occidentaux : Free Download, Borrow, and Streaming : Internet Archive
Für "Rasse" steht im Original "gens".

Zur Rede des Papstes ist noch zu bemerken, dass ihr Originalwortlaut unklar ist, da verschiedene Quellen recht unterschiedliche Versionen enthalten.
 
Gens ist hier mit Stamm zu übersetzen, würde ich meinen.

Ich hätte gar nicht mit den Zwangstaufen anfangen sollen, das artet schon wieder in eine Grundsatzdiskussion über Religionen aus.
 
Vor ein paar Wochen geisterte Kaiser Elagabal noch als Transfrau durchs Feuilleton.
Na, da ist denn auch der Nero ein dankbares Studienobjekt, wobei ich ihn zwischen Geschlechterambivlaenz und Satire einordnen würde, eben ein Künstler.

Da wäre als erstes ein gewisser Pythagoras, nein, nicht der mit dem Dreieck, sondern ein Freigelassener, mit dem Nero eine Ehe einging. Hier Tacitus' Bericht:

Nero himself, defiled by every natural and unnatural lust had left no abomination in reserve with which to crown his vicious existence; except that, a few days later, he became, with the full rites of legitimate marriage, the wife of one of that herd of degenerates, who bore the name of Pythagoras. The veil was drawn over the imperial head, witnesses were despatched to the scene; the dowry, the couch of wedded love, the nuptial torches, were there: everything, in fine, which night enshrouds even if a woman is the bride, was left open to the view. (Ann. 15.37)

Nero spielte hier die Rolle der Braut.

1 Jahr später kam Sporus an die Reihe, auch er wurde geheiratet und dabei per Zwangskastrierung und kosmetischer Behandlung zur "Frau" gemacht. Er sollte Poppaea ähnlich gesehen haben, wird als Grund angegeben. Hier fühlte sich Nero offenbar ganz als Mann. Immerhin beteten die Griechen während der Griechenreise um einen reichen Kindersegen^^. Ob dieser eintrat, ist nicht bekannt, aber dass Sporus dem Kaiser bis zum bitteren Ende treu blieb, schon.
 
Gens ist hier mit Stamm zu übersetzen, würde ich meinen.
Das denke ich auch: Gens ist mit Stamm zu übersetzen.

Und dass an Prußen im Zusammenhang mit deren Christianisierung und der Landgewinnung für den Deutschen Orden ein Genozid stattfand, steht außer Zweifel – nur noch die selbsternannten Verteidiger des Christentums, die auf jede wie auch immer geartete Religionskritik anspringen, als seien sie von Tarantel gestochen worden, wollen das nicht wahrhaben, selbst wenn die Zeugnisse* von diesem Genozid - der Begriff kommt von gens! - von den Tätern selbst kommen. Und am Ende einer Tirade, die größtenteils nichts mit dem von mir Gesagten zu tun hat, kommt unschuldig: "Ich frage nur." o_O

* Ich habe in #21 Peter von Dusburg, einem Chronisten des Deutschen Ordens, zitiert. Da sagt er ganz klar, wir haben alle Prußen ausgerottet, die sich nicht haben taufen lassen, und gehen jetzt gegen Litauer vor.

Und hier der Link zu Paravicinis Buch Die Preußenreisen des europäischen Adels, damit sich jeder selbst ein Bild von dem Ganzen machen kann.
 
Und dass an Prußen im Zusammenhang mit deren Christianisierung und der Landgewinnung für den Deutschen Orden ein Genozid stattfand, steht außer Zweifel

Was nicht in Zweifel steht, ist, dass es zu außerordentlichen Gewaltaten im Zuge der Auseinandersetzungen gekommen ist.
Ob das in die Kategorie "Genozid" fällt, wäre zu diskutieren.
Definitionsgemäß müsste dafür eine von vorn herein intendierte ausdrückliche Vernichtungsabsicht greifbar sein.

Angesichts des Umstands, dass Unterwerfung und Zwangskonversion ganz offenkundig die Zielsetzungen waren erscheint das unwahrscheinlich, da sich Tote in der Regel nicht gut Missionieren und als Untertanen (= Arbeitskräfte) einspannen lassen.

Ich lasse mich aber gerne eines besseren belehren.
Welche Dokumente, die eine dezidierte Vernichtungspolitik als ultimatives Ziel des Deutschordensstaates von vorn herein ausweisen, kannst du vorlegen?

Keine? Dachte ich mir.

Wenn du keine vorlegen kannst, wäre das Thema "Genozid" damit ad acta zu legen.


Deine Behauptung, man hätte das Prussenland mehr oder weniger planmäßig entvölkert um da "überschüssige" Bevölkerung aus dem Westen anzusiedeln, ist eine Absurdität, die durch nichts gestützt wird.
Kommt davon, dass du mal wieder nicht in der Lage bist, mit der katholischen Kirche verbadendelte Organisationen von Hitler und dem 12-Jährigen-Reich zu unterscheiden.

Und nochmal für dich: Nein, dass ist nicht das gleiche, auch wenn du es gerne so hättest.

die auf jede wie auch immer geartete Religionskritik anspringen

Wie auch immer gearteten Akteuren ohne den geringesten Nachweis dafür eine genozidale "Lebensraum-Politik" im Stil Hitlers anzudichten, hat offensichtlich mit Religionskritik nichts zu tun.
Religion kannst du meinetwegen von morgens bis abends kritisieren, wie du lustig bist.
Bei mutwilligem Verdrehen von Tatsachen um Stimmung gegen wen auch immer zu schlagen, beim Raushauen böswilliger Verschwörungsmärchen und permanenter übler Nachrede hört der Spaß allerdings auf.

Und am Ende einer Tirade, die größtenteils nichts mit dem von mir Gesagten zu tun hat, kommt unschuldig: "Ich frage nur."

Gut, dann frage ich an dieser Stelle weniger unschuldig:

Bestehen deine Lehren aus der Geschichte des letzten Jahrhunderts (oder auch der Jahrhunderte davor) tatsächlich allen Ernstes darin, in genau dem gleichen Modus, und mit ganz ähnlichen Methoden ,wie bestimmte andere Leute vor dir, gegen religiöse Personen/ Gruppen zu geifern und sie mit teils absurden Vorwürfen zu überziehen, von denen du sehr genau weißt, dass sie in dieser Form nicht haltbar sind?
Ich dachte eigentlich, dass man spätestens aus dem NS (wenn schon nicht aus den hinreichenden Gelegenheiten die die frühere Geschichte in diese Richtung bietet ) gelernt haben sollte, dass das im Sinne eines vernünftigen Zusammenleben nicht angehen kann.

Offenbar gibt es Personen, die selbst daraus nichts gelernt haben.
 
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