Biturigos
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Aus einem Text von 1991 des Archäologen von Rudolf Fellmann, wissenschaftlicher Erstuntersucher der Berner Zinktafel, und seine Interpretation der Silbe "Breno" im keltischen Ortsnamen.
"Mehr Probleme bereitete das Wort der dritten Zeile »brenodor«. Lernt man aus der letzten Zeile, dass Omega einem langen »ü« entspricht, so ergibt sich als Zwischenlesung »brenodur«, das zu »*Brenodur(um)« zu ergänzen doch wohl nicht ganz abwegig ist. Über die Bedeutung von »durum« sich zu verbreitern, hiesse Wasser in die Aare tragen. »Breno« bereitet mehr Pobleme. Wir neigen zur Ansicht, dass die Silbe sich in den romanischen Sprachen unter der Bezeichnung »brenne« (französisch), »brena« oder »brenha«
(spanisch und portugiesisch) erhalten hat. Die Bedeutung dieser Wörter ist etwa »Landschaft mit vielen Wasserläufen und Sumpf, dichter Wald mit Gestrüpp und Wildnis auf grosser Fläche etc.« Heisst »Brenodor« Brenodurum) etwa »Burg in der buschwaldbedeckten, unzugänglichen Flussschleifenlandschaft«? In Frankreich gibt es einen ganzen Landschaftsstrich mit dem Namen »La Brenne« (im Loirebogen des Orleanais zwischen Indre und Creuze), der sich durch seine Kargheit und die vielen Teiche und Tümpel im Wald auszeichnet. Dass eine solche Bezeichnung nicht schlecht zur Lage der Engehalbinsel mit ihren keltischen Oppida passen würde, liegt auf der Hand. Wird etwa hier die spätere Bezeichnung als »Uechtland« vorweggenommen (Bern im Uechtland)?
Nehmen wir noch hinzu, dass der Name des Ortes Bernkastel an der Mosel, ebenfalls an einer grossen Flussschleife gelegen, im 8. Jahrhundert n.Chr. (beim sog. Geographen von Ravenna) als »Princastellum
« überliefert ist, so ergibt sich abermals eine interessante Parallele. Dass die dabei aufscheinende Umstellung von »prin-« zu »Bern-« nicht ohne Konsequenzen ist, sei nur am Rande vermerkt. Es ist hier weder
der Raum noch der Ort, auf diese heiklen Fragen weiter einzugehen."
https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=ars-001:1991:14::363 PDF von Die Zinktafel von Bern-Thormebodenwald und ihre Inschrift. In: Archäologie Schweiz 14/4 (1991), S. 270–273.
"Mehr Probleme bereitete das Wort der dritten Zeile »brenodor«. Lernt man aus der letzten Zeile, dass Omega einem langen »ü« entspricht, so ergibt sich als Zwischenlesung »brenodur«, das zu »*Brenodur(um)« zu ergänzen doch wohl nicht ganz abwegig ist. Über die Bedeutung von »durum« sich zu verbreitern, hiesse Wasser in die Aare tragen. »Breno« bereitet mehr Pobleme. Wir neigen zur Ansicht, dass die Silbe sich in den romanischen Sprachen unter der Bezeichnung »brenne« (französisch), »brena« oder »brenha«
(spanisch und portugiesisch) erhalten hat. Die Bedeutung dieser Wörter ist etwa »Landschaft mit vielen Wasserläufen und Sumpf, dichter Wald mit Gestrüpp und Wildnis auf grosser Fläche etc.« Heisst »Brenodor« Brenodurum) etwa »Burg in der buschwaldbedeckten, unzugänglichen Flussschleifenlandschaft«? In Frankreich gibt es einen ganzen Landschaftsstrich mit dem Namen »La Brenne« (im Loirebogen des Orleanais zwischen Indre und Creuze), der sich durch seine Kargheit und die vielen Teiche und Tümpel im Wald auszeichnet. Dass eine solche Bezeichnung nicht schlecht zur Lage der Engehalbinsel mit ihren keltischen Oppida passen würde, liegt auf der Hand. Wird etwa hier die spätere Bezeichnung als »Uechtland« vorweggenommen (Bern im Uechtland)?
Nehmen wir noch hinzu, dass der Name des Ortes Bernkastel an der Mosel, ebenfalls an einer grossen Flussschleife gelegen, im 8. Jahrhundert n.Chr. (beim sog. Geographen von Ravenna) als »Princastellum
« überliefert ist, so ergibt sich abermals eine interessante Parallele. Dass die dabei aufscheinende Umstellung von »prin-« zu »Bern-« nicht ohne Konsequenzen ist, sei nur am Rande vermerkt. Es ist hier weder
der Raum noch der Ort, auf diese heiklen Fragen weiter einzugehen."
https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=ars-001:1991:14::363 PDF von Die Zinktafel von Bern-Thormebodenwald und ihre Inschrift. In: Archäologie Schweiz 14/4 (1991), S. 270–273.